Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

ter preußisch) seines Amtes zu entlassen, und hat nun zur Neuwahl drei dänische
Kandidaten präsentirt. Sobald dies bekannt wurde, reichten die Äirchsvielsvvrsteher
im Namen der Gemeinde bei dem Kirchenvisitatorium (Amtmann und Probst) ein
Gesuch an das Ministerium ein, daß die Wahlpredigten in deutscher Sprache gehal¬
ten werden möchten, worin sie erklärten, -daß, wenn dieselben dänisch gehalten wür¬
den, sie mit der ganzen Gemeinde genöthigt wären, am Tage der Wahl zu Proto¬
koll zu geben, daß sie die Predigten nicht verstanden hätten und ans dem Grunde
ihre Stimmen nicht abgeben könnten. Sie wären durch den empfangenen deutschen
Schulunterricht und ihr ganzes kirchliches und religiöses Leben lediglich aus den
deutschen Gottesdienst angewiesen und müßten eine Bürgschaft haben, daß ihr künf¬
tiger Prediger in deutscher Sprache -zu ihrem Herzen reden -könnte.

Auf dieses Gesuch hat das Ministerium rescribirt, daß "kein genügender Grund
vorhanden sei, weshalb die Wahl-Predigten nicht in dänischer Sprache gehalten wer¬
den sollten. Aehnlich wird allenthalben verfahren. Einsprüche, Verwahrungen
werden kurz, oft spöttisch abgefertigt, Recht ist nirgend zu erhalten, wo es gegen
die dänischen Pläne verstößt, und nun fragen wir noch einmal: Gibt es keinen
Weg, kein Mittel für Deutschland, diesem Unwesen zu steuern?




Literatur.
Notizen über neue Schriften, das Alterthum betreffend.

-- Handbuch der
römischen Alterthümer nach den Quellen bearbeitet. Begonnen von Wil¬
helm Adolph Becker, Prof. an der Universität Leipzig. Fortgesetzt von Joachim
Marquardt, Director des k. Fr. W. Gymn. zu Posen. Vierter Theil. Leipzig,
S. Hirzel. -I8L6. -- Das Lehrbuch ist sowol in Bezug auf die gründliche Benutzung
der Quellen, als auf die zweckmäßige Einrichtung anerkannt das erste unter den vor¬
handenen und für keinen zu entbehren, der die Zustände des Alterthums nicht blos
auf Treu und Glauben sich erzählen lassen, sondern an der Quelle selbst unter¬
suche" will. Der vierte Theil, der den römischen Gottesdienst behandelt, schließt
sich würdig den drei frühern an (Quellen, Staatsverfassung, Staatsverwaltung).
Der Abschnitt über die Spiele ist vou Prof. Ludwig Friedländer bearbeitet. Den
nächstfolgenden Band, über das Gerichtswesen, hat Theodor Monnnsen übernommen.

Neueste Sannnlnng ausgewählter griechischer und römischer Klas¬
siker verdeutscht von den berufensten Uebersetzcrn. Stuttgart, Hoffmannsche Ver¬
lagsbuchhandlung 18S7. -- Die neuen Lieferungen enthalten -zwei Dramen des
Sophokles, übersetzt mit reichhaltigen Anmerkungen von Adolph Schöll, Strabos
Erdbeschreibung vom Conrector Forbiger und Platos Phädrus und Republik von
Prof. Prantl in München, dem Geschichtschreiber der Logik.




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch -- Verlag von F. L, Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert i" Leipzig.

ter preußisch) seines Amtes zu entlassen, und hat nun zur Neuwahl drei dänische
Kandidaten präsentirt. Sobald dies bekannt wurde, reichten die Äirchsvielsvvrsteher
im Namen der Gemeinde bei dem Kirchenvisitatorium (Amtmann und Probst) ein
Gesuch an das Ministerium ein, daß die Wahlpredigten in deutscher Sprache gehal¬
ten werden möchten, worin sie erklärten, -daß, wenn dieselben dänisch gehalten wür¬
den, sie mit der ganzen Gemeinde genöthigt wären, am Tage der Wahl zu Proto¬
koll zu geben, daß sie die Predigten nicht verstanden hätten und ans dem Grunde
ihre Stimmen nicht abgeben könnten. Sie wären durch den empfangenen deutschen
Schulunterricht und ihr ganzes kirchliches und religiöses Leben lediglich aus den
deutschen Gottesdienst angewiesen und müßten eine Bürgschaft haben, daß ihr künf¬
tiger Prediger in deutscher Sprache -zu ihrem Herzen reden -könnte.

Auf dieses Gesuch hat das Ministerium rescribirt, daß «kein genügender Grund
vorhanden sei, weshalb die Wahl-Predigten nicht in dänischer Sprache gehalten wer¬
den sollten. Aehnlich wird allenthalben verfahren. Einsprüche, Verwahrungen
werden kurz, oft spöttisch abgefertigt, Recht ist nirgend zu erhalten, wo es gegen
die dänischen Pläne verstößt, und nun fragen wir noch einmal: Gibt es keinen
Weg, kein Mittel für Deutschland, diesem Unwesen zu steuern?




Literatur.
Notizen über neue Schriften, das Alterthum betreffend.

— Handbuch der
römischen Alterthümer nach den Quellen bearbeitet. Begonnen von Wil¬
helm Adolph Becker, Prof. an der Universität Leipzig. Fortgesetzt von Joachim
Marquardt, Director des k. Fr. W. Gymn. zu Posen. Vierter Theil. Leipzig,
S. Hirzel. -I8L6. — Das Lehrbuch ist sowol in Bezug auf die gründliche Benutzung
der Quellen, als auf die zweckmäßige Einrichtung anerkannt das erste unter den vor¬
handenen und für keinen zu entbehren, der die Zustände des Alterthums nicht blos
auf Treu und Glauben sich erzählen lassen, sondern an der Quelle selbst unter¬
suche» will. Der vierte Theil, der den römischen Gottesdienst behandelt, schließt
sich würdig den drei frühern an (Quellen, Staatsverfassung, Staatsverwaltung).
Der Abschnitt über die Spiele ist vou Prof. Ludwig Friedländer bearbeitet. Den
nächstfolgenden Band, über das Gerichtswesen, hat Theodor Monnnsen übernommen.

Neueste Sannnlnng ausgewählter griechischer und römischer Klas¬
siker verdeutscht von den berufensten Uebersetzcrn. Stuttgart, Hoffmannsche Ver¬
lagsbuchhandlung 18S7. — Die neuen Lieferungen enthalten -zwei Dramen des
Sophokles, übersetzt mit reichhaltigen Anmerkungen von Adolph Schöll, Strabos
Erdbeschreibung vom Conrector Forbiger und Platos Phädrus und Republik von
Prof. Prantl in München, dem Geschichtschreiber der Logik.




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch — Verlag von F. L, Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert i» Leipzig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0528" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/104195"/>
              <p xml:id="ID_1517" prev="#ID_1516"> ter preußisch) seines Amtes zu entlassen, und hat nun zur Neuwahl drei dänische<lb/>
Kandidaten präsentirt. Sobald dies bekannt wurde, reichten die Äirchsvielsvvrsteher<lb/>
im Namen der Gemeinde bei dem Kirchenvisitatorium (Amtmann und Probst) ein<lb/>
Gesuch an das Ministerium ein, daß die Wahlpredigten in deutscher Sprache gehal¬<lb/>
ten werden möchten, worin sie erklärten, -daß, wenn dieselben dänisch gehalten wür¬<lb/>
den, sie mit der ganzen Gemeinde genöthigt wären, am Tage der Wahl zu Proto¬<lb/>
koll zu geben, daß sie die Predigten nicht verstanden hätten und ans dem Grunde<lb/>
ihre Stimmen nicht abgeben könnten. Sie wären durch den empfangenen deutschen<lb/>
Schulunterricht und ihr ganzes kirchliches und religiöses Leben lediglich aus den<lb/>
deutschen Gottesdienst angewiesen und müßten eine Bürgschaft haben, daß ihr künf¬<lb/>
tiger Prediger in deutscher Sprache -zu ihrem Herzen reden -könnte.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_1518"> Auf dieses Gesuch hat das Ministerium rescribirt, daß «kein genügender Grund<lb/>
vorhanden sei, weshalb die Wahl-Predigten nicht in dänischer Sprache gehalten wer¬<lb/>
den sollten. Aehnlich wird allenthalben verfahren. Einsprüche, Verwahrungen<lb/>
werden kurz, oft spöttisch abgefertigt, Recht ist nirgend zu erhalten, wo es gegen<lb/>
die dänischen Pläne verstößt, und nun fragen wir noch einmal: Gibt es keinen<lb/>
Weg, kein Mittel für Deutschland, diesem Unwesen zu steuern?</p><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Literatur.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Notizen über neue Schriften, das Alterthum betreffend.</head>
            <p xml:id="ID_1519"> &#x2014; Handbuch der<lb/>
römischen Alterthümer nach den Quellen bearbeitet. Begonnen von Wil¬<lb/>
helm Adolph Becker, Prof. an der Universität Leipzig. Fortgesetzt von Joachim<lb/>
Marquardt, Director des k. Fr. W. Gymn. zu Posen. Vierter Theil. Leipzig,<lb/>
S. Hirzel. -I8L6. &#x2014; Das Lehrbuch ist sowol in Bezug auf die gründliche Benutzung<lb/>
der Quellen, als auf die zweckmäßige Einrichtung anerkannt das erste unter den vor¬<lb/>
handenen und für keinen zu entbehren, der die Zustände des Alterthums nicht blos<lb/>
auf Treu und Glauben sich erzählen lassen, sondern an der Quelle selbst unter¬<lb/>
suche» will. Der vierte Theil, der den römischen Gottesdienst behandelt, schließt<lb/>
sich würdig den drei frühern an (Quellen, Staatsverfassung, Staatsverwaltung).<lb/>
Der Abschnitt über die Spiele ist vou Prof. Ludwig Friedländer bearbeitet. Den<lb/>
nächstfolgenden Band, über das Gerichtswesen, hat Theodor Monnnsen übernommen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1520"> Neueste Sannnlnng ausgewählter griechischer und römischer Klas¬<lb/>
siker verdeutscht von den berufensten Uebersetzcrn. Stuttgart, Hoffmannsche Ver¬<lb/>
lagsbuchhandlung 18S7. &#x2014; Die neuen Lieferungen enthalten -zwei Dramen des<lb/>
Sophokles, übersetzt mit reichhaltigen Anmerkungen von Adolph Schöll, Strabos<lb/>
Erdbeschreibung vom Conrector Forbiger und Platos Phädrus und Republik von<lb/>
Prof. Prantl in München, dem Geschichtschreiber der Logik.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <note type="byline"> Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.<lb/>
Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch &#x2014; Verlag von F. L, Herbig<lb/>
in Leipzig.<lb/>
Druck von C. E. Elbert i» Leipzig.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0528] ter preußisch) seines Amtes zu entlassen, und hat nun zur Neuwahl drei dänische Kandidaten präsentirt. Sobald dies bekannt wurde, reichten die Äirchsvielsvvrsteher im Namen der Gemeinde bei dem Kirchenvisitatorium (Amtmann und Probst) ein Gesuch an das Ministerium ein, daß die Wahlpredigten in deutscher Sprache gehal¬ ten werden möchten, worin sie erklärten, -daß, wenn dieselben dänisch gehalten wür¬ den, sie mit der ganzen Gemeinde genöthigt wären, am Tage der Wahl zu Proto¬ koll zu geben, daß sie die Predigten nicht verstanden hätten und ans dem Grunde ihre Stimmen nicht abgeben könnten. Sie wären durch den empfangenen deutschen Schulunterricht und ihr ganzes kirchliches und religiöses Leben lediglich aus den deutschen Gottesdienst angewiesen und müßten eine Bürgschaft haben, daß ihr künf¬ tiger Prediger in deutscher Sprache -zu ihrem Herzen reden -könnte. Auf dieses Gesuch hat das Ministerium rescribirt, daß «kein genügender Grund vorhanden sei, weshalb die Wahl-Predigten nicht in dänischer Sprache gehalten wer¬ den sollten. Aehnlich wird allenthalben verfahren. Einsprüche, Verwahrungen werden kurz, oft spöttisch abgefertigt, Recht ist nirgend zu erhalten, wo es gegen die dänischen Pläne verstößt, und nun fragen wir noch einmal: Gibt es keinen Weg, kein Mittel für Deutschland, diesem Unwesen zu steuern? Literatur. Notizen über neue Schriften, das Alterthum betreffend. — Handbuch der römischen Alterthümer nach den Quellen bearbeitet. Begonnen von Wil¬ helm Adolph Becker, Prof. an der Universität Leipzig. Fortgesetzt von Joachim Marquardt, Director des k. Fr. W. Gymn. zu Posen. Vierter Theil. Leipzig, S. Hirzel. -I8L6. — Das Lehrbuch ist sowol in Bezug auf die gründliche Benutzung der Quellen, als auf die zweckmäßige Einrichtung anerkannt das erste unter den vor¬ handenen und für keinen zu entbehren, der die Zustände des Alterthums nicht blos auf Treu und Glauben sich erzählen lassen, sondern an der Quelle selbst unter¬ suche» will. Der vierte Theil, der den römischen Gottesdienst behandelt, schließt sich würdig den drei frühern an (Quellen, Staatsverfassung, Staatsverwaltung). Der Abschnitt über die Spiele ist vou Prof. Ludwig Friedländer bearbeitet. Den nächstfolgenden Band, über das Gerichtswesen, hat Theodor Monnnsen übernommen. Neueste Sannnlnng ausgewählter griechischer und römischer Klas¬ siker verdeutscht von den berufensten Uebersetzcrn. Stuttgart, Hoffmannsche Ver¬ lagsbuchhandlung 18S7. — Die neuen Lieferungen enthalten -zwei Dramen des Sophokles, übersetzt mit reichhaltigen Anmerkungen von Adolph Schöll, Strabos Erdbeschreibung vom Conrector Forbiger und Platos Phädrus und Republik von Prof. Prantl in München, dem Geschichtschreiber der Logik. Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt. Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch — Verlag von F. L, Herbig in Leipzig. Druck von C. E. Elbert i» Leipzig.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/528
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/528>, abgerufen am 27.07.2024.