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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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geschieht es bestimmt nicht nach der Originalpartitur, bei Bach flickt man an
den Texten herum, setzt Instrumente zu. wo sie nicht hingehören; wenigstens
muß die neuere Zeit durch irgend eine Überarbeitung zeigen, daß sie auch
existirt. Und doch machen diese Werke nur in der Urgestalt die Wirkung, welche
sie machen sollen, das kann ein Jeder beweisen, der nur einige davon mit
Sinn und Verstand studirt hat. Namentlich ist die moderne Jnstrumental-
eitelkeit immer verunglückt, wenn sie sich in Dinge mischt, welche gar nichts
mit ihr zu thun haben. Die Orgel ist das einzige hinzuzufügende Instrument,
diese sollte aber niemals fehlen.

Der Vollendung des Werkes kann man mit den besten Erwartungen ent¬
gegen sehen. Mit dem Wunsche, daß es dem Verfasser beschieden sein möge,
in seiner Weise noch vieles zur Kräftigung und Klärung unserer heutigen und
zukünftigen Kunst beizutragen, empfehlen wir das Buch allen ihren Verehrern
v. D. zum gründlichen Studium.




Ein Däne über die Behandlung Schleswigs.

Daß selbst Dänen die Mißhandlung der Schleswiger mißbilligen, ist be¬
kannt. Sogar Raaslöf, der jetzige Minister für Holstein, gehört in diese Klasse,
und der Baron Dirckinck-Holmfeld hat wiederholt sich gegen die bis jetzt be¬
liebte Politik der Partei ausgesprochen, welche in den letzten Jahren in Kopen¬
hagen den Ton angab. Derselbe hat jetzt eine neue Flugschrift "Recht und
Willkür in Schleswig. Ein Beitrag zur Sprachfrage" (Leipzig. R. Falcke,
Hamburg, E. Heller) veröffentlicht, welche das Treiben der Eiderdänen in den
gemischten Districten Schleswigs in den stärksten Ausdrücken als ungerecht und
unklug zugleich verurtheilt. Wir nehmen in sehr wesentlichen Dingen nicht
den Standpunkt des Verfassers ein. können aber, was die Thatsachen betrifft,
sein Zeugniß recht wohl gelten lassen. Er sagt: "Die Deutschen haben Recht
"> dem Postulat, das anarchische Parteiregiment, dem Dänemark erliegt, hin¬
sichtlich der deutschen Elemente des Staats (reotius: der Monarchie) beseitigt
Zu sehen." Die deutschen Mächte "können jetzt wie 1851 sagen: Deine Pro-
Positionen genügen nicht, und wir wollen von einem dänisch-nationalen Ma-


Grenzboten I. 1861. 64

geschieht es bestimmt nicht nach der Originalpartitur, bei Bach flickt man an
den Texten herum, setzt Instrumente zu. wo sie nicht hingehören; wenigstens
muß die neuere Zeit durch irgend eine Überarbeitung zeigen, daß sie auch
existirt. Und doch machen diese Werke nur in der Urgestalt die Wirkung, welche
sie machen sollen, das kann ein Jeder beweisen, der nur einige davon mit
Sinn und Verstand studirt hat. Namentlich ist die moderne Jnstrumental-
eitelkeit immer verunglückt, wenn sie sich in Dinge mischt, welche gar nichts
mit ihr zu thun haben. Die Orgel ist das einzige hinzuzufügende Instrument,
diese sollte aber niemals fehlen.

Der Vollendung des Werkes kann man mit den besten Erwartungen ent¬
gegen sehen. Mit dem Wunsche, daß es dem Verfasser beschieden sein möge,
in seiner Weise noch vieles zur Kräftigung und Klärung unserer heutigen und
zukünftigen Kunst beizutragen, empfehlen wir das Buch allen ihren Verehrern
v. D. zum gründlichen Studium.




Ein Däne über die Behandlung Schleswigs.

Daß selbst Dänen die Mißhandlung der Schleswiger mißbilligen, ist be¬
kannt. Sogar Raaslöf, der jetzige Minister für Holstein, gehört in diese Klasse,
und der Baron Dirckinck-Holmfeld hat wiederholt sich gegen die bis jetzt be¬
liebte Politik der Partei ausgesprochen, welche in den letzten Jahren in Kopen¬
hagen den Ton angab. Derselbe hat jetzt eine neue Flugschrift „Recht und
Willkür in Schleswig. Ein Beitrag zur Sprachfrage" (Leipzig. R. Falcke,
Hamburg, E. Heller) veröffentlicht, welche das Treiben der Eiderdänen in den
gemischten Districten Schleswigs in den stärksten Ausdrücken als ungerecht und
unklug zugleich verurtheilt. Wir nehmen in sehr wesentlichen Dingen nicht
den Standpunkt des Verfassers ein. können aber, was die Thatsachen betrifft,
sein Zeugniß recht wohl gelten lassen. Er sagt: „Die Deutschen haben Recht
"> dem Postulat, das anarchische Parteiregiment, dem Dänemark erliegt, hin¬
sichtlich der deutschen Elemente des Staats (reotius: der Monarchie) beseitigt
Zu sehen." Die deutschen Mächte „können jetzt wie 1851 sagen: Deine Pro-
Positionen genügen nicht, und wir wollen von einem dänisch-nationalen Ma-


Grenzboten I. 1861. 64
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/515>, abgerufen am 24.08.2024.