Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.daß man die "Minden Kräfte des Volks sich frei entfalten läßt. In Deutsch¬ Doch wir wollen nicht zu weit ins Gebiet der Politik hinübergehen; wir Bildende Kunst. Die trauernde Löwin von Lcutemann und Flegel. Leipzig, 1858. daß man die «Minden Kräfte des Volks sich frei entfalten läßt. In Deutsch¬ Doch wir wollen nicht zu weit ins Gebiet der Politik hinübergehen; wir Bildende Kunst. Die trauernde Löwin von Lcutemann und Flegel. Leipzig, 1858. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0085" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186497"/> <p xml:id="ID_206" prev="#ID_205"> daß man die «Minden Kräfte des Volks sich frei entfalten läßt. In Deutsch¬<lb/> land begnadigt man die untern Stände mit reichlicher kirchlicher Frömmigkeit,<lb/> zu denen man gern noch einige weltliche Prügelstrafe zufügen möchte; im<lb/> kirchlichen England ist es der Ehrgeiz der Großen und Mächtigen, ihnen<lb/> Wissen zu predigen. Ob aus freiwilligem Drang oder aus irgend welch<lb/> unteren Zweck, die Folgen werden nicht ausbleiben und sind schon zum Theil<lb/> eingetreten. Die Erinnerung dessen, was in den letzten Jahren an Schwindel-<lb/> projecten in Nachäfferei französischen Thuns in unserem Deutschland befördert<lb/> worden ist, kann manche nun unvermeidliche Entbehrung in den Massen<lb/> um so greller erscheinen lassen. Mit dem Socialismus hat es in Deutsch¬<lb/> land keine Noth, dazu ist noch zu viel gesunder Menschenverstand da, aber<lb/> wol konnten Unbehnglichkeit und innerer Unfriede vermehrt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_207"> Doch wir wollen nicht zu weit ins Gebiet der Politik hinübergehen; wir<lb/> werden ohnehin bei Manchen Anstoß darüber erregt haben, daß wir in wirth-<lb/> schaftliche Fragen so vielerlei fremde Gesichtspunkte hineinbringen. Unsere<lb/> Anschauung nun freilich ist, daß, so wie der einzelne Mensch ein Ganzes ist,<lb/> der nicht willkürlich nach seinen einzelnen Bestrebungen in mehre Bestandtheile<lb/> zerlegt werden kann, so auch keine einzige der Beziehungen, unter denen er<lb/> wirkt und die auf ihn wirken, vom Zusammenhange des menschlichen Seins<lb/> gelöst werden darf. Wie ganz anders und besser wäre die Welt, wenn die<lb/> Lehrer und Führer der Menschen, die Priester, die Politiker, die Professoren<lb/> und auch — die Nationalökonomen nicht jeder die Menschen möglichst nur<lb/> von seinem eignen Standpunkt aus zu betrachten sich die Mühe gegeben<lb/><note type="byline"> G. C.</note> hätten! " </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Bildende Kunst.</head><lb/> <p xml:id="ID_208" next="#ID_209"> Die trauernde Löwin von Lcutemann und Flegel. Leipzig, 1858.<lb/> — Dieses Kunstblatt, soeben in Leipzig ausgegeben, kann jedenfalls beanspruchen,<lb/> den ungewöhnlichen Erscheinungen aus dem Gebiete des Holzschnittes beigezählt zu<lb/> werden, und dies in doppeltem Sinne. Einmal ist die Buchsbaumplatte, von der<lb/> es auf Papier übertragen wurde, eine der größten, vielleicht die größte, welche die<lb/> neuere Xylographie hervorgebracht. Sodann aber ist es auch von nicht gewöhn¬<lb/> lichem Werth in der Ausführung. Man wird mit uns Eines oder das Andere<lb/> auszusetzen haben, aber dennoch bleibt es erfreulich und der Anerkennung werth,<lb/> hier in Leipzig unter einer Masse von Holzschnitten, die sich wenig oder gar nicht<lb/> über den Werth von Handwerks- oder Nabrikarbeit erheben und deshalb besser<lb/> Holzschncidereicn hießen, einem Blatte zu begegurn, bei dein Zeichner und Holz-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0085]
daß man die «Minden Kräfte des Volks sich frei entfalten läßt. In Deutsch¬
land begnadigt man die untern Stände mit reichlicher kirchlicher Frömmigkeit,
zu denen man gern noch einige weltliche Prügelstrafe zufügen möchte; im
kirchlichen England ist es der Ehrgeiz der Großen und Mächtigen, ihnen
Wissen zu predigen. Ob aus freiwilligem Drang oder aus irgend welch
unteren Zweck, die Folgen werden nicht ausbleiben und sind schon zum Theil
eingetreten. Die Erinnerung dessen, was in den letzten Jahren an Schwindel-
projecten in Nachäfferei französischen Thuns in unserem Deutschland befördert
worden ist, kann manche nun unvermeidliche Entbehrung in den Massen
um so greller erscheinen lassen. Mit dem Socialismus hat es in Deutsch¬
land keine Noth, dazu ist noch zu viel gesunder Menschenverstand da, aber
wol konnten Unbehnglichkeit und innerer Unfriede vermehrt werden.
Doch wir wollen nicht zu weit ins Gebiet der Politik hinübergehen; wir
werden ohnehin bei Manchen Anstoß darüber erregt haben, daß wir in wirth-
schaftliche Fragen so vielerlei fremde Gesichtspunkte hineinbringen. Unsere
Anschauung nun freilich ist, daß, so wie der einzelne Mensch ein Ganzes ist,
der nicht willkürlich nach seinen einzelnen Bestrebungen in mehre Bestandtheile
zerlegt werden kann, so auch keine einzige der Beziehungen, unter denen er
wirkt und die auf ihn wirken, vom Zusammenhange des menschlichen Seins
gelöst werden darf. Wie ganz anders und besser wäre die Welt, wenn die
Lehrer und Führer der Menschen, die Priester, die Politiker, die Professoren
und auch — die Nationalökonomen nicht jeder die Menschen möglichst nur
von seinem eignen Standpunkt aus zu betrachten sich die Mühe gegeben
G. C. hätten! "
Bildende Kunst.
Die trauernde Löwin von Lcutemann und Flegel. Leipzig, 1858.
— Dieses Kunstblatt, soeben in Leipzig ausgegeben, kann jedenfalls beanspruchen,
den ungewöhnlichen Erscheinungen aus dem Gebiete des Holzschnittes beigezählt zu
werden, und dies in doppeltem Sinne. Einmal ist die Buchsbaumplatte, von der
es auf Papier übertragen wurde, eine der größten, vielleicht die größte, welche die
neuere Xylographie hervorgebracht. Sodann aber ist es auch von nicht gewöhn¬
lichem Werth in der Ausführung. Man wird mit uns Eines oder das Andere
auszusetzen haben, aber dennoch bleibt es erfreulich und der Anerkennung werth,
hier in Leipzig unter einer Masse von Holzschnitten, die sich wenig oder gar nicht
über den Werth von Handwerks- oder Nabrikarbeit erheben und deshalb besser
Holzschncidereicn hießen, einem Blatte zu begegurn, bei dein Zeichner und Holz-
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