Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Neue Reisehandbücher.

Wie das Reisen mit jedem Jahr größere Dimensionen annimmt, so auch die
Zahl jener Hilfsmittel zu bequemem, nntzenbringendcm und wohlfeilen Reisen, die
den Touristen in Gestalt gedruckter Führer und Wegweiser begleiten, und wie die
Herstellung eines zuverlässigen Reisehandbuchs durch die Masse von Stoff, die es
jetzt zu bewältige" hat, und durch die raschere Umwandlung der menschlichen Dinge,
welche die Eisenbahnen hervorgerufen haben, erschwert ist, so ist auch die Wahl
unter den Schriften dieser Art schwieriger geworden. Ein vollkommen gutes Reise¬
handbuch wird ein solches sejn, welches zunächst auf möglichst wenig Seiten mög¬
lichst viel enthält, dann nur durchaus sichere Notizen in übersichtlicher Gruppirung
mittheilt. Das letztere Erfordernis; aber verlangt wiederum bei jenem rascheren
Pulsiren des socialen Lebens in unsern Tagen fortwährend sorgsame Nachforschung
nach den in den letztverflossenen Jahren stattgehabten Veränderungen von Seiten des
Herausgebers und somit bei bereits vorhandenen Unternehmungen dieser Art häufige
neue, gewissenhaft durchgesehene, mit allen inzwischen nothwendig gewordenen Er¬
gänzungen und Nachbesserungen ausgestattete Auslagen. Neue Auslagen in rascher
Folge aber wird nur ein solches Buch erleben, welches gleich zu Anfang eine er¬
fahrene, geschickte und gewissenhafte Hand bekundete, und wenn nicht immer die
Zahl der Auflagen den Werth eines literarischen Products bestimmt, so ist es hier
sicher der Fall.

Nach diesen Betrachtungen gewürdigt, nehmen die Reisehandbücher des ver¬
storbenen Bädcckcr unstreitig den ersten Rang unter Ihresgleichen ein. Mit seiner
seltenen Begabung für diese Art von Thätigkeit, vielseitiger Bildung, vortrefflichem
Bcobachtuugssinn und einer jeden Zweifel ausschließenden Rechtschaffenheit und Wahr¬
heitsliebe ist er der allerwärts beliebte getreue Eckart für das gesammte reisende Publi-
cum geworden. Sein Geist und Wesen aber lebt in seinem Nachfolger fort, und
so stehen wir nicht an, den Führern, die er geschaffen, auch jetzt noch vor allen
andern derartigen Bewerbern um die Gunst der Touristenwelt bei Weitem den Vor¬
zug zu geben. Im Betreff der meisten seiner Redeschriften, z. B. in Betreff des
Handbuchs "die Rheinlande von der schweizer bis zur holländischen
Grenze", welches uns jetzt in dreizehnter verbesserter und vermehrter Auflage
(1864) vorliegt, fand er überhaupt keinen Concurrenten, wenigstens unsres Wissens
keinen, der ihm auch nur annähernd gleichkam. Dagegen ist ihm in Berlepschs
Reisch and duch für d le scho ciz, Hildburghausen, Verlag des Bibliographischen
Instituts, in den letzten Jahren ein Unternehmen zur Seite getreten, welches auf
den ersten Blick geeignet erscheinen konnte, seinen Ruf wo nicht zu verdunkeln,
wenigstens zu erreichen. Reichere und glänzendere Ausstattung, namentlich in den
beigegebenen, in der That großentheils ganz vortrefflichen Karten und Gebirgs-
panoramen, Ausdehnung der beschriebenen Touren auf Oberitalien, umfassendere


Neue Reisehandbücher.

Wie das Reisen mit jedem Jahr größere Dimensionen annimmt, so auch die
Zahl jener Hilfsmittel zu bequemem, nntzenbringendcm und wohlfeilen Reisen, die
den Touristen in Gestalt gedruckter Führer und Wegweiser begleiten, und wie die
Herstellung eines zuverlässigen Reisehandbuchs durch die Masse von Stoff, die es
jetzt zu bewältige» hat, und durch die raschere Umwandlung der menschlichen Dinge,
welche die Eisenbahnen hervorgerufen haben, erschwert ist, so ist auch die Wahl
unter den Schriften dieser Art schwieriger geworden. Ein vollkommen gutes Reise¬
handbuch wird ein solches sejn, welches zunächst auf möglichst wenig Seiten mög¬
lichst viel enthält, dann nur durchaus sichere Notizen in übersichtlicher Gruppirung
mittheilt. Das letztere Erfordernis; aber verlangt wiederum bei jenem rascheren
Pulsiren des socialen Lebens in unsern Tagen fortwährend sorgsame Nachforschung
nach den in den letztverflossenen Jahren stattgehabten Veränderungen von Seiten des
Herausgebers und somit bei bereits vorhandenen Unternehmungen dieser Art häufige
neue, gewissenhaft durchgesehene, mit allen inzwischen nothwendig gewordenen Er¬
gänzungen und Nachbesserungen ausgestattete Auslagen. Neue Auslagen in rascher
Folge aber wird nur ein solches Buch erleben, welches gleich zu Anfang eine er¬
fahrene, geschickte und gewissenhafte Hand bekundete, und wenn nicht immer die
Zahl der Auflagen den Werth eines literarischen Products bestimmt, so ist es hier
sicher der Fall.

Nach diesen Betrachtungen gewürdigt, nehmen die Reisehandbücher des ver¬
storbenen Bädcckcr unstreitig den ersten Rang unter Ihresgleichen ein. Mit seiner
seltenen Begabung für diese Art von Thätigkeit, vielseitiger Bildung, vortrefflichem
Bcobachtuugssinn und einer jeden Zweifel ausschließenden Rechtschaffenheit und Wahr¬
heitsliebe ist er der allerwärts beliebte getreue Eckart für das gesammte reisende Publi-
cum geworden. Sein Geist und Wesen aber lebt in seinem Nachfolger fort, und
so stehen wir nicht an, den Führern, die er geschaffen, auch jetzt noch vor allen
andern derartigen Bewerbern um die Gunst der Touristenwelt bei Weitem den Vor¬
zug zu geben. Im Betreff der meisten seiner Redeschriften, z. B. in Betreff des
Handbuchs „die Rheinlande von der schweizer bis zur holländischen
Grenze", welches uns jetzt in dreizehnter verbesserter und vermehrter Auflage
(1864) vorliegt, fand er überhaupt keinen Concurrenten, wenigstens unsres Wissens
keinen, der ihm auch nur annähernd gleichkam. Dagegen ist ihm in Berlepschs
Reisch and duch für d le scho ciz, Hildburghausen, Verlag des Bibliographischen
Instituts, in den letzten Jahren ein Unternehmen zur Seite getreten, welches auf
den ersten Blick geeignet erscheinen konnte, seinen Ruf wo nicht zu verdunkeln,
wenigstens zu erreichen. Reichere und glänzendere Ausstattung, namentlich in den
beigegebenen, in der That großentheils ganz vortrefflichen Karten und Gebirgs-
panoramen, Ausdehnung der beschriebenen Touren auf Oberitalien, umfassendere


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0125" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189220"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Neue Reisehandbücher.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_397"> Wie das Reisen mit jedem Jahr größere Dimensionen annimmt, so auch die<lb/>
Zahl jener Hilfsmittel zu bequemem, nntzenbringendcm und wohlfeilen Reisen, die<lb/>
den Touristen in Gestalt gedruckter Führer und Wegweiser begleiten, und wie die<lb/>
Herstellung eines zuverlässigen Reisehandbuchs durch die Masse von Stoff, die es<lb/>
jetzt zu bewältige» hat, und durch die raschere Umwandlung der menschlichen Dinge,<lb/>
welche die Eisenbahnen hervorgerufen haben, erschwert ist, so ist auch die Wahl<lb/>
unter den Schriften dieser Art schwieriger geworden. Ein vollkommen gutes Reise¬<lb/>
handbuch wird ein solches sejn, welches zunächst auf möglichst wenig Seiten mög¬<lb/>
lichst viel enthält, dann nur durchaus sichere Notizen in übersichtlicher Gruppirung<lb/>
mittheilt. Das letztere Erfordernis; aber verlangt wiederum bei jenem rascheren<lb/>
Pulsiren des socialen Lebens in unsern Tagen fortwährend sorgsame Nachforschung<lb/>
nach den in den letztverflossenen Jahren stattgehabten Veränderungen von Seiten des<lb/>
Herausgebers und somit bei bereits vorhandenen Unternehmungen dieser Art häufige<lb/>
neue, gewissenhaft durchgesehene, mit allen inzwischen nothwendig gewordenen Er¬<lb/>
gänzungen und Nachbesserungen ausgestattete Auslagen. Neue Auslagen in rascher<lb/>
Folge aber wird nur ein solches Buch erleben, welches gleich zu Anfang eine er¬<lb/>
fahrene, geschickte und gewissenhafte Hand bekundete, und wenn nicht immer die<lb/>
Zahl der Auflagen den Werth eines literarischen Products bestimmt, so ist es hier<lb/>
sicher der Fall.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_398" next="#ID_399"> Nach diesen Betrachtungen gewürdigt, nehmen die Reisehandbücher des ver¬<lb/>
storbenen Bädcckcr unstreitig den ersten Rang unter Ihresgleichen ein. Mit seiner<lb/>
seltenen Begabung für diese Art von Thätigkeit, vielseitiger Bildung, vortrefflichem<lb/>
Bcobachtuugssinn und einer jeden Zweifel ausschließenden Rechtschaffenheit und Wahr¬<lb/>
heitsliebe ist er der allerwärts beliebte getreue Eckart für das gesammte reisende Publi-<lb/>
cum geworden. Sein Geist und Wesen aber lebt in seinem Nachfolger fort, und<lb/>
so stehen wir nicht an, den Führern, die er geschaffen, auch jetzt noch vor allen<lb/>
andern derartigen Bewerbern um die Gunst der Touristenwelt bei Weitem den Vor¬<lb/>
zug zu geben. Im Betreff der meisten seiner Redeschriften, z. B. in Betreff des<lb/>
Handbuchs &#x201E;die Rheinlande von der schweizer bis zur holländischen<lb/>
Grenze", welches uns jetzt in dreizehnter verbesserter und vermehrter Auflage<lb/>
(1864) vorliegt, fand er überhaupt keinen Concurrenten, wenigstens unsres Wissens<lb/>
keinen, der ihm auch nur annähernd gleichkam. Dagegen ist ihm in Berlepschs<lb/>
Reisch and duch für d le scho ciz, Hildburghausen, Verlag des Bibliographischen<lb/>
Instituts, in den letzten Jahren ein Unternehmen zur Seite getreten, welches auf<lb/>
den ersten Blick geeignet erscheinen konnte, seinen Ruf wo nicht zu verdunkeln,<lb/>
wenigstens zu erreichen. Reichere und glänzendere Ausstattung, namentlich in den<lb/>
beigegebenen, in der That großentheils ganz vortrefflichen Karten und Gebirgs-<lb/>
panoramen, Ausdehnung der beschriebenen Touren auf Oberitalien, umfassendere</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0125] Neue Reisehandbücher. Wie das Reisen mit jedem Jahr größere Dimensionen annimmt, so auch die Zahl jener Hilfsmittel zu bequemem, nntzenbringendcm und wohlfeilen Reisen, die den Touristen in Gestalt gedruckter Führer und Wegweiser begleiten, und wie die Herstellung eines zuverlässigen Reisehandbuchs durch die Masse von Stoff, die es jetzt zu bewältige» hat, und durch die raschere Umwandlung der menschlichen Dinge, welche die Eisenbahnen hervorgerufen haben, erschwert ist, so ist auch die Wahl unter den Schriften dieser Art schwieriger geworden. Ein vollkommen gutes Reise¬ handbuch wird ein solches sejn, welches zunächst auf möglichst wenig Seiten mög¬ lichst viel enthält, dann nur durchaus sichere Notizen in übersichtlicher Gruppirung mittheilt. Das letztere Erfordernis; aber verlangt wiederum bei jenem rascheren Pulsiren des socialen Lebens in unsern Tagen fortwährend sorgsame Nachforschung nach den in den letztverflossenen Jahren stattgehabten Veränderungen von Seiten des Herausgebers und somit bei bereits vorhandenen Unternehmungen dieser Art häufige neue, gewissenhaft durchgesehene, mit allen inzwischen nothwendig gewordenen Er¬ gänzungen und Nachbesserungen ausgestattete Auslagen. Neue Auslagen in rascher Folge aber wird nur ein solches Buch erleben, welches gleich zu Anfang eine er¬ fahrene, geschickte und gewissenhafte Hand bekundete, und wenn nicht immer die Zahl der Auflagen den Werth eines literarischen Products bestimmt, so ist es hier sicher der Fall. Nach diesen Betrachtungen gewürdigt, nehmen die Reisehandbücher des ver¬ storbenen Bädcckcr unstreitig den ersten Rang unter Ihresgleichen ein. Mit seiner seltenen Begabung für diese Art von Thätigkeit, vielseitiger Bildung, vortrefflichem Bcobachtuugssinn und einer jeden Zweifel ausschließenden Rechtschaffenheit und Wahr¬ heitsliebe ist er der allerwärts beliebte getreue Eckart für das gesammte reisende Publi- cum geworden. Sein Geist und Wesen aber lebt in seinem Nachfolger fort, und so stehen wir nicht an, den Führern, die er geschaffen, auch jetzt noch vor allen andern derartigen Bewerbern um die Gunst der Touristenwelt bei Weitem den Vor¬ zug zu geben. Im Betreff der meisten seiner Redeschriften, z. B. in Betreff des Handbuchs „die Rheinlande von der schweizer bis zur holländischen Grenze", welches uns jetzt in dreizehnter verbesserter und vermehrter Auflage (1864) vorliegt, fand er überhaupt keinen Concurrenten, wenigstens unsres Wissens keinen, der ihm auch nur annähernd gleichkam. Dagegen ist ihm in Berlepschs Reisch and duch für d le scho ciz, Hildburghausen, Verlag des Bibliographischen Instituts, in den letzten Jahren ein Unternehmen zur Seite getreten, welches auf den ersten Blick geeignet erscheinen konnte, seinen Ruf wo nicht zu verdunkeln, wenigstens zu erreichen. Reichere und glänzendere Ausstattung, namentlich in den beigegebenen, in der That großentheils ganz vortrefflichen Karten und Gebirgs- panoramen, Ausdehnung der beschriebenen Touren auf Oberitalien, umfassendere

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/125
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/125>, abgerufen am 28.09.2024.