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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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in den Wald wol eine Stunde weit. Wie er sie endlich bei ihrem vollen
Namen genannt und gesagt: "Was willst du hier; geh nach Hause," war's
ihr, als erwachte.sie aus einem böse" Traum, und als sie sich umsah, merkte
sie zu ihrem Schrecken, daß sie sich bei einer eingegangenen Schindhütte be¬
fand, wo es schon am heilen Tage nicht geheuer war. Seinen eignen Herr",
den Forstner, bannte er einmal nach einem heftigen Streit drei Tage und drei
Nächte ins Westerholz auf einen Stock, daß jedermann meinte, er sei von
einem Wildfrevler erschossen worden. Dies hat ihm aber den Dienst gekostet,
und hat ihn darauf niemand wieder zu Gesicht bekommen.




Noch ein Wort über das östreichische Heer.

Mein Herr. A ngeregt durch den Artikel Ihres ge¬
ehrten Blattes über das östreichische Heer erlaube ich mir, Ihnen folgende
Erinnerungen gleichsam als kleine Ergänzung zu, schicken. Nur die Aufdeckung
von Mißbräuchen kann ja helfen.

- -- Nach der Schlacht von Magenta beschloß ich, bei der östreichische"
Armee für die Dauer des Feldzuges als Freiwilliger einzuspringen, und wandte
mich deshalb an die Gesandschaft zu.....um über die Bedingungen
Näheres zu erfahren. Der Secretär drückte mich fast in die Arme, als ich
ihn, meinen Entschluß kund that, aber er erklärte, daß von Wien ein so con-
fuses Rescript über die Zulassung der Freiwilligen gekommen sei, daß sie auf
der Gesandtschaft nicht daraus hätten klug werden können und er mir Sicheres
nicht mitzutheilen vermöge. Nur in Innsbruck beim Landescommando von
Tirol würde ich Genaues darüber erfahren können. Ich reiste nach Inns¬
bruck. Warten und mich von Hause mit allen möglichen, langwierigen Zeug¬
nissen versehen, wollte ich nach den verlorenen Schlachten nicht länger, zumal
der Herr auf der Gesandtschaft meinte, mein Paß :c. würden für meinen Zweck
genügen. -- In Innsbruck wurde ick auf der Commandantschaft mit über¬
raschender Artigkeit empfange". Artigeres, zuvorkommenderes Benehmen ">s
bei den Militärbehörden und Officieren -- dies will ich hier gleich bemerken
-- habe ich niemals gefunden. Es ging meiner Ansicht nach fast zu weit,
indem meinet-, des einfachen Volontärs wegen, Ordonnanzen ze. zuweilen war-


in den Wald wol eine Stunde weit. Wie er sie endlich bei ihrem vollen
Namen genannt und gesagt: „Was willst du hier; geh nach Hause," war's
ihr, als erwachte.sie aus einem böse» Traum, und als sie sich umsah, merkte
sie zu ihrem Schrecken, daß sie sich bei einer eingegangenen Schindhütte be¬
fand, wo es schon am heilen Tage nicht geheuer war. Seinen eignen Herr»,
den Forstner, bannte er einmal nach einem heftigen Streit drei Tage und drei
Nächte ins Westerholz auf einen Stock, daß jedermann meinte, er sei von
einem Wildfrevler erschossen worden. Dies hat ihm aber den Dienst gekostet,
und hat ihn darauf niemand wieder zu Gesicht bekommen.




Noch ein Wort über das östreichische Heer.

Mein Herr. A ngeregt durch den Artikel Ihres ge¬
ehrten Blattes über das östreichische Heer erlaube ich mir, Ihnen folgende
Erinnerungen gleichsam als kleine Ergänzung zu, schicken. Nur die Aufdeckung
von Mißbräuchen kann ja helfen.

- — Nach der Schlacht von Magenta beschloß ich, bei der östreichische»
Armee für die Dauer des Feldzuges als Freiwilliger einzuspringen, und wandte
mich deshalb an die Gesandschaft zu.....um über die Bedingungen
Näheres zu erfahren. Der Secretär drückte mich fast in die Arme, als ich
ihn, meinen Entschluß kund that, aber er erklärte, daß von Wien ein so con-
fuses Rescript über die Zulassung der Freiwilligen gekommen sei, daß sie auf
der Gesandtschaft nicht daraus hätten klug werden können und er mir Sicheres
nicht mitzutheilen vermöge. Nur in Innsbruck beim Landescommando von
Tirol würde ich Genaues darüber erfahren können. Ich reiste nach Inns¬
bruck. Warten und mich von Hause mit allen möglichen, langwierigen Zeug¬
nissen versehen, wollte ich nach den verlorenen Schlachten nicht länger, zumal
der Herr auf der Gesandtschaft meinte, mein Paß :c. würden für meinen Zweck
genügen. — In Innsbruck wurde ick auf der Commandantschaft mit über¬
raschender Artigkeit empfange». Artigeres, zuvorkommenderes Benehmen ">s
bei den Militärbehörden und Officieren — dies will ich hier gleich bemerken
— habe ich niemals gefunden. Es ging meiner Ansicht nach fast zu weit,
indem meinet-, des einfachen Volontärs wegen, Ordonnanzen ze. zuweilen war-


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[0314] in den Wald wol eine Stunde weit. Wie er sie endlich bei ihrem vollen Namen genannt und gesagt: „Was willst du hier; geh nach Hause," war's ihr, als erwachte.sie aus einem böse» Traum, und als sie sich umsah, merkte sie zu ihrem Schrecken, daß sie sich bei einer eingegangenen Schindhütte be¬ fand, wo es schon am heilen Tage nicht geheuer war. Seinen eignen Herr», den Forstner, bannte er einmal nach einem heftigen Streit drei Tage und drei Nächte ins Westerholz auf einen Stock, daß jedermann meinte, er sei von einem Wildfrevler erschossen worden. Dies hat ihm aber den Dienst gekostet, und hat ihn darauf niemand wieder zu Gesicht bekommen. Noch ein Wort über das östreichische Heer. Mein Herr. A ngeregt durch den Artikel Ihres ge¬ ehrten Blattes über das östreichische Heer erlaube ich mir, Ihnen folgende Erinnerungen gleichsam als kleine Ergänzung zu, schicken. Nur die Aufdeckung von Mißbräuchen kann ja helfen. - — Nach der Schlacht von Magenta beschloß ich, bei der östreichische» Armee für die Dauer des Feldzuges als Freiwilliger einzuspringen, und wandte mich deshalb an die Gesandschaft zu.....um über die Bedingungen Näheres zu erfahren. Der Secretär drückte mich fast in die Arme, als ich ihn, meinen Entschluß kund that, aber er erklärte, daß von Wien ein so con- fuses Rescript über die Zulassung der Freiwilligen gekommen sei, daß sie auf der Gesandtschaft nicht daraus hätten klug werden können und er mir Sicheres nicht mitzutheilen vermöge. Nur in Innsbruck beim Landescommando von Tirol würde ich Genaues darüber erfahren können. Ich reiste nach Inns¬ bruck. Warten und mich von Hause mit allen möglichen, langwierigen Zeug¬ nissen versehen, wollte ich nach den verlorenen Schlachten nicht länger, zumal der Herr auf der Gesandtschaft meinte, mein Paß :c. würden für meinen Zweck genügen. — In Innsbruck wurde ick auf der Commandantschaft mit über¬ raschender Artigkeit empfange». Artigeres, zuvorkommenderes Benehmen ">s bei den Militärbehörden und Officieren — dies will ich hier gleich bemerken — habe ich niemals gefunden. Es ging meiner Ansicht nach fast zu weit, indem meinet-, des einfachen Volontärs wegen, Ordonnanzen ze. zuweilen war-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/314>, abgerufen am 24.08.2024.