Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.gleichen, in beiden Fällen, einen möglichst gegen das feindliche Feuer gedeckten Das Eindringen des Angreifers in die Sturmlücke entscheidet nur dann Badeleben aus Norderney. Was daraus werden mag? Ich meine blos aus dem Wetter. Die Natur Wir haben Mitte August; das ist aus Norderney die Zeit der Vollsaison. Die Insulaner haben böse Tage in dieser Zeit. Während die fremden gleichen, in beiden Fällen, einen möglichst gegen das feindliche Feuer gedeckten Das Eindringen des Angreifers in die Sturmlücke entscheidet nur dann Badeleben aus Norderney. Was daraus werden mag? Ich meine blos aus dem Wetter. Die Natur Wir haben Mitte August; das ist aus Norderney die Zeit der Vollsaison. Die Insulaner haben böse Tage in dieser Zeit. Während die fremden <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0359" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/100279"/> <p xml:id="ID_1049" prev="#ID_1048"> gleichen, in beiden Fällen, einen möglichst gegen das feindliche Feuer gedeckten<lb/> Grabenübergang vorzubereiten. Trockene Gräben passirt man mit der Sappe;<lb/> nasse auf Flossen, die auf der vom Nebenbnstion flankirten Seite Schulter¬<lb/> wehren, d. h. einen Wall bis zur Kopfhöhe des Mannes, erhalten. Hiernach<lb/> erfolgt die Bestreichung der Bresche.</p><lb/> <p xml:id="ID_1050"> Das Eindringen des Angreifers in die Sturmlücke entscheidet nur dann<lb/> über den Besitz der Festung, wenn dahinter kein Abschnitt vom Vertheidiger<lb/> aufgeführt worden ist. In neuerer Zeit ist letzteres zur Regel geworden, und<lb/> wenn nicht eine gleichzeitige Erschöpfung aller Mittel und Kräfte zur Ueber¬<lb/> gabe zwingt, wird man eine Kapitulation eine nicht ehrenhafte nennen, die<lb/> nach der ersten Bresche zu Stande käme. Bei der Gelegenheit erinnere ich an<lb/> das, was im zweiten Abschnitt dieses Aufsatzes über die Einrichtung der Festun¬<lb/> gen behufs der inneren Vertheidigung gesagt worden ist.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Badeleben aus Norderney.</head><lb/> <p xml:id="ID_1051"> Was daraus werden mag? Ich meine blos aus dem Wetter. Die Natur<lb/> besinnt sich auf sich selbst, sie weiß nicht recht, was sie zunächst beginnen soll.<lb/> Sie sinnt und brütet und schwitzt — man merkts an der schwülen Luft. Da<lb/> droben stehen die Wolken still und blicken schläfrig zur Erde; der Wind hält<lb/> den Athem an, brennt vor Ungeduld und lauscht — Regen? Gewitter? Sturm?<lb/> Die Natur besinnt sich noch, die Bäume zucken die Achseln......</p><lb/> <p xml:id="ID_1052"> Wir haben Mitte August; das ist aus Norderney die Zeit der Vollsaison.<lb/> Vor all den Häusern und Häuschen, die so zierlich und sauber aus den<lb/> Blumen- und Fruchtgärtchen Hervorscheinen, sind Zeltdächer von grauer Lein¬<lb/> wand ausgespannt; ein Zeichen, daß die Zimmer des Hauses besetzt sind; auf<lb/> den rothen Steinpsaden, die an den Sandstraßen hingehen und in den Bos-<lb/> quets beim Conversalionöhause ist ein reges Treiben. Herren und Damen in<lb/> bequemen Badecostümen machen dort ihre Mvrgenpromenade; über den Rücken<lb/> der Damen, die eben vom Bade kommen, aus das weiße umgeknüpftc Tuch<lb/> herab hangen schwer die Fluten feuchter Haare. Vor dem Conversationshause<lb/> spielt die Musik und die numerirten Kellner sorgen unter der Säulenhalle<lb/> für die Bedürfnisse des Theiles der Badegesellschaft, dem nach Gegenständen<lb/> gelüstet von mehr consistenter Natur als Lust und Musik und Meeresrauschen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1053" next="#ID_1054"> Die Insulaner haben böse Tage in dieser Zeit. Während die fremden<lb/> Gäste dem vergnüglichsten Dolcefarniente sich hingeben und wahrlich soviel<lb/> Mit Nichtsthun zu thun haben, daß ihnen keine Zeit mehr übrig bleibt noch<lb/> etwas Andres zu thun; derweil die Sonne ihre schärfsten Pfeile versendet und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0359]
gleichen, in beiden Fällen, einen möglichst gegen das feindliche Feuer gedeckten
Grabenübergang vorzubereiten. Trockene Gräben passirt man mit der Sappe;
nasse auf Flossen, die auf der vom Nebenbnstion flankirten Seite Schulter¬
wehren, d. h. einen Wall bis zur Kopfhöhe des Mannes, erhalten. Hiernach
erfolgt die Bestreichung der Bresche.
Das Eindringen des Angreifers in die Sturmlücke entscheidet nur dann
über den Besitz der Festung, wenn dahinter kein Abschnitt vom Vertheidiger
aufgeführt worden ist. In neuerer Zeit ist letzteres zur Regel geworden, und
wenn nicht eine gleichzeitige Erschöpfung aller Mittel und Kräfte zur Ueber¬
gabe zwingt, wird man eine Kapitulation eine nicht ehrenhafte nennen, die
nach der ersten Bresche zu Stande käme. Bei der Gelegenheit erinnere ich an
das, was im zweiten Abschnitt dieses Aufsatzes über die Einrichtung der Festun¬
gen behufs der inneren Vertheidigung gesagt worden ist.
Badeleben aus Norderney.
Was daraus werden mag? Ich meine blos aus dem Wetter. Die Natur
besinnt sich auf sich selbst, sie weiß nicht recht, was sie zunächst beginnen soll.
Sie sinnt und brütet und schwitzt — man merkts an der schwülen Luft. Da
droben stehen die Wolken still und blicken schläfrig zur Erde; der Wind hält
den Athem an, brennt vor Ungeduld und lauscht — Regen? Gewitter? Sturm?
Die Natur besinnt sich noch, die Bäume zucken die Achseln......
Wir haben Mitte August; das ist aus Norderney die Zeit der Vollsaison.
Vor all den Häusern und Häuschen, die so zierlich und sauber aus den
Blumen- und Fruchtgärtchen Hervorscheinen, sind Zeltdächer von grauer Lein¬
wand ausgespannt; ein Zeichen, daß die Zimmer des Hauses besetzt sind; auf
den rothen Steinpsaden, die an den Sandstraßen hingehen und in den Bos-
quets beim Conversalionöhause ist ein reges Treiben. Herren und Damen in
bequemen Badecostümen machen dort ihre Mvrgenpromenade; über den Rücken
der Damen, die eben vom Bade kommen, aus das weiße umgeknüpftc Tuch
herab hangen schwer die Fluten feuchter Haare. Vor dem Conversationshause
spielt die Musik und die numerirten Kellner sorgen unter der Säulenhalle
für die Bedürfnisse des Theiles der Badegesellschaft, dem nach Gegenständen
gelüstet von mehr consistenter Natur als Lust und Musik und Meeresrauschen.
Die Insulaner haben böse Tage in dieser Zeit. Während die fremden
Gäste dem vergnüglichsten Dolcefarniente sich hingeben und wahrlich soviel
Mit Nichtsthun zu thun haben, daß ihnen keine Zeit mehr übrig bleibt noch
etwas Andres zu thun; derweil die Sonne ihre schärfsten Pfeile versendet und
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