Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.einem kleinern Raum von Beobachtungen aufmerksam auf Beziehungen ist, die Chr. Oescrs Weltgeschichte für das weibliche Geschlecht. Vierte Auflage. Neu bearbeitet unter Leitung und Mitwirkung von Professor IN. Georg Weber i" Heidelberg. Nebst einem Titelkupfer. Leipzig, Brandstetter. Zweiter Theil, Geschichte des Mittelalters. - Dritter Theil, neue Geschichte. -- Bearbeitungen der Weltgeschichte für Frauen werden in der Regel mit einem kleinern Raum von Beobachtungen aufmerksam auf Beziehungen ist, die Chr. Oescrs Weltgeschichte für das weibliche Geschlecht. Vierte Auflage. Neu bearbeitet unter Leitung und Mitwirkung von Professor IN. Georg Weber i» Heidelberg. Nebst einem Titelkupfer. Leipzig, Brandstetter. Zweiter Theil, Geschichte des Mittelalters. - Dritter Theil, neue Geschichte. — Bearbeitungen der Weltgeschichte für Frauen werden in der Regel mit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0069" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98383"/> <p xml:id="ID_186" prev="#ID_185"> einem kleinern Raum von Beobachtungen aufmerksam auf Beziehungen ist, die<lb/> sich bei einem größern Umfang leicht den Blicken entziehen. —</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Chr. Oescrs Weltgeschichte für das weibliche Geschlecht. Vierte<lb/> Auflage. Neu bearbeitet unter Leitung und Mitwirkung von Professor<lb/> IN. Georg Weber i» Heidelberg. Nebst einem Titelkupfer. Leipzig,<lb/> Brandstetter. Zweiter Theil, Geschichte des Mittelalters. - Dritter Theil,<lb/> neue Geschichte. —</head><lb/> <p xml:id="ID_187" next="#ID_188"> Bearbeitungen der Weltgeschichte für Frauen werden in der Regel mit<lb/> einem gewissen Vorurtheil angesehen. Man nimmt an, daß nicht blos bei<lb/> der Auswahl der Thatsachen der specielle Zweck maßgebend gewesen ist, son¬<lb/> dern auch bei der Art und Weise der Darstellung; daß der Verfasser sich be¬<lb/> müht hat, durch einen gewissen weichlichen und empfindsamen Stil die Gunst<lb/> seines Publicums zu gewinnen. Wenn dieses Vorurtheil bei den meisten<lb/> Büchern ähnlicher Art begründet ist, so findet eS auf das vorliegende, mit Recht<lb/> allgemein beliebte Werk, keine Anwendung.. ES ist im Gegentheil, namentlich<lb/> in seiner neuesten Bearbeitung, ein günstiges Zeugniß dafür, daß man die<lb/> Erziehung der Frauen auch in wissenschaftlicher Beziehung nicht mehr als ein<lb/> Spiel betrachtet, daß man ihnen im Gegentheil eine ganz ernsthafte Anstrengung<lb/> zumuthet. Die Mädchenschulen, bei denen das gegenwärtige Werk zu Grunde<lb/> gelegt wird, werden sich nicht damit begnügen, ihren Zöglingen einzelne wohl¬<lb/> feile Redensarten zum Behuf der Conversation mühelos an die Hand zu geben,<lb/> sie werden ihnen vielmehr im Geschichtsunterricht klare und bestimmte Vorstel¬<lb/> lungen entwickeln und sie zu einer heilsamen Gymnastik des Geistes anregen.<lb/> Die politische Geschichte ist, wie billig, so eingerichtet, daß sie.ebenso die Phan¬<lb/> tasie als den Verstand beschäftigt: es wird ausführlich erzählt und einfach<lb/> reflectirt. Am Schluß einer jeden - Periode wird ein Gesammtbild der Cultur¬<lb/> entwicklung entworfen und dabei auch soweit auf die Literatur eingegangen,<lb/> als es für Frauen ersprießlich ist. Da aber bloße Referate über ti'e Literatur-<lb/> geschichte im ganzen wenig Nutzen haben, so hat der Versasser den verständigen<lb/> Einfall gehabt, in dem Anhang zu der Geschichte des Mittelalters eine -Aus¬<lb/> wahl literarischer Fragmente mitzutheilen, vorzugsweise aus den Geschicht¬<lb/> schreibern, aber auch aus religiösen und philosophischen Schriftstellern. Der<lb/> Umfang dieser Auswahl- ist bedeutend genug, er umfaßt über 100 Seiten, und<lb/> mit der Auswahl selbst können wir uns nur einverstanden erklären. Sie ist<lb/> vorzugsweise auf solche Fragmente gerichtet, die ein anschauliches Bild von<lb/> der Eigenthümlichkeit des Schriftstellers oder von dem Charakter der Zeit geben.<lb/> Die Gesinnung ist protestantisch, aber von der Humanitätsidee verklärt; neben¬<lb/> bei überall gemäßigt und nach allen Seiten hin soweit gerecht als ohne Ver¬<lb/> leugnung der eignen Grundsätze möglich ist. Mit einem Wort, das Buch</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0069]
einem kleinern Raum von Beobachtungen aufmerksam auf Beziehungen ist, die
sich bei einem größern Umfang leicht den Blicken entziehen. —
Chr. Oescrs Weltgeschichte für das weibliche Geschlecht. Vierte
Auflage. Neu bearbeitet unter Leitung und Mitwirkung von Professor
IN. Georg Weber i» Heidelberg. Nebst einem Titelkupfer. Leipzig,
Brandstetter. Zweiter Theil, Geschichte des Mittelalters. - Dritter Theil,
neue Geschichte. —
Bearbeitungen der Weltgeschichte für Frauen werden in der Regel mit
einem gewissen Vorurtheil angesehen. Man nimmt an, daß nicht blos bei
der Auswahl der Thatsachen der specielle Zweck maßgebend gewesen ist, son¬
dern auch bei der Art und Weise der Darstellung; daß der Verfasser sich be¬
müht hat, durch einen gewissen weichlichen und empfindsamen Stil die Gunst
seines Publicums zu gewinnen. Wenn dieses Vorurtheil bei den meisten
Büchern ähnlicher Art begründet ist, so findet eS auf das vorliegende, mit Recht
allgemein beliebte Werk, keine Anwendung.. ES ist im Gegentheil, namentlich
in seiner neuesten Bearbeitung, ein günstiges Zeugniß dafür, daß man die
Erziehung der Frauen auch in wissenschaftlicher Beziehung nicht mehr als ein
Spiel betrachtet, daß man ihnen im Gegentheil eine ganz ernsthafte Anstrengung
zumuthet. Die Mädchenschulen, bei denen das gegenwärtige Werk zu Grunde
gelegt wird, werden sich nicht damit begnügen, ihren Zöglingen einzelne wohl¬
feile Redensarten zum Behuf der Conversation mühelos an die Hand zu geben,
sie werden ihnen vielmehr im Geschichtsunterricht klare und bestimmte Vorstel¬
lungen entwickeln und sie zu einer heilsamen Gymnastik des Geistes anregen.
Die politische Geschichte ist, wie billig, so eingerichtet, daß sie.ebenso die Phan¬
tasie als den Verstand beschäftigt: es wird ausführlich erzählt und einfach
reflectirt. Am Schluß einer jeden - Periode wird ein Gesammtbild der Cultur¬
entwicklung entworfen und dabei auch soweit auf die Literatur eingegangen,
als es für Frauen ersprießlich ist. Da aber bloße Referate über ti'e Literatur-
geschichte im ganzen wenig Nutzen haben, so hat der Versasser den verständigen
Einfall gehabt, in dem Anhang zu der Geschichte des Mittelalters eine -Aus¬
wahl literarischer Fragmente mitzutheilen, vorzugsweise aus den Geschicht¬
schreibern, aber auch aus religiösen und philosophischen Schriftstellern. Der
Umfang dieser Auswahl- ist bedeutend genug, er umfaßt über 100 Seiten, und
mit der Auswahl selbst können wir uns nur einverstanden erklären. Sie ist
vorzugsweise auf solche Fragmente gerichtet, die ein anschauliches Bild von
der Eigenthümlichkeit des Schriftstellers oder von dem Charakter der Zeit geben.
Die Gesinnung ist protestantisch, aber von der Humanitätsidee verklärt; neben¬
bei überall gemäßigt und nach allen Seiten hin soweit gerecht als ohne Ver¬
leugnung der eignen Grundsätze möglich ist. Mit einem Wort, das Buch
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