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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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Wechsel von mir, zahlbar zur Jubilate-Messe. Ich kann es jezt baar schicken;
und so ist es besser.

Aber so erneure ich denn auch meine Versicherung, daß auf mich gar nicht
zu rechnen ist. Habe ich etwas übrig, so kann ich es dann wohl zum Vortheil
der Meinigen anwenden; aber mein eignes Hauswesen in Unordnung bringen,
oder mich in Schulden steten, das thue ich jezt, und in Ewigkeit nicht. --

Ich hoffe, daß der Hauskauf schon gemacht ist. Mit der Werbung wird
es nun wohl auch nicht mehr so große Noth haben, weil Sachsen Friede
geschlossen hat.

Ein Wink, den Du mir über die Lage der Unsrigen giebst, betrübt mich-,
ärgert, und empört mich. Ich kann diese zanksüchtigen Menschen recht herzlich
saßen. Es bleivt dabei, daß ich künftigen Herbst meinen Bater zu sehen hoffe,
sehr daraus mich freue den lieben, guten, würdigen zu sehen: aber ich werde
nie über eine Schwelle treten, innerhalb welcher es solche Menschen giebt.


Der Deinige Fichte.

N. sah. Ich denke Dir dieses Geld keineswegs zu schenken; sondern ich
denke es Dir nur zu borgen: und es mag auf dem Hause, unter uns, stehen
bleiben.

Beantworte mir doch nach genauer Erkundigung folgende Fragen: Sind
bei Euch aus gute Art, und wohlfeil liegende Gründe zu erkaufen: z. B. Bauer¬
güter, die von Hvfdienstcn frei gemacht werden könnten; oder beträchtliche Stute
von den Herrschaft!. Gründen: Wir mochten es, um gewißer Ursachen Willen,
gern wißen.

Meine Frau grüßt Dich herzlich; und dankt für Deinen Brief.

Aufschrift:


An Herrn
LamuLl Kottluzlt 1<'icliw
in
LÄMMvllÄU d. LisoKotsweräg,
Inliegend 5 Stück tümolin. über I,eix>2ig' u. vrssclvu.
'

Die beigegebenen rührenden Zeilen Johannas nehmen Bezug aus den am
29. Sept. erfolgten Tod des Baders Hartmann Nahn.


20.

Ich kann doch den Brief meines Lieben Mannes nicht abgehen lassen, ohne
Ihnen auch zu schreiben. Ich freue mich herzlich, daß Sie so glüklich ange¬
kommen sind, daß Sie alle Lieben so wohl fanden; und Ihr lieber Brief an
mich, voll wahrer Lebensweisheit ist; Sie haben den wirklichen Punkt gefunden,
um in der Welt glüklich zu seyn, halten Sie ihn ja fest, denn ohne diesen ein¬
zigen wahren Gesichtspunct, können wir nie glüklich sein.


Wechsel von mir, zahlbar zur Jubilate-Messe. Ich kann es jezt baar schicken;
und so ist es besser.

Aber so erneure ich denn auch meine Versicherung, daß auf mich gar nicht
zu rechnen ist. Habe ich etwas übrig, so kann ich es dann wohl zum Vortheil
der Meinigen anwenden; aber mein eignes Hauswesen in Unordnung bringen,
oder mich in Schulden steten, das thue ich jezt, und in Ewigkeit nicht. —

Ich hoffe, daß der Hauskauf schon gemacht ist. Mit der Werbung wird
es nun wohl auch nicht mehr so große Noth haben, weil Sachsen Friede
geschlossen hat.

Ein Wink, den Du mir über die Lage der Unsrigen giebst, betrübt mich-,
ärgert, und empört mich. Ich kann diese zanksüchtigen Menschen recht herzlich
saßen. Es bleivt dabei, daß ich künftigen Herbst meinen Bater zu sehen hoffe,
sehr daraus mich freue den lieben, guten, würdigen zu sehen: aber ich werde
nie über eine Schwelle treten, innerhalb welcher es solche Menschen giebt.


Der Deinige Fichte.

N. sah. Ich denke Dir dieses Geld keineswegs zu schenken; sondern ich
denke es Dir nur zu borgen: und es mag auf dem Hause, unter uns, stehen
bleiben.

Beantworte mir doch nach genauer Erkundigung folgende Fragen: Sind
bei Euch aus gute Art, und wohlfeil liegende Gründe zu erkaufen: z. B. Bauer¬
güter, die von Hvfdienstcn frei gemacht werden könnten; oder beträchtliche Stute
von den Herrschaft!. Gründen: Wir mochten es, um gewißer Ursachen Willen,
gern wißen.

Meine Frau grüßt Dich herzlich; und dankt für Deinen Brief.

Aufschrift:


An Herrn
LamuLl Kottluzlt 1<'icliw
in
LÄMMvllÄU d. LisoKotsweräg,
Inliegend 5 Stück tümolin. über I,eix>2ig' u. vrssclvu.
'

Die beigegebenen rührenden Zeilen Johannas nehmen Bezug aus den am
29. Sept. erfolgten Tod des Baders Hartmann Nahn.


20.

Ich kann doch den Brief meines Lieben Mannes nicht abgehen lassen, ohne
Ihnen auch zu schreiben. Ich freue mich herzlich, daß Sie so glüklich ange¬
kommen sind, daß Sie alle Lieben so wohl fanden; und Ihr lieber Brief an
mich, voll wahrer Lebensweisheit ist; Sie haben den wirklichen Punkt gefunden,
um in der Welt glüklich zu seyn, halten Sie ihn ja fest, denn ohne diesen ein¬
zigen wahren Gesichtspunct, können wir nie glüklich sein.


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[0171] Wechsel von mir, zahlbar zur Jubilate-Messe. Ich kann es jezt baar schicken; und so ist es besser. Aber so erneure ich denn auch meine Versicherung, daß auf mich gar nicht zu rechnen ist. Habe ich etwas übrig, so kann ich es dann wohl zum Vortheil der Meinigen anwenden; aber mein eignes Hauswesen in Unordnung bringen, oder mich in Schulden steten, das thue ich jezt, und in Ewigkeit nicht. — Ich hoffe, daß der Hauskauf schon gemacht ist. Mit der Werbung wird es nun wohl auch nicht mehr so große Noth haben, weil Sachsen Friede geschlossen hat. Ein Wink, den Du mir über die Lage der Unsrigen giebst, betrübt mich-, ärgert, und empört mich. Ich kann diese zanksüchtigen Menschen recht herzlich saßen. Es bleivt dabei, daß ich künftigen Herbst meinen Bater zu sehen hoffe, sehr daraus mich freue den lieben, guten, würdigen zu sehen: aber ich werde nie über eine Schwelle treten, innerhalb welcher es solche Menschen giebt. Der Deinige Fichte. N. sah. Ich denke Dir dieses Geld keineswegs zu schenken; sondern ich denke es Dir nur zu borgen: und es mag auf dem Hause, unter uns, stehen bleiben. Beantworte mir doch nach genauer Erkundigung folgende Fragen: Sind bei Euch aus gute Art, und wohlfeil liegende Gründe zu erkaufen: z. B. Bauer¬ güter, die von Hvfdienstcn frei gemacht werden könnten; oder beträchtliche Stute von den Herrschaft!. Gründen: Wir mochten es, um gewißer Ursachen Willen, gern wißen. Meine Frau grüßt Dich herzlich; und dankt für Deinen Brief. Aufschrift: An Herrn LamuLl Kottluzlt 1<'icliw in LÄMMvllÄU d. LisoKotsweräg, Inliegend 5 Stück tümolin. über I,eix>2ig' u. vrssclvu. ' Die beigegebenen rührenden Zeilen Johannas nehmen Bezug aus den am 29. Sept. erfolgten Tod des Baders Hartmann Nahn. 20. Ich kann doch den Brief meines Lieben Mannes nicht abgehen lassen, ohne Ihnen auch zu schreiben. Ich freue mich herzlich, daß Sie so glüklich ange¬ kommen sind, daß Sie alle Lieben so wohl fanden; und Ihr lieber Brief an mich, voll wahrer Lebensweisheit ist; Sie haben den wirklichen Punkt gefunden, um in der Welt glüklich zu seyn, halten Sie ihn ja fest, denn ohne diesen ein¬ zigen wahren Gesichtspunct, können wir nie glüklich sein.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/171>, abgerufen am 05.02.2025.