Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.Biographisches über Fritz Reuter. Die letzte Nummer der Grenzboten enthielt eine eingehende Besprechung des niederdeutschen Dichters Fritz Reuter; es wird, so hoffen wir, den Freunden dieses liebenswürdigen Talentes willkommen sein. Näheres über sein Leben und seine Persönlichkeit zu erfahren. Der Redaction ist auf ihr Ansuchen eine kurze biographische Skizze von einem persönlichen Freunde des Dichters zur Benützung mitgetheilt worden, sie wird im Folgenden abgedruckt. "Fritz Reuter ist am 7. Nov. 1810 in Stavenhagen (Mecklenburg-Schwe¬ Grenzboten I, 1861. 56
Biographisches über Fritz Reuter. Die letzte Nummer der Grenzboten enthielt eine eingehende Besprechung des niederdeutschen Dichters Fritz Reuter; es wird, so hoffen wir, den Freunden dieses liebenswürdigen Talentes willkommen sein. Näheres über sein Leben und seine Persönlichkeit zu erfahren. Der Redaction ist auf ihr Ansuchen eine kurze biographische Skizze von einem persönlichen Freunde des Dichters zur Benützung mitgetheilt worden, sie wird im Folgenden abgedruckt. „Fritz Reuter ist am 7. Nov. 1810 in Stavenhagen (Mecklenburg-Schwe¬ Grenzboten I, 1861. 56
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Biographisches über Fritz Reuter.
Die letzte Nummer der Grenzboten enthielt eine eingehende Besprechung
des niederdeutschen Dichters Fritz Reuter; es wird, so hoffen wir, den Freunden
dieses liebenswürdigen Talentes willkommen sein. Näheres über sein Leben
und seine Persönlichkeit zu erfahren. Der Redaction ist auf ihr Ansuchen
eine kurze biographische Skizze von einem persönlichen Freunde des Dichters
zur Benützung mitgetheilt worden, sie wird im Folgenden abgedruckt.
„Fritz Reuter ist am 7. Nov. 1810 in Stavenhagen (Mecklenburg-Schwe¬
rin) als ältester Sohn des dortigen Bürgermeisters und Stadtrichters geboren.
Sein Vater, von außergewöhnlicher, rastloser Thätigkeit, betrieb außerdem eine
nicht unbedeutende und intelligente Landwirthschaft, über welche er in popu¬
lären Schriften zu berichten pflegte. Er war ein strenger, überaus pflicht¬
getreuer Mann. Die Mutter war in Folge einer heftigen Krankheit gleich nach
der Geburt eines zweiten Sohnes, der bald starb, gelähmt und hat bis zu
ihrem Tode im Jahre 1825 den Gebrauch ihrer Glieder nicht wieder erhalten.
Desto reger war ihr Geist, und schon früh wußte sie den Sohn für die großen
Dichter deutscher Nation zu enthusiasmiren. Hierbei half auch der Pathe.
Amtshauptmann Weber, der mit Onkel Herse so ziemlich den einzigen Um¬
gang der Aeltern bildete. Es sind Zustünde des väterlichen Hauses, welche
Reuter in der Geschichte „Otte Kamelien" geschildert hat, er selbst hat sich als
strebsamen Knaben und kleinen Botenläufer hereingesetzt, in Wirklichkeit aber
war er in dem Jahre, in welchem die Erzählung verläuft, noch nicht drei
Jahre alt. Der Knabe suchte seine Gefährten im Kreise der Bürgersöhne,
er fand sie am liebsten bei den Söhnen des Pächters Nahmacher aus dem
hart an der Stadt gelegenen Altbauhofe. Nachdem in dem elterlichen Hause
noch zwei, wenig ältere, Vettern aufgenommen waren, wurde bis zum Jahre
1824 der Unterricht für die Knaben durch Hauslehrer beschafft. Von da ab
besuchte Reuter mit einem Vetter, der jetzt Pastor in Tessin ist, das Gymnasium
zu Friedland in Mecklenburg-Strelitz. das sich damals eines durch Turnen ge¬
hobenen rüstigen Jugendlebens erfreute. Geschichte. Geographie, Mathematik
und Zeichnen waren die Lehrgegenstünde, die dem Knaben am meisten zu-
Grenzboten I, 1861. 56
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