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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.

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lich energischen und mit vielem Unabhängigkeitssinn begabten Hoyerniger zu be¬
kehren. Auf dem eingeschlagenen Wege durch Verfolgung und Bestrafung jeder
deutschen Regung gelingt eS ihnen wenigstens nicht.




Die russisch-Mische Grenze in Asien und ihre Festungen.

Bor dem Jahr 1829 schützte ein Gürtel von festen Plätzen das türkische
Armenien vor russischer Begehrlichkeit. In dem unglücklichen Frieden dieses
JahreS verloren die Türken mit dem gebirgigen Grenzstrich, dem Paschalik
Achalzyk, vier dieser Festungen. Sie wurden dem russischen Reich einverleibt
als erwünschte Stützpunkte für die neuen' Operationen gegen Kars und
Erzerum, Diese Grenzlandschast bildet das Terrain, welches möglicherweise
jetzt bei den Friedensverhandlungen den Russen wieder abgefordert werden
wird.

Achalziche, d.i. neue Festung, (von den Türken Akhiska-Kalessi genannt)
bildete ehemals den nordwestlichen Theil des türkisch-armenischen Paschaliks
Achalzyk, der an Jmeretien und Kartalinien stieß und aus zehn ScmdschakS
bestand. Im Friedensverträge von Adrianopel 1829 wurde dieser ganze Theil
deS Paschaliks mit Einschluß der Hauptfeste Achalzyk und der kleinern Festen
Azkur (Azchur), Achalkalaki und Gertwiß mit Rußland vereinigt und daraus
der Kreis Achalzyk gebildet, während die übrigen zehn Sandschakö des Paschaliks
Achalzyk unter der Herrschaft der Pforte blieben. Dieser neue russische Kreis
grenzt im Nordwesten an die Kreise Osurgeti und Kutaiß, im Norden und
Nordosten an Tiflis, an Alerandropol und im Südosten an die türkisch-arme¬
nischen Bezirke Tschildyr und Kars. Das Becken von Achalzyk ist einer jener
merkwürdigen Kessel, die Armenien charakterisiren durch die Ausfüllung tertiärer,
durch vulkanische Kräfte theils gehobener, theils zerstörter Schichten. Es bildet
einey Theil von dem Becken des Kur, das auf ungefähr 2S Meilen nord¬
östlicher Entfernung parallel mit dem Becken des Arares und ähnlich wie
dieser in einem nach Norden gewölbten Bogen von Westen nach Osten geht.
Der Kur selbst ist ein nach Norden zu abfließendes Gewässer des Tschildyr-
gebirgeS, wird im Norden durch den Bordschom, der mit dem Kaukasus
zusammenhängt, begrenzt und hat im Osten das Zichedschwargebirge und im
Westen die Nebenarme des Tilburun und Kiratschly-Dagh. Am nördlichen
Fuße deS rauhen Tschildyrgebirges breiten sich mildere Ebenen aus, wie auch
an den Ufern des Kur und Pvzkho Bäume aus der gemäßigten Zone, als
Pappeln, Nußbäume und Aprikosen, Wein (an den Felöterrassen) und Getreide
gedeihen. Dagegen ist der genannte Ausläufer deS Kaukasus, der Bordschom,


lich energischen und mit vielem Unabhängigkeitssinn begabten Hoyerniger zu be¬
kehren. Auf dem eingeschlagenen Wege durch Verfolgung und Bestrafung jeder
deutschen Regung gelingt eS ihnen wenigstens nicht.




Die russisch-Mische Grenze in Asien und ihre Festungen.

Bor dem Jahr 1829 schützte ein Gürtel von festen Plätzen das türkische
Armenien vor russischer Begehrlichkeit. In dem unglücklichen Frieden dieses
JahreS verloren die Türken mit dem gebirgigen Grenzstrich, dem Paschalik
Achalzyk, vier dieser Festungen. Sie wurden dem russischen Reich einverleibt
als erwünschte Stützpunkte für die neuen' Operationen gegen Kars und
Erzerum, Diese Grenzlandschast bildet das Terrain, welches möglicherweise
jetzt bei den Friedensverhandlungen den Russen wieder abgefordert werden
wird.

Achalziche, d.i. neue Festung, (von den Türken Akhiska-Kalessi genannt)
bildete ehemals den nordwestlichen Theil des türkisch-armenischen Paschaliks
Achalzyk, der an Jmeretien und Kartalinien stieß und aus zehn ScmdschakS
bestand. Im Friedensverträge von Adrianopel 1829 wurde dieser ganze Theil
deS Paschaliks mit Einschluß der Hauptfeste Achalzyk und der kleinern Festen
Azkur (Azchur), Achalkalaki und Gertwiß mit Rußland vereinigt und daraus
der Kreis Achalzyk gebildet, während die übrigen zehn Sandschakö des Paschaliks
Achalzyk unter der Herrschaft der Pforte blieben. Dieser neue russische Kreis
grenzt im Nordwesten an die Kreise Osurgeti und Kutaiß, im Norden und
Nordosten an Tiflis, an Alerandropol und im Südosten an die türkisch-arme¬
nischen Bezirke Tschildyr und Kars. Das Becken von Achalzyk ist einer jener
merkwürdigen Kessel, die Armenien charakterisiren durch die Ausfüllung tertiärer,
durch vulkanische Kräfte theils gehobener, theils zerstörter Schichten. Es bildet
einey Theil von dem Becken des Kur, das auf ungefähr 2S Meilen nord¬
östlicher Entfernung parallel mit dem Becken des Arares und ähnlich wie
dieser in einem nach Norden gewölbten Bogen von Westen nach Osten geht.
Der Kur selbst ist ein nach Norden zu abfließendes Gewässer des Tschildyr-
gebirgeS, wird im Norden durch den Bordschom, der mit dem Kaukasus
zusammenhängt, begrenzt und hat im Osten das Zichedschwargebirge und im
Westen die Nebenarme des Tilburun und Kiratschly-Dagh. Am nördlichen
Fuße deS rauhen Tschildyrgebirges breiten sich mildere Ebenen aus, wie auch
an den Ufern des Kur und Pvzkho Bäume aus der gemäßigten Zone, als
Pappeln, Nußbäume und Aprikosen, Wein (an den Felöterrassen) und Getreide
gedeihen. Dagegen ist der genannte Ausläufer deS Kaukasus, der Bordschom,


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[0279] lich energischen und mit vielem Unabhängigkeitssinn begabten Hoyerniger zu be¬ kehren. Auf dem eingeschlagenen Wege durch Verfolgung und Bestrafung jeder deutschen Regung gelingt eS ihnen wenigstens nicht. Die russisch-Mische Grenze in Asien und ihre Festungen. Bor dem Jahr 1829 schützte ein Gürtel von festen Plätzen das türkische Armenien vor russischer Begehrlichkeit. In dem unglücklichen Frieden dieses JahreS verloren die Türken mit dem gebirgigen Grenzstrich, dem Paschalik Achalzyk, vier dieser Festungen. Sie wurden dem russischen Reich einverleibt als erwünschte Stützpunkte für die neuen' Operationen gegen Kars und Erzerum, Diese Grenzlandschast bildet das Terrain, welches möglicherweise jetzt bei den Friedensverhandlungen den Russen wieder abgefordert werden wird. Achalziche, d.i. neue Festung, (von den Türken Akhiska-Kalessi genannt) bildete ehemals den nordwestlichen Theil des türkisch-armenischen Paschaliks Achalzyk, der an Jmeretien und Kartalinien stieß und aus zehn ScmdschakS bestand. Im Friedensverträge von Adrianopel 1829 wurde dieser ganze Theil deS Paschaliks mit Einschluß der Hauptfeste Achalzyk und der kleinern Festen Azkur (Azchur), Achalkalaki und Gertwiß mit Rußland vereinigt und daraus der Kreis Achalzyk gebildet, während die übrigen zehn Sandschakö des Paschaliks Achalzyk unter der Herrschaft der Pforte blieben. Dieser neue russische Kreis grenzt im Nordwesten an die Kreise Osurgeti und Kutaiß, im Norden und Nordosten an Tiflis, an Alerandropol und im Südosten an die türkisch-arme¬ nischen Bezirke Tschildyr und Kars. Das Becken von Achalzyk ist einer jener merkwürdigen Kessel, die Armenien charakterisiren durch die Ausfüllung tertiärer, durch vulkanische Kräfte theils gehobener, theils zerstörter Schichten. Es bildet einey Theil von dem Becken des Kur, das auf ungefähr 2S Meilen nord¬ östlicher Entfernung parallel mit dem Becken des Arares und ähnlich wie dieser in einem nach Norden gewölbten Bogen von Westen nach Osten geht. Der Kur selbst ist ein nach Norden zu abfließendes Gewässer des Tschildyr- gebirgeS, wird im Norden durch den Bordschom, der mit dem Kaukasus zusammenhängt, begrenzt und hat im Osten das Zichedschwargebirge und im Westen die Nebenarme des Tilburun und Kiratschly-Dagh. Am nördlichen Fuße deS rauhen Tschildyrgebirges breiten sich mildere Ebenen aus, wie auch an den Ufern des Kur und Pvzkho Bäume aus der gemäßigten Zone, als Pappeln, Nußbäume und Aprikosen, Wein (an den Felöterrassen) und Getreide gedeihen. Dagegen ist der genannte Ausläufer deS Kaukasus, der Bordschom,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_100992/279>, abgerufen am 23.07.2024.