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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.

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für ein herrliches Gemälde der Zeit entwickeln lassen. Aber der Herausgeber
hat nicht blos das, was ihm gegeben war, sehr ungeschickt benutzt, er hat es
auch in einem AZust voll ganz unendlichen Notizen aus dein Conversations-
lericon und von höchst trivialen Reflexionen erstickt. So bleiben uns denn
nur Einzelheiten übrig, die theologischen Händel in Jena, der Streit mit
Lavater, in dem wir beiläufig ganz entschieden auf Seite Lavaters treten, dann
der Briefwechsel zwischen Dorothea Schlegel und Caroline Paulus aus den
Jahren -1804--8. Die anderweitigen Notizen von Interesse müssen wir müh¬
selig aus dem Wust unnützen Zeugs hervorsuchen. --


Zacharias Werners Biographie und Charakteristik, nebst Originalmit-
theilungen aus dessen handschriftlichen Tagebüchern, herausgegeben vom
Professor !>,-. Schütz. Zwei Bände. Grunma, Verlagscomptolr, -1841.--

Diese Biographie ist in ihrer Art viel wichtiger, als die bekannte von
Hitzig (-1823), zu deren Ergänzung sie bestimmt ist, weniger um der einleitenden
Notizen willen, als durch Werners Tagebücher, die ihresgleichen nicht
in der deutschen Literatur haben. Sie umfassen folgende Zeiträume: 23. Juni
bis 3. November-1808 (Aufenthalt bei Frau von Staöl), 4. Juni bis -12. Juli
1809, November und December -1809, 9. December' -1809 bis 3-1. Januar
1810, November und December-18-10. Ferner enthält die Sammlung Werners
Testament und ein vollständiges Verzeichnis) sämmtlicher von und über Werner
erschienenen Schriften. -- Daß wir über den poetischen Werth der Werner¬
schell Stücke nicht sehr vortheilhaft denken, haben wir bereits mehrfach ausge¬
sprochen ; aber für die Pathologie des romantischen Zeitalters ist er von un-
endlicher Wichtigkeit. Dieser hirnverbrännte Mensch galt nicht blos bei dem
Berliner Kreise, den er inspirirte, sondern auch bei Goethe und Frau v. Staöl
für ein Genie erster Classe und hat aus beide sehr nachhaltig eingewirkt. Ueber
kein Verhältniß zu Goethe muß mau wieder Steffens vergleichen, der uns in
seiner Selbstbiographie sehr interessante Notizen darüber mittheilt; ebenso
Oehlenschläger. Wie sich in diesem verworrenen Kopf die Welt gestaltete und
wie die Eonsuston seiner Gedanken und Empfindungen sich auch in seinem
Leben geltend machte, darüber geben uns die Tagebücher die ausführlichsten
und lehrreichsten Belege. Werner hat in kurzen Worten darin bis aus die
geringste Kleinigkeit alles, waS er an jedem einzelnen Tage gehört, gesehen,
gedacht und gethan hat, aufgezeichnet. -- Daß sich für diese Mittheilungen in
den vor kurzem von Gubitz herausgegebenen Charakteristiken sehr wichtige Zu¬
sätze finden, haben wir bereits vor einigen Wochen bemerkt. --


Ludwig Ferdinand Hubers sämmtliche Werke seit -1802, nebst seiner
Biographie. Zwei Bde. Tübingen, Kolla. -1806. --

Die Ausgabe ist durch zahllose Druckfehler entstellt, und man muß


für ein herrliches Gemälde der Zeit entwickeln lassen. Aber der Herausgeber
hat nicht blos das, was ihm gegeben war, sehr ungeschickt benutzt, er hat es
auch in einem AZust voll ganz unendlichen Notizen aus dein Conversations-
lericon und von höchst trivialen Reflexionen erstickt. So bleiben uns denn
nur Einzelheiten übrig, die theologischen Händel in Jena, der Streit mit
Lavater, in dem wir beiläufig ganz entschieden auf Seite Lavaters treten, dann
der Briefwechsel zwischen Dorothea Schlegel und Caroline Paulus aus den
Jahren -1804—8. Die anderweitigen Notizen von Interesse müssen wir müh¬
selig aus dem Wust unnützen Zeugs hervorsuchen. —


Zacharias Werners Biographie und Charakteristik, nebst Originalmit-
theilungen aus dessen handschriftlichen Tagebüchern, herausgegeben vom
Professor !>,-. Schütz. Zwei Bände. Grunma, Verlagscomptolr, -1841.—

Diese Biographie ist in ihrer Art viel wichtiger, als die bekannte von
Hitzig (-1823), zu deren Ergänzung sie bestimmt ist, weniger um der einleitenden
Notizen willen, als durch Werners Tagebücher, die ihresgleichen nicht
in der deutschen Literatur haben. Sie umfassen folgende Zeiträume: 23. Juni
bis 3. November-1808 (Aufenthalt bei Frau von Staöl), 4. Juni bis -12. Juli
1809, November und December -1809, 9. December' -1809 bis 3-1. Januar
1810, November und December-18-10. Ferner enthält die Sammlung Werners
Testament und ein vollständiges Verzeichnis) sämmtlicher von und über Werner
erschienenen Schriften. — Daß wir über den poetischen Werth der Werner¬
schell Stücke nicht sehr vortheilhaft denken, haben wir bereits mehrfach ausge¬
sprochen ; aber für die Pathologie des romantischen Zeitalters ist er von un-
endlicher Wichtigkeit. Dieser hirnverbrännte Mensch galt nicht blos bei dem
Berliner Kreise, den er inspirirte, sondern auch bei Goethe und Frau v. Staöl
für ein Genie erster Classe und hat aus beide sehr nachhaltig eingewirkt. Ueber
kein Verhältniß zu Goethe muß mau wieder Steffens vergleichen, der uns in
seiner Selbstbiographie sehr interessante Notizen darüber mittheilt; ebenso
Oehlenschläger. Wie sich in diesem verworrenen Kopf die Welt gestaltete und
wie die Eonsuston seiner Gedanken und Empfindungen sich auch in seinem
Leben geltend machte, darüber geben uns die Tagebücher die ausführlichsten
und lehrreichsten Belege. Werner hat in kurzen Worten darin bis aus die
geringste Kleinigkeit alles, waS er an jedem einzelnen Tage gehört, gesehen,
gedacht und gethan hat, aufgezeichnet. — Daß sich für diese Mittheilungen in
den vor kurzem von Gubitz herausgegebenen Charakteristiken sehr wichtige Zu¬
sätze finden, haben wir bereits vor einigen Wochen bemerkt. —


Ludwig Ferdinand Hubers sämmtliche Werke seit -1802, nebst seiner
Biographie. Zwei Bde. Tübingen, Kolla. -1806. —

Die Ausgabe ist durch zahllose Druckfehler entstellt, und man muß


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[0061] für ein herrliches Gemälde der Zeit entwickeln lassen. Aber der Herausgeber hat nicht blos das, was ihm gegeben war, sehr ungeschickt benutzt, er hat es auch in einem AZust voll ganz unendlichen Notizen aus dein Conversations- lericon und von höchst trivialen Reflexionen erstickt. So bleiben uns denn nur Einzelheiten übrig, die theologischen Händel in Jena, der Streit mit Lavater, in dem wir beiläufig ganz entschieden auf Seite Lavaters treten, dann der Briefwechsel zwischen Dorothea Schlegel und Caroline Paulus aus den Jahren -1804—8. Die anderweitigen Notizen von Interesse müssen wir müh¬ selig aus dem Wust unnützen Zeugs hervorsuchen. — Zacharias Werners Biographie und Charakteristik, nebst Originalmit- theilungen aus dessen handschriftlichen Tagebüchern, herausgegeben vom Professor !>,-. Schütz. Zwei Bände. Grunma, Verlagscomptolr, -1841.— Diese Biographie ist in ihrer Art viel wichtiger, als die bekannte von Hitzig (-1823), zu deren Ergänzung sie bestimmt ist, weniger um der einleitenden Notizen willen, als durch Werners Tagebücher, die ihresgleichen nicht in der deutschen Literatur haben. Sie umfassen folgende Zeiträume: 23. Juni bis 3. November-1808 (Aufenthalt bei Frau von Staöl), 4. Juni bis -12. Juli 1809, November und December -1809, 9. December' -1809 bis 3-1. Januar 1810, November und December-18-10. Ferner enthält die Sammlung Werners Testament und ein vollständiges Verzeichnis) sämmtlicher von und über Werner erschienenen Schriften. — Daß wir über den poetischen Werth der Werner¬ schell Stücke nicht sehr vortheilhaft denken, haben wir bereits mehrfach ausge¬ sprochen ; aber für die Pathologie des romantischen Zeitalters ist er von un- endlicher Wichtigkeit. Dieser hirnverbrännte Mensch galt nicht blos bei dem Berliner Kreise, den er inspirirte, sondern auch bei Goethe und Frau v. Staöl für ein Genie erster Classe und hat aus beide sehr nachhaltig eingewirkt. Ueber kein Verhältniß zu Goethe muß mau wieder Steffens vergleichen, der uns in seiner Selbstbiographie sehr interessante Notizen darüber mittheilt; ebenso Oehlenschläger. Wie sich in diesem verworrenen Kopf die Welt gestaltete und wie die Eonsuston seiner Gedanken und Empfindungen sich auch in seinem Leben geltend machte, darüber geben uns die Tagebücher die ausführlichsten und lehrreichsten Belege. Werner hat in kurzen Worten darin bis aus die geringste Kleinigkeit alles, waS er an jedem einzelnen Tage gehört, gesehen, gedacht und gethan hat, aufgezeichnet. — Daß sich für diese Mittheilungen in den vor kurzem von Gubitz herausgegebenen Charakteristiken sehr wichtige Zu¬ sätze finden, haben wir bereits vor einigen Wochen bemerkt. — Ludwig Ferdinand Hubers sämmtliche Werke seit -1802, nebst seiner Biographie. Zwei Bde. Tübingen, Kolla. -1806. — Die Ausgabe ist durch zahllose Druckfehler entstellt, und man muß

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385/61>, abgerufen am 05.12.2024.