Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.Oestreich, seine Abneigung vor Preußen berücksichtigt, so kann man sich fast wun¬ Ferdinand Schmidts Gesch lebte der Freiheitskriege. Bogen t bis 9. Gut preußische und zugleich gut deutsche Gesinnung lassen die neue Schrift Die asiatischen Feldzüge Alexanders des Großen. Nach den Quel¬ len dargestellt von Dr. G. F. Hertzberg, auß. Prof. der Geschichte an der Oestreich, seine Abneigung vor Preußen berücksichtigt, so kann man sich fast wun¬ Ferdinand Schmidts Gesch lebte der Freiheitskriege. Bogen t bis 9. Gut preußische und zugleich gut deutsche Gesinnung lassen die neue Schrift Die asiatischen Feldzüge Alexanders des Großen. Nach den Quel¬ len dargestellt von Dr. G. F. Hertzberg, auß. Prof. der Geschichte an der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0487" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115879"/> <p xml:id="ID_1464" prev="#ID_1463"> Oestreich, seine Abneigung vor Preußen berücksichtigt, so kann man sich fast wun¬<lb/> dern, daß er hier eine im Ganzen unparteiische Erzählung der großen Begebenheit<lb/> geliefert hat. Bisweilen glaubt man sogar zu fühlen, daß das rechte Verständniß<lb/> des Geistes, der die Freiheitskrieger Preußens beseelte, ihn überkommt, und recht<lb/> gut klingt es, wenn er, der sonst ziemlich trocken schreibt, an einer Stelle sagt-<lb/> „Wie ein den Frühling verkündender Sturm brausten die tapfern Söhne Preußens<lb/> durch das erwachte Land — ewiger Glanz umstrahlt die Thaten dieser Jugendzeit<lb/> der Befreiungskriege." Aber daß dieser Glanz hauptsächlich durch den Egoismus<lb/> der östreichischen Politik getrübt wurde, muß man zwischen den Zeilen lesen, und<lb/> nicht selten, z. B. bei Schilderung des Verhältnisses von Bernadotte zu Bülow, wo<lb/> er letzteren in einer Weise entschuldigt, wie man jedes elende Benehmen entschuldigen<lb/> kann, und bei Beurtheilung Uorks während des Kampfs bei Möckern, der doch den<lb/> Sieg bei Leipzig entschied, drängt es ihn, die Preußen zu bcnörgeln. Dagegen ist<lb/> die geringe Befähigung Schwarzenbergs nur kurz angedeutet, und wo es die Oest-<lb/> reicher ins Licht zu stellen gilt, werden selbst so trübe Quellen wie Thielens „Er¬<lb/> innerungen eines 82jährigen Veteranen" nicht verschmäht. Weitere Ausstellungen<lb/> demnächst in anderen Zusammenhang. Durchweg verständig ist, was über die<lb/> Nheinbundsfürsteu gesagt ist, und namentlich unterschreiben wir das freiinüihige<lb/> Urtheil des Verfassers über das Verhalten des Königs.von Sachsen während der<lb/> Schlacht. Die Schilderung der Schlacht selbst ist ziemlich lebendig und übersichtlich, ob¬<lb/> wohl wir die rechte Anschaulichkeit, die durch geschickte Herbeiziehung und Verthei-<lb/> lung des Details gewonnen wird, vermissen und der Stil ungleich, unruhig und<lb/> durch zu häufigen Gebrauch von Fragesätzen gestört ist. Wie ganz anders tritt<lb/> uns der große Kampf in dem Bilde entgegen, welches Hauffer uns von demselben<lb/> in der soeben erschienenen dritten Auflage seiner „deutschen Geschichte vom<lb/> Tode Friedrichs des Großen bis zur Gründung des deutschen Bun¬<lb/> des" entwirft, über die wir in Kurzem mit der diesem trefflichen Werke gebühren¬<lb/> den Ausführlichkeit Bericht erstatten werden.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Ferdinand Schmidts Gesch lebte der Freiheitskriege. Bogen t bis 9.</head><lb/> <p xml:id="ID_1465"> Gut preußische und zugleich gut deutsche Gesinnung lassen die neue Schrift<lb/> des bekannten Kinder- und Vvlksschriftstcllers im Allgemeinen empfehlen, obwohl sie<lb/> eben kein besonders stark empfundenes Bedürfniß erfüllt und das von ihr Vor¬<lb/> liegende kaum viel Neues enthält. Auch hat der Verfasser sich vor Weitschweifig¬<lb/> keiten und zu weit ausholende» Einleitungen nicht genügend gehütet. Was hat<lb/> der Rückblick auf die Bourbonen und die französische Revolution, was Friedrich<lb/> Wilhelm als Kronprinz und Gemahl der Königin Luise in dieser Ausführlichkeit be¬<lb/> handelt mit den Freiheitskriegen zu schaffe,,? Endlich ist zu rügen/ daß nicht selten<lb/> die Phrase sich ungebührlich eindrängt und bisweilen halbe Seiten nicht viel mehr<lb/> als Wortschwall enthalten. Thaten, wie sie die Deutschen und vor Allein die Preu¬<lb/> ßen in jenen gewaltigen.Jahre» verrichtete», bedürfen keiner Anpreisung, um als<lb/> groß begriffen zu werden und auf den Leser zu wirken. Es genügt, sie einfach zu<lb/> erzählen und das Detail geschickt zu gruppiren, wozu der Verfasser sonst nicht ohne<lb/> gute Anlage ist.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Die asiatischen Feldzüge Alexanders des Großen. Nach den Quel¬<lb/> len dargestellt von Dr. G. F. Hertzberg, auß. Prof. der Geschichte an der</head><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0487]
Oestreich, seine Abneigung vor Preußen berücksichtigt, so kann man sich fast wun¬
dern, daß er hier eine im Ganzen unparteiische Erzählung der großen Begebenheit
geliefert hat. Bisweilen glaubt man sogar zu fühlen, daß das rechte Verständniß
des Geistes, der die Freiheitskrieger Preußens beseelte, ihn überkommt, und recht
gut klingt es, wenn er, der sonst ziemlich trocken schreibt, an einer Stelle sagt-
„Wie ein den Frühling verkündender Sturm brausten die tapfern Söhne Preußens
durch das erwachte Land — ewiger Glanz umstrahlt die Thaten dieser Jugendzeit
der Befreiungskriege." Aber daß dieser Glanz hauptsächlich durch den Egoismus
der östreichischen Politik getrübt wurde, muß man zwischen den Zeilen lesen, und
nicht selten, z. B. bei Schilderung des Verhältnisses von Bernadotte zu Bülow, wo
er letzteren in einer Weise entschuldigt, wie man jedes elende Benehmen entschuldigen
kann, und bei Beurtheilung Uorks während des Kampfs bei Möckern, der doch den
Sieg bei Leipzig entschied, drängt es ihn, die Preußen zu bcnörgeln. Dagegen ist
die geringe Befähigung Schwarzenbergs nur kurz angedeutet, und wo es die Oest-
reicher ins Licht zu stellen gilt, werden selbst so trübe Quellen wie Thielens „Er¬
innerungen eines 82jährigen Veteranen" nicht verschmäht. Weitere Ausstellungen
demnächst in anderen Zusammenhang. Durchweg verständig ist, was über die
Nheinbundsfürsteu gesagt ist, und namentlich unterschreiben wir das freiinüihige
Urtheil des Verfassers über das Verhalten des Königs.von Sachsen während der
Schlacht. Die Schilderung der Schlacht selbst ist ziemlich lebendig und übersichtlich, ob¬
wohl wir die rechte Anschaulichkeit, die durch geschickte Herbeiziehung und Verthei-
lung des Details gewonnen wird, vermissen und der Stil ungleich, unruhig und
durch zu häufigen Gebrauch von Fragesätzen gestört ist. Wie ganz anders tritt
uns der große Kampf in dem Bilde entgegen, welches Hauffer uns von demselben
in der soeben erschienenen dritten Auflage seiner „deutschen Geschichte vom
Tode Friedrichs des Großen bis zur Gründung des deutschen Bun¬
des" entwirft, über die wir in Kurzem mit der diesem trefflichen Werke gebühren¬
den Ausführlichkeit Bericht erstatten werden.
Ferdinand Schmidts Gesch lebte der Freiheitskriege. Bogen t bis 9.
Gut preußische und zugleich gut deutsche Gesinnung lassen die neue Schrift
des bekannten Kinder- und Vvlksschriftstcllers im Allgemeinen empfehlen, obwohl sie
eben kein besonders stark empfundenes Bedürfniß erfüllt und das von ihr Vor¬
liegende kaum viel Neues enthält. Auch hat der Verfasser sich vor Weitschweifig¬
keiten und zu weit ausholende» Einleitungen nicht genügend gehütet. Was hat
der Rückblick auf die Bourbonen und die französische Revolution, was Friedrich
Wilhelm als Kronprinz und Gemahl der Königin Luise in dieser Ausführlichkeit be¬
handelt mit den Freiheitskriegen zu schaffe,,? Endlich ist zu rügen/ daß nicht selten
die Phrase sich ungebührlich eindrängt und bisweilen halbe Seiten nicht viel mehr
als Wortschwall enthalten. Thaten, wie sie die Deutschen und vor Allein die Preu¬
ßen in jenen gewaltigen.Jahre» verrichtete», bedürfen keiner Anpreisung, um als
groß begriffen zu werden und auf den Leser zu wirken. Es genügt, sie einfach zu
erzählen und das Detail geschickt zu gruppiren, wozu der Verfasser sonst nicht ohne
gute Anlage ist.
Die asiatischen Feldzüge Alexanders des Großen. Nach den Quel¬
len dargestellt von Dr. G. F. Hertzberg, auß. Prof. der Geschichte an der
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