Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.Tiefe so leicht und zierlich bewegte. Dann der Kopf. Zug um Zug ging ein Hüben und Drüben. Lose Blätter aus einem Menschenleben. Von Graf A. Baudissi". Hannover, Carl Nümplcr. l>862. Berichtet uns die Geschichte eines jungen Adeligen, der, nnchdcm er in Leipzig Die Gruppe des Laokoon. -- Von Dr. PH. Jak. Wilhelm Henke. Leipzig und Heidelberg. C. F. Winterschc Verlagshandlung. Goethe hat bekanntlich gegen Lessings Meinung von dem, was durch die Pla¬ Verantwortlicher Redacteur: I>r. Moritz Busch. Verlag von F. L. Her dig. -- Druck von C. E. Elbert in Lcipzia, Tiefe so leicht und zierlich bewegte. Dann der Kopf. Zug um Zug ging ein Hüben und Drüben. Lose Blätter aus einem Menschenleben. Von Graf A. Baudissi». Hannover, Carl Nümplcr. l>862. Berichtet uns die Geschichte eines jungen Adeligen, der, nnchdcm er in Leipzig Die Gruppe des Laokoon. — Von Dr. PH. Jak. Wilhelm Henke. Leipzig und Heidelberg. C. F. Winterschc Verlagshandlung. Goethe hat bekanntlich gegen Lessings Meinung von dem, was durch die Pla¬ Verantwortlicher Redacteur: I>r. Moritz Busch. Verlag von F. L. Her dig. — Druck von C. E. Elbert in Lcipzia, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0368" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114148"/> <p xml:id="ID_1182" prev="#ID_1181"> Tiefe so leicht und zierlich bewegte. Dann der Kopf. Zug um Zug ging ein<lb/> Antlitz auf, wie eine Camee aus einem Juwel geschnitten. Jede 'Linie streng und<lb/> bestimmt, weich und schwellend zugleich. Die Schale der Stirn war mit einer gro߬<lb/> artigen Hoheit modcllirt. Ueber das Auge spannte sie sich in einem weiten prangen¬<lb/> den Bogen, der einen geistreichen Schatten in die Augenhöhle warf. Das Ange<lb/> wurde dadurch tief, ohne hohl zu sein — eine wahre Grotte der Phantasie! das<lb/> Stirnbein setzte sich fort in eine Nase vom reinsten griechischen Styl" u. s, w, Wenn<lb/> unsre neuern Poeten doch, statt ihrem Stylgcschmack zu vertrauen, studiren wollten,<lb/> wie Goethe sich in dergleichen Dingen ausdrückte!</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Hüben und Drüben. Lose Blätter aus einem Menschenleben. Von Graf A.<lb/> Baudissi». Hannover, Carl Nümplcr. l>862.</head><lb/> <p xml:id="ID_1183"> Berichtet uns die Geschichte eines jungen Adeligen, der, nnchdcm er in Leipzig<lb/> und Berlin studirt, einer Liebe wegen, die von einem Theil seiner Familie als Mes¬<lb/> alliance angefochten wird, nach Amerika geht, um dort als Bürgerlicher sein Glück<lb/> zu machen, dabei Erfolg hat, und schließlich, durch den Schleswig-Holsteinischen<lb/> Krieg zurückgerufen, seine Geliebte bekommt und in sehr angenehmen Verhältnissen<lb/> vermuthlich noch heute lebt. Der Verfasser erzählt hübsch, ist ein warmes Gemüth,<lb/> von liberaler und patriotischer Gesinnung und nicht arm an drolligen Erfindungen.<lb/> Der alte Herr Oberst und der brave Wachtmeister Schilling sind recht gesunde Figu¬<lb/> ren, die Geschichte von der Goldquclle bei Se. Louis gehört zu den ergötzlichsten<lb/> ilircs Genres. Dagegen könnte der Ton des Ganzen etwas weniger burschikos sein,<lb/> auch erhöht es nicht gerade die Gemüthlichkeitwenn der Oberst in jeden längern<lb/> Satz seiner Rede ein halb Dutzend „Millionenhunde" n. d. verflicht.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Die Gruppe des Laokoon. — Von Dr. PH. Jak. Wilhelm Henke. Leipzig und<lb/> Heidelberg. C. F. Winterschc Verlagshandlung.</head><lb/> <p xml:id="ID_1184"> Goethe hat bekanntlich gegen Lessings Meinung von dem, was durch die Pla¬<lb/> stik darstellbar sei, behauptet, das; ein vorübergehender Moment zu wählen, und dies<lb/> im Laokoon gefunden! die Gruppe sei „ein sirirter Vlitz, eine Welle versteinert im<lb/> Augenblick, da sie gegen das Ufer anströmt". Auch Vischer erklärte es für eine<lb/> unerträgliche Beschränkung, wenn die bildende Kunst nicht auch das ganz Vorüber¬<lb/> gehende sollte darstellen können, und berief sich ebenfalls deswegen auf das Muster<lb/> des Laokoon. Diesen Ansichten gegenüber versucht unser Verfasser nachzuweisen, daß<lb/> eine im Gange befindliche Bewegung nicht bildlich dargestellt werden könne, daß<lb/> aber trotzdem eine .bewegte Begebenheit durch bildliche Darstellungen zur Anschauung<lb/> zu bringen sei und daß dies in der Lavkoongrnppe wirklich der Fall. Wir finden<lb/> diesen Versuch, der sich (der Verfasser ist Prosector in Marburg) auch ans anato¬<lb/> mische Beweise gründet und viele feine Bemerkungen enthält, in der Hauptsache ge¬<lb/> lungen und empfehlen die kleine Schrift den Freunden der Plastik als dankens-<lb/> werthe Gabe.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verantwortlicher Redacteur: I>r. Moritz Busch.<lb/> Verlag von F. L. Her dig. — Druck von C. E. Elbert in Lcipzia,</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0368]
Tiefe so leicht und zierlich bewegte. Dann der Kopf. Zug um Zug ging ein
Antlitz auf, wie eine Camee aus einem Juwel geschnitten. Jede 'Linie streng und
bestimmt, weich und schwellend zugleich. Die Schale der Stirn war mit einer gro߬
artigen Hoheit modcllirt. Ueber das Auge spannte sie sich in einem weiten prangen¬
den Bogen, der einen geistreichen Schatten in die Augenhöhle warf. Das Ange
wurde dadurch tief, ohne hohl zu sein — eine wahre Grotte der Phantasie! das
Stirnbein setzte sich fort in eine Nase vom reinsten griechischen Styl" u. s, w, Wenn
unsre neuern Poeten doch, statt ihrem Stylgcschmack zu vertrauen, studiren wollten,
wie Goethe sich in dergleichen Dingen ausdrückte!
Hüben und Drüben. Lose Blätter aus einem Menschenleben. Von Graf A.
Baudissi». Hannover, Carl Nümplcr. l>862.
Berichtet uns die Geschichte eines jungen Adeligen, der, nnchdcm er in Leipzig
und Berlin studirt, einer Liebe wegen, die von einem Theil seiner Familie als Mes¬
alliance angefochten wird, nach Amerika geht, um dort als Bürgerlicher sein Glück
zu machen, dabei Erfolg hat, und schließlich, durch den Schleswig-Holsteinischen
Krieg zurückgerufen, seine Geliebte bekommt und in sehr angenehmen Verhältnissen
vermuthlich noch heute lebt. Der Verfasser erzählt hübsch, ist ein warmes Gemüth,
von liberaler und patriotischer Gesinnung und nicht arm an drolligen Erfindungen.
Der alte Herr Oberst und der brave Wachtmeister Schilling sind recht gesunde Figu¬
ren, die Geschichte von der Goldquclle bei Se. Louis gehört zu den ergötzlichsten
ilircs Genres. Dagegen könnte der Ton des Ganzen etwas weniger burschikos sein,
auch erhöht es nicht gerade die Gemüthlichkeitwenn der Oberst in jeden längern
Satz seiner Rede ein halb Dutzend „Millionenhunde" n. d. verflicht.
Die Gruppe des Laokoon. — Von Dr. PH. Jak. Wilhelm Henke. Leipzig und
Heidelberg. C. F. Winterschc Verlagshandlung.
Goethe hat bekanntlich gegen Lessings Meinung von dem, was durch die Pla¬
stik darstellbar sei, behauptet, das; ein vorübergehender Moment zu wählen, und dies
im Laokoon gefunden! die Gruppe sei „ein sirirter Vlitz, eine Welle versteinert im
Augenblick, da sie gegen das Ufer anströmt". Auch Vischer erklärte es für eine
unerträgliche Beschränkung, wenn die bildende Kunst nicht auch das ganz Vorüber¬
gehende sollte darstellen können, und berief sich ebenfalls deswegen auf das Muster
des Laokoon. Diesen Ansichten gegenüber versucht unser Verfasser nachzuweisen, daß
eine im Gange befindliche Bewegung nicht bildlich dargestellt werden könne, daß
aber trotzdem eine .bewegte Begebenheit durch bildliche Darstellungen zur Anschauung
zu bringen sei und daß dies in der Lavkoongrnppe wirklich der Fall. Wir finden
diesen Versuch, der sich (der Verfasser ist Prosector in Marburg) auch ans anato¬
mische Beweise gründet und viele feine Bemerkungen enthält, in der Hauptsache ge¬
lungen und empfehlen die kleine Schrift den Freunden der Plastik als dankens-
werthe Gabe.
Verantwortlicher Redacteur: I>r. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Her dig. — Druck von C. E. Elbert in Lcipzia,
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