Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.Vollmondsgesicht ein, und wir bleiben noch einen Augenblick stehen, um uns Die MilitürverlMniffe Großbritanniens. 2. Ökonomische Verhältnisse. Strafgewalt und Rechtspflege. Kein Soldat der Welt bezieht eine scheinbar so hohe Löhnung als der Die tägliche Löhnung eines gemeinen Soldaten (?rivÄto) beträgt i Schil¬ Grenzboten III. 185S, 24
Vollmondsgesicht ein, und wir bleiben noch einen Augenblick stehen, um uns Die MilitürverlMniffe Großbritanniens. 2. Ökonomische Verhältnisse. Strafgewalt und Rechtspflege. Kein Soldat der Welt bezieht eine scheinbar so hohe Löhnung als der Die tägliche Löhnung eines gemeinen Soldaten (?rivÄto) beträgt i Schil¬ Grenzboten III. 185S, 24
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Vollmondsgesicht ein, und wir bleiben noch einen Augenblick stehen, um uns
die Beleuchtung nicht entgehen zu lassen, welche der pfeisenauzündende Kien-
spahn über sein gutmüthiges Gesicht verbreitet. Warum er lächelt, der taube
Jäger und das eine Auge zukneift? Weils heute sür ihn ein kurioser Tag
ist, und eine verworrene Ahnung in ihm umgeht, daß ein empfindsames Ge¬
müth aus seinem Bezüge zu dem heutigen Fest etwas zu machen verstünde.
Er selbst verstehts natürlich nicht, und wenn er heute Morgen, während des
Hvchzeitlüutens und Böllerschießens, waldeinwürts auf die Pürsch guig, so
hat er schwerlich ein andres Gefühl dabei gehabt als etwa Valcour in
Kotzebues „Witwe und Reitpferd", als er sein wiedergefundenes Weib An-
gelique in so guten Händen sieht, daß er jeden Anspruch auf ihren Wieder¬
besitz mit Nachdruck ablehnt. Die jetzige untere Hirschbäuerin dreht sich in¬
zwischen kopfhängerisch mit dem kleinen Schreiber umher, der untere Hirsch¬
bauer steigt mit der Frau des Glaserers hinterdrein. Der Jäger mit dem
Vollmondsgesicht schmunzelt und schmaucht und gönnt sich heute einen Achter
statt des herben Sechserweins, füllt doch künftig wol ein Kostgeld weg, das
er bisher ins Findelhaus zahlte, und das jetzt vielleicht der Hirschbauer zahlen
wird — vielleicht — dergleichen „vielleichts" verrathen, daß der Jäger schon
über den Durst trank; er sollte den untern Hirschbauer doch besser kennen!
Und die kopfhängerische Hirschbäuerin mit ihrem Jungfernkranz .... Wir
sind in einer schlimmen Gegend und wollen machen, daß wir nach Hause
kommen.
Die MilitürverlMniffe Großbritanniens.
2.
Ökonomische Verhältnisse. Strafgewalt und Rechtspflege.
Kein Soldat der Welt bezieht eine scheinbar so hohe Löhnung als der
englische, keinem aber werden auch so viele Abzüge davon gemacht als ti,chem,
in keiner Armee ist das Rechnungswesen ein so verwickeltes und darum so
zeitraubendes, im Felde so schwer durchzuführendes als hier.
Die tägliche Löhnung eines gemeinen Soldaten (?rivÄto) beträgt i Schil¬
ling, ungefähr 10 Silbergroschen, und innerhalb der Grenzen der vereinigten
Königreiche 1 Penny deermoue? — Biergeld — pro Tag. Bon dieser Löhnung
werden regelmäßig täglich abgezogen: 4V-Pence für Brot und Fleisch, i'/s bis
Grenzboten III. 185S, 24
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