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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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mein werfen, aber Aussichten hat er leider Gottes seinen Gegnern gegenüber
vollauf.

Machen wir einige Gedankenstriche, um über nur scheinbar mythische
Hofkriegsrüthe und Dynastenrepubliken bösester Art hinwegzukommen--
und notiren wir noch einige Daten ans dem Feldzug von 1796 und 1797.
Tage gelten jetzt viel und alle Jahrestage werden nicht so lustig gefeiert als
mein Geburtstag. Doch wir wollen nur von heute ab zählen, die Treffen
bei Montenotte, Millesimo, Dego. Mondovi sind doch schon unrettbar verloren.

Am 30. Mai 1796 forcirt Bonaparte die Minciolinie, am 30. Juli hebt
er die Belagerung Mantuas ans; am 3. August schlägt er am Gardasee Quos-
danowich bei Salv, Gavardo, Lonato, Desenzano; am 5. August Wurmser
bei Castiglione; beim zweiten Versuch, Mantua zu entsetzen, wiederum Wurm-
ser am 8. September bei Bassano; am 15. nach dem Gefecht an der Favo¬
rit" ist vollends Wurmser gezwungen, sich nach Mantua hineinzuwerfen. . Der
dritte Entsatzversuch, von Alvintzy gemacht, wird bei Arcole am 15. 16. und
17. November vereitelt; der vierte bei Rivoli am 14. und 15. Januar 1797.
Am 2. Februar 17g? capitulirt Wurmser in Mantua. Mitte März beginnt
darauf Bonaparte seine Offensive, die ihn ins Innere Oestreichs führen soll,
noch vor dem Ende des Monats wird Erzherzog Karl aus Italien zurückge¬
drängt und stehn die französischen Colonnen östlich der Mischen Alpen; am
7. April wird der Waffenstillstand von Leoben geschlossen und am 17. Octo-
R. ber 1797 der Friede von Camposormio.




Alexis Graf von Tocqnelnlle.

Ueber den am 16. April d. I. verstorbenen großen Schriftsteller gibt sein
Freund Lom6nie in der Revue des deux mondes eine interessante Abhandlung, von
der wir nur wünschten, daß sie noch ausführlicher und eingehender wäre. -- Toc-
yueville ist an der Lungenschwindsucht gestorben, erst dreiundfünfzig Jahr alt;, seine
Gesundheit war immer sehr zart. -- Seine Familie gehört zum alten Landadel der
Normandie; das Stammgut ist noch das alte. Der Vater ist erst vor wenig Jah¬
ren gestorben; er war Pair und Minister unter der Restauration, ein genauer Freund
Chateaubriands. -- Alexis hatte die Rechte studirt und kurze Zeit vor der Juli¬
revolution ein Amt erhalten, das er nach derselben behielt. Einige Zeit darauf
erhielt er -- aus sein Verlangen -- den Auftrag, die Gefängnisse in den Vereinig-


mein werfen, aber Aussichten hat er leider Gottes seinen Gegnern gegenüber
vollauf.

Machen wir einige Gedankenstriche, um über nur scheinbar mythische
Hofkriegsrüthe und Dynastenrepubliken bösester Art hinwegzukommen--
und notiren wir noch einige Daten ans dem Feldzug von 1796 und 1797.
Tage gelten jetzt viel und alle Jahrestage werden nicht so lustig gefeiert als
mein Geburtstag. Doch wir wollen nur von heute ab zählen, die Treffen
bei Montenotte, Millesimo, Dego. Mondovi sind doch schon unrettbar verloren.

Am 30. Mai 1796 forcirt Bonaparte die Minciolinie, am 30. Juli hebt
er die Belagerung Mantuas ans; am 3. August schlägt er am Gardasee Quos-
danowich bei Salv, Gavardo, Lonato, Desenzano; am 5. August Wurmser
bei Castiglione; beim zweiten Versuch, Mantua zu entsetzen, wiederum Wurm-
ser am 8. September bei Bassano; am 15. nach dem Gefecht an der Favo¬
rit« ist vollends Wurmser gezwungen, sich nach Mantua hineinzuwerfen. . Der
dritte Entsatzversuch, von Alvintzy gemacht, wird bei Arcole am 15. 16. und
17. November vereitelt; der vierte bei Rivoli am 14. und 15. Januar 1797.
Am 2. Februar 17g? capitulirt Wurmser in Mantua. Mitte März beginnt
darauf Bonaparte seine Offensive, die ihn ins Innere Oestreichs führen soll,
noch vor dem Ende des Monats wird Erzherzog Karl aus Italien zurückge¬
drängt und stehn die französischen Colonnen östlich der Mischen Alpen; am
7. April wird der Waffenstillstand von Leoben geschlossen und am 17. Octo-
R. ber 1797 der Friede von Camposormio.




Alexis Graf von Tocqnelnlle.

Ueber den am 16. April d. I. verstorbenen großen Schriftsteller gibt sein
Freund Lom6nie in der Revue des deux mondes eine interessante Abhandlung, von
der wir nur wünschten, daß sie noch ausführlicher und eingehender wäre. — Toc-
yueville ist an der Lungenschwindsucht gestorben, erst dreiundfünfzig Jahr alt;, seine
Gesundheit war immer sehr zart. — Seine Familie gehört zum alten Landadel der
Normandie; das Stammgut ist noch das alte. Der Vater ist erst vor wenig Jah¬
ren gestorben; er war Pair und Minister unter der Restauration, ein genauer Freund
Chateaubriands. — Alexis hatte die Rechte studirt und kurze Zeit vor der Juli¬
revolution ein Amt erhalten, das er nach derselben behielt. Einige Zeit darauf
erhielt er — aus sein Verlangen — den Auftrag, die Gefängnisse in den Vereinig-


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[0401] mein werfen, aber Aussichten hat er leider Gottes seinen Gegnern gegenüber vollauf. Machen wir einige Gedankenstriche, um über nur scheinbar mythische Hofkriegsrüthe und Dynastenrepubliken bösester Art hinwegzukommen-- und notiren wir noch einige Daten ans dem Feldzug von 1796 und 1797. Tage gelten jetzt viel und alle Jahrestage werden nicht so lustig gefeiert als mein Geburtstag. Doch wir wollen nur von heute ab zählen, die Treffen bei Montenotte, Millesimo, Dego. Mondovi sind doch schon unrettbar verloren. Am 30. Mai 1796 forcirt Bonaparte die Minciolinie, am 30. Juli hebt er die Belagerung Mantuas ans; am 3. August schlägt er am Gardasee Quos- danowich bei Salv, Gavardo, Lonato, Desenzano; am 5. August Wurmser bei Castiglione; beim zweiten Versuch, Mantua zu entsetzen, wiederum Wurm- ser am 8. September bei Bassano; am 15. nach dem Gefecht an der Favo¬ rit« ist vollends Wurmser gezwungen, sich nach Mantua hineinzuwerfen. . Der dritte Entsatzversuch, von Alvintzy gemacht, wird bei Arcole am 15. 16. und 17. November vereitelt; der vierte bei Rivoli am 14. und 15. Januar 1797. Am 2. Februar 17g? capitulirt Wurmser in Mantua. Mitte März beginnt darauf Bonaparte seine Offensive, die ihn ins Innere Oestreichs führen soll, noch vor dem Ende des Monats wird Erzherzog Karl aus Italien zurückge¬ drängt und stehn die französischen Colonnen östlich der Mischen Alpen; am 7. April wird der Waffenstillstand von Leoben geschlossen und am 17. Octo- R. ber 1797 der Friede von Camposormio. Alexis Graf von Tocqnelnlle. Ueber den am 16. April d. I. verstorbenen großen Schriftsteller gibt sein Freund Lom6nie in der Revue des deux mondes eine interessante Abhandlung, von der wir nur wünschten, daß sie noch ausführlicher und eingehender wäre. — Toc- yueville ist an der Lungenschwindsucht gestorben, erst dreiundfünfzig Jahr alt;, seine Gesundheit war immer sehr zart. — Seine Familie gehört zum alten Landadel der Normandie; das Stammgut ist noch das alte. Der Vater ist erst vor wenig Jah¬ ren gestorben; er war Pair und Minister unter der Restauration, ein genauer Freund Chateaubriands. — Alexis hatte die Rechte studirt und kurze Zeit vor der Juli¬ revolution ein Amt erhalten, das er nach derselben behielt. Einige Zeit darauf erhielt er — aus sein Verlangen — den Auftrag, die Gefängnisse in den Vereinig-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/401>, abgerufen am 22.12.2024.