Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.hat jener letzte Kanonenschuß von Kronstäbe verkündet, nachdem die Zarenmacht Wenn aber dereinst alle Batterien Kronstadts tage-, wochen-, monatlang Neue historische Schriften.' Erzählungen aus den n> erov ing löcher Zeiten mit einleitenden Betrach¬ tungen über die Geschichte Frankreichs von Augustin Thierry. Ans dem Französischen, Zwei Theile in einem Bande. Elberfeld, 1853. R. L. Friderichs. -- Das Werk, das uns hier, soviel wir wissen, zum ersten Mal in einer Das gegenwärtige Buch besteht eigentlich aus zwei verschiedenen Werken, hat jener letzte Kanonenschuß von Kronstäbe verkündet, nachdem die Zarenmacht Wenn aber dereinst alle Batterien Kronstadts tage-, wochen-, monatlang Neue historische Schriften.' Erzählungen aus den n> erov ing löcher Zeiten mit einleitenden Betrach¬ tungen über die Geschichte Frankreichs von Augustin Thierry. Ans dem Französischen, Zwei Theile in einem Bande. Elberfeld, 1853. R. L. Friderichs. — Das Werk, das uns hier, soviel wir wissen, zum ersten Mal in einer Das gegenwärtige Buch besteht eigentlich aus zwei verschiedenen Werken, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0264" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99650"/> <p xml:id="ID_918" prev="#ID_917"> hat jener letzte Kanonenschuß von Kronstäbe verkündet, nachdem die Zarenmacht<lb/> sich vor der Gottesmacht gebeugt.</p><lb/> <p xml:id="ID_919"> Wenn aber dereinst alle Batterien Kronstadts tage-, wochen-, monatlang<lb/> den englisch-französischen Breitseiten entgegengebrüllt haben und endlich<lb/> schweigen — dann ist auch die stolze Zarenresidenz dem zermalmenden Wetter<lb/> des siegenden Feindes auf Gnade und Ungnade anheimgegeben. Die Peter¬<lb/> paulscitadelle in ihrem Herzen ist kein Schutz, ob sie auch jetzt Se. Peters¬<lb/> burg mit ihren Batterien bis zur Vernichtung beherrscht.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Neue historische Schriften.'</head><lb/> <div n="2"> <head> Erzählungen aus den n> erov ing löcher Zeiten mit einleitenden Betrach¬<lb/> tungen über die Geschichte Frankreichs von Augustin Thierry. Ans<lb/> dem Französischen, Zwei Theile in einem Bande. Elberfeld, 1853.<lb/> R. L. Friderichs. —</head><lb/> <p xml:id="ID_920"> Das Werk, das uns hier, soviel wir wissen, zum ersten Mal in einer<lb/> deutschen Uebersetzung vorgelegt wird, gehört zu den edelsten Leistungen auf<lb/> dem Gebiet der Geschichtschreibung. Thierry vereinigte den Vorzug einer<lb/> schicklich abgerundeten, lebhaften Darstellung, der die französischen Geschicht¬<lb/> schreiber sast durchweg auszeichnet, mil dem bei ihnen sehr seltenen einer gründ¬<lb/> lichen und tiefen wissenschaftlichen Durchbildung. Hätte diesen außerordentlichen<lb/> Mann nicht schon so frühzeitig ein feindseliges Geschick in seinen unmittelbaren<lb/> Forschungen gehemmt, so würde er uns vielleicht noch Werke gegeben haben,<lb/> die ihn in der gesummten Weltliteratur auf eine der ersten Stellen erhoben<lb/> hätten. Schon die beiden größern Werke, die wir ihm verdanken, genügen<lb/> aber, seinen Ruhm für immer sicher zu stellen.</p><lb/> <p xml:id="ID_921" next="#ID_922"> Das gegenwärtige Buch besteht eigentlich aus zwei verschiedenen Werken,<lb/> die nicht wesentlich zusammengehören. Die Betrachtungen über die Geschichte<lb/> Frankreichs enthalten eine Charakteristik der leitenden Principien, welche die<lb/> französische Geschichtschreibung vom 16. Jahrhundert bis auf unsre Zeit<lb/> bestimmt haben. Die Fülle der Gelehrsamkeit wird hier durch eine Sicherheit<lb/> des Urtheils, durch einen gesunden Menschenverstand geregelt, der uns be¬<lb/> zaubert. In der Art und Weise, wie die Schriftsteller die Geschichte ihres<lb/> Volkes aufgefaßt haben, erblicken wir zugleich die stufenweise Entwicklung ihrer<lb/> sittlichen Principien. Häufig begegnet es unsern überrheinischen Nachbarn,<lb/> daß sie aus auflodernder Hitze rasch in eine geschäftsmäßige Nüchternheit ver¬<lb/> fallen, in der alles nach augenblicklichen Motiven der Schicklichkeit zurecht ge¬<lb/> macht wird; sie sind entweder Schwärmer oder Intriganten. Von beiden</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0264]
hat jener letzte Kanonenschuß von Kronstäbe verkündet, nachdem die Zarenmacht
sich vor der Gottesmacht gebeugt.
Wenn aber dereinst alle Batterien Kronstadts tage-, wochen-, monatlang
den englisch-französischen Breitseiten entgegengebrüllt haben und endlich
schweigen — dann ist auch die stolze Zarenresidenz dem zermalmenden Wetter
des siegenden Feindes auf Gnade und Ungnade anheimgegeben. Die Peter¬
paulscitadelle in ihrem Herzen ist kein Schutz, ob sie auch jetzt Se. Peters¬
burg mit ihren Batterien bis zur Vernichtung beherrscht.
Neue historische Schriften.'
Erzählungen aus den n> erov ing löcher Zeiten mit einleitenden Betrach¬
tungen über die Geschichte Frankreichs von Augustin Thierry. Ans
dem Französischen, Zwei Theile in einem Bande. Elberfeld, 1853.
R. L. Friderichs. —
Das Werk, das uns hier, soviel wir wissen, zum ersten Mal in einer
deutschen Uebersetzung vorgelegt wird, gehört zu den edelsten Leistungen auf
dem Gebiet der Geschichtschreibung. Thierry vereinigte den Vorzug einer
schicklich abgerundeten, lebhaften Darstellung, der die französischen Geschicht¬
schreiber sast durchweg auszeichnet, mil dem bei ihnen sehr seltenen einer gründ¬
lichen und tiefen wissenschaftlichen Durchbildung. Hätte diesen außerordentlichen
Mann nicht schon so frühzeitig ein feindseliges Geschick in seinen unmittelbaren
Forschungen gehemmt, so würde er uns vielleicht noch Werke gegeben haben,
die ihn in der gesummten Weltliteratur auf eine der ersten Stellen erhoben
hätten. Schon die beiden größern Werke, die wir ihm verdanken, genügen
aber, seinen Ruhm für immer sicher zu stellen.
Das gegenwärtige Buch besteht eigentlich aus zwei verschiedenen Werken,
die nicht wesentlich zusammengehören. Die Betrachtungen über die Geschichte
Frankreichs enthalten eine Charakteristik der leitenden Principien, welche die
französische Geschichtschreibung vom 16. Jahrhundert bis auf unsre Zeit
bestimmt haben. Die Fülle der Gelehrsamkeit wird hier durch eine Sicherheit
des Urtheils, durch einen gesunden Menschenverstand geregelt, der uns be¬
zaubert. In der Art und Weise, wie die Schriftsteller die Geschichte ihres
Volkes aufgefaßt haben, erblicken wir zugleich die stufenweise Entwicklung ihrer
sittlichen Principien. Häufig begegnet es unsern überrheinischen Nachbarn,
daß sie aus auflodernder Hitze rasch in eine geschäftsmäßige Nüchternheit ver¬
fallen, in der alles nach augenblicklichen Motiven der Schicklichkeit zurecht ge¬
macht wird; sie sind entweder Schwärmer oder Intriganten. Von beiden
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