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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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andere Seite, -- Durch jenen Schritt hat Italien einen königlichen "Märtyrer" er¬
halten, der Sohn hat die Pflicht der Rache übernommen, die freie Verfassung des
sardinischen Staats ist gesichert, und damit ein Kern künftiger Organisation. --
Leider ist Victor Emanuel auch darin seinem Vater ähnlich, daß ihm in der Politik
die Schnelligkeit des Erwerbs über die Sicherheit geht. --

'Zum Verständniß dieser Kriegsgeschichten und der heutigen Tagesereignisse muß
sich jeder Zeitungsleser die ,,Straßenkarte der lombardischen Ebene" (Gotha,
Justus Perthes) anschaffen; man findet jeden Ort, und dabei stellt sich das Ganze
dem Auge doch sehr deutlich, übersichtlich und selbst wohlgefällig dar. -- Dazu ge¬
hört (in demselben Verlag) das "Straßennetz zwischen Turin, Genua und
dem Lago Maggiore," verbunden mit einer allgemeinen Karte von Overitalicn
und einigen kleinen'Plänen (Alessandria, Genua, Venedig, Minciolinie). -- Die
Karten sind auch im Uebrigen sehr härtlich eingerichtet.




Zur Tagesgeschichte.

In der Literatur, welche die Ereignisse des Tages, politischer und socialer Na¬
tur, dem Leser nicht blos in zweckmäßigen Uebersichten, sondern tiefer eingehend, dem
Zeitungspublicum zu verdeutlichen sucht, gehören in erster Linie die Werke, welche
sich um das Rrockhausische Conversationslexikon gruppiren. Die "Gegenwart"
(1848--1856) hat mit dem zwölften Band ihren Abschluß gefunden; ihre Stelle
hat seit 1857 "Unsere Zeit. Jahrbuch zum Conversationslexikon. Leipzig, Brock¬
haus" eingenommen. Mit dem vorigen Werk hängt dieses neue insofern zusammen,
als es durchweg von gut unterrichteten Schriftstellern versorgt, die Gesammtheit der
Zeitintercssen dem Leser vorzuführen sucht; dagegen hält es sich nicht so streng an
eine systematische, encyklopädische Darstellung, es greift vielmehr diejenigen heraus,
die augenblicklich die Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Ferner schließt es sich
enger an das Lexikon an, und vermittelt durch Vervollständigung der in demselben
enthaltenen Artikel in den "kleinen Mittheilungen" die neue Ausgabe: vortrefflich
eingerichtet, und wir haben in Bezug darauf nur einen Wunsch auszusprechen,
nämlich daß das alphabetische Verzeichnis? jedes Bandes nicht blos die in diesem Band
enthaltenen Artikel, sondern die Artikel des ganzen Werks aufführt. In den bisher erschie¬
nenen zwei Bänden ist das freilich nur ein kleiner Uebelstand, wenn aber die Zahl der
Bände sich stark vermehrt, so dürste es für die Uebersicht doch bedenklich werden.--
Vom 3. Bd. sind bis jetzt fünf Hefte erschienen; sie enthalten in Bezug auf die
brennenden Fragen des Tags folgende Personalbeschreibungen: Mazzini; Cavour; Pe-
lissier; Alexander Herzen; ferner: Toulon als Kriegshafen, die Befestigung Antwcr-


andere Seite, — Durch jenen Schritt hat Italien einen königlichen „Märtyrer" er¬
halten, der Sohn hat die Pflicht der Rache übernommen, die freie Verfassung des
sardinischen Staats ist gesichert, und damit ein Kern künftiger Organisation. —
Leider ist Victor Emanuel auch darin seinem Vater ähnlich, daß ihm in der Politik
die Schnelligkeit des Erwerbs über die Sicherheit geht. —

'Zum Verständniß dieser Kriegsgeschichten und der heutigen Tagesereignisse muß
sich jeder Zeitungsleser die ,,Straßenkarte der lombardischen Ebene" (Gotha,
Justus Perthes) anschaffen; man findet jeden Ort, und dabei stellt sich das Ganze
dem Auge doch sehr deutlich, übersichtlich und selbst wohlgefällig dar. — Dazu ge¬
hört (in demselben Verlag) das „Straßennetz zwischen Turin, Genua und
dem Lago Maggiore," verbunden mit einer allgemeinen Karte von Overitalicn
und einigen kleinen'Plänen (Alessandria, Genua, Venedig, Minciolinie). — Die
Karten sind auch im Uebrigen sehr härtlich eingerichtet.




Zur Tagesgeschichte.

In der Literatur, welche die Ereignisse des Tages, politischer und socialer Na¬
tur, dem Leser nicht blos in zweckmäßigen Uebersichten, sondern tiefer eingehend, dem
Zeitungspublicum zu verdeutlichen sucht, gehören in erster Linie die Werke, welche
sich um das Rrockhausische Conversationslexikon gruppiren. Die „Gegenwart"
(1848—1856) hat mit dem zwölften Band ihren Abschluß gefunden; ihre Stelle
hat seit 1857 „Unsere Zeit. Jahrbuch zum Conversationslexikon. Leipzig, Brock¬
haus" eingenommen. Mit dem vorigen Werk hängt dieses neue insofern zusammen,
als es durchweg von gut unterrichteten Schriftstellern versorgt, die Gesammtheit der
Zeitintercssen dem Leser vorzuführen sucht; dagegen hält es sich nicht so streng an
eine systematische, encyklopädische Darstellung, es greift vielmehr diejenigen heraus,
die augenblicklich die Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Ferner schließt es sich
enger an das Lexikon an, und vermittelt durch Vervollständigung der in demselben
enthaltenen Artikel in den „kleinen Mittheilungen" die neue Ausgabe: vortrefflich
eingerichtet, und wir haben in Bezug darauf nur einen Wunsch auszusprechen,
nämlich daß das alphabetische Verzeichnis? jedes Bandes nicht blos die in diesem Band
enthaltenen Artikel, sondern die Artikel des ganzen Werks aufführt. In den bisher erschie¬
nenen zwei Bänden ist das freilich nur ein kleiner Uebelstand, wenn aber die Zahl der
Bände sich stark vermehrt, so dürste es für die Uebersicht doch bedenklich werden.—
Vom 3. Bd. sind bis jetzt fünf Hefte erschienen; sie enthalten in Bezug auf die
brennenden Fragen des Tags folgende Personalbeschreibungen: Mazzini; Cavour; Pe-
lissier; Alexander Herzen; ferner: Toulon als Kriegshafen, die Befestigung Antwcr-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/529>, abgerufen am 22.12.2024.