Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.nach Frankreich und England unternahm. Ein Anhang bringt dann Briefe und Moses Mendelssohn. Sein Leben und seine Werke. Von Dr. M. Kaiserling. Nebst einem Anhang ungcdruckter Briefe von und an Mendelssohn.'Leipzig, Herr¬ mann Mendelssohn. 18K2. Versucht nicht blos eine Biographie des bekannten Philosophen und Förderers Erinnerungen eines ehemaligen Jesuitenzöglings, Leipzig, F. A. Brockhnus. 1862. Wohl geschrieben, leidenschaftslos, reich an Dctailschilderungcn, gibt dieses Buch nach Frankreich und England unternahm. Ein Anhang bringt dann Briefe und Moses Mendelssohn. Sein Leben und seine Werke. Von Dr. M. Kaiserling. Nebst einem Anhang ungcdruckter Briefe von und an Mendelssohn.'Leipzig, Herr¬ mann Mendelssohn. 18K2. Versucht nicht blos eine Biographie des bekannten Philosophen und Förderers Erinnerungen eines ehemaligen Jesuitenzöglings, Leipzig, F. A. Brockhnus. 1862. Wohl geschrieben, leidenschaftslos, reich an Dctailschilderungcn, gibt dieses Buch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0325" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114105"/> <p xml:id="ID_991" prev="#ID_990"> nach Frankreich und England unternahm. Ein Anhang bringt dann Briefe und<lb/> Berichte um Eichhorn, Altenstein und den Fiuanzminstcr Grafen v, Bülow, die fich<lb/> auf die Erwerbung der Boisseröe'sehen Gemäldesammlung für den preußischen Staat<lb/> beziehen, Aphorismen Schinkels über die Bestimmung der Kunst, das Princip der<lb/> Kunst in der Architektur u. a., ferner Nachrichten über Sckinkels Vorfahren, die<lb/> vom Bischof Roß am Sarge Schinkels gehaltene Rede, endlich eine classtficirte Ueber¬<lb/> sicht über die Bauten,, Gemälde, Zeichnungen u. s, w, des verewigten Meisters, die<lb/> über ihn erschienenen Schriften und die bildlichen Darstellung»» seiner Person,<lb/> Außerdem ist das Werk mit drei Porträts Schinkels aus verschiedenen Lebensperio-<lb/> den, einer photographirtcn Skizze und einer Probe seiner Handschrift geschmückt.<lb/> Die Tagebuchsblätter des ersten Theils erinnern durch ihre frische tbeilnahmvollc<lb/> Darstellung vielfach an die jüngst erschienenen Rciscbriefe von Mendelssohn-Bar-<lb/> tholdy. Die über die zweite italienische Reise enthalten außer trefflichen, oft meister¬<lb/> haften Landschnftsbildern auch eine große Anzahl interessanter und gediegener Ur¬<lb/> theile über bedeutende Menschen, mit denen Schinkel in Berührung kam/</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Moses Mendelssohn. Sein Leben und seine Werke. Von Dr. M. Kaiserling.<lb/> Nebst einem Anhang ungcdruckter Briefe von und an Mendelssohn.'Leipzig, Herr¬<lb/> mann Mendelssohn. 18K2.</head><lb/> <p xml:id="ID_992"> Versucht nicht blos eine Biographie des bekannten Philosophen und Förderers<lb/> von Reformen unter den Juden, sondern zugleich ein Bild der Cultur- und Lite-<lb/> raturgeschichte zu geben, so wett jener auf sie oder sie auf jenen einwirkte. Wir<lb/> erhalten Mittheilungen über das Verhältniß Mendelssohns zu Lavater, Hamann,<lb/> Lessing und Herder, ausführliche Berichte über die damalige Lage der Juden in<lb/> Deutschlnud und Oestreich n, d, in. Das kritische Talent des Verfassers ist mäßig,<lb/> seine historische Kenntniß in wesentlichen Dingen oberflächlich, sein Standpunkt kein<lb/> ganz vorurtheilsfreier, seine Verehrung vor dem Gegenstand seiner Darstellung bei¬<lb/> nahe unbegrenzt, und seine ohnehin empfindsame Sprache verwandelt sich, wo es<lb/> die Vorzüge Mendelssohns und dessen Beziehungen zu andern hervorragenden Per¬<lb/> sönlichkeiten zu feiern gilt, in eine Kette sentimentaler und oft überschwänglicher<lb/> Frage- und Ausrufungszeichen. Doch hat ihm bei seiner Arbeit viel gutes Mate¬<lb/> rial vorgelegen, und so bekommen wir in derselben manche dankenswerthe Ergän¬<lb/> zung unsrer Kenntniß von der Geschichte des vorigen Jahrhunderts.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Erinnerungen eines ehemaligen Jesuitenzöglings, Leipzig, F. A. Brockhnus. 1862.</head><lb/> <p xml:id="ID_993"> Wohl geschrieben, leidenschaftslos, reich an Dctailschilderungcn, gibt dieses Buch<lb/> (dessen Versasser jetzt als evangelischer Pfarrer wirkt) ein im hohen Grade interes¬<lb/> santes Bild katholischen Lebens und Empfindens, soweit der Jesuitismus darauf<lb/> Einfluß hat. Besonders lehrreich sind die ausführlichen Mittheilungen über die Pen¬<lb/> sion der Jesuiten in Freiburg, in welcher der Arttvr dieser Memoiren in der Zeit<lb/> kurz nach Ausstellung deS heiligen Rocks von Trier Aufnahme fand, sowie die Er¬<lb/> zählung dessen, was derselbe in der Hauptstadt des Katholicismus und namentlich<lb/> im Collegium Romanum erlebte, dessen Zögling er bis Ende März 1848 war und<lb/> aus dem er mit den übrigen Jüngern Loyola's durch die Revolution vertrieben<lb/> wurde. Indem wir uus vorbehalten, aus diesen letzten Kapiteln demnächst einige<lb/> Auszüge zu geben, empfehlen wir das Ganze als einen dankenswerthen Beitrag zur<lb/> Culturgeschichte der neueren Zeit.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0325]
nach Frankreich und England unternahm. Ein Anhang bringt dann Briefe und
Berichte um Eichhorn, Altenstein und den Fiuanzminstcr Grafen v, Bülow, die fich
auf die Erwerbung der Boisseröe'sehen Gemäldesammlung für den preußischen Staat
beziehen, Aphorismen Schinkels über die Bestimmung der Kunst, das Princip der
Kunst in der Architektur u. a., ferner Nachrichten über Sckinkels Vorfahren, die
vom Bischof Roß am Sarge Schinkels gehaltene Rede, endlich eine classtficirte Ueber¬
sicht über die Bauten,, Gemälde, Zeichnungen u. s, w, des verewigten Meisters, die
über ihn erschienenen Schriften und die bildlichen Darstellung»» seiner Person,
Außerdem ist das Werk mit drei Porträts Schinkels aus verschiedenen Lebensperio-
den, einer photographirtcn Skizze und einer Probe seiner Handschrift geschmückt.
Die Tagebuchsblätter des ersten Theils erinnern durch ihre frische tbeilnahmvollc
Darstellung vielfach an die jüngst erschienenen Rciscbriefe von Mendelssohn-Bar-
tholdy. Die über die zweite italienische Reise enthalten außer trefflichen, oft meister¬
haften Landschnftsbildern auch eine große Anzahl interessanter und gediegener Ur¬
theile über bedeutende Menschen, mit denen Schinkel in Berührung kam/
Moses Mendelssohn. Sein Leben und seine Werke. Von Dr. M. Kaiserling.
Nebst einem Anhang ungcdruckter Briefe von und an Mendelssohn.'Leipzig, Herr¬
mann Mendelssohn. 18K2.
Versucht nicht blos eine Biographie des bekannten Philosophen und Förderers
von Reformen unter den Juden, sondern zugleich ein Bild der Cultur- und Lite-
raturgeschichte zu geben, so wett jener auf sie oder sie auf jenen einwirkte. Wir
erhalten Mittheilungen über das Verhältniß Mendelssohns zu Lavater, Hamann,
Lessing und Herder, ausführliche Berichte über die damalige Lage der Juden in
Deutschlnud und Oestreich n, d, in. Das kritische Talent des Verfassers ist mäßig,
seine historische Kenntniß in wesentlichen Dingen oberflächlich, sein Standpunkt kein
ganz vorurtheilsfreier, seine Verehrung vor dem Gegenstand seiner Darstellung bei¬
nahe unbegrenzt, und seine ohnehin empfindsame Sprache verwandelt sich, wo es
die Vorzüge Mendelssohns und dessen Beziehungen zu andern hervorragenden Per¬
sönlichkeiten zu feiern gilt, in eine Kette sentimentaler und oft überschwänglicher
Frage- und Ausrufungszeichen. Doch hat ihm bei seiner Arbeit viel gutes Mate¬
rial vorgelegen, und so bekommen wir in derselben manche dankenswerthe Ergän¬
zung unsrer Kenntniß von der Geschichte des vorigen Jahrhunderts.
Erinnerungen eines ehemaligen Jesuitenzöglings, Leipzig, F. A. Brockhnus. 1862.
Wohl geschrieben, leidenschaftslos, reich an Dctailschilderungcn, gibt dieses Buch
(dessen Versasser jetzt als evangelischer Pfarrer wirkt) ein im hohen Grade interes¬
santes Bild katholischen Lebens und Empfindens, soweit der Jesuitismus darauf
Einfluß hat. Besonders lehrreich sind die ausführlichen Mittheilungen über die Pen¬
sion der Jesuiten in Freiburg, in welcher der Arttvr dieser Memoiren in der Zeit
kurz nach Ausstellung deS heiligen Rocks von Trier Aufnahme fand, sowie die Er¬
zählung dessen, was derselbe in der Hauptstadt des Katholicismus und namentlich
im Collegium Romanum erlebte, dessen Zögling er bis Ende März 1848 war und
aus dem er mit den übrigen Jüngern Loyola's durch die Revolution vertrieben
wurde. Indem wir uus vorbehalten, aus diesen letzten Kapiteln demnächst einige
Auszüge zu geben, empfehlen wir das Ganze als einen dankenswerthen Beitrag zur
Culturgeschichte der neueren Zeit.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |