Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.Scene: "Alle, dreiunddreißig an der Zahl, stellen sich um das Feuer." Ambühls Die neuen Friedensanssichten. Als nach der Einnahme von Athen plötzlich eine Waffenruhe, welche die Dänen Die neue Eröffnung der Feindseligkeiten begann unter den günstigsten Auspicien. Scene: „Alle, dreiunddreißig an der Zahl, stellen sich um das Feuer." Ambühls Die neuen Friedensanssichten. Als nach der Einnahme von Athen plötzlich eine Waffenruhe, welche die Dänen Die neue Eröffnung der Feindseligkeiten begann unter den günstigsten Auspicien. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0205" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189300"/> <p xml:id="ID_710" prev="#ID_709"> Scene: „Alle, dreiunddreißig an der Zahl, stellen sich um das Feuer." Ambühls<lb/> Schauspiel verdoppelt die Zahl auf sechs Bundesgenossen: 1) Wilhelm Tell.<lb/> 2) Walther Fürst. 3) Peter Springer. 4) Johannes Jmhof (alle vier sind<lb/> Urner). S) Staufacher. 6) Arnold Melchthal. Der Urner Attinghausen steht da<lb/> gar nicht mit im Bunde. In Jg. Zimmermanns Tellenschauspiel v. I. 1777<lb/> tritt Walther Fürst (von Attinghausen) gleichfalls gar nicht auf: „Er liegt ja<lb/> krank, der theure Mann" (Act 1, S. 12). In Schillers Tell ist Walther Fürst<lb/> von Attinghausen in zweierlei Personen verwandelt worden, in den Freiherrn<lb/> Werner v. Attinghausen und in den Walther.Fürst. Auch da wird der Bund<lb/> geschlossen, ohne daß der Freiherr Attinghausen davon weiß, ja er stirbt in¬<lb/> zwischen unter den Worten: Hat sich der Landmann solcher That verwogen,<lb/> ja, dann bedarf es unserer nicht mehr.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Die neuen Friedensanssichten.</head><lb/> <p xml:id="ID_711"> Als nach der Einnahme von Athen plötzlich eine Waffenruhe, welche die Dänen<lb/> anboten, und die Vorbereitungen zu Friedensverhandlungen überraschten, da war die<lb/> öffentliche Meinung unter dem Eindruck der letzten Erfolge geneigt anzunehmen, daß<lb/> die Demüthigung Dänemarks groß genug sei, um den Alliirten die Zuversicht auf<lb/> baldigen Abschluß des Friedens zu geben. Wer freilich die dänischen Zeitungen und<lb/> das Parteitrciben dort näher ansah, vermochte nicht sofort diese Hoffnung zutheilen.<lb/> Die Dänen sind schwerlich so weit bezwungen, daß sie in eine Abtretung der drei<lb/> Herzogtümer willigen werden. Da wir aber nicht wissen, ob der König von Däne¬<lb/> mark in seiner verzweifelten Lage den Entschluß gefaßt hat, mehr zu bewilligen als<lb/> die dänische Presse und die Deputirten des Volkes für erträglich halten, so ^müssen<lb/> wir allerdings anstehen, diese Bedenken geltend zu machen. Und wir sind um so<lb/> mehr zur Vorsicht verpflichtet, da anzunehmen ist, daß man in den auswärtigen<lb/> Ministerien Preußens und Oestreichs genauer mit den Zuständen in Kopenhagen und<lb/> mit dem guten Willen und der Noth der dänischen Diplomatie bekannt ist, als wir,<lb/> und daß ihnen Gründe, welche für uns nicht sichtbar sind, den Abschluß eines genügen¬<lb/> den Friedens hoffen lassen. Wir sind um so mehr zu dieser Annahme verpflichtet,<lb/> da im entgegengesetzten Fall die neue Unterbrechung der Kricgsopcrationen ein un¬<lb/> verantwortlicher Fehler wäre, der Vieles, was in den letzten Wochen gewonnen<lb/> wurde, wieder in Frage stellen würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_712" next="#ID_713"> Die neue Eröffnung der Feindseligkeiten begann unter den günstigsten Auspicien.<lb/> Das feindselige England hatte sich vorläufig resignirt, in Frankreich sah man mit<lb/> Schadenfreude die Demüthigung des unangenehmen Rivalen und beschloß der Sache<lb/> vorläufig ihren Lauf zu lassen. Die Lage hat sich seit der Zeit geändert. Das<lb/> Zurückweichen des englischen Ministeriums und die Zusammenkünfte der großen Fürsten<lb/> des östlichen Europas haben Frankreich und England in diesem Augenblicke wieder<lb/> genähert. Die Ansprüche des Großherzogs von Oldenburg, die feindliche Behandlung<lb/> des Herzogs von Schleswig-Holstein durch die ofsiciöse .preußische Presse, die gering¬<lb/> schätzige Behandlung des Bundes durch die Kriegführenden, die Dissonanzen zwischen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0205]
Scene: „Alle, dreiunddreißig an der Zahl, stellen sich um das Feuer." Ambühls
Schauspiel verdoppelt die Zahl auf sechs Bundesgenossen: 1) Wilhelm Tell.
2) Walther Fürst. 3) Peter Springer. 4) Johannes Jmhof (alle vier sind
Urner). S) Staufacher. 6) Arnold Melchthal. Der Urner Attinghausen steht da
gar nicht mit im Bunde. In Jg. Zimmermanns Tellenschauspiel v. I. 1777
tritt Walther Fürst (von Attinghausen) gleichfalls gar nicht auf: „Er liegt ja
krank, der theure Mann" (Act 1, S. 12). In Schillers Tell ist Walther Fürst
von Attinghausen in zweierlei Personen verwandelt worden, in den Freiherrn
Werner v. Attinghausen und in den Walther.Fürst. Auch da wird der Bund
geschlossen, ohne daß der Freiherr Attinghausen davon weiß, ja er stirbt in¬
zwischen unter den Worten: Hat sich der Landmann solcher That verwogen,
ja, dann bedarf es unserer nicht mehr.
Die neuen Friedensanssichten.
Als nach der Einnahme von Athen plötzlich eine Waffenruhe, welche die Dänen
anboten, und die Vorbereitungen zu Friedensverhandlungen überraschten, da war die
öffentliche Meinung unter dem Eindruck der letzten Erfolge geneigt anzunehmen, daß
die Demüthigung Dänemarks groß genug sei, um den Alliirten die Zuversicht auf
baldigen Abschluß des Friedens zu geben. Wer freilich die dänischen Zeitungen und
das Parteitrciben dort näher ansah, vermochte nicht sofort diese Hoffnung zutheilen.
Die Dänen sind schwerlich so weit bezwungen, daß sie in eine Abtretung der drei
Herzogtümer willigen werden. Da wir aber nicht wissen, ob der König von Däne¬
mark in seiner verzweifelten Lage den Entschluß gefaßt hat, mehr zu bewilligen als
die dänische Presse und die Deputirten des Volkes für erträglich halten, so ^müssen
wir allerdings anstehen, diese Bedenken geltend zu machen. Und wir sind um so
mehr zur Vorsicht verpflichtet, da anzunehmen ist, daß man in den auswärtigen
Ministerien Preußens und Oestreichs genauer mit den Zuständen in Kopenhagen und
mit dem guten Willen und der Noth der dänischen Diplomatie bekannt ist, als wir,
und daß ihnen Gründe, welche für uns nicht sichtbar sind, den Abschluß eines genügen¬
den Friedens hoffen lassen. Wir sind um so mehr zu dieser Annahme verpflichtet,
da im entgegengesetzten Fall die neue Unterbrechung der Kricgsopcrationen ein un¬
verantwortlicher Fehler wäre, der Vieles, was in den letzten Wochen gewonnen
wurde, wieder in Frage stellen würde.
Die neue Eröffnung der Feindseligkeiten begann unter den günstigsten Auspicien.
Das feindselige England hatte sich vorläufig resignirt, in Frankreich sah man mit
Schadenfreude die Demüthigung des unangenehmen Rivalen und beschloß der Sache
vorläufig ihren Lauf zu lassen. Die Lage hat sich seit der Zeit geändert. Das
Zurückweichen des englischen Ministeriums und die Zusammenkünfte der großen Fürsten
des östlichen Europas haben Frankreich und England in diesem Augenblicke wieder
genähert. Die Ansprüche des Großherzogs von Oldenburg, die feindliche Behandlung
des Herzogs von Schleswig-Holstein durch die ofsiciöse .preußische Presse, die gering¬
schätzige Behandlung des Bundes durch die Kriegführenden, die Dissonanzen zwischen
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