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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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Gerechtigkeit fordert, mit in Betracht zieht, muß man wol gestehen, daß zum
Tadel nicht unbedingt Grund vorhanden ist.

Der Gesamtbetrag der Elbzölle ist nicht mehr ein bedeutender; er ist
von 945.480 Thlr. im Jahre 1845 auf 446.899 Thlr. im Jahre 1858 ge¬
sunken. Hierin ist jedoch der Staber (brunshauser) Zoll nicht mit eingerechnet,
welcher resp. 206,133 und 266,056 Thlr. betrug. Die Summe ist offenbar
um und für sich, wenn man von ihr die Berwaltungs- und für die Flußschif¬
fahrt nothwendigen Erhaltungskosten abrechnet, von einer dem großen darüber
erregten Streit wenig analogen Bedeutung. Dies um so mehr, wenn man
die Ablösung des Sundzolles, dessen rechtliche Basis beharrlich bestritten wurde,
mit ihr in Vergleich stellt. Es läßt sich erwarten, daß. wenn der ernste Wille
in der That vorhanden ist. auel die Mittel sich aufbringen lassen. Uns
konnte es hier nur um die Darlegung des Thatbestandes zu thun sein; wir
erkennen dessen lästige Seiten sehr wohl, sind aber doch der Meinung, daß
sie. gleich manchen anderen Ausflüssen des Particularismus, nur auf dem Wege
der rechtlichen Anerkennung und Vereinbarung gehoben Werber, können. So
weit es sich heute übersehen läßt, findet die Elbzollfrage nur auf diese Weise
ihre sichere und schnelle Erledigung, beides, weil im Grunde die Wünsche
aller Regierungen ebenso entschieden auf dies Ziel gerichtet sind, wie es die
Wünsche aller Urtheilsfähigen überhaupt nur sein können.




Von der preußischen Grenze.

Unter den zahlreichen Angriffen, welche die preußische Politik in der letzten Zeit
erfahren hat, ist der schärfste die neuerschienene Vorrede zu einem 1853 herausge¬
gebene" Buch! Grundsätze der Realpolitik, angewendet auf die staatlichen Zu¬
stände Deutschlands (Stuttgart. Göpel). Ueber das Buch selbst haben wir hier
weiter nichts zu sagen, da es seiner Zeit in den Grenzboten als eine geistvolle Kritik
der bestehenden Parteiungen besprochen worden ist, die Vorrede hat das Unglück ge¬
habt, mehre Wochen zu spät zu erscheinen, denn das Verbot der Pferdeausfuhr,
welches sie mit so großer Heftigkeit verlangt, ist längst erfolgt Da aber der Ver¬
fasser bei seinem großen Talent allgemeines Gehör beanspruchen kann, und da es
nicht ohne Interesse ist, grade der Realpolitik gegenüber die reale Politik gegen das
souveräne Gefühl zu vertheidigen, das Gefühl, welches nirgend beredter und kräftiger
sich äußert, als in dieser Schrift, so gehen wir ausführlicher darauf ein.

Die Sachlage charakterisirt der Verfasser, und wie wir glauben vollkommen
richtig, folgendermaßen. "Oestreich und Preußen, als geborne und nothwendige
Nebenbuhler, haben im Allgemeinen wenig Ursache, einander zu unterstützen oder


15*

Gerechtigkeit fordert, mit in Betracht zieht, muß man wol gestehen, daß zum
Tadel nicht unbedingt Grund vorhanden ist.

Der Gesamtbetrag der Elbzölle ist nicht mehr ein bedeutender; er ist
von 945.480 Thlr. im Jahre 1845 auf 446.899 Thlr. im Jahre 1858 ge¬
sunken. Hierin ist jedoch der Staber (brunshauser) Zoll nicht mit eingerechnet,
welcher resp. 206,133 und 266,056 Thlr. betrug. Die Summe ist offenbar
um und für sich, wenn man von ihr die Berwaltungs- und für die Flußschif¬
fahrt nothwendigen Erhaltungskosten abrechnet, von einer dem großen darüber
erregten Streit wenig analogen Bedeutung. Dies um so mehr, wenn man
die Ablösung des Sundzolles, dessen rechtliche Basis beharrlich bestritten wurde,
mit ihr in Vergleich stellt. Es läßt sich erwarten, daß. wenn der ernste Wille
in der That vorhanden ist. auel die Mittel sich aufbringen lassen. Uns
konnte es hier nur um die Darlegung des Thatbestandes zu thun sein; wir
erkennen dessen lästige Seiten sehr wohl, sind aber doch der Meinung, daß
sie. gleich manchen anderen Ausflüssen des Particularismus, nur auf dem Wege
der rechtlichen Anerkennung und Vereinbarung gehoben Werber, können. So
weit es sich heute übersehen läßt, findet die Elbzollfrage nur auf diese Weise
ihre sichere und schnelle Erledigung, beides, weil im Grunde die Wünsche
aller Regierungen ebenso entschieden auf dies Ziel gerichtet sind, wie es die
Wünsche aller Urtheilsfähigen überhaupt nur sein können.




Von der preußischen Grenze.

Unter den zahlreichen Angriffen, welche die preußische Politik in der letzten Zeit
erfahren hat, ist der schärfste die neuerschienene Vorrede zu einem 1853 herausge¬
gebene» Buch! Grundsätze der Realpolitik, angewendet auf die staatlichen Zu¬
stände Deutschlands (Stuttgart. Göpel). Ueber das Buch selbst haben wir hier
weiter nichts zu sagen, da es seiner Zeit in den Grenzboten als eine geistvolle Kritik
der bestehenden Parteiungen besprochen worden ist, die Vorrede hat das Unglück ge¬
habt, mehre Wochen zu spät zu erscheinen, denn das Verbot der Pferdeausfuhr,
welches sie mit so großer Heftigkeit verlangt, ist längst erfolgt Da aber der Ver¬
fasser bei seinem großen Talent allgemeines Gehör beanspruchen kann, und da es
nicht ohne Interesse ist, grade der Realpolitik gegenüber die reale Politik gegen das
souveräne Gefühl zu vertheidigen, das Gefühl, welches nirgend beredter und kräftiger
sich äußert, als in dieser Schrift, so gehen wir ausführlicher darauf ein.

Die Sachlage charakterisirt der Verfasser, und wie wir glauben vollkommen
richtig, folgendermaßen. „Oestreich und Preußen, als geborne und nothwendige
Nebenbuhler, haben im Allgemeinen wenig Ursache, einander zu unterstützen oder


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/125>, abgerufen am 22.12.2024.