Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.Endlich führen wir noch ein Werk an, welches wenigstens einigermaßen in Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart. Ju heraldischer, historischer und ge¬ nealogischer Beziehung. 2 Bde. L--Z. (Leipzig, T. O. Weigel.) Die Vollständigkeit und die äußerst elegante Ausstattung dieses Werkes -- Es war im Jahre 1848 eine große Thorheit von der demokratischen und Endlich führen wir noch ein Werk an, welches wenigstens einigermaßen in Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart. Ju heraldischer, historischer und ge¬ nealogischer Beziehung. 2 Bde. L—Z. (Leipzig, T. O. Weigel.) Die Vollständigkeit und die äußerst elegante Ausstattung dieses Werkes — Es war im Jahre 1848 eine große Thorheit von der demokratischen und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0216" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96921"/> <p xml:id="ID_585"> Endlich führen wir noch ein Werk an, welches wenigstens einigermaßen in<lb/> das Gebiet der deutschen Geschichte streift:</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart. Ju heraldischer, historischer und ge¬<lb/> nealogischer Beziehung. 2 Bde. L—Z. (Leipzig, T. O. Weigel.)</head><lb/> <p xml:id="ID_586"> Die Vollständigkeit und die äußerst elegante Ausstattung dieses Werkes —<lb/> das Einzige was man an einem derartigen Unternehmen zu fordern berechtigt ist<lb/> — kennt das betreffende Publicum schon aus dem 1. Bde. Die schwarze Aus¬<lb/> gabe des 1. und 2. Bandes kostet, in englisch Leinen gebunden, 12 Thlr.; die<lb/> colorirte, in prachtvollster Ausstattung, 90 Thlr.</p><lb/> <p xml:id="ID_587"> Es war im Jahre 1848 eine große Thorheit von der demokratischen und<lb/> zum Theil auch vou der liberale« Partei, eiuen erbitterten Krieg gegen die Wappen<lb/> und Adelstitel zu führen. Wenn wir vom Biirgerstand für die Gleichstellung in<lb/> allen politischen und bürgerlichen Rechten mit der vollen Siegesgewißheit kämpfen,<lb/> weil diese Gleichstellung nur die Form ist, die dem Wesen unserer gegenwärtigen<lb/> Lage entspricht, so wird sich an diesem Kampf bald jeder Widerstand brechen;<lb/> und wenn wir die socialen Unterschiede aufzuheben uus bemühen, ^'so kommt uns<lb/> auch hier die Sitte aus halbem Wege entgegen, solange wir nnr nicht Vorzüge<lb/> beneiden, die lediglich auf dem Gebiet der Imagination sich bewegen. Aber<lb/> den Adel an sich sollten wir nicht anfechten. Zwar können wir uns recht gut<lb/> einen Staat ohne Adel denken, aber wo dieser existirt, ist es ein Vorzug, denn<lb/> er versinnlicht uns die Continuität unsers geschichtlichen Lebens. Die Thaten<lb/> unserer Ahnen, die uns selbst ein freieres und edleres Gefühl unserer Würde<lb/> verleihen, knüpfen sich an bestimmte Namen, und es ist ganz gut, wenn diese<lb/> in den Geschlechtern fortleben. Die Helden des siebenjährigen Kriegs mit ihren<lb/> alten Namen sind ja am Ende auch unsere eigenen Ahnen, und wir sollten ganz<lb/> damit zufrieden sein, daß sie in unmittelbarer Tradition noch fortleben, wenn wir<lb/> auch den imaginären Vorzug, den das „Blut" daraus herleitet, an den Ort hin¬<lb/> stellen, wo er hingehört.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0216]
Endlich führen wir noch ein Werk an, welches wenigstens einigermaßen in
das Gebiet der deutschen Geschichte streift:
Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart. Ju heraldischer, historischer und ge¬
nealogischer Beziehung. 2 Bde. L—Z. (Leipzig, T. O. Weigel.)
Die Vollständigkeit und die äußerst elegante Ausstattung dieses Werkes —
das Einzige was man an einem derartigen Unternehmen zu fordern berechtigt ist
— kennt das betreffende Publicum schon aus dem 1. Bde. Die schwarze Aus¬
gabe des 1. und 2. Bandes kostet, in englisch Leinen gebunden, 12 Thlr.; die
colorirte, in prachtvollster Ausstattung, 90 Thlr.
Es war im Jahre 1848 eine große Thorheit von der demokratischen und
zum Theil auch vou der liberale« Partei, eiuen erbitterten Krieg gegen die Wappen
und Adelstitel zu führen. Wenn wir vom Biirgerstand für die Gleichstellung in
allen politischen und bürgerlichen Rechten mit der vollen Siegesgewißheit kämpfen,
weil diese Gleichstellung nur die Form ist, die dem Wesen unserer gegenwärtigen
Lage entspricht, so wird sich an diesem Kampf bald jeder Widerstand brechen;
und wenn wir die socialen Unterschiede aufzuheben uus bemühen, ^'so kommt uns
auch hier die Sitte aus halbem Wege entgegen, solange wir nnr nicht Vorzüge
beneiden, die lediglich auf dem Gebiet der Imagination sich bewegen. Aber
den Adel an sich sollten wir nicht anfechten. Zwar können wir uns recht gut
einen Staat ohne Adel denken, aber wo dieser existirt, ist es ein Vorzug, denn
er versinnlicht uns die Continuität unsers geschichtlichen Lebens. Die Thaten
unserer Ahnen, die uns selbst ein freieres und edleres Gefühl unserer Würde
verleihen, knüpfen sich an bestimmte Namen, und es ist ganz gut, wenn diese
in den Geschlechtern fortleben. Die Helden des siebenjährigen Kriegs mit ihren
alten Namen sind ja am Ende auch unsere eigenen Ahnen, und wir sollten ganz
damit zufrieden sein, daß sie in unmittelbarer Tradition noch fortleben, wenn wir
auch den imaginären Vorzug, den das „Blut" daraus herleitet, an den Ort hin¬
stellen, wo er hingehört.
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