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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

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bricht und Oestreich hat sich auf das Aeußerste vorzusehen, daß Preußen an diesem
Tage nicht in der Reihe seiner Feinde steht. Noch ist die Zeit da, ihm offen die
Hand zu bieten und eine gemeinsame echt deutsche Politik einzuschlagen. Es liegt
aber gar nicht außer den Grenzen der Möglichkeit, daß die Stunde der Gefahr bald
eintritt.

Für Preußen aber ergibt sich eben aus dieser Situation die Nothwendigkeit,
dem gegenwärtigen provisorischen Zustand, der die Monarchie in einer Krisis grade-
zu wehrlos machen würde, ein Ende zu setzen. Das preußische Königshaus hat
zu allen Zeiten das hohe Gefühl seines Berufs, der nicht blos ein Recht, sondern
auch eine Pflicht, ist im Herzen getragen und wir zweifeln nicht, daß es eine Form
finden wird, in würdiger und schonender Art der Monarchie wieder den nöthigen
Schwerpunkt zu geben. Wenn der jetzt abgelaufene Landtag aus Gründen, die
wir weder kennen noch errathen, nicht in der Lage gewesen ist, in der wichtigsten
Angelegenheit des Staats seine Stimme abzugeben, so wird es das erste Geschäft
des neu zusammentretender Landtags sein müssen; aber es wäre für alle Theile,
für die Krone wie für das Volk wünschenswerther, wenn eine unmittelbare Ein¬
mischung des Landtags unnöthig wäre, wenn das Königshaus und die Regierung
ihm in einer fertigen Form entgegenträte, der er dann nur die gesetzliche Sanction
zu geben Hütte. Denn es handelt sich hier nicht um einen Gegensatz zwischen
Volk und Regierung, das Interesse und die Würde beider Theile fällt vielmehr ganz
zusammen.




Literatur.

Aus dem Waldleben Amerikas. -- Diese Sterwtypausgabe ^Leipzig,
Eoflenoble), enthält die beiden mit Recht beliebten Romane Fr. Gerstäckers: Die
Regulatoren in Arkansas und die Flußpiratcn des Missisippi, die nun dem Publicum
zu einem sehr billigen Preise geboten werde". Ueber die Romane selbst ist in dieser
Zeitschrift bereits berichtet. --

Jean Pauls Briefe an eine Jugendfreundin. Herausgegeben von
Täglichsbeck. Brandenburg. Müller. -- Die Briefe sind an Renata Otto, die
Schwägerin des innigsten Jugendfreundes von Jean Paul gerichtet; sie umfassen
die Jahre 1790--1824. Die Verehrer des Dichters werden manche interessante Be¬
merkungen darin antreffen, für die Geschichte seines Lebens findet sich nichts Erheb¬
liches darin. -- Angeschlossen ist ein Brief Herders an das Ottosche Ehepaar vom
:!0. Nov. 1801. --- Unter den sonstigen Korrespondenzen, die aus der goldenen
Zeit unserer Literatur in den letzten Monaten veröffentlicht sind, erwähnen wir den
Brief Schillers vom 2>'i. Nov. 1800 (Nationalzcitung, 26. März), indem sich über
die häuslichen Verhältnisse Goethes einige beachtenswerthe Notizen vorfinden.




Verantwortlicher Redacteur: I). Moritz Busch -- Verlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C, S, Elbe" in Leipzig.

bricht und Oestreich hat sich auf das Aeußerste vorzusehen, daß Preußen an diesem
Tage nicht in der Reihe seiner Feinde steht. Noch ist die Zeit da, ihm offen die
Hand zu bieten und eine gemeinsame echt deutsche Politik einzuschlagen. Es liegt
aber gar nicht außer den Grenzen der Möglichkeit, daß die Stunde der Gefahr bald
eintritt.

Für Preußen aber ergibt sich eben aus dieser Situation die Nothwendigkeit,
dem gegenwärtigen provisorischen Zustand, der die Monarchie in einer Krisis grade-
zu wehrlos machen würde, ein Ende zu setzen. Das preußische Königshaus hat
zu allen Zeiten das hohe Gefühl seines Berufs, der nicht blos ein Recht, sondern
auch eine Pflicht, ist im Herzen getragen und wir zweifeln nicht, daß es eine Form
finden wird, in würdiger und schonender Art der Monarchie wieder den nöthigen
Schwerpunkt zu geben. Wenn der jetzt abgelaufene Landtag aus Gründen, die
wir weder kennen noch errathen, nicht in der Lage gewesen ist, in der wichtigsten
Angelegenheit des Staats seine Stimme abzugeben, so wird es das erste Geschäft
des neu zusammentretender Landtags sein müssen; aber es wäre für alle Theile,
für die Krone wie für das Volk wünschenswerther, wenn eine unmittelbare Ein¬
mischung des Landtags unnöthig wäre, wenn das Königshaus und die Regierung
ihm in einer fertigen Form entgegenträte, der er dann nur die gesetzliche Sanction
zu geben Hütte. Denn es handelt sich hier nicht um einen Gegensatz zwischen
Volk und Regierung, das Interesse und die Würde beider Theile fällt vielmehr ganz
zusammen.




Literatur.

Aus dem Waldleben Amerikas. — Diese Sterwtypausgabe ^Leipzig,
Eoflenoble), enthält die beiden mit Recht beliebten Romane Fr. Gerstäckers: Die
Regulatoren in Arkansas und die Flußpiratcn des Missisippi, die nun dem Publicum
zu einem sehr billigen Preise geboten werde». Ueber die Romane selbst ist in dieser
Zeitschrift bereits berichtet. —

Jean Pauls Briefe an eine Jugendfreundin. Herausgegeben von
Täglichsbeck. Brandenburg. Müller. — Die Briefe sind an Renata Otto, die
Schwägerin des innigsten Jugendfreundes von Jean Paul gerichtet; sie umfassen
die Jahre 1790—1824. Die Verehrer des Dichters werden manche interessante Be¬
merkungen darin antreffen, für die Geschichte seines Lebens findet sich nichts Erheb¬
liches darin. — Angeschlossen ist ein Brief Herders an das Ottosche Ehepaar vom
:!0. Nov. 1801. -— Unter den sonstigen Korrespondenzen, die aus der goldenen
Zeit unserer Literatur in den letzten Monaten veröffentlicht sind, erwähnen wir den
Brief Schillers vom 2>'i. Nov. 1800 (Nationalzcitung, 26. März), indem sich über
die häuslichen Verhältnisse Goethes einige beachtenswerthe Notizen vorfinden.




Verantwortlicher Redacteur: I). Moritz Busch — Verlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C, S, Elbe« in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/448>, abgerufen am 21.12.2024.