Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.Aus der römischen Kaiserzeit. Die religiösen Zustünde, besonders in den spätern Jahr¬ hunderten. I. Marquardt Handbuch der Römischen Alterthümer. Band 4. 18S6. -- I. Burckhard, die Zeit Konstantin des Großen. Z853, -- Zur Auslösung, der römischen Nationalreligion, einem Proceß, der sich in Grenzboten IV. 185S. 21
Aus der römischen Kaiserzeit. Die religiösen Zustünde, besonders in den spätern Jahr¬ hunderten. I. Marquardt Handbuch der Römischen Alterthümer. Band 4. 18S6. — I. Burckhard, die Zeit Konstantin des Großen. Z853, — Zur Auslösung, der römischen Nationalreligion, einem Proceß, der sich in Grenzboten IV. 185S. 21
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Aus der römischen Kaiserzeit.
Die religiösen Zustünde, besonders in den spätern Jahr¬
hunderten.
I. Marquardt Handbuch der Römischen Alterthümer. Band 4. 18S6. —
I. Burckhard, die Zeit Konstantin des Großen. Z853, —
Zur Auslösung, der römischen Nationalreligion, einem Proceß, der sich in
den beiden letzten Jahrhunderten der Republik vollendete, haben am meisten
griechische Einflüsse beigetragen. Griechische Vorstellungen hatten in den römischen
Cultus schon seit sehr früher Zeit Eingang gefunden und nicht blos auf sein Wesen
vielfach modificirend eingewirkt, sondern es war auch eine Reihe griechischer
Gottheiten in Rom neu eingeführt worden. Diese wurden größtentheils mit
nationalen Göttern identificirt, wie Artemis mit Diana, Hera mit Juno u. s. w.
Dies führte aber nicht sowol zu einer Verschmelzung der beiden verschiedenen
Glaubenssormen, als zu einer immer zunehmenden Verflüchtigung und Ver¬
dunklung der römischen. Die römischen Götter waren wesenlose unpersönliche
Abstractionen, die sich gegenüber den lebensvollen, zu voller Individualität
ausgebildeten Gestalten der Olympier nicht behaupten konnten. Je mehr die
Kenntniß griechischer Literatur und Kunst in Nom-allgemein ward, desto mehr
verblaßten in dem Bewußtsein der Gebildeten die nationalen religiösen Vor¬
stellungen. Ein großer Theil der von den Vätern verehrten Götter verlor
seine Persönlichkeit und sein Wesen an die griechischen, mit denen sie eine
scheinbare oder wirkliche Verwandtschaft hatten und wurde von ihnen verdrängt,
die übrigen geriethen theils in Vergessenheit, theils wurden sie unverständlich,
Und die Gelehrten machten sie zu Gegenständen ihrer antiquarischen Unter¬
suchungen. „Wenn schon die gelehrten Forschungen des Varro." sagt Mar¬
quardt a. a. O. S. 78, „einen tiefen Blick thun lassen in das gänzlich wankende
und über seinem versinkendem Fundament zusammenstürzende Gebäude der
römischen Theologie, so gibt von diesen Zuständen ein noch viel gvclleies Bild
Grenzboten IV. 185S. 21
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