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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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viel Ehre erweist, wenn man sie wiederholt, geschweige denn beleuchtet. Es
ist nicht geschehen, der Hader der Parteien, welcher sich nicht an die Ober¬
fläche wagen darf, geht im Stillen fort, die Feinde der gesellschaftlichen Ordnung,
gegen weiche alle zu arbeiten ^behaupten, lachen ins Fäustchen, und denken,
wir können schon ruhig sitzen, wie ihr es wollt, ihr thut unsre Arbeit besser
als wir es vermöchten. Möge Deutschland an der großen pathologischen
Lection, welche Frankreich der Welt bietet, lernen, wie man es nicht machen
darf, wenn man zur Freiheit gelangen will.




Dus BersichermiMesen in unserer Zeit.
i.
, Seeversicherungen.
E. A. Masius. Sustcmatischc Darstellung des gesammten Versicherungswesens.

Der Verkehr ist einer großen, vielverschlungenen und mit Rädern groß und
klein zahlreich versehenen Maschine zu vergleichen, nur daß sie nicht künstlich
in Bewegung gesetzt wird, sondern, weil auf deu immer neuen Bedürfnissen
der menschlichen Gesellschaft beruhend, sich selbst vorwärts treibt. Es muß
daher auch das ganz Außerordentliche, das Ausnahmsweise vorhergehen, ehe
sie in volle Stockung geräth, und sie regt sich wieder beim leisesten Nachlassen
auch des gewaltigsten Drucks. Ihre Kraft kann auch überspannt werden und
dadurch zu Explosionen führen, wie wir das in den letzten Monaten erlebt
haben, und sie wird regelmäßig dann überspannt, wenn die Zeitumstände die
andern edlern Regungen und Bedürfnisse des menschlichen Seins in ihrer Ent¬
faltung hemmen, was leider gleichfalls als Zug der Zeit für die letzten Jahre
paßt. Der Aufbau des materiellen Gedeihens der Völker durch die Regierungen
als Entschädigung für die Schwächung ihres politischen Fortschritts hat auch
seine sehr bedenklichen Seiten grade in Bezug auf die materielle Entwick¬
lung selbst.

Der Verkehr hat Straßen gebaut und Flüsse regulirt. Kanäle geschaffen
und Berge durchbrochen, er hat es endlich bis zu Eisenbahnen und elektrischen
Telegraphen gebracht. Das ist die große, jeglichem in die Augen fallende
Wirkung des Verkehrsbedürfnisses. Wer aber zählt die Unmasse von stehenden
und vorübergehenden Einrichtungen auf, welche die kolossalen Waarenladun¬
gen, die alltäglich durch die keuchende Locomotive weiter geschleppt werden,
ihrem letzten Zweck, der Vernichtung durch Millionen von Konsumenten zu¬
führen! Eirter der bedeutendsten Nationalökonomen unserer Zeit und einer der


viel Ehre erweist, wenn man sie wiederholt, geschweige denn beleuchtet. Es
ist nicht geschehen, der Hader der Parteien, welcher sich nicht an die Ober¬
fläche wagen darf, geht im Stillen fort, die Feinde der gesellschaftlichen Ordnung,
gegen weiche alle zu arbeiten ^behaupten, lachen ins Fäustchen, und denken,
wir können schon ruhig sitzen, wie ihr es wollt, ihr thut unsre Arbeit besser
als wir es vermöchten. Möge Deutschland an der großen pathologischen
Lection, welche Frankreich der Welt bietet, lernen, wie man es nicht machen
darf, wenn man zur Freiheit gelangen will.




Dus BersichermiMesen in unserer Zeit.
i.
, Seeversicherungen.
E. A. Masius. Sustcmatischc Darstellung des gesammten Versicherungswesens.

Der Verkehr ist einer großen, vielverschlungenen und mit Rädern groß und
klein zahlreich versehenen Maschine zu vergleichen, nur daß sie nicht künstlich
in Bewegung gesetzt wird, sondern, weil auf deu immer neuen Bedürfnissen
der menschlichen Gesellschaft beruhend, sich selbst vorwärts treibt. Es muß
daher auch das ganz Außerordentliche, das Ausnahmsweise vorhergehen, ehe
sie in volle Stockung geräth, und sie regt sich wieder beim leisesten Nachlassen
auch des gewaltigsten Drucks. Ihre Kraft kann auch überspannt werden und
dadurch zu Explosionen führen, wie wir das in den letzten Monaten erlebt
haben, und sie wird regelmäßig dann überspannt, wenn die Zeitumstände die
andern edlern Regungen und Bedürfnisse des menschlichen Seins in ihrer Ent¬
faltung hemmen, was leider gleichfalls als Zug der Zeit für die letzten Jahre
paßt. Der Aufbau des materiellen Gedeihens der Völker durch die Regierungen
als Entschädigung für die Schwächung ihres politischen Fortschritts hat auch
seine sehr bedenklichen Seiten grade in Bezug auf die materielle Entwick¬
lung selbst.

Der Verkehr hat Straßen gebaut und Flüsse regulirt. Kanäle geschaffen
und Berge durchbrochen, er hat es endlich bis zu Eisenbahnen und elektrischen
Telegraphen gebracht. Das ist die große, jeglichem in die Augen fallende
Wirkung des Verkehrsbedürfnisses. Wer aber zählt die Unmasse von stehenden
und vorübergehenden Einrichtungen auf, welche die kolossalen Waarenladun¬
gen, die alltäglich durch die keuchende Locomotive weiter geschleppt werden,
ihrem letzten Zweck, der Vernichtung durch Millionen von Konsumenten zu¬
führen! Eirter der bedeutendsten Nationalökonomen unserer Zeit und einer der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/378>, abgerufen am 27.07.2024.