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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.

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die mit der Unbestimmtheit des Glaubens zusammenhangt; aber auch dieser
Indifferentismus ist nur durch eine gründliche philosophische Bildung zu be¬
kämpfen. Das vorübergehende Unglück der Revolutionen bringt sogar einen
wesentlichen Gewinn. Der Mensch ist nicht für das Glück geschaffen, sondern
für die Pflicht. Ein langdauerndes Wohlsein schwächt seine Kraft; im Kampf
gegen das Uebel wird sie wieder gestärkt. Die Revolutionen sind eine Wie¬
dergeburt, der Menschheit; denn nur aus dem Tode geht das Leben hervor.
Der Glaube an eine bessere Zukunft, die ihr nicht dunkel vorschwebt, sondern
die sie in bestimmtem Bewußtsein in sich trägt, ist der Ruhm der wahren
I. S. Philosophie."




Das germanische Museum in Nürnberg.

Mit großer Befriedigung lesen wir in dem uns soeben zugehenden dritten
Jahresbericht der Direction des deutschen Nationalmuseums von dem raschen
gedeihlichen Fortgange dieses Unternehmens. Ohne irgend eine Aenderung in
seinen Grundlagen ist daS Institut von einer Entwicklungsstufe zur andern
fortgeschritten, und es ist schwerlich ein Beispiel neuerer Zeit aufzuführen, daß
eine so umfangreiche Anstalt, weder materiellen Gewinn verheißend, noch ma¬
terielle Mittel besitzend, in Zeit von 3 Jahren lediglich durch die moralische
Gewalt der Anerkennung von Seite der Fürsten und deS Volkes sich dahin
aufgeschwungen, wo nun das germanische Museum steht. Im Folgenden theilen
wir als Beleg dessen einen Auszug aus jenem Jahresbericht mit. Der dies¬
jährige Nechnungsausweis zeigt im Vergleiche mit dem vorjährigen, daß die
finanzielle Lage deö Museums sich bedeutend gebessert hat, indem die laufende
Einnahme von weniger als K000 si. auf beinahe -11,000 si. sich erhob, der
Stiftungsfond von 677 si. 30 kr. auf 1439 si. 27 kr., das vom Museum auf
10 Jahre unverzinslich zu genießende Actiencapital von 4200 si. auf 4700 si.
stieg und somit eine Mehrung von S000 si. für den laufenden Unterhalt der
Anstalt, und von 761 si. S7 kr. zur Anlage eines StiftungSfonds stattfand.

Die dem Bericht beigegebene Uebersicht der Geldbeiträge an das Museum
liefert den erfreulichen Beweis, wie bereits im Laufe eines JahreS sich die
Theilnahme an dem Unternehmen so verbreitet hat, daß von den größten
Residenzen bis zur kleinsten Landstadt patriotische Gaben fließen und durch ganz
Deutschland wohlgesinnte Männer sich an die Spitze stellten, solche Gaben als
Agenten zu befördern und einzusammeln.

Mit frohem Dank ist anzuerkennen, welche wesentliche Geldunterstützun¬
gen in diesem Jahre wieder hinzugekommen si"d. Als vie bedeutendste ist


die mit der Unbestimmtheit des Glaubens zusammenhangt; aber auch dieser
Indifferentismus ist nur durch eine gründliche philosophische Bildung zu be¬
kämpfen. Das vorübergehende Unglück der Revolutionen bringt sogar einen
wesentlichen Gewinn. Der Mensch ist nicht für das Glück geschaffen, sondern
für die Pflicht. Ein langdauerndes Wohlsein schwächt seine Kraft; im Kampf
gegen das Uebel wird sie wieder gestärkt. Die Revolutionen sind eine Wie¬
dergeburt, der Menschheit; denn nur aus dem Tode geht das Leben hervor.
Der Glaube an eine bessere Zukunft, die ihr nicht dunkel vorschwebt, sondern
die sie in bestimmtem Bewußtsein in sich trägt, ist der Ruhm der wahren
I. S. Philosophie."




Das germanische Museum in Nürnberg.

Mit großer Befriedigung lesen wir in dem uns soeben zugehenden dritten
Jahresbericht der Direction des deutschen Nationalmuseums von dem raschen
gedeihlichen Fortgange dieses Unternehmens. Ohne irgend eine Aenderung in
seinen Grundlagen ist daS Institut von einer Entwicklungsstufe zur andern
fortgeschritten, und es ist schwerlich ein Beispiel neuerer Zeit aufzuführen, daß
eine so umfangreiche Anstalt, weder materiellen Gewinn verheißend, noch ma¬
terielle Mittel besitzend, in Zeit von 3 Jahren lediglich durch die moralische
Gewalt der Anerkennung von Seite der Fürsten und deS Volkes sich dahin
aufgeschwungen, wo nun das germanische Museum steht. Im Folgenden theilen
wir als Beleg dessen einen Auszug aus jenem Jahresbericht mit. Der dies¬
jährige Nechnungsausweis zeigt im Vergleiche mit dem vorjährigen, daß die
finanzielle Lage deö Museums sich bedeutend gebessert hat, indem die laufende
Einnahme von weniger als K000 si. auf beinahe -11,000 si. sich erhob, der
Stiftungsfond von 677 si. 30 kr. auf 1439 si. 27 kr., das vom Museum auf
10 Jahre unverzinslich zu genießende Actiencapital von 4200 si. auf 4700 si.
stieg und somit eine Mehrung von S000 si. für den laufenden Unterhalt der
Anstalt, und von 761 si. S7 kr. zur Anlage eines StiftungSfonds stattfand.

Die dem Bericht beigegebene Uebersicht der Geldbeiträge an das Museum
liefert den erfreulichen Beweis, wie bereits im Laufe eines JahreS sich die
Theilnahme an dem Unternehmen so verbreitet hat, daß von den größten
Residenzen bis zur kleinsten Landstadt patriotische Gaben fließen und durch ganz
Deutschland wohlgesinnte Männer sich an die Spitze stellten, solche Gaben als
Agenten zu befördern und einzusammeln.

Mit frohem Dank ist anzuerkennen, welche wesentliche Geldunterstützun¬
gen in diesem Jahre wieder hinzugekommen si»d. Als vie bedeutendste ist


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[0360] die mit der Unbestimmtheit des Glaubens zusammenhangt; aber auch dieser Indifferentismus ist nur durch eine gründliche philosophische Bildung zu be¬ kämpfen. Das vorübergehende Unglück der Revolutionen bringt sogar einen wesentlichen Gewinn. Der Mensch ist nicht für das Glück geschaffen, sondern für die Pflicht. Ein langdauerndes Wohlsein schwächt seine Kraft; im Kampf gegen das Uebel wird sie wieder gestärkt. Die Revolutionen sind eine Wie¬ dergeburt, der Menschheit; denn nur aus dem Tode geht das Leben hervor. Der Glaube an eine bessere Zukunft, die ihr nicht dunkel vorschwebt, sondern die sie in bestimmtem Bewußtsein in sich trägt, ist der Ruhm der wahren I. S. Philosophie." Das germanische Museum in Nürnberg. Mit großer Befriedigung lesen wir in dem uns soeben zugehenden dritten Jahresbericht der Direction des deutschen Nationalmuseums von dem raschen gedeihlichen Fortgange dieses Unternehmens. Ohne irgend eine Aenderung in seinen Grundlagen ist daS Institut von einer Entwicklungsstufe zur andern fortgeschritten, und es ist schwerlich ein Beispiel neuerer Zeit aufzuführen, daß eine so umfangreiche Anstalt, weder materiellen Gewinn verheißend, noch ma¬ terielle Mittel besitzend, in Zeit von 3 Jahren lediglich durch die moralische Gewalt der Anerkennung von Seite der Fürsten und deS Volkes sich dahin aufgeschwungen, wo nun das germanische Museum steht. Im Folgenden theilen wir als Beleg dessen einen Auszug aus jenem Jahresbericht mit. Der dies¬ jährige Nechnungsausweis zeigt im Vergleiche mit dem vorjährigen, daß die finanzielle Lage deö Museums sich bedeutend gebessert hat, indem die laufende Einnahme von weniger als K000 si. auf beinahe -11,000 si. sich erhob, der Stiftungsfond von 677 si. 30 kr. auf 1439 si. 27 kr., das vom Museum auf 10 Jahre unverzinslich zu genießende Actiencapital von 4200 si. auf 4700 si. stieg und somit eine Mehrung von S000 si. für den laufenden Unterhalt der Anstalt, und von 761 si. S7 kr. zur Anlage eines StiftungSfonds stattfand. Die dem Bericht beigegebene Uebersicht der Geldbeiträge an das Museum liefert den erfreulichen Beweis, wie bereits im Laufe eines JahreS sich die Theilnahme an dem Unternehmen so verbreitet hat, daß von den größten Residenzen bis zur kleinsten Landstadt patriotische Gaben fließen und durch ganz Deutschland wohlgesinnte Männer sich an die Spitze stellten, solche Gaben als Agenten zu befördern und einzusammeln. Mit frohem Dank ist anzuerkennen, welche wesentliche Geldunterstützun¬ gen in diesem Jahre wieder hinzugekommen si»d. Als vie bedeutendste ist

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104200/360>, abgerufen am 29.06.2024.