Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.und in vielen ist dadurch der Argwohn rege geworden, daß die Minister nur ein vor¬ Literatur. Wanderbild er aus Central - Amerika. Skizzen eines und in vielen ist dadurch der Argwohn rege geworden, daß die Minister nur ein vor¬ Literatur. Wanderbild er aus Central - Amerika. Skizzen eines <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0403" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96578"/> <p xml:id="ID_1392" prev="#ID_1391"> und in vielen ist dadurch der Argwohn rege geworden, daß die Minister nur ein vor¬<lb/> sichtiges Schweigen beobachteten, weil sie das was sie wußten, dem Parlemente nicht<lb/> zu sagen wagten. Ueber den Hauptpunkt, den Inhalt des Wiener Ausglcichungsvor-<lb/> schlags, erfahren wir durch die Verhandlungen gar nichts, blos beiläufig wird gesagt,<lb/> er stimme im wesentlichen mit einer, nach dem durch die Zeitungen bekannt gewordenen<lb/> sogenannten Reschidschen Ultimatum, aus Konstantinopel cingetroffnen Note über¬<lb/> ein, weshalb man auch die Annahme von Seiten der Pforte mit Sicherheit erwarte. Ueber<lb/> den zweiten Hauptpunkt, die Räumung der Fürstenthümer, lauten die Aeußerungen Lord<lb/> I. Russells bestimmter und befriedigender. Es wird jedes Arrangement für unmöglich erklärt,<lb/> das nicht die Räumung der Fürstenthümer in sich schließe, oder unmittelbar dazu führe, und<lb/> gesagt, daß die Räumung vor der Ratifikation des Ausgleichungsvorschlags gesichert sein<lb/> müsse. Ferner würden, wie sich wol von selbst versteht, die vereinigten Flotten die Be-<lb/> sikabucht nicht verlassen, solange ein einziger Soldat sich noch auf der türkischen Seite<lb/> befinde. Zur Vervollständigung der letzten Aeußerung wiederholt die Morning Post,<lb/> die zuweilen Mittheilungen von Lord Palmerston empfängt, ihre schon früher aufgestellte<lb/> Behauptung, daß bis zum -10. September die Fürstenthümer vollständig geräumt sein<lb/> werden. Die einzige Andeutung über den Inhalt des Ausglcichungsvorschlags finden<lb/> wir in der letzten Times, welche behauptet, der Zar habe seine sämmtlichen Ansprüche<lb/> zurückgenommen, und die Pforte im wesentlichen die Bedingungen erlangt, die sie nach<lb/> dem Menschikoffschcn Ultimatum Rußland angeboten, die aber dieses damals mit Ent¬<lb/> rüstung zurückgewiesen habe. Es läßt sich nicht leugnen, daß die Erklärungen Russells<lb/> keinen guten Eindruck aus das gesammte Publicum gemacht haben, und daß selbst der<lb/> Theil der Presse, welcher der festen Zuversicht lebt, daß das Ministerium nicht nachgiebig<lb/> gegen Nußland gewesen ist. die gar zu große Vorsicht und diplomatische Zurückhaltung<lb/> tadelt, mit welcher Lord Rüssel die mit so anmaßender Keckheit vorgebrachten Ansprüche<lb/> Rußlands behandelt.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Literatur.</head> <p xml:id="ID_1393" next="#ID_1394"> Wanderbild er aus Central - Amerika. Skizzen eines<lb/> deutschen Malers von Wilhelm Heine. Mit einem Vorwort von Fr. Gerstäcker. —<lb/> Leipzig, Costcnovle. — Die deutsche Literatur kann Herrn Gerstäcker nur dankbar sein,<lb/> daß er ein so vortreffliches Buch wie die Wanderbilder aus Central-Amerika eingeführt<lb/> hat. Central-Amerika ist im ganzen bis jetzt noch wenig besucht, und wir haben ver¬<lb/> hältnißmäßig noch sehr unklare Vorstellungen davon, und doch enthält dies merkwürdige<lb/> Land so charakteristische Eigenschaften und ist dabei so entschieden bestimmt, für die<lb/> Zukunft des Weltverkehrs von bedeutender Wichtigkeit zu sein, daß es wol mit Recht<lb/> unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollte. Herr Heine gehört zu den Wandcrnaturen,<lb/> wie sie sich bei der fortwährenden Vermehrung des Weltverkehrs immer zahlreicher finden.<lb/> Er nimmt gegenwärtig an der japanischen Expedition Theil, die sich am 20. November<lb/> in der Chasepeakbai einschiffte, und wird voraussichtlich von da auch reiche Aus¬<lb/> beute mitbringen. Wie eS mit seiner Kunst in der wirklichen Ausübung der Malerei<lb/> beschaffen ist, wissen wir nicht, aber nach diesen Wandcrbildcrn müssen wir das Beste<lb/> davon erwarten, denn sie zeigen überall das scharfe und sichere Auge eines Malers<lb/> und den Sinn für Farbe und Gestaltung. Wir glauben unsere Leser am besten auf</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0403]
und in vielen ist dadurch der Argwohn rege geworden, daß die Minister nur ein vor¬
sichtiges Schweigen beobachteten, weil sie das was sie wußten, dem Parlemente nicht
zu sagen wagten. Ueber den Hauptpunkt, den Inhalt des Wiener Ausglcichungsvor-
schlags, erfahren wir durch die Verhandlungen gar nichts, blos beiläufig wird gesagt,
er stimme im wesentlichen mit einer, nach dem durch die Zeitungen bekannt gewordenen
sogenannten Reschidschen Ultimatum, aus Konstantinopel cingetroffnen Note über¬
ein, weshalb man auch die Annahme von Seiten der Pforte mit Sicherheit erwarte. Ueber
den zweiten Hauptpunkt, die Räumung der Fürstenthümer, lauten die Aeußerungen Lord
I. Russells bestimmter und befriedigender. Es wird jedes Arrangement für unmöglich erklärt,
das nicht die Räumung der Fürstenthümer in sich schließe, oder unmittelbar dazu führe, und
gesagt, daß die Räumung vor der Ratifikation des Ausgleichungsvorschlags gesichert sein
müsse. Ferner würden, wie sich wol von selbst versteht, die vereinigten Flotten die Be-
sikabucht nicht verlassen, solange ein einziger Soldat sich noch auf der türkischen Seite
befinde. Zur Vervollständigung der letzten Aeußerung wiederholt die Morning Post,
die zuweilen Mittheilungen von Lord Palmerston empfängt, ihre schon früher aufgestellte
Behauptung, daß bis zum -10. September die Fürstenthümer vollständig geräumt sein
werden. Die einzige Andeutung über den Inhalt des Ausglcichungsvorschlags finden
wir in der letzten Times, welche behauptet, der Zar habe seine sämmtlichen Ansprüche
zurückgenommen, und die Pforte im wesentlichen die Bedingungen erlangt, die sie nach
dem Menschikoffschcn Ultimatum Rußland angeboten, die aber dieses damals mit Ent¬
rüstung zurückgewiesen habe. Es läßt sich nicht leugnen, daß die Erklärungen Russells
keinen guten Eindruck aus das gesammte Publicum gemacht haben, und daß selbst der
Theil der Presse, welcher der festen Zuversicht lebt, daß das Ministerium nicht nachgiebig
gegen Nußland gewesen ist. die gar zu große Vorsicht und diplomatische Zurückhaltung
tadelt, mit welcher Lord Rüssel die mit so anmaßender Keckheit vorgebrachten Ansprüche
Rußlands behandelt.
Literatur. Wanderbild er aus Central - Amerika. Skizzen eines
deutschen Malers von Wilhelm Heine. Mit einem Vorwort von Fr. Gerstäcker. —
Leipzig, Costcnovle. — Die deutsche Literatur kann Herrn Gerstäcker nur dankbar sein,
daß er ein so vortreffliches Buch wie die Wanderbilder aus Central-Amerika eingeführt
hat. Central-Amerika ist im ganzen bis jetzt noch wenig besucht, und wir haben ver¬
hältnißmäßig noch sehr unklare Vorstellungen davon, und doch enthält dies merkwürdige
Land so charakteristische Eigenschaften und ist dabei so entschieden bestimmt, für die
Zukunft des Weltverkehrs von bedeutender Wichtigkeit zu sein, daß es wol mit Recht
unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollte. Herr Heine gehört zu den Wandcrnaturen,
wie sie sich bei der fortwährenden Vermehrung des Weltverkehrs immer zahlreicher finden.
Er nimmt gegenwärtig an der japanischen Expedition Theil, die sich am 20. November
in der Chasepeakbai einschiffte, und wird voraussichtlich von da auch reiche Aus¬
beute mitbringen. Wie eS mit seiner Kunst in der wirklichen Ausübung der Malerei
beschaffen ist, wissen wir nicht, aber nach diesen Wandcrbildcrn müssen wir das Beste
davon erwarten, denn sie zeigen überall das scharfe und sichere Auge eines Malers
und den Sinn für Farbe und Gestaltung. Wir glauben unsere Leser am besten auf
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