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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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Rechnung zutraun will. Dieses Mißtrauen würde aufhören, sobald Preußen M
eines Theils seiner kriegerischen Rüstung entkleidete und eine offne und consequente
Friedenspolitik verfolgte. Sobald die mittlern und kleinern Staaten Deutschlands
aufhören würden Preußen zu fürchten, sobald sie an ihm einen Schutz gegen M
Unruhe fanden, so würde der Zollverein in seinem ganzen gegenwärtigen Umfauö
nicht blos in Hnndclsbeziehung eine Wahrheit werden, und so lange Preußen W
im Verein mit den übrigen deutschen Regierungen bereit erklärt, seine Bundespflieh'
ten zu erfüllen, die über den Umfang des deutschen Bundes nicht hinausgehn,
würde auch Oestreich keinen rechtlichen Einspruch dagegen erheben können. Vielleicht
ist dieser Weg der sicherste, allein ihm widersprechen die altpreußischen Traditionen
Es scheint eine Erniedrigung, sich aus dem großen europäischen Kongreß in die de<
scheitern deutsche Reichs Versammlung zurückzuziehn und Gefühle sind zuletzt ein
lor, der bei politischen Combinationen auch in Rechnung kommen muß.

Jeder dieser drei Wege ist möglich, jeder hat seinen Vortheil, jeder seine ernste"
Bedenken. Für heute machen wir, ohne uns auf eine nähere Untersuchung einzU'
lassen, nur aus eins aufmerksam : Preußen kann nur dann fortschreiten, wenn ^
einen dieser drei Wege wählt und dann mit rücksichtsloser Entschiedenheit ohne U'
gerd einem Bedenken Gehör zu geben, auf demselben verharrt. Das Abspring^
von einem Weg auf den andern, welches Preußens Politik namentlich seit 184'
charakterisirt, hat dem Staat keinen Segen gebracht, und würde bei jedem ernstes
weitumfassenden Conflict die Gefahr des Untergangs nach sich ziehn.




Literatur.

Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Von I. Falke. 2 Theile. -- Le""
zig, Verlag von G. Mayer. 1858. -- Eine Geschichte der deutschen Kleidertrach^'
von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, die sich dadurch vor andern
zeichnet, daß der Versasser die Moden nicht als bloße Geschöpfe des Zufalls, l""'
dern als Züge der geistigen Physiognomie der jedesmaligen Zeit, als ÄusprägU^
des Charakters der einzelnen Entwicklungsperioden ansieht und demgemäß deha"^
Neben vielem Treffenden laust bei dieser Auffassung manches Willkürliche mit u"t^
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Ststrreebbungen, welche sich an das germanische Museum in Nürnberg knüpfen, ^Im Ganzen aber muß das Werk als eine fleißige und geschickte Arbeit und als ^
willkommener Beitrag zur deutschen Culturgeschichte bezeichnet werden, der den
en
macht.




Verantwortlicher Redacteur -'!>. Moritz Busch -- Verlag von F. L. Heri'i"
in Leipzig.
Druck von C, E. E!dert in Leipzig.

Rechnung zutraun will. Dieses Mißtrauen würde aufhören, sobald Preußen M
eines Theils seiner kriegerischen Rüstung entkleidete und eine offne und consequente
Friedenspolitik verfolgte. Sobald die mittlern und kleinern Staaten Deutschlands
aufhören würden Preußen zu fürchten, sobald sie an ihm einen Schutz gegen M
Unruhe fanden, so würde der Zollverein in seinem ganzen gegenwärtigen Umfauö
nicht blos in Hnndclsbeziehung eine Wahrheit werden, und so lange Preußen W
im Verein mit den übrigen deutschen Regierungen bereit erklärt, seine Bundespflieh'
ten zu erfüllen, die über den Umfang des deutschen Bundes nicht hinausgehn,
würde auch Oestreich keinen rechtlichen Einspruch dagegen erheben können. Vielleicht
ist dieser Weg der sicherste, allein ihm widersprechen die altpreußischen Traditionen
Es scheint eine Erniedrigung, sich aus dem großen europäischen Kongreß in die de<
scheitern deutsche Reichs Versammlung zurückzuziehn und Gefühle sind zuletzt ein
lor, der bei politischen Combinationen auch in Rechnung kommen muß.

Jeder dieser drei Wege ist möglich, jeder hat seinen Vortheil, jeder seine ernste"
Bedenken. Für heute machen wir, ohne uns auf eine nähere Untersuchung einzU'
lassen, nur aus eins aufmerksam : Preußen kann nur dann fortschreiten, wenn ^
einen dieser drei Wege wählt und dann mit rücksichtsloser Entschiedenheit ohne U'
gerd einem Bedenken Gehör zu geben, auf demselben verharrt. Das Abspring^
von einem Weg auf den andern, welches Preußens Politik namentlich seit 184'
charakterisirt, hat dem Staat keinen Segen gebracht, und würde bei jedem ernstes
weitumfassenden Conflict die Gefahr des Untergangs nach sich ziehn.




Literatur.

Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Von I. Falke. 2 Theile. — Le»"
zig, Verlag von G. Mayer. 1858. — Eine Geschichte der deutschen Kleidertrach^'
von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, die sich dadurch vor andern
zeichnet, daß der Versasser die Moden nicht als bloße Geschöpfe des Zufalls, l""'
dern als Züge der geistigen Physiognomie der jedesmaligen Zeit, als ÄusprägU^
des Charakters der einzelnen Entwicklungsperioden ansieht und demgemäß deha»^
Neben vielem Treffenden laust bei dieser Auffassung manches Willkürliche mit u»t^
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Ststrreebbungen, welche sich an das germanische Museum in Nürnberg knüpfen, ^Im Ganzen aber muß das Werk als eine fleißige und geschickte Arbeit und als ^
willkommener Beitrag zur deutschen Culturgeschichte bezeichnet werden, der den
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Verantwortlicher Redacteur -'!>. Moritz Busch — Verlag von F. L. Heri'i»
in Leipzig.
Druck von C, E. E!dert in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/210>, abgerufen am 24.07.2024.