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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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mit den goldnen Eiern nicht?" Diese im pathetischen Tone eines Mit¬
gliedes der Comedie frau^ais vorgetragene Citation machte die erwünschte
Wirkung -- man lachte und sprach von etwas Anderem.

Jetzt füllen sich die Theater -- zwar ist es nur die Avantgarde der Pariser,
aber es sängt schon an lebendig zu werden auf dem Programme wie im-Or¬
chester. Das Varietestheater kündigt an, daß ihm von der Erbschaft der
vorigen Administration blos noch einige zwanzig angenommene Stückchen im
Portefeuille bleiben und daß man im Laufe dieses Monats damit fertig zu
sein hoffe. Das Vaudeville hat gestern mit dem (^.daret, co xot oassv die
eigentliche Eröffnung seines Theaters begonnen -- aber es ist noch nicht der
rechte Wurf. Das Ambigu comique spielt t"ngUüs et trau^is, ein Gelegen¬
heitsstück, in dem, wir von Paris nach Bukarest und von Bukarest nach
Bvmarsund getragen werden und wobei brav geschossen und auf die Russen
gewitzelt wird, Der Repräsentant Frankreichs ist ein Commisvoyageur, jener
Englands ein Chirurgus. Das Publicum freut sich der schönen Decora-
tionen, der entvntv vor<Zial", der Witze auf die Russen, der großen Pulver-
cousumtion, und es applaudirt diesem Erstlingswerke eines fmsöurs "n Kolbe.
Madame Sand hat dem Gymnase eine für dieses Theater bestimmte Komödie
gelesen und erhielt von den Schauspielern bei dieser Gelegenheit eine sehr
schmeichelhafte Ovation. Die Memoiren dieser Schriftstellerin, welche bekannt¬
lich in der Presse erscheinen werden, dürften dem skandalsüchtigen Theile der
Lesewelt eine arge Enttäuschung bringen. Die ersten Bände behandeln blos
die Geschichten von Madame Sands Bater, und alles was-fertig ist reicht
nicht über 1830 hinaus. Das Odeon macht mit feiner Bearbeitung des
Vicar of Wakefield nicht viel Glück. Biel Bewegung herrscht in dem kleinen
Pvssentheater des Palais royal und auch in der großen Komödie desselben
Gebäudes. Für Mademoiselle Rachel sollen zwei neue Dramen und eine Tra¬
gödie fertig sein. Daß von Madame Sand und von Madame Girardin Stücke
daselbst vorbereitet werden, glaube ich Ihnen schon gesagt zu haben. Die Oper
macht schlechte Geschäfte -- Madame Stolz besitzt nicht Anziehungskraft
genug; wenn die italienische Oper dies Jahr mit ihrem Programme besser
umzugehen weiß, kann sie sich auf die Beine helfen. Die komische Oper
macht mit Herolds l>rv aux cloros jeden Tag volle Häuser. Die Feuilleto-
nisten und der Staatsminister sind noch immer nicht versöhnt. Die besseren
Journale bestehen darauf, daß man, seine Eintrittskarten bezahle--- aber die
kleineren Journale bestehen auf dem Usus.

nachträgliches über die Gewandhausconcerte.

-- Die Con-
certdircctu'n, die in ihrem Programm erklärte, streng an den alten Bestimmungen
festhalten zu wollen, ist neuerdings wenigstens soweit auf die Wünsche des Pu-


mit den goldnen Eiern nicht?" Diese im pathetischen Tone eines Mit¬
gliedes der Comedie frau^ais vorgetragene Citation machte die erwünschte
Wirkung — man lachte und sprach von etwas Anderem.

Jetzt füllen sich die Theater — zwar ist es nur die Avantgarde der Pariser,
aber es sängt schon an lebendig zu werden auf dem Programme wie im-Or¬
chester. Das Varietestheater kündigt an, daß ihm von der Erbschaft der
vorigen Administration blos noch einige zwanzig angenommene Stückchen im
Portefeuille bleiben und daß man im Laufe dieses Monats damit fertig zu
sein hoffe. Das Vaudeville hat gestern mit dem (^.daret, co xot oassv die
eigentliche Eröffnung seines Theaters begonnen — aber es ist noch nicht der
rechte Wurf. Das Ambigu comique spielt t»ngUüs et trau^is, ein Gelegen¬
heitsstück, in dem, wir von Paris nach Bukarest und von Bukarest nach
Bvmarsund getragen werden und wobei brav geschossen und auf die Russen
gewitzelt wird, Der Repräsentant Frankreichs ist ein Commisvoyageur, jener
Englands ein Chirurgus. Das Publicum freut sich der schönen Decora-
tionen, der entvntv vor<Zial«, der Witze auf die Russen, der großen Pulver-
cousumtion, und es applaudirt diesem Erstlingswerke eines fmsöurs «n Kolbe.
Madame Sand hat dem Gymnase eine für dieses Theater bestimmte Komödie
gelesen und erhielt von den Schauspielern bei dieser Gelegenheit eine sehr
schmeichelhafte Ovation. Die Memoiren dieser Schriftstellerin, welche bekannt¬
lich in der Presse erscheinen werden, dürften dem skandalsüchtigen Theile der
Lesewelt eine arge Enttäuschung bringen. Die ersten Bände behandeln blos
die Geschichten von Madame Sands Bater, und alles was-fertig ist reicht
nicht über 1830 hinaus. Das Odeon macht mit feiner Bearbeitung des
Vicar of Wakefield nicht viel Glück. Biel Bewegung herrscht in dem kleinen
Pvssentheater des Palais royal und auch in der großen Komödie desselben
Gebäudes. Für Mademoiselle Rachel sollen zwei neue Dramen und eine Tra¬
gödie fertig sein. Daß von Madame Sand und von Madame Girardin Stücke
daselbst vorbereitet werden, glaube ich Ihnen schon gesagt zu haben. Die Oper
macht schlechte Geschäfte — Madame Stolz besitzt nicht Anziehungskraft
genug; wenn die italienische Oper dies Jahr mit ihrem Programme besser
umzugehen weiß, kann sie sich auf die Beine helfen. Die komische Oper
macht mit Herolds l>rv aux cloros jeden Tag volle Häuser. Die Feuilleto-
nisten und der Staatsminister sind noch immer nicht versöhnt. Die besseren
Journale bestehen darauf, daß man, seine Eintrittskarten bezahle-— aber die
kleineren Journale bestehen auf dem Usus.

nachträgliches über die Gewandhausconcerte.

— Die Con-
certdircctu'n, die in ihrem Programm erklärte, streng an den alten Bestimmungen
festhalten zu wollen, ist neuerdings wenigstens soweit auf die Wünsche des Pu-


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[0047] mit den goldnen Eiern nicht?" Diese im pathetischen Tone eines Mit¬ gliedes der Comedie frau^ais vorgetragene Citation machte die erwünschte Wirkung — man lachte und sprach von etwas Anderem. Jetzt füllen sich die Theater — zwar ist es nur die Avantgarde der Pariser, aber es sängt schon an lebendig zu werden auf dem Programme wie im-Or¬ chester. Das Varietestheater kündigt an, daß ihm von der Erbschaft der vorigen Administration blos noch einige zwanzig angenommene Stückchen im Portefeuille bleiben und daß man im Laufe dieses Monats damit fertig zu sein hoffe. Das Vaudeville hat gestern mit dem (^.daret, co xot oassv die eigentliche Eröffnung seines Theaters begonnen — aber es ist noch nicht der rechte Wurf. Das Ambigu comique spielt t»ngUüs et trau^is, ein Gelegen¬ heitsstück, in dem, wir von Paris nach Bukarest und von Bukarest nach Bvmarsund getragen werden und wobei brav geschossen und auf die Russen gewitzelt wird, Der Repräsentant Frankreichs ist ein Commisvoyageur, jener Englands ein Chirurgus. Das Publicum freut sich der schönen Decora- tionen, der entvntv vor<Zial«, der Witze auf die Russen, der großen Pulver- cousumtion, und es applaudirt diesem Erstlingswerke eines fmsöurs «n Kolbe. Madame Sand hat dem Gymnase eine für dieses Theater bestimmte Komödie gelesen und erhielt von den Schauspielern bei dieser Gelegenheit eine sehr schmeichelhafte Ovation. Die Memoiren dieser Schriftstellerin, welche bekannt¬ lich in der Presse erscheinen werden, dürften dem skandalsüchtigen Theile der Lesewelt eine arge Enttäuschung bringen. Die ersten Bände behandeln blos die Geschichten von Madame Sands Bater, und alles was-fertig ist reicht nicht über 1830 hinaus. Das Odeon macht mit feiner Bearbeitung des Vicar of Wakefield nicht viel Glück. Biel Bewegung herrscht in dem kleinen Pvssentheater des Palais royal und auch in der großen Komödie desselben Gebäudes. Für Mademoiselle Rachel sollen zwei neue Dramen und eine Tra¬ gödie fertig sein. Daß von Madame Sand und von Madame Girardin Stücke daselbst vorbereitet werden, glaube ich Ihnen schon gesagt zu haben. Die Oper macht schlechte Geschäfte — Madame Stolz besitzt nicht Anziehungskraft genug; wenn die italienische Oper dies Jahr mit ihrem Programme besser umzugehen weiß, kann sie sich auf die Beine helfen. Die komische Oper macht mit Herolds l>rv aux cloros jeden Tag volle Häuser. Die Feuilleto- nisten und der Staatsminister sind noch immer nicht versöhnt. Die besseren Journale bestehen darauf, daß man, seine Eintrittskarten bezahle-— aber die kleineren Journale bestehen auf dem Usus. nachträgliches über die Gewandhausconcerte. — Die Con- certdircctu'n, die in ihrem Programm erklärte, streng an den alten Bestimmungen festhalten zu wollen, ist neuerdings wenigstens soweit auf die Wünsche des Pu-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/47>, abgerufen am 28.12.2024.