Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.Jahre, Im Uebrigen verfährt der Verfasser wie früher, indem er Fichte durch Ein Aufenthalt bei dem Großscherif von Mekka. Von Charles Didier. Aus dem Französischen von Helene Lobedan, Leipzig, Verlag von Bernhard Schlicke, 1862, Schilderung einer Tour von Kairo nach dem Sinai, nach Dschedda und von 120 Meilen auf dem Nil. Vou C. Didier. Leipzig, I. A. Bcrgson-Sonen- berg. 1862. Jahre, Im Uebrigen verfährt der Verfasser wie früher, indem er Fichte durch Ein Aufenthalt bei dem Großscherif von Mekka. Von Charles Didier. Aus dem Französischen von Helene Lobedan, Leipzig, Verlag von Bernhard Schlicke, 1862, Schilderung einer Tour von Kairo nach dem Sinai, nach Dschedda und von 120 Meilen auf dem Nil. Vou C. Didier. Leipzig, I. A. Bcrgson-Sonen- berg. 1862. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0285" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114065"/> <p xml:id="ID_835" prev="#ID_834"> Jahre, Im Uebrigen verfährt der Verfasser wie früher, indem er Fichte durch<lb/> eignes Wort und eigne That sich darstellen läßt und nur die erforderliche Grup-<lb/> pirung und Deutung der urkundlichen Züge hinzugibt. Eine wesentliche För¬<lb/> derung erfuhr das Werk dadurch, daß dem Verfasser die im Nachlaß Beyme's<lb/> aufbewahrten Briefe Fichte's, verschiedene Aufzeichnungen von Nicolovius und<lb/> das auf seinen Gegenstand Bezügliche aus der Hinterlassenschaft von Paulus<lb/> zugänglich wurden. Vergegenwärtigen wir uns nach dieser Darstelln 11-1 das Bild<lb/> des großen Denkers, so erfüllt uns trotz der oft in seinem Charakter hervortreten¬<lb/> den Schroffheit und Härte, tiefe Hochachtung vor seinem sittlichen Ernst und der<lb/> Konsequenz seiner Persönlichkeit, Er war wirklich, wie sein Biograph sagt, „ein<lb/> deutscher Denker, Der licfsittliche Kern unsres Volkes, die Ehrlichkeit, Gewissen¬<lb/> haftigkeit, biedere Unbestechlichkeit seines Wesens, wenn man im Urtheil und Handeln<lb/> ihm Geduld läßt, das Rechte zu finden, oder wenn es, durch gewaltige Erschütte¬<lb/> rungen geweckt, auf diesen Geist sich zurück besinnt und Plötzlich allen täuschenden<lb/> Tand hinwcgschütteltalle jene einfachen und schmucklosen Eigenschaften germani¬<lb/> schen Wesens hatten in ihm ihren stärksten Ausdruck erhalten. Und sie ruhten nicht<lb/> Müßig in ihm oder verzehrten sich in unzufriedenen Grollen, Sie brachen mit un¬<lb/> widerstehlichem Drang des Handelns hervor und geboten ihm einen unablässigen Kampf<lb/> gegen das Schlechte der Zeit, in welcher Gestalt es ihm erscheinen mochte, zuerst<lb/> wider eine falsche cudämonistisehe Theologie und Religiosität, dann wider die er¬<lb/> schlaffende Selbstsucht in Staat und Gesellschaft, zuletzt gegen den Erbfeind unseres<lb/> Vaterlandes, in welchen allen er nur die verschiedenen Erscheinungen desselben Gnind-<lb/> übcls sah, des Abgestorbenscins für die sittlichen Mächte des Lesens." Der aus¬<lb/> dauernde Ernst eines solchen Kampfs ist deutsche Gesinnung, und darum wird<lb/> Fichte's Name nicht untergehen im Gedächtniß der Nation, die jetzt seinen hundert¬<lb/> jährigen Geburtstag feiert. Er ist ihr' ein Spiegelbild ihres Wesens wie Wenige<lb/> und ein Mahner an ihre Ausgabe, nicht von obenher und noch weniger von außcn-<lb/> hcr, sondern im langsamen Ringen von unten heraus, durch die steigende Fülle und<lb/> Kraft des Volksgeistes, die rechte Form der Einigung und ^amie die ihr gebührende<lb/> Bedeutung unter den Völkern zu gewinnen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Ein Aufenthalt bei dem Großscherif von Mekka. Von Charles Didier.<lb/> Aus dem Französischen von Helene Lobedan, Leipzig, Verlag von Bernhard<lb/> Schlicke, 1862,</head><lb/> <p xml:id="ID_836"> Schilderung einer Tour von Kairo nach dem Sinai, nach Dschedda und von<lb/> dort zu dem in Tals bei Mekka lebenden (frühern) Großschcris Muttalcb, bei dem<lb/> der Verfasser wohl aufgenommen wurde und Gelegenheit fand mit dem Leben und<lb/> der Denkart arabischer Fürsten bekannt zu werden. Die Bildung unsres Reisenden<lb/> geht nicht sehr in die Tiefe, auch besitzt er nicht das glänzende Talent, mit dem<lb/> Burton uns seine Reise nach Mekka schilderte, indeß hat er mancherlei Interessantes<lb/> von türkischer und arabischer Sitte beobachtet und hier anschaulich verzeichnet, und<lb/> so haben einige Kapitel, namentlich die letzten, die von dem Aufenthalte in Dschedda<lb/> und T«if handeln, auch Werth für den Geographen. Das Deutsch der Uebersetzerin<lb/> verstößt mehr als verschwiegen werden darf, gegen die Grammatik.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> 120 Meilen auf dem Nil. Vou C. Didier. Leipzig, I. A. Bcrgson-Sonen-<lb/> berg. 1862.</head><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0285]
Jahre, Im Uebrigen verfährt der Verfasser wie früher, indem er Fichte durch
eignes Wort und eigne That sich darstellen läßt und nur die erforderliche Grup-
pirung und Deutung der urkundlichen Züge hinzugibt. Eine wesentliche För¬
derung erfuhr das Werk dadurch, daß dem Verfasser die im Nachlaß Beyme's
aufbewahrten Briefe Fichte's, verschiedene Aufzeichnungen von Nicolovius und
das auf seinen Gegenstand Bezügliche aus der Hinterlassenschaft von Paulus
zugänglich wurden. Vergegenwärtigen wir uns nach dieser Darstelln 11-1 das Bild
des großen Denkers, so erfüllt uns trotz der oft in seinem Charakter hervortreten¬
den Schroffheit und Härte, tiefe Hochachtung vor seinem sittlichen Ernst und der
Konsequenz seiner Persönlichkeit, Er war wirklich, wie sein Biograph sagt, „ein
deutscher Denker, Der licfsittliche Kern unsres Volkes, die Ehrlichkeit, Gewissen¬
haftigkeit, biedere Unbestechlichkeit seines Wesens, wenn man im Urtheil und Handeln
ihm Geduld läßt, das Rechte zu finden, oder wenn es, durch gewaltige Erschütte¬
rungen geweckt, auf diesen Geist sich zurück besinnt und Plötzlich allen täuschenden
Tand hinwcgschütteltalle jene einfachen und schmucklosen Eigenschaften germani¬
schen Wesens hatten in ihm ihren stärksten Ausdruck erhalten. Und sie ruhten nicht
Müßig in ihm oder verzehrten sich in unzufriedenen Grollen, Sie brachen mit un¬
widerstehlichem Drang des Handelns hervor und geboten ihm einen unablässigen Kampf
gegen das Schlechte der Zeit, in welcher Gestalt es ihm erscheinen mochte, zuerst
wider eine falsche cudämonistisehe Theologie und Religiosität, dann wider die er¬
schlaffende Selbstsucht in Staat und Gesellschaft, zuletzt gegen den Erbfeind unseres
Vaterlandes, in welchen allen er nur die verschiedenen Erscheinungen desselben Gnind-
übcls sah, des Abgestorbenscins für die sittlichen Mächte des Lesens." Der aus¬
dauernde Ernst eines solchen Kampfs ist deutsche Gesinnung, und darum wird
Fichte's Name nicht untergehen im Gedächtniß der Nation, die jetzt seinen hundert¬
jährigen Geburtstag feiert. Er ist ihr' ein Spiegelbild ihres Wesens wie Wenige
und ein Mahner an ihre Ausgabe, nicht von obenher und noch weniger von außcn-
hcr, sondern im langsamen Ringen von unten heraus, durch die steigende Fülle und
Kraft des Volksgeistes, die rechte Form der Einigung und ^amie die ihr gebührende
Bedeutung unter den Völkern zu gewinnen.
Ein Aufenthalt bei dem Großscherif von Mekka. Von Charles Didier.
Aus dem Französischen von Helene Lobedan, Leipzig, Verlag von Bernhard
Schlicke, 1862,
Schilderung einer Tour von Kairo nach dem Sinai, nach Dschedda und von
dort zu dem in Tals bei Mekka lebenden (frühern) Großschcris Muttalcb, bei dem
der Verfasser wohl aufgenommen wurde und Gelegenheit fand mit dem Leben und
der Denkart arabischer Fürsten bekannt zu werden. Die Bildung unsres Reisenden
geht nicht sehr in die Tiefe, auch besitzt er nicht das glänzende Talent, mit dem
Burton uns seine Reise nach Mekka schilderte, indeß hat er mancherlei Interessantes
von türkischer und arabischer Sitte beobachtet und hier anschaulich verzeichnet, und
so haben einige Kapitel, namentlich die letzten, die von dem Aufenthalte in Dschedda
und T«if handeln, auch Werth für den Geographen. Das Deutsch der Uebersetzerin
verstößt mehr als verschwiegen werden darf, gegen die Grammatik.
120 Meilen auf dem Nil. Vou C. Didier. Leipzig, I. A. Bcrgson-Sonen-
berg. 1862.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |