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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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dieser Neigung folgen wird. Charakteristisch war ihre Abstimmung in der Beschwerde
über das willkürliche Verfahren der vorigen ^Regierung in der Verweigerung des
^ufcnthaltsrcchts. Sie stimmten gegen die Beschwerde eigentlich weit es sich um einen
Demokraten handelte, dem Vorgeben nach, um nicht nachträglich die Rücksicht gegen
das Ministerium Westphalen aus deu Auge" zu lassen! Als ob es in diesem sand¬
ig nicht die Hauptaufgabe wäre, für die zahlreichen Beeinträchtigungen der
Freiheit eine dauernde Abhilfe zu finden! Und unter allen Beeinträchtigungen der
Freiheit war diese, von der man selbst in Oestreich keine Ahnung hat, geschweige
"ber in den andern Bundesländern, die ärgste, diejenige, um derentwillen man dem
Abgeordneten Diestcrweg jeden möglichen ^parlamentarischen Ausdruck verzeihen
weichte. Es hat uns gefreut, daß hauptsächlich der Abgeordnete Matthis, gewiß
kein zu weitgehender Liberaler, weder in seiner amtlichen Vergangenheit, noch in
seinen Grundsätzen, sich so ernst und eindringlich dieser Sache angenommen hat;
wuchte das Ministerium bald darauf denken, einem künftig etwa eintretenden Willkür¬
gelüst bei Zeiten den gesetzlichen Riegel vorzuschieben.




Literatur.

Handbuch der physischen Geographie von Gustav Adolph von
blöden. Mit 274 Holzschnitten. -- Berlin, Weidmannschc Buchhandlung. 1859.--
Dieses Werk, welches den ersten Band eines in drei Abschnitte zerfallenden Handbuchs
Erdkunde bildet, ist wol das inhaltreichste und gründlichste, welches die Geogra¬
phie unsrer Tage ausweist. Indem es das Hauptmaterial unsres jetzigen Wissens
"on den physikalischen Verhältnissen der Erde und der organischen Schöpfung wieder-
^legale, ist es vor allen geeignet, uns den ungeheuren Fortschritt zum Bewußtsein
in bringen, welchen die Wissenschaft ans diesem Gebiet in den letzten Jahrzehnten
vnmacht hat, und den sie zum guten Theil Forschern aus der Mitte der deutschen
Nation verdankt. Die Erkenntniß der Natur ist erst eine wissenschaftliche geworden,
fut die Forschung eine vergleichende wurde, seit A. v. Humboldt den Vulkanismus,
d>c Verbreitung der Pflanzen, die magnetischen Verhältnisse der Erde u. s. w. durch
Nebeneinanderstellung der besonderen hierher gehörigen Erscheinungen ergründete und
^it Ritter die Bodengestaltung nach den verschiedenen Dimensionen deutlich feststellte
und die einzelnen Glieder der fünf Erdtheile untereinander und mit ihren einstigen
Zuständen und Verhältnissen verglich. Seitdem haben verschiedene treffliche Kräfte
"W Weiterbau der vergleichenden Geographie gearbeitet, aber noch immer stützt sich
Physik der Erde auf das von jenen Heroen der Wissenschaft Geleistete.

Dem vorliegenden Werke sieht man ans jeder Seite an, daß sein Verfasser das
^auze der Physischen Geographie vollkommen beherrscht, daß er die umfassendsten
Studien gemacht hat. Das Buch enthält (auf nahe an 1000 Seiten) alles Wcscnt-
von dem, was man bisher in Handbüchern dieser Art zu suchen gewöhnt war,
Außerdem aber, indem es die neuesten Entdeckungen benutzte, eine große Anzahl von
^vbachtungcn. deren selbst der "Kosmos" noch keine Erwähnung thut. Die Art
^ Zusammenstellung und Einkleidung des Materials ist zweckmäßig, die Darstellung


dieser Neigung folgen wird. Charakteristisch war ihre Abstimmung in der Beschwerde
über das willkürliche Verfahren der vorigen ^Regierung in der Verweigerung des
^ufcnthaltsrcchts. Sie stimmten gegen die Beschwerde eigentlich weit es sich um einen
Demokraten handelte, dem Vorgeben nach, um nicht nachträglich die Rücksicht gegen
das Ministerium Westphalen aus deu Auge» zu lassen! Als ob es in diesem sand¬
ig nicht die Hauptaufgabe wäre, für die zahlreichen Beeinträchtigungen der
Freiheit eine dauernde Abhilfe zu finden! Und unter allen Beeinträchtigungen der
Freiheit war diese, von der man selbst in Oestreich keine Ahnung hat, geschweige
»ber in den andern Bundesländern, die ärgste, diejenige, um derentwillen man dem
Abgeordneten Diestcrweg jeden möglichen ^parlamentarischen Ausdruck verzeihen
weichte. Es hat uns gefreut, daß hauptsächlich der Abgeordnete Matthis, gewiß
kein zu weitgehender Liberaler, weder in seiner amtlichen Vergangenheit, noch in
seinen Grundsätzen, sich so ernst und eindringlich dieser Sache angenommen hat;
wuchte das Ministerium bald darauf denken, einem künftig etwa eintretenden Willkür¬
gelüst bei Zeiten den gesetzlichen Riegel vorzuschieben.




Literatur.

Handbuch der physischen Geographie von Gustav Adolph von
blöden. Mit 274 Holzschnitten. — Berlin, Weidmannschc Buchhandlung. 1859.—
Dieses Werk, welches den ersten Band eines in drei Abschnitte zerfallenden Handbuchs
Erdkunde bildet, ist wol das inhaltreichste und gründlichste, welches die Geogra¬
phie unsrer Tage ausweist. Indem es das Hauptmaterial unsres jetzigen Wissens
"on den physikalischen Verhältnissen der Erde und der organischen Schöpfung wieder-
^legale, ist es vor allen geeignet, uns den ungeheuren Fortschritt zum Bewußtsein
in bringen, welchen die Wissenschaft ans diesem Gebiet in den letzten Jahrzehnten
vnmacht hat, und den sie zum guten Theil Forschern aus der Mitte der deutschen
Nation verdankt. Die Erkenntniß der Natur ist erst eine wissenschaftliche geworden,
fut die Forschung eine vergleichende wurde, seit A. v. Humboldt den Vulkanismus,
d>c Verbreitung der Pflanzen, die magnetischen Verhältnisse der Erde u. s. w. durch
Nebeneinanderstellung der besonderen hierher gehörigen Erscheinungen ergründete und
^it Ritter die Bodengestaltung nach den verschiedenen Dimensionen deutlich feststellte
und die einzelnen Glieder der fünf Erdtheile untereinander und mit ihren einstigen
Zuständen und Verhältnissen verglich. Seitdem haben verschiedene treffliche Kräfte
"W Weiterbau der vergleichenden Geographie gearbeitet, aber noch immer stützt sich
Physik der Erde auf das von jenen Heroen der Wissenschaft Geleistete.

Dem vorliegenden Werke sieht man ans jeder Seite an, daß sein Verfasser das
^auze der Physischen Geographie vollkommen beherrscht, daß er die umfassendsten
Studien gemacht hat. Das Buch enthält (auf nahe an 1000 Seiten) alles Wcscnt-
von dem, was man bisher in Handbüchern dieser Art zu suchen gewöhnt war,
Außerdem aber, indem es die neuesten Entdeckungen benutzte, eine große Anzahl von
^vbachtungcn. deren selbst der „Kosmos" noch keine Erwähnung thut. Die Art
^ Zusammenstellung und Einkleidung des Materials ist zweckmäßig, die Darstellung


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/327>, abgerufen am 24.07.2024.