Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.die schönen Dinge offen erhalten, die uns hier beschrieben Werdens oder soll die In dieser Beziehung stehen wir gegen den Verfasser auf der Seite von Adel und Zunkerthum. Deutsches Staatswörterbuch. In Verbindung mit deutschen Gelehrten her¬ Das welkersche Staatslerikon hat der Sache des Liberalismus so außer¬ die schönen Dinge offen erhalten, die uns hier beschrieben Werdens oder soll die In dieser Beziehung stehen wir gegen den Verfasser auf der Seite von Adel und Zunkerthum. Deutsches Staatswörterbuch. In Verbindung mit deutschen Gelehrten her¬ Das welkersche Staatslerikon hat der Sache des Liberalismus so außer¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0188" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/101715"/> <p xml:id="ID_456" prev="#ID_455"> die schönen Dinge offen erhalten, die uns hier beschrieben Werdens oder soll die<lb/> Theologie der Zukunft etwa von vornherein von der Ueberzeugung ausgehen,<lb/> in dem Urchristenthum ,oder sonst in irgend einer Phase desselben seien die<lb/> Quellpunkte der göttlichen Offenbarung wirklich vorhanden? Dann ist sie<lb/> wol noch Theologie, aber nicht mehr historisch. — Ebenso bedenklich ist es mit<lb/> der ethischen Bedeutung der Theologie der Zukunft. Es werden auch hier dir<lb/> größten Errungenschaften in Aussicht gestellt, aber der Verfasser vergißt folgende<lb/> einfache und entscheidende Frage zu beantworten: Soll der Inhalt der Moral<lb/> aus dem Inhalt des Christenthums hergeleitet, oder soll, er unabhängig<lb/> von demselben entwickelt werden? Im letztern Fall wird die Voraussetzung,<lb/> beides müsse zusammenfallen, eine wissenschaftlich nicht zu rechtfertigende sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_457"> In dieser Beziehung stehen wir gegen den Verfasser auf der Seite von<lb/> Hengstenberg und Leo, auf der Seite von Strauß und Feuerbach. Die Spe-<lb/> culation, die historische Kritik, die wissenschaftliche Moral muß voraussetzungs-<lb/> los sein. Wenn sie in ihrem letzten Resultat zu der Ueberzeugung kommt,<lb/> der Inhalt des Christenthums sei der richtige, so ist das um so besser; aber<lb/> anfangen kann sie mit dieser Ueberzeugung nicht, sonst hört sie auf, freie Spe¬<lb/> kulation oder historische Kritik zu sein. Es hilft nichts, das Resultat von<lb/> Strauß ist trotz seiner negativen Haltung das richtige. Die beiden Gebiete<lb/> müssen sich unabhängig voneinander entwickeln. Indem aber die Wissenschaft<lb/> das Recht der freien Entwicklung bewahrt, muß sie zugleich bekennen, daß die<lb/> eigentliche Religion, die Gemüthswelt des Glaubens, uicht in ihren Bereich<lb/> füllt. Wir verkennen die Uebelstände dieses Dualismus nicht, wir können<lb/> ihn aber nicht vermeiden, wenn wir bei der Wahrheit stehen bleiben wollen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Adel und Zunkerthum.</head><lb/> <p xml:id="ID_458"> Deutsches Staatswörterbuch. In Verbindung mit deutschen Gelehrten her¬<lb/> ausgegeben von !>,-. I. C. Bluntschli, ordentlichem Professor an der<lb/> Universität München. Unter Mitredactiou von Karl Brater. Erstes<lb/> Heft. Stuttgart und.Leipzig, Expedition des Staatswörterbuchs. —</p><lb/> <p xml:id="ID_459" next="#ID_460"> Das welkersche Staatslerikon hat der Sache des Liberalismus so außer¬<lb/> ordentliche Dienste geleistet, daß man es sehr erklärlich finden muß, wenn die<lb/> historische Schule sich versucht fühlt, diese Wirkungen durch ein ähnliches, wenn<lb/> auch von einer entgegengesetzten Tendenz ausgehendes Unternehme!, zu para-<lb/> lysiren. Nur ist in Bezug auf encyklopädische Werke die Reaction gegen den<lb/> Liberalismus entschieden im Nachtheil. Die öffentliche Meinung ist ihr nicht<lb/> günstig und es kostet also nicht geringe Mühe, solchen Versuchen nur über-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0188]
die schönen Dinge offen erhalten, die uns hier beschrieben Werdens oder soll die
Theologie der Zukunft etwa von vornherein von der Ueberzeugung ausgehen,
in dem Urchristenthum ,oder sonst in irgend einer Phase desselben seien die
Quellpunkte der göttlichen Offenbarung wirklich vorhanden? Dann ist sie
wol noch Theologie, aber nicht mehr historisch. — Ebenso bedenklich ist es mit
der ethischen Bedeutung der Theologie der Zukunft. Es werden auch hier dir
größten Errungenschaften in Aussicht gestellt, aber der Verfasser vergißt folgende
einfache und entscheidende Frage zu beantworten: Soll der Inhalt der Moral
aus dem Inhalt des Christenthums hergeleitet, oder soll, er unabhängig
von demselben entwickelt werden? Im letztern Fall wird die Voraussetzung,
beides müsse zusammenfallen, eine wissenschaftlich nicht zu rechtfertigende sein.
In dieser Beziehung stehen wir gegen den Verfasser auf der Seite von
Hengstenberg und Leo, auf der Seite von Strauß und Feuerbach. Die Spe-
culation, die historische Kritik, die wissenschaftliche Moral muß voraussetzungs-
los sein. Wenn sie in ihrem letzten Resultat zu der Ueberzeugung kommt,
der Inhalt des Christenthums sei der richtige, so ist das um so besser; aber
anfangen kann sie mit dieser Ueberzeugung nicht, sonst hört sie auf, freie Spe¬
kulation oder historische Kritik zu sein. Es hilft nichts, das Resultat von
Strauß ist trotz seiner negativen Haltung das richtige. Die beiden Gebiete
müssen sich unabhängig voneinander entwickeln. Indem aber die Wissenschaft
das Recht der freien Entwicklung bewahrt, muß sie zugleich bekennen, daß die
eigentliche Religion, die Gemüthswelt des Glaubens, uicht in ihren Bereich
füllt. Wir verkennen die Uebelstände dieses Dualismus nicht, wir können
ihn aber nicht vermeiden, wenn wir bei der Wahrheit stehen bleiben wollen.
Adel und Zunkerthum.
Deutsches Staatswörterbuch. In Verbindung mit deutschen Gelehrten her¬
ausgegeben von !>,-. I. C. Bluntschli, ordentlichem Professor an der
Universität München. Unter Mitredactiou von Karl Brater. Erstes
Heft. Stuttgart und.Leipzig, Expedition des Staatswörterbuchs. —
Das welkersche Staatslerikon hat der Sache des Liberalismus so außer¬
ordentliche Dienste geleistet, daß man es sehr erklärlich finden muß, wenn die
historische Schule sich versucht fühlt, diese Wirkungen durch ein ähnliches, wenn
auch von einer entgegengesetzten Tendenz ausgehendes Unternehme!, zu para-
lysiren. Nur ist in Bezug auf encyklopädische Werke die Reaction gegen den
Liberalismus entschieden im Nachtheil. Die öffentliche Meinung ist ihr nicht
günstig und es kostet also nicht geringe Mühe, solchen Versuchen nur über-
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