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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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pens, die Handelskrisis von 1857, die deutsche Einwanderung in Ungarn, das Ge-
schützwesen zur See u, s. w. Vielleicht wäre es bei den Abhandlungen von ein¬
gehend technischem Interesse wünschenswert!), die Namen der Verfasser zu erfahren.
Die ganze Encyklopädie hat bereits einen recht stattlichen Umfang, und kann sich
rühmen, in großer Ausdehnung und im Ganzen segensreich auf die Bildung des gro¬
ßem Publicums eingewirkt zu haben. --

Eine sehr geistvolle kleine Schrift: "Engländer und Franzosen. Eine
Parallele von Ad. Hclfferich. Berlin, W. Hertz," erscheint, sehr zeitgemäß, in
zweiter vermehrter Auflage. Der Verfasser macht in der Vorrede mit Recht darauf
aufmerksam, daß Napoleon der Dritte nur verstanden wird, wenn man ihn im rich¬
tigen Zusammenhang auffaßt. "Er hätte sich nimmermehr zu der schwindelnden
Höhe emporschwingen können, auf der jegliche Verantwortlichkeit aufhört, wenn er
nicht bereits in der Masse des französischen Volks den Stoff dazu vorgefunden. Er
nahm die Leute, wie sie sich ihm darboten . . . Darin besteht das ganze Geheimniß
seines Negierungssystcms und zugleich die den europäischen Völkern von Frankreich
ohne Unterlaß drohende Gefahr. Es kann nichts helfen, sich immer an den Napo¬
leonismus zu halten und darüber seine Voraussetzungen außer Acht zu lassen: in
der ganzen Denk- und Gefühlsweise des französischen Volks liegt etwas, was dem
herrschenden Regierungssystem weit mehr Vorschub leistet, als die Schlauheit und
Thatkraft eines Einzelnen irgend vermocht hätte. Es ist die herrschende Frivolität,
durch welche die Franzosen sich selbst um ihre Freiheit betrogen haben; diese Zer¬
setzung der sittlichen Ideen stammt nicht etwa von heute oder von gestern, sie ist
vielmehr das Ergebniß eines verfehlten Bildungsprocesses, der durch Jahrhunderte sich
hinzieht und seinen Höhepunkt erreichte in dem Unterrichtswesen des heutigen Frank¬
reichs . . . Dieses hat zum leitenden Grundsatz, daß Kinder und Soldaten maschinen¬
mäßig gedrillt, durch Orden und Schulpreise angestachelt sein wollen." -- In
der weitern Ausführung kommen die Engländer gar zu gut weg; wir haben
das bereits bei Gelegenheit der ersten Ausgabe angedeutet. -- Wir empfehlen nur
folgende Lehre zur Beherzigung: mit Napoleon ist der Napoleonismus nicht gestürzt;
ein Einzug in Paris macht die Franzosen nicht anders. -- Allem Uebermuth von
dorther vorzubeugen, gibt es nur ein Mittel: kräftige, einheitliche Organisation
Deutschlands, d. h. Reform des Bundes im Sinn der Concentration unsrer Kräfte. --
Das gilt es heut, das hat es stets gegolten, das wird es ewig gelten.




Mit Ur. ZV beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal,
welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬
ziehen ist.
Leipzig, im Juni 1859.Die Verlagshandlung.




'Verantwortlicher Redacteur- v. Moritz Busch -- Verlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

pens, die Handelskrisis von 1857, die deutsche Einwanderung in Ungarn, das Ge-
schützwesen zur See u, s. w. Vielleicht wäre es bei den Abhandlungen von ein¬
gehend technischem Interesse wünschenswert!), die Namen der Verfasser zu erfahren.
Die ganze Encyklopädie hat bereits einen recht stattlichen Umfang, und kann sich
rühmen, in großer Ausdehnung und im Ganzen segensreich auf die Bildung des gro¬
ßem Publicums eingewirkt zu haben. —

Eine sehr geistvolle kleine Schrift: „Engländer und Franzosen. Eine
Parallele von Ad. Hclfferich. Berlin, W. Hertz," erscheint, sehr zeitgemäß, in
zweiter vermehrter Auflage. Der Verfasser macht in der Vorrede mit Recht darauf
aufmerksam, daß Napoleon der Dritte nur verstanden wird, wenn man ihn im rich¬
tigen Zusammenhang auffaßt. „Er hätte sich nimmermehr zu der schwindelnden
Höhe emporschwingen können, auf der jegliche Verantwortlichkeit aufhört, wenn er
nicht bereits in der Masse des französischen Volks den Stoff dazu vorgefunden. Er
nahm die Leute, wie sie sich ihm darboten . . . Darin besteht das ganze Geheimniß
seines Negierungssystcms und zugleich die den europäischen Völkern von Frankreich
ohne Unterlaß drohende Gefahr. Es kann nichts helfen, sich immer an den Napo¬
leonismus zu halten und darüber seine Voraussetzungen außer Acht zu lassen: in
der ganzen Denk- und Gefühlsweise des französischen Volks liegt etwas, was dem
herrschenden Regierungssystem weit mehr Vorschub leistet, als die Schlauheit und
Thatkraft eines Einzelnen irgend vermocht hätte. Es ist die herrschende Frivolität,
durch welche die Franzosen sich selbst um ihre Freiheit betrogen haben; diese Zer¬
setzung der sittlichen Ideen stammt nicht etwa von heute oder von gestern, sie ist
vielmehr das Ergebniß eines verfehlten Bildungsprocesses, der durch Jahrhunderte sich
hinzieht und seinen Höhepunkt erreichte in dem Unterrichtswesen des heutigen Frank¬
reichs . . . Dieses hat zum leitenden Grundsatz, daß Kinder und Soldaten maschinen¬
mäßig gedrillt, durch Orden und Schulpreise angestachelt sein wollen." — In
der weitern Ausführung kommen die Engländer gar zu gut weg; wir haben
das bereits bei Gelegenheit der ersten Ausgabe angedeutet. — Wir empfehlen nur
folgende Lehre zur Beherzigung: mit Napoleon ist der Napoleonismus nicht gestürzt;
ein Einzug in Paris macht die Franzosen nicht anders. — Allem Uebermuth von
dorther vorzubeugen, gibt es nur ein Mittel: kräftige, einheitliche Organisation
Deutschlands, d. h. Reform des Bundes im Sinn der Concentration unsrer Kräfte. —
Das gilt es heut, das hat es stets gegolten, das wird es ewig gelten.




Mit Ur. ZV beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal,
welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬
ziehen ist.
Leipzig, im Juni 1859.Die Verlagshandlung.




'Verantwortlicher Redacteur- v. Moritz Busch — Verlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/530>, abgerufen am 22.12.2024.