Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.welche zur Berathung der Handelsvertrags- und Zollvcreinsfrage auf den Die Flüchtlinge von 1848 und 1849. Seit die Bewegung für Einheit und Freiheit ihren vor zwölf Jahren Diejenigen Begebenheiten, welche der Demokratie in Deutschland seit dem welche zur Berathung der Handelsvertrags- und Zollvcreinsfrage auf den Die Flüchtlinge von 1848 und 1849. Seit die Bewegung für Einheit und Freiheit ihren vor zwölf Jahren Diejenigen Begebenheiten, welche der Demokratie in Deutschland seit dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0022" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/187516"/> <p xml:id="ID_49" prev="#ID_48"> welche zur Berathung der Handelsvertrags- und Zollvcreinsfrage auf den<lb/> 3> Jan. nach Stuttgart berufen ist, wird den Beweis liefern, daß auch in<lb/> dieser Beziehung bisher die Macht der Vorurtheile in Schwaben überschätzt<lb/><note type="byline"> ^.</note> worden ist. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Flüchtlinge von 1848 und 1849.</head><lb/> <p xml:id="ID_50"> Seit die Bewegung für Einheit und Freiheit ihren vor zwölf Jahren<lb/> unterbrochenen Lauf wieder begonnen hat, konnte man gespannt sein, welchen<lb/> Antheil an ihr die Flüchtlinge von Acht- und Neunundvierzig nehmen würden.<lb/> Ursprung und Art der neuen Bewegung brachte es freilich mit sich, daß diese<lb/> Frage nicht auf der Stelle entschieden wurde. Die Flüchtlinge waren Demo¬<lb/> kraten; aber die ersten Jahre nach dem Regierungsantritte des Prinz-Regenten<lb/> gehörten den Altliberalen, und wenn selbst die im Lande gebliebenen Demokraten<lb/> sich damals größtentheils noch im Hintergründe hielten, so war für die aus¬<lb/> gewanderten vollends kein Grund vorhanden, sich in die ersten Reihen der Ar¬<lb/> beiter und Kämpfer zu drängen. Stand den meisten von ihnen doch nicht<lb/> einmal sogleich die Rückkehr in die verscherzte Heimath offen. Bevor Amnestie<lb/> oder Verjährung sie Alle zurückrief, verstrichen noch Jahre. Gleichwohl gab<lb/> es bei der thatsächlichen Preßfreiheit, die sich nach 18S8 in Deutschland ent¬<lb/> wickelte, und bei dem gesteigerten Verkehr mit dem Auslande Mittel genug,<lb/> auch für die Draußenlebenden, auf die Gestaltung der vaterländischen Zustände<lb/> in ihrem Sinne einzuwirken; und da inzwischen obendrein fast alle die Schran¬<lb/> ken gefallen sind, welche sie noch in die Fremde bannten, so ist gegenwärtig<lb/> ein summarischer Ueberblick über ihre Stellung zur deutschen Politik nicht mehr<lb/> unmöglich.</p><lb/> <p xml:id="ID_51" next="#ID_52"> Diejenigen Begebenheiten, welche der Demokratie in Deutschland seit dem<lb/> vorigen Jahre einen gewissen Vorsprung vor den Constitutionellen gegeben haben,<lb/> mußten natürlich auch die demokratischen Flüchtlinge zu lebhafterer Theilnahme<lb/> an dem Gang der Dinge herausfordern. Ein großer Theil von ihnen zwar<lb/> wurde ungefähr gleichzeitig durch den Ausbruch des nordamerikanischen Bürger¬<lb/> krieges verhindert, seine politische Energie der alten Heimath zu widmen.<lb/> Aber für die Flüchtlingsschaften in England und der Schweiz, in Frankreich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0022]
welche zur Berathung der Handelsvertrags- und Zollvcreinsfrage auf den
3> Jan. nach Stuttgart berufen ist, wird den Beweis liefern, daß auch in
dieser Beziehung bisher die Macht der Vorurtheile in Schwaben überschätzt
^. worden ist.
Die Flüchtlinge von 1848 und 1849.
Seit die Bewegung für Einheit und Freiheit ihren vor zwölf Jahren
unterbrochenen Lauf wieder begonnen hat, konnte man gespannt sein, welchen
Antheil an ihr die Flüchtlinge von Acht- und Neunundvierzig nehmen würden.
Ursprung und Art der neuen Bewegung brachte es freilich mit sich, daß diese
Frage nicht auf der Stelle entschieden wurde. Die Flüchtlinge waren Demo¬
kraten; aber die ersten Jahre nach dem Regierungsantritte des Prinz-Regenten
gehörten den Altliberalen, und wenn selbst die im Lande gebliebenen Demokraten
sich damals größtentheils noch im Hintergründe hielten, so war für die aus¬
gewanderten vollends kein Grund vorhanden, sich in die ersten Reihen der Ar¬
beiter und Kämpfer zu drängen. Stand den meisten von ihnen doch nicht
einmal sogleich die Rückkehr in die verscherzte Heimath offen. Bevor Amnestie
oder Verjährung sie Alle zurückrief, verstrichen noch Jahre. Gleichwohl gab
es bei der thatsächlichen Preßfreiheit, die sich nach 18S8 in Deutschland ent¬
wickelte, und bei dem gesteigerten Verkehr mit dem Auslande Mittel genug,
auch für die Draußenlebenden, auf die Gestaltung der vaterländischen Zustände
in ihrem Sinne einzuwirken; und da inzwischen obendrein fast alle die Schran¬
ken gefallen sind, welche sie noch in die Fremde bannten, so ist gegenwärtig
ein summarischer Ueberblick über ihre Stellung zur deutschen Politik nicht mehr
unmöglich.
Diejenigen Begebenheiten, welche der Demokratie in Deutschland seit dem
vorigen Jahre einen gewissen Vorsprung vor den Constitutionellen gegeben haben,
mußten natürlich auch die demokratischen Flüchtlinge zu lebhafterer Theilnahme
an dem Gang der Dinge herausfordern. Ein großer Theil von ihnen zwar
wurde ungefähr gleichzeitig durch den Ausbruch des nordamerikanischen Bürger¬
krieges verhindert, seine politische Energie der alten Heimath zu widmen.
Aber für die Flüchtlingsschaften in England und der Schweiz, in Frankreich
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