Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Bedingung nicht eingehen, so ist es dringende Pflicht aller deutschen Regierungen,
ja selbst aller Privatpersonen, solchen Werbungen auf das entschiedenste ent¬
gegenzutreten und jeden Werber unerbittlich zu verfolgen. Deutschland wäre
sonst gutmüthig genug, seine Söhne den Engländern aus ein paar Jahre zu
leihen, um dann dieselben, wenn sie invalid oder sonst unbrauchbar geworden
sind, wieder ernähren zu müssen. Gleichstellung der Legion in jeder Beziehung
mit den englischen Nationalregimentern und Verpflichtung, für die spätere Co-
lonisation der ausgedienter Legionäre sorgen zu wollen, müssen die ersten Be¬
dingungen sein, unter denen von Bildung einer deutschen Legion die Rebe sein
kann. Geschieht dies und treten die meisten deutschen Regierungen nicht all¬
zuhindernd derselben in den Weg, so glauben wir, daß man in Zeit von drei
Monaten mindestens 16,000 tüchtige, abgehärtete und schon gediente Soldaten
mit brauchbaren Offizieren versehen wird zusammenbringen tonnen. Besonders
viele junge Schleswig-Holsteiner, die schon als Offiziere gedient und sich bewährt
haben, in den letzten Jahren aber von den Dänen theils offen, theils durch Chi-
kanen aus ihrer Heimat vertrieben wurden, irren noch heimathlos umher, le¬
ben größtentheils in den kümmerlichsten Verhältnissen und würden mit Freuden
jede günstige Gelegenheit ergreifen, ihr Schicksal einigermaßen zu verbessern.
Es sind dies aber fast durchgängig geistig gebildete, moralisch umadelhaft da¬
stehende und auch militärisch in drei Feldzügen gutgeschulte junge Männer, die
fast alle den gebildeten Schleswig-holsteinschen Mittelständen und dem dortigen
Adel angehören. Auch ehemalige kurhessische Offiziere würde man manche er¬
halten können.

Ehrenvoll aber muß vor allem die Stellung sein, welche diese deutsche
Legion einnimmt, und gesichert das Schicksal ihrer Krieger, dies ist, wir wie¬
derholen es nochmals, die erste Bedingung ihrer Bildung. England ist ein
egoistischer Geschäftsmann, aber es ist auch reich und stolz darauf, seine Ver¬
sprechungen mit strenger Pünktlichkeit zu halten, und so können diejenigen,
welche sich für eine derartige Legion anwerben lassen, darauf bauen, daß die
ihnen einmal fest gegebenen Versprechungen auch eingehalten werden. Grade diese
Gewißheit dürfte viele zum Eintritt bewegen.




Oestreich und Rußland.

Oestreich und Rußland. Ein Memorandum zur Beseitigung von Besorgnissen
und zur Abwehr von Vorwürfen. Von Franz Schuselka. Leipzig,
C. Geibel. --

Schuselka, im Jahr 18/,9 eins der hervorragendsten Mitglieder der par-
amentarischen Opposition in Oestreich, bekennt sich jetzt als einen offenen und


Bedingung nicht eingehen, so ist es dringende Pflicht aller deutschen Regierungen,
ja selbst aller Privatpersonen, solchen Werbungen auf das entschiedenste ent¬
gegenzutreten und jeden Werber unerbittlich zu verfolgen. Deutschland wäre
sonst gutmüthig genug, seine Söhne den Engländern aus ein paar Jahre zu
leihen, um dann dieselben, wenn sie invalid oder sonst unbrauchbar geworden
sind, wieder ernähren zu müssen. Gleichstellung der Legion in jeder Beziehung
mit den englischen Nationalregimentern und Verpflichtung, für die spätere Co-
lonisation der ausgedienter Legionäre sorgen zu wollen, müssen die ersten Be¬
dingungen sein, unter denen von Bildung einer deutschen Legion die Rebe sein
kann. Geschieht dies und treten die meisten deutschen Regierungen nicht all¬
zuhindernd derselben in den Weg, so glauben wir, daß man in Zeit von drei
Monaten mindestens 16,000 tüchtige, abgehärtete und schon gediente Soldaten
mit brauchbaren Offizieren versehen wird zusammenbringen tonnen. Besonders
viele junge Schleswig-Holsteiner, die schon als Offiziere gedient und sich bewährt
haben, in den letzten Jahren aber von den Dänen theils offen, theils durch Chi-
kanen aus ihrer Heimat vertrieben wurden, irren noch heimathlos umher, le¬
ben größtentheils in den kümmerlichsten Verhältnissen und würden mit Freuden
jede günstige Gelegenheit ergreifen, ihr Schicksal einigermaßen zu verbessern.
Es sind dies aber fast durchgängig geistig gebildete, moralisch umadelhaft da¬
stehende und auch militärisch in drei Feldzügen gutgeschulte junge Männer, die
fast alle den gebildeten Schleswig-holsteinschen Mittelständen und dem dortigen
Adel angehören. Auch ehemalige kurhessische Offiziere würde man manche er¬
halten können.

Ehrenvoll aber muß vor allem die Stellung sein, welche diese deutsche
Legion einnimmt, und gesichert das Schicksal ihrer Krieger, dies ist, wir wie¬
derholen es nochmals, die erste Bedingung ihrer Bildung. England ist ein
egoistischer Geschäftsmann, aber es ist auch reich und stolz darauf, seine Ver¬
sprechungen mit strenger Pünktlichkeit zu halten, und so können diejenigen,
welche sich für eine derartige Legion anwerben lassen, darauf bauen, daß die
ihnen einmal fest gegebenen Versprechungen auch eingehalten werden. Grade diese
Gewißheit dürfte viele zum Eintritt bewegen.




Oestreich und Rußland.

Oestreich und Rußland. Ein Memorandum zur Beseitigung von Besorgnissen
und zur Abwehr von Vorwürfen. Von Franz Schuselka. Leipzig,
C. Geibel. —

Schuselka, im Jahr 18/,9 eins der hervorragendsten Mitglieder der par-
amentarischen Opposition in Oestreich, bekennt sich jetzt als einen offenen und


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0186" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99038"/>
          <p xml:id="ID_630" prev="#ID_629"> Bedingung nicht eingehen, so ist es dringende Pflicht aller deutschen Regierungen,<lb/>
ja selbst aller Privatpersonen, solchen Werbungen auf das entschiedenste ent¬<lb/>
gegenzutreten und jeden Werber unerbittlich zu verfolgen. Deutschland wäre<lb/>
sonst gutmüthig genug, seine Söhne den Engländern aus ein paar Jahre zu<lb/>
leihen, um dann dieselben, wenn sie invalid oder sonst unbrauchbar geworden<lb/>
sind, wieder ernähren zu müssen. Gleichstellung der Legion in jeder Beziehung<lb/>
mit den englischen Nationalregimentern und Verpflichtung, für die spätere Co-<lb/>
lonisation der ausgedienter Legionäre sorgen zu wollen, müssen die ersten Be¬<lb/>
dingungen sein, unter denen von Bildung einer deutschen Legion die Rebe sein<lb/>
kann. Geschieht dies und treten die meisten deutschen Regierungen nicht all¬<lb/>
zuhindernd derselben in den Weg, so glauben wir, daß man in Zeit von drei<lb/>
Monaten mindestens 16,000 tüchtige, abgehärtete und schon gediente Soldaten<lb/>
mit brauchbaren Offizieren versehen wird zusammenbringen tonnen. Besonders<lb/>
viele junge Schleswig-Holsteiner, die schon als Offiziere gedient und sich bewährt<lb/>
haben, in den letzten Jahren aber von den Dänen theils offen, theils durch Chi-<lb/>
kanen aus ihrer Heimat vertrieben wurden, irren noch heimathlos umher, le¬<lb/>
ben größtentheils in den kümmerlichsten Verhältnissen und würden mit Freuden<lb/>
jede günstige Gelegenheit ergreifen, ihr Schicksal einigermaßen zu verbessern.<lb/>
Es sind dies aber fast durchgängig geistig gebildete, moralisch umadelhaft da¬<lb/>
stehende und auch militärisch in drei Feldzügen gutgeschulte junge Männer, die<lb/>
fast alle den gebildeten Schleswig-holsteinschen Mittelständen und dem dortigen<lb/>
Adel angehören. Auch ehemalige kurhessische Offiziere würde man manche er¬<lb/>
halten können.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_631"> Ehrenvoll aber muß vor allem die Stellung sein, welche diese deutsche<lb/>
Legion einnimmt, und gesichert das Schicksal ihrer Krieger, dies ist, wir wie¬<lb/>
derholen es nochmals, die erste Bedingung ihrer Bildung. England ist ein<lb/>
egoistischer Geschäftsmann, aber es ist auch reich und stolz darauf, seine Ver¬<lb/>
sprechungen mit strenger Pünktlichkeit zu halten, und so können diejenigen,<lb/>
welche sich für eine derartige Legion anwerben lassen, darauf bauen, daß die<lb/>
ihnen einmal fest gegebenen Versprechungen auch eingehalten werden. Grade diese<lb/>
Gewißheit dürfte viele zum Eintritt bewegen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Oestreich und Rußland.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_632"> Oestreich und Rußland. Ein Memorandum zur Beseitigung von Besorgnissen<lb/>
und zur Abwehr von Vorwürfen. Von Franz Schuselka. Leipzig,<lb/>
C. Geibel. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_633" next="#ID_634"> Schuselka, im Jahr 18/,9 eins der hervorragendsten Mitglieder der par-<lb/>
amentarischen Opposition in Oestreich, bekennt sich jetzt als einen offenen und</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0186] Bedingung nicht eingehen, so ist es dringende Pflicht aller deutschen Regierungen, ja selbst aller Privatpersonen, solchen Werbungen auf das entschiedenste ent¬ gegenzutreten und jeden Werber unerbittlich zu verfolgen. Deutschland wäre sonst gutmüthig genug, seine Söhne den Engländern aus ein paar Jahre zu leihen, um dann dieselben, wenn sie invalid oder sonst unbrauchbar geworden sind, wieder ernähren zu müssen. Gleichstellung der Legion in jeder Beziehung mit den englischen Nationalregimentern und Verpflichtung, für die spätere Co- lonisation der ausgedienter Legionäre sorgen zu wollen, müssen die ersten Be¬ dingungen sein, unter denen von Bildung einer deutschen Legion die Rebe sein kann. Geschieht dies und treten die meisten deutschen Regierungen nicht all¬ zuhindernd derselben in den Weg, so glauben wir, daß man in Zeit von drei Monaten mindestens 16,000 tüchtige, abgehärtete und schon gediente Soldaten mit brauchbaren Offizieren versehen wird zusammenbringen tonnen. Besonders viele junge Schleswig-Holsteiner, die schon als Offiziere gedient und sich bewährt haben, in den letzten Jahren aber von den Dänen theils offen, theils durch Chi- kanen aus ihrer Heimat vertrieben wurden, irren noch heimathlos umher, le¬ ben größtentheils in den kümmerlichsten Verhältnissen und würden mit Freuden jede günstige Gelegenheit ergreifen, ihr Schicksal einigermaßen zu verbessern. Es sind dies aber fast durchgängig geistig gebildete, moralisch umadelhaft da¬ stehende und auch militärisch in drei Feldzügen gutgeschulte junge Männer, die fast alle den gebildeten Schleswig-holsteinschen Mittelständen und dem dortigen Adel angehören. Auch ehemalige kurhessische Offiziere würde man manche er¬ halten können. Ehrenvoll aber muß vor allem die Stellung sein, welche diese deutsche Legion einnimmt, und gesichert das Schicksal ihrer Krieger, dies ist, wir wie¬ derholen es nochmals, die erste Bedingung ihrer Bildung. England ist ein egoistischer Geschäftsmann, aber es ist auch reich und stolz darauf, seine Ver¬ sprechungen mit strenger Pünktlichkeit zu halten, und so können diejenigen, welche sich für eine derartige Legion anwerben lassen, darauf bauen, daß die ihnen einmal fest gegebenen Versprechungen auch eingehalten werden. Grade diese Gewißheit dürfte viele zum Eintritt bewegen. Oestreich und Rußland. Oestreich und Rußland. Ein Memorandum zur Beseitigung von Besorgnissen und zur Abwehr von Vorwürfen. Von Franz Schuselka. Leipzig, C. Geibel. — Schuselka, im Jahr 18/,9 eins der hervorragendsten Mitglieder der par- amentarischen Opposition in Oestreich, bekennt sich jetzt als einen offenen und

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/186
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/186>, abgerufen am 22.07.2024.