Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.und in der Frachtfahrt zwischen neutralen Platzen beschäftigen, auch der Vlo- Eine französische Flottenbetvegnng. Als im Jahre 1803 der Krieg zwischen Frankreich und England wieder und in der Frachtfahrt zwischen neutralen Platzen beschäftigen, auch der Vlo- Eine französische Flottenbetvegnng. Als im Jahre 1803 der Krieg zwischen Frankreich und England wieder <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0108" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112616"/> <p xml:id="ID_284" prev="#ID_283"> und in der Frachtfahrt zwischen neutralen Platzen beschäftigen, auch der Vlo-<lb/> kade wegen sein Capital in auswärtigen Handelsunternehmungen anlegen<lb/> können. Die Blokade selbst werde zwar auf eine Zeit lang, vielleicht auf zwei<lb/> Jahre, den Handelsgewinn am Platze selbst in's Stocken bringen und damit<lb/> eine bedauerliche Einbuße verursachen; wenn man aber dagegen berechne, daß»<lb/> man in hundert Jahren durch Unterlassung jeglicher Secrüstung Millionen und<lb/> aber Millionen erspart habe, so müsse man ein Narr sein, wenn man sein<lb/> schönes Geld für Kriegschiffe ausgeben wolle. So würde eine Krämerseele<lb/> denken, und zu ähnlichen Resultaten würde sie gelangen, wenn sie den bloßen<lb/> Geldwerth der Nachtheile berechnete, welche den deutschen Kaufleuten in den<lb/> Häfen halbcivilisirter Völker durch eine Kriegsmarine erspart werden können.<lb/> Wir dagegen erkennen zwar gern an, daß eine Flotte, wie Preußen sie zu or-<lb/> ganisiren unternimmt, auch pecuniären Nachtheil bis zu einem gewissen Grade<lb/> abzuwenden und namentlich, einem schwächeren Feinde gegenüber, den deutschen<lb/> Producenten und Consumenten ihre Verkehrsstraßen zur See freizuhalten ver¬<lb/> mag. Aber wir glauben, daß als bloßes Assecuranzgeschäst die Unterhaltung<lb/> einer solchen Flotte sich nicht rechtfertigen lasse. Möglich, daß wir hierin<lb/> irren, aber es ist überflüssig von unserem Irrthum uns überzeugen zu wollen.<lb/> Denn mag das Geschüft kaufmännisch gut oder schlecht sein, wir werden uns<lb/> daran betheiligen, und es kann Anderen ziemlich gleichgültig sein, ob wir es<lb/> thun aus Eigennutz oder aus Patriotismus.<lb/> '</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Eine französische Flottenbetvegnng.</head><lb/> <p xml:id="ID_285" next="#ID_286"> Als im Jahre 1803 der Krieg zwischen Frankreich und England wieder<lb/> ausbrach, befand sich die französische Marine, obwol sie ungefähr 50 Linien¬<lb/> schiffe zählte, gegenüber der englischen in einem unzureichenden Zustande. Es<lb/> war nothwendig die Zahl der Schiffe zu vermehren, sowol um die See be¬<lb/> haupten zu können, als auch speciell, um die schon im früheren Kriege vom<lb/> französischen Directorium in's Auge gefaßte Landung an der englischen Küste<lb/> auszuführen. Zu letzterem Zwecke hatten die Marine-Ingenieure platte Schiffe</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0108]
und in der Frachtfahrt zwischen neutralen Platzen beschäftigen, auch der Vlo-
kade wegen sein Capital in auswärtigen Handelsunternehmungen anlegen
können. Die Blokade selbst werde zwar auf eine Zeit lang, vielleicht auf zwei
Jahre, den Handelsgewinn am Platze selbst in's Stocken bringen und damit
eine bedauerliche Einbuße verursachen; wenn man aber dagegen berechne, daß»
man in hundert Jahren durch Unterlassung jeglicher Secrüstung Millionen und
aber Millionen erspart habe, so müsse man ein Narr sein, wenn man sein
schönes Geld für Kriegschiffe ausgeben wolle. So würde eine Krämerseele
denken, und zu ähnlichen Resultaten würde sie gelangen, wenn sie den bloßen
Geldwerth der Nachtheile berechnete, welche den deutschen Kaufleuten in den
Häfen halbcivilisirter Völker durch eine Kriegsmarine erspart werden können.
Wir dagegen erkennen zwar gern an, daß eine Flotte, wie Preußen sie zu or-
ganisiren unternimmt, auch pecuniären Nachtheil bis zu einem gewissen Grade
abzuwenden und namentlich, einem schwächeren Feinde gegenüber, den deutschen
Producenten und Consumenten ihre Verkehrsstraßen zur See freizuhalten ver¬
mag. Aber wir glauben, daß als bloßes Assecuranzgeschäst die Unterhaltung
einer solchen Flotte sich nicht rechtfertigen lasse. Möglich, daß wir hierin
irren, aber es ist überflüssig von unserem Irrthum uns überzeugen zu wollen.
Denn mag das Geschüft kaufmännisch gut oder schlecht sein, wir werden uns
daran betheiligen, und es kann Anderen ziemlich gleichgültig sein, ob wir es
thun aus Eigennutz oder aus Patriotismus.
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Eine französische Flottenbetvegnng.
Als im Jahre 1803 der Krieg zwischen Frankreich und England wieder
ausbrach, befand sich die französische Marine, obwol sie ungefähr 50 Linien¬
schiffe zählte, gegenüber der englischen in einem unzureichenden Zustande. Es
war nothwendig die Zahl der Schiffe zu vermehren, sowol um die See be¬
haupten zu können, als auch speciell, um die schon im früheren Kriege vom
französischen Directorium in's Auge gefaßte Landung an der englischen Küste
auszuführen. Zu letzterem Zwecke hatten die Marine-Ingenieure platte Schiffe
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