Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

1531. eine Vertheidigungsschrift der antireformatorischen Maßregeln, welche
Hs. ehemaliger Dienstherr Albrecht in seiner magdebnrgischen Diöcese und
insbesondere zu Halle a, S. ergriffen hatte, veröffentlicht; dieser Apologie hat
auf Luthers Aufforderung Justus Menius eine Erwiderung (1532, wieder
herausgegeben von Olearius 1720.. und jüngst von mir mit dem Nachweis,
daß nicht Justus Jonas, sondern Menius der Vf. sei) entgegengesetzt, worin
mit kaustischer Kunst gezeigt wird, wie des Crotus jetzige Stellung und schein¬
bare Lebensrichtung dem Crotus, wie er in Wahrheit innerlich beschaffen,
durchaus unentsprechend sei. Den Inhalt dieser i'WxouÄo legt Ser. vor und
schließt also: "Es ist die schlagendste Stelle, wo der Ungenannte (Menius)
den Schatten Ulrich Hs. gegen ihn heraufbeschwört. Er sührt den Neubekehrten
vor, wie er bei dem Hochamte das Rauchfaß schwingt; wie er, beide Arme
vorgestreckt, die Augbrcmncn ernsthaft zusammengezogen, die Insul des Weih¬
bischofs hält und ihm wohl gar die Schuhe küßt; wie er mit den Chor¬
sängern die Knie beugt: wenn da H. wieder auflebte und es sähe, ob er nicht,
feurig und heftig wie er war, und ein geschworener Feind aller Gleißnerei,
den frechen Heuchler mitten im Tempel zu Schanden machen würde? In dieser
zürnenden Stellung halten wir Hs. Schatten fest. In ihr möge er denen
erscheinen, welche die Schlüßel der Gewissen und der Geistesbildung deutscher
Stämme, durch die Kämpfe wackerer Vorfahren 'kaum zurückerobert, kampflos
aufs neue an Rom und eine römisch gesinnte Priesterschaft ausliefern; noch
zürnender wo möglich denen, welche im Schoße des Protestantismus selbst
ein neues Papstthum pflanzen möchte"; den Fürsten, die ihr Belieben zum
Gesetz erheben; den Gelehrten, denen Verhältnisse und Rücksichten über die
Wahrheit gehen. Er flamme als Haß in uns auf gegen alles Undeutsche,
Unfreie, Unwahre; aber glühe auch als Begeisterung in unsern Herzen für
die Ehre und Größe des Vaterlandes; er sei der Genius unsres Volks, we¬
nigstens so lange, als diesem ein zürnender, strafender, mahnender Schutzgeist
Noth thun wird."


Bonn, November 1857. Böcking.


Die Deutschen in Texns.

'Wanderungen durch Texas von F. L. Olmsted. Leipzig, C. B. Lvrck.

Diese Schrift, die Uebersetzung des Werks eines Amerikaners, der Texas
uach den verschiedensten Richtungen durchstreift hat, beansprucht von uns
außer dem Lobe scharfer Beobachtung und ungewöhnlich guter Schilderung
vorzüglich Anerkennung und Interesse wegen der ehrenwerthen Gesinnung,


1531. eine Vertheidigungsschrift der antireformatorischen Maßregeln, welche
Hs. ehemaliger Dienstherr Albrecht in seiner magdebnrgischen Diöcese und
insbesondere zu Halle a, S. ergriffen hatte, veröffentlicht; dieser Apologie hat
auf Luthers Aufforderung Justus Menius eine Erwiderung (1532, wieder
herausgegeben von Olearius 1720.. und jüngst von mir mit dem Nachweis,
daß nicht Justus Jonas, sondern Menius der Vf. sei) entgegengesetzt, worin
mit kaustischer Kunst gezeigt wird, wie des Crotus jetzige Stellung und schein¬
bare Lebensrichtung dem Crotus, wie er in Wahrheit innerlich beschaffen,
durchaus unentsprechend sei. Den Inhalt dieser i'WxouÄo legt Ser. vor und
schließt also: „Es ist die schlagendste Stelle, wo der Ungenannte (Menius)
den Schatten Ulrich Hs. gegen ihn heraufbeschwört. Er sührt den Neubekehrten
vor, wie er bei dem Hochamte das Rauchfaß schwingt; wie er, beide Arme
vorgestreckt, die Augbrcmncn ernsthaft zusammengezogen, die Insul des Weih¬
bischofs hält und ihm wohl gar die Schuhe küßt; wie er mit den Chor¬
sängern die Knie beugt: wenn da H. wieder auflebte und es sähe, ob er nicht,
feurig und heftig wie er war, und ein geschworener Feind aller Gleißnerei,
den frechen Heuchler mitten im Tempel zu Schanden machen würde? In dieser
zürnenden Stellung halten wir Hs. Schatten fest. In ihr möge er denen
erscheinen, welche die Schlüßel der Gewissen und der Geistesbildung deutscher
Stämme, durch die Kämpfe wackerer Vorfahren 'kaum zurückerobert, kampflos
aufs neue an Rom und eine römisch gesinnte Priesterschaft ausliefern; noch
zürnender wo möglich denen, welche im Schoße des Protestantismus selbst
ein neues Papstthum pflanzen möchte»; den Fürsten, die ihr Belieben zum
Gesetz erheben; den Gelehrten, denen Verhältnisse und Rücksichten über die
Wahrheit gehen. Er flamme als Haß in uns auf gegen alles Undeutsche,
Unfreie, Unwahre; aber glühe auch als Begeisterung in unsern Herzen für
die Ehre und Größe des Vaterlandes; er sei der Genius unsres Volks, we¬
nigstens so lange, als diesem ein zürnender, strafender, mahnender Schutzgeist
Noth thun wird."


Bonn, November 1857. Böcking.


Die Deutschen in Texns.

'Wanderungen durch Texas von F. L. Olmsted. Leipzig, C. B. Lvrck.

Diese Schrift, die Uebersetzung des Werks eines Amerikaners, der Texas
uach den verschiedensten Richtungen durchstreift hat, beansprucht von uns
außer dem Lobe scharfer Beobachtung und ungewöhnlich guter Schilderung
vorzüglich Anerkennung und Interesse wegen der ehrenwerthen Gesinnung,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0151" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105428"/>
          <p xml:id="ID_328" prev="#ID_327"> 1531. eine Vertheidigungsschrift der antireformatorischen Maßregeln, welche<lb/>
Hs. ehemaliger Dienstherr Albrecht in seiner magdebnrgischen Diöcese und<lb/>
insbesondere zu Halle a, S. ergriffen hatte, veröffentlicht; dieser Apologie hat<lb/>
auf Luthers Aufforderung Justus Menius eine Erwiderung (1532, wieder<lb/>
herausgegeben von Olearius 1720.. und jüngst von mir mit dem Nachweis,<lb/>
daß nicht Justus Jonas, sondern Menius der Vf. sei) entgegengesetzt, worin<lb/>
mit kaustischer Kunst gezeigt wird, wie des Crotus jetzige Stellung und schein¬<lb/>
bare Lebensrichtung dem Crotus, wie er in Wahrheit innerlich beschaffen,<lb/>
durchaus unentsprechend sei. Den Inhalt dieser i'WxouÄo legt Ser. vor und<lb/>
schließt also: &#x201E;Es ist die schlagendste Stelle, wo der Ungenannte (Menius)<lb/>
den Schatten Ulrich Hs. gegen ihn heraufbeschwört. Er sührt den Neubekehrten<lb/>
vor, wie er bei dem Hochamte das Rauchfaß schwingt; wie er, beide Arme<lb/>
vorgestreckt, die Augbrcmncn ernsthaft zusammengezogen, die Insul des Weih¬<lb/>
bischofs hält und ihm wohl gar die Schuhe küßt; wie er mit den Chor¬<lb/>
sängern die Knie beugt: wenn da H. wieder auflebte und es sähe, ob er nicht,<lb/>
feurig und heftig wie er war, und ein geschworener Feind aller Gleißnerei,<lb/>
den frechen Heuchler mitten im Tempel zu Schanden machen würde? In dieser<lb/>
zürnenden Stellung halten wir Hs. Schatten fest. In ihr möge er denen<lb/>
erscheinen, welche die Schlüßel der Gewissen und der Geistesbildung deutscher<lb/>
Stämme, durch die Kämpfe wackerer Vorfahren 'kaum zurückerobert, kampflos<lb/>
aufs neue an Rom und eine römisch gesinnte Priesterschaft ausliefern; noch<lb/>
zürnender wo möglich denen, welche im Schoße des Protestantismus selbst<lb/>
ein neues Papstthum pflanzen möchte»; den Fürsten, die ihr Belieben zum<lb/>
Gesetz erheben; den Gelehrten, denen Verhältnisse und Rücksichten über die<lb/>
Wahrheit gehen. Er flamme als Haß in uns auf gegen alles Undeutsche,<lb/>
Unfreie, Unwahre; aber glühe auch als Begeisterung in unsern Herzen für<lb/>
die Ehre und Größe des Vaterlandes; er sei der Genius unsres Volks, we¬<lb/>
nigstens so lange, als diesem ein zürnender, strafender, mahnender Schutzgeist<lb/>
Noth thun wird."</p><lb/>
          <note type="closer"> Bonn, November 1857. Böcking.</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die Deutschen in Texns.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_329"> 'Wanderungen durch Texas von F. L. Olmsted.  Leipzig, C. B. Lvrck.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_330" next="#ID_331"> Diese Schrift, die Uebersetzung des Werks eines Amerikaners, der Texas<lb/>
uach den verschiedensten Richtungen durchstreift hat, beansprucht von uns<lb/>
außer dem Lobe scharfer Beobachtung und ungewöhnlich guter Schilderung<lb/>
vorzüglich Anerkennung und Interesse wegen der ehrenwerthen Gesinnung,</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0151] 1531. eine Vertheidigungsschrift der antireformatorischen Maßregeln, welche Hs. ehemaliger Dienstherr Albrecht in seiner magdebnrgischen Diöcese und insbesondere zu Halle a, S. ergriffen hatte, veröffentlicht; dieser Apologie hat auf Luthers Aufforderung Justus Menius eine Erwiderung (1532, wieder herausgegeben von Olearius 1720.. und jüngst von mir mit dem Nachweis, daß nicht Justus Jonas, sondern Menius der Vf. sei) entgegengesetzt, worin mit kaustischer Kunst gezeigt wird, wie des Crotus jetzige Stellung und schein¬ bare Lebensrichtung dem Crotus, wie er in Wahrheit innerlich beschaffen, durchaus unentsprechend sei. Den Inhalt dieser i'WxouÄo legt Ser. vor und schließt also: „Es ist die schlagendste Stelle, wo der Ungenannte (Menius) den Schatten Ulrich Hs. gegen ihn heraufbeschwört. Er sührt den Neubekehrten vor, wie er bei dem Hochamte das Rauchfaß schwingt; wie er, beide Arme vorgestreckt, die Augbrcmncn ernsthaft zusammengezogen, die Insul des Weih¬ bischofs hält und ihm wohl gar die Schuhe küßt; wie er mit den Chor¬ sängern die Knie beugt: wenn da H. wieder auflebte und es sähe, ob er nicht, feurig und heftig wie er war, und ein geschworener Feind aller Gleißnerei, den frechen Heuchler mitten im Tempel zu Schanden machen würde? In dieser zürnenden Stellung halten wir Hs. Schatten fest. In ihr möge er denen erscheinen, welche die Schlüßel der Gewissen und der Geistesbildung deutscher Stämme, durch die Kämpfe wackerer Vorfahren 'kaum zurückerobert, kampflos aufs neue an Rom und eine römisch gesinnte Priesterschaft ausliefern; noch zürnender wo möglich denen, welche im Schoße des Protestantismus selbst ein neues Papstthum pflanzen möchte»; den Fürsten, die ihr Belieben zum Gesetz erheben; den Gelehrten, denen Verhältnisse und Rücksichten über die Wahrheit gehen. Er flamme als Haß in uns auf gegen alles Undeutsche, Unfreie, Unwahre; aber glühe auch als Begeisterung in unsern Herzen für die Ehre und Größe des Vaterlandes; er sei der Genius unsres Volks, we¬ nigstens so lange, als diesem ein zürnender, strafender, mahnender Schutzgeist Noth thun wird." Bonn, November 1857. Böcking. Die Deutschen in Texns. 'Wanderungen durch Texas von F. L. Olmsted. Leipzig, C. B. Lvrck. Diese Schrift, die Uebersetzung des Werks eines Amerikaners, der Texas uach den verschiedensten Richtungen durchstreift hat, beansprucht von uns außer dem Lobe scharfer Beobachtung und ungewöhnlich guter Schilderung vorzüglich Anerkennung und Interesse wegen der ehrenwerthen Gesinnung,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/151
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/151>, abgerufen am 22.12.2024.