Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

verhältnißmüßig schwach, zumal an Geldmitteln sein. Jene hatten auf dem
ganzen ungeheuren westlichen Continent keinen Nebenbuhler, keinen Beaufsich¬
tiger. Dieser wird einen Nachbar haben weit mächtiger als er selbst, eifer¬
süchtig, wachsam, feindselig, entschlossen seine größere Macht zu wahren, In
demselben Augenblick, wo die Unabhängigkeit des Südens anerkannt ist, wird
sich der Norden aus einem Bedränger Mexico's in einen Protector dieses
Staates verwandeln. Er wird Spanien bei der Vertheidigung Cuba's helfen.
England und wahrscheinlich ganz Europa wird mit Macht gegen jede Erobe¬
rung Neuer Länder durch das Sclavenhalterreich einschreiten, und die freien
Staaten des Nordens werden, statt wie bisher gegen jede Einmischung Euro¬
pa's in amerikanische Angelegenheiten zU Protestiren, sie in einem solchen Fall
willkommen heißen und sich dabei selbst betheiligen müssen, da sie nicht darauf
geht, sie und ihre Interessen zu hemmen und zu beeinträchtigen, sondern einen
Nebenbuhler und einen zum Feind gewordenen Bundesgenossen. Dann aber
hat die Sclaverei, eingeklemmt zwischen einem geschützten und sichergestellten
Mexico auf der einen, und einer Republik freier, durch kein Compromiß. kein
Gesetz zur Auslieferung flüchtiger Sclaven verpflichteter, die Aufhebung der
Sclaverei wünschender Staaten auf der anderen Seite, jene "Begrenzung ihres
Areals" erreicht, welche nach Mill's wie nach unsrer und aller Verständigen
Ueberzeugung ihre sofortige Milderung und ihr zukünftiges Todesurtheil ein¬
schließt .




PlMsophische Literatur.
F. Lassalle: Die Philosophie Heracleitos des Dunkeln von Ephesos. 2 Bde.
Berlin. 1859.
Frohschammcr: Ueber die Aufgabe der Naturphilosophie und ihr Verhältniß
zur Naturwissenschaft. Mit Untersuchungen über Telcogie, Materie und Kraft.
München, bei Leutner. 1861.

Wiewohl es außerhalb der Grenzen und der Tendenz dieser Zeitschrift
liegt, Werke von streng philosophischem Charakter in den Kreis ihrer Bespre¬
chungen zu ziehen, so ist doch die Bedeutsamkeit einiger neueren philosophi¬
schen Schriften so groß, daß wir nicht umhin können, ihnen eine kurze Be-


verhältnißmüßig schwach, zumal an Geldmitteln sein. Jene hatten auf dem
ganzen ungeheuren westlichen Continent keinen Nebenbuhler, keinen Beaufsich¬
tiger. Dieser wird einen Nachbar haben weit mächtiger als er selbst, eifer¬
süchtig, wachsam, feindselig, entschlossen seine größere Macht zu wahren, In
demselben Augenblick, wo die Unabhängigkeit des Südens anerkannt ist, wird
sich der Norden aus einem Bedränger Mexico's in einen Protector dieses
Staates verwandeln. Er wird Spanien bei der Vertheidigung Cuba's helfen.
England und wahrscheinlich ganz Europa wird mit Macht gegen jede Erobe¬
rung Neuer Länder durch das Sclavenhalterreich einschreiten, und die freien
Staaten des Nordens werden, statt wie bisher gegen jede Einmischung Euro¬
pa's in amerikanische Angelegenheiten zU Protestiren, sie in einem solchen Fall
willkommen heißen und sich dabei selbst betheiligen müssen, da sie nicht darauf
geht, sie und ihre Interessen zu hemmen und zu beeinträchtigen, sondern einen
Nebenbuhler und einen zum Feind gewordenen Bundesgenossen. Dann aber
hat die Sclaverei, eingeklemmt zwischen einem geschützten und sichergestellten
Mexico auf der einen, und einer Republik freier, durch kein Compromiß. kein
Gesetz zur Auslieferung flüchtiger Sclaven verpflichteter, die Aufhebung der
Sclaverei wünschender Staaten auf der anderen Seite, jene „Begrenzung ihres
Areals" erreicht, welche nach Mill's wie nach unsrer und aller Verständigen
Ueberzeugung ihre sofortige Milderung und ihr zukünftiges Todesurtheil ein¬
schließt .




PlMsophische Literatur.
F. Lassalle: Die Philosophie Heracleitos des Dunkeln von Ephesos. 2 Bde.
Berlin. 1859.
Frohschammcr: Ueber die Aufgabe der Naturphilosophie und ihr Verhältniß
zur Naturwissenschaft. Mit Untersuchungen über Telcogie, Materie und Kraft.
München, bei Leutner. 1861.

Wiewohl es außerhalb der Grenzen und der Tendenz dieser Zeitschrift
liegt, Werke von streng philosophischem Charakter in den Kreis ihrer Bespre¬
chungen zu ziehen, so ist doch die Bedeutsamkeit einiger neueren philosophi¬
schen Schriften so groß, daß wir nicht umhin können, ihnen eine kurze Be-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0390" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113632"/>
          <p xml:id="ID_1198" prev="#ID_1197"> verhältnißmüßig schwach, zumal an Geldmitteln sein. Jene hatten auf dem<lb/>
ganzen ungeheuren westlichen Continent keinen Nebenbuhler, keinen Beaufsich¬<lb/>
tiger. Dieser wird einen Nachbar haben weit mächtiger als er selbst, eifer¬<lb/>
süchtig, wachsam, feindselig, entschlossen seine größere Macht zu wahren, In<lb/>
demselben Augenblick, wo die Unabhängigkeit des Südens anerkannt ist, wird<lb/>
sich der Norden aus einem Bedränger Mexico's in einen Protector dieses<lb/>
Staates verwandeln. Er wird Spanien bei der Vertheidigung Cuba's helfen.<lb/>
England und wahrscheinlich ganz Europa wird mit Macht gegen jede Erobe¬<lb/>
rung Neuer Länder durch das Sclavenhalterreich einschreiten, und die freien<lb/>
Staaten des Nordens werden, statt wie bisher gegen jede Einmischung Euro¬<lb/>
pa's in amerikanische Angelegenheiten zU Protestiren, sie in einem solchen Fall<lb/>
willkommen heißen und sich dabei selbst betheiligen müssen, da sie nicht darauf<lb/>
geht, sie und ihre Interessen zu hemmen und zu beeinträchtigen, sondern einen<lb/>
Nebenbuhler und einen zum Feind gewordenen Bundesgenossen. Dann aber<lb/>
hat die Sclaverei, eingeklemmt zwischen einem geschützten und sichergestellten<lb/>
Mexico auf der einen, und einer Republik freier, durch kein Compromiß. kein<lb/>
Gesetz zur Auslieferung flüchtiger Sclaven verpflichteter, die Aufhebung der<lb/>
Sclaverei wünschender Staaten auf der anderen Seite, jene &#x201E;Begrenzung ihres<lb/>
Areals" erreicht, welche nach Mill's wie nach unsrer und aller Verständigen<lb/>
Ueberzeugung ihre sofortige Milderung und ihr zukünftiges Todesurtheil ein¬<lb/>
schließt .</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> PlMsophische Literatur.</head><lb/>
          <list>
            <item> F. Lassalle: Die Philosophie Heracleitos des Dunkeln von Ephesos. 2 Bde.<lb/>
Berlin. 1859.</item>
            <item> Frohschammcr: Ueber die Aufgabe der Naturphilosophie und ihr Verhältniß<lb/>
zur Naturwissenschaft. Mit Untersuchungen über Telcogie, Materie und Kraft.<lb/>
München, bei Leutner. 1861.</item>
          </list><lb/>
          <p xml:id="ID_1199" next="#ID_1200"> Wiewohl es außerhalb der Grenzen und der Tendenz dieser Zeitschrift<lb/>
liegt, Werke von streng philosophischem Charakter in den Kreis ihrer Bespre¬<lb/>
chungen zu ziehen, so ist doch die Bedeutsamkeit einiger neueren philosophi¬<lb/>
schen Schriften so groß, daß wir nicht umhin können, ihnen eine kurze Be-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0390] verhältnißmüßig schwach, zumal an Geldmitteln sein. Jene hatten auf dem ganzen ungeheuren westlichen Continent keinen Nebenbuhler, keinen Beaufsich¬ tiger. Dieser wird einen Nachbar haben weit mächtiger als er selbst, eifer¬ süchtig, wachsam, feindselig, entschlossen seine größere Macht zu wahren, In demselben Augenblick, wo die Unabhängigkeit des Südens anerkannt ist, wird sich der Norden aus einem Bedränger Mexico's in einen Protector dieses Staates verwandeln. Er wird Spanien bei der Vertheidigung Cuba's helfen. England und wahrscheinlich ganz Europa wird mit Macht gegen jede Erobe¬ rung Neuer Länder durch das Sclavenhalterreich einschreiten, und die freien Staaten des Nordens werden, statt wie bisher gegen jede Einmischung Euro¬ pa's in amerikanische Angelegenheiten zU Protestiren, sie in einem solchen Fall willkommen heißen und sich dabei selbst betheiligen müssen, da sie nicht darauf geht, sie und ihre Interessen zu hemmen und zu beeinträchtigen, sondern einen Nebenbuhler und einen zum Feind gewordenen Bundesgenossen. Dann aber hat die Sclaverei, eingeklemmt zwischen einem geschützten und sichergestellten Mexico auf der einen, und einer Republik freier, durch kein Compromiß. kein Gesetz zur Auslieferung flüchtiger Sclaven verpflichteter, die Aufhebung der Sclaverei wünschender Staaten auf der anderen Seite, jene „Begrenzung ihres Areals" erreicht, welche nach Mill's wie nach unsrer und aller Verständigen Ueberzeugung ihre sofortige Milderung und ihr zukünftiges Todesurtheil ein¬ schließt . PlMsophische Literatur. F. Lassalle: Die Philosophie Heracleitos des Dunkeln von Ephesos. 2 Bde. Berlin. 1859. Frohschammcr: Ueber die Aufgabe der Naturphilosophie und ihr Verhältniß zur Naturwissenschaft. Mit Untersuchungen über Telcogie, Materie und Kraft. München, bei Leutner. 1861. Wiewohl es außerhalb der Grenzen und der Tendenz dieser Zeitschrift liegt, Werke von streng philosophischem Charakter in den Kreis ihrer Bespre¬ chungen zu ziehen, so ist doch die Bedeutsamkeit einiger neueren philosophi¬ schen Schriften so groß, daß wir nicht umhin können, ihnen eine kurze Be-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/390
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/390>, abgerufen am 27.12.2024.