Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.wenig geübte centralistische Feder neulich von hier aus in die Provinz schrieb, es werde Das Tischrncken, -- Wir haben unserm Publicum unsre eigene Ansicht über wenig geübte centralistische Feder neulich von hier aus in die Provinz schrieb, es werde Das Tischrncken, — Wir haben unserm Publicum unsre eigene Ansicht über <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0205" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96380"/> <p xml:id="ID_657" prev="#ID_656"> wenig geübte centralistische Feder neulich von hier aus in die Provinz schrieb, es werde<lb/> auf der französischen Gesandschaft in Berlin versichert, Kaiser Nicolaus habe in Paris<lb/> zu wissen gethan, Frankreich könne Antwerpen besetzen wenn es wolle, Napoleon III,<lb/> aber habe geantwortet, er werde die Verträge achten n»d darüber wachen, daß sie<lb/> andere achten!... Von Paris ans hatte man sich mit einer solchen kaiserlichen Quellen¬<lb/> angabe, gegen die man die französische Gesandtschaft nicht in Schutz zu nehmen braucht,<lb/> keine Blöße gegeben. Man entsetzt sich dort nicht vor einer Unwahrheit, aber zu er¬<lb/> finden versteht man doch etwas besser</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Das Tischrncken, </head> <p xml:id="ID_658" next="#ID_659"> — Wir haben unserm Publicum unsre eigene Ansicht über<lb/> diese Epidemie unsrer Zeit bereits mitgetheilt; wir geben hier die- gründliche Analyse<lb/> eines der geistvollsten Physiker, Faraday, nach der Uebersetzung der „Wcserzcitung".—<lb/> „Ich habe mich in jüngster Zeit mit der Untersuchung des Tischdrehens beschäftigt, Es<lb/> würde mir leid thun, wenn Sie glaubten, ich hätte dies um meinetwillen gethan; denn<lb/> meine Ansicht über die Sache hatte sich bald festgestellt und ist nicht erschüttert worden.<lb/> Man hat mich aber so vielfach mißverstanden und ich bin von so vielen Seiten um<lb/> meine Ansicht gefragt, daß ick) wünschte, sie durch ein überzeugendes Experiment<lb/> andern deutlich machen zu können. Man hat die von den Tischdrehern erzeugte Wirkung<lb/> der Elektricität, dem Magnetismus, oder der Attraction, oder einer unbekannten oder<lb/> bisher unerkannten physischen Kraft, welche leblose Körper zu asstcircn fähig ist, oder<lb/> der Erdumdrehung, ja selbst dämonischen oder übernatürlichen Einflüssen zugeschrieben.<lb/> Der Naturphilosoph (Physiker) kann alle diese vermeintlichen Ursachen untersuchen, aus¬<lb/> genommen die letztgenannte, denn dem Aberglauben hat er keine Beachtung zu schenken.<lb/> Meine Untersuchungen ausführlich darzulegen, würde für den Raum dieser Spalten zu<lb/> lang sein. Ich werde mir dasür im nächsten Athenäum einen Platz erbitten und hier<lb/> nur die allgemeinen Resultate geben. Von der Ueberzeugung ausgehend, daß die<lb/> Wirkung von einer c^aasi unfreiwilligen Muskularactiou herrührt (denn die Wirkung<lb/> hängt bei manchem von dem Willen und Wunsch ab), kam es zunächst daraus an, den<lb/> Gedanken des Tischdrchers zu verhindern, daß er einen veränderlichen Einfluß aus die<lb/> erzeugten Wirkungen hatte, in Beziehung auf die Natur der angewandten Substanzen.<lb/> Ein Bund Platten ans Sandpapicr, Leim, Glas, Gyps, Staniol, Kartenpapicr,<lb/> Guttapercha, vulcauisirtcm Gummi, Holz und harzigem Cement wurde deshalb ange¬<lb/> fertigt und zusammengebunden, und wenn es auf den Tisch unter die Hand des<lb/> Expcrimentirenden gelegt wurde, so hinderte es die Uebertragung der Kraft nicht; der<lb/> Tisch drehte oder bewegte sich genau so, als wenn das Bündel nicht vorhanden gewesen<lb/> wäre. Der Versuch wurde mit verschiedenen Substanzen und Personen zu verschiedenen<lb/> Zeiten mit constantem Erfolg wiederholt, so daß an der Benutzung dieser Substanzen<lb/> für die Construction des Apparats kein Anstoß genommen werden konnte. Hiernächst<lb/> war nun der Ort und die Quelle der Bewegung zu bestimmen, d. h. ob der Tisch<lb/> die Hand bewegte, oder die Hand den Tisch. Zu diesem Zwecke wurden Indicatoren<lb/> construirt. Einer dieser bestand aus einem leichten Hebel, der seinen Stützpunkt auf<lb/> dem Tisch hatte, dessen kürzerer Arm vermittelst einer Nadel mit Kartenpapicr in Ver¬<lb/> bindung gesetzt war, welches auf der Fläche des Tisches fortgleiten konnte, und dessen<lb/> längerer Arm als Zeiger für die Bewegung diente. Es ist einleuchtend, daß wenn der<lb/> Expcrimentirende wollte, daß der Tisch sich nach links bewegte und wenn die Bewegung</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0205]
wenig geübte centralistische Feder neulich von hier aus in die Provinz schrieb, es werde
auf der französischen Gesandschaft in Berlin versichert, Kaiser Nicolaus habe in Paris
zu wissen gethan, Frankreich könne Antwerpen besetzen wenn es wolle, Napoleon III,
aber habe geantwortet, er werde die Verträge achten n»d darüber wachen, daß sie
andere achten!... Von Paris ans hatte man sich mit einer solchen kaiserlichen Quellen¬
angabe, gegen die man die französische Gesandtschaft nicht in Schutz zu nehmen braucht,
keine Blöße gegeben. Man entsetzt sich dort nicht vor einer Unwahrheit, aber zu er¬
finden versteht man doch etwas besser
Das Tischrncken, — Wir haben unserm Publicum unsre eigene Ansicht über
diese Epidemie unsrer Zeit bereits mitgetheilt; wir geben hier die- gründliche Analyse
eines der geistvollsten Physiker, Faraday, nach der Uebersetzung der „Wcserzcitung".—
„Ich habe mich in jüngster Zeit mit der Untersuchung des Tischdrehens beschäftigt, Es
würde mir leid thun, wenn Sie glaubten, ich hätte dies um meinetwillen gethan; denn
meine Ansicht über die Sache hatte sich bald festgestellt und ist nicht erschüttert worden.
Man hat mich aber so vielfach mißverstanden und ich bin von so vielen Seiten um
meine Ansicht gefragt, daß ick) wünschte, sie durch ein überzeugendes Experiment
andern deutlich machen zu können. Man hat die von den Tischdrehern erzeugte Wirkung
der Elektricität, dem Magnetismus, oder der Attraction, oder einer unbekannten oder
bisher unerkannten physischen Kraft, welche leblose Körper zu asstcircn fähig ist, oder
der Erdumdrehung, ja selbst dämonischen oder übernatürlichen Einflüssen zugeschrieben.
Der Naturphilosoph (Physiker) kann alle diese vermeintlichen Ursachen untersuchen, aus¬
genommen die letztgenannte, denn dem Aberglauben hat er keine Beachtung zu schenken.
Meine Untersuchungen ausführlich darzulegen, würde für den Raum dieser Spalten zu
lang sein. Ich werde mir dasür im nächsten Athenäum einen Platz erbitten und hier
nur die allgemeinen Resultate geben. Von der Ueberzeugung ausgehend, daß die
Wirkung von einer c^aasi unfreiwilligen Muskularactiou herrührt (denn die Wirkung
hängt bei manchem von dem Willen und Wunsch ab), kam es zunächst daraus an, den
Gedanken des Tischdrchers zu verhindern, daß er einen veränderlichen Einfluß aus die
erzeugten Wirkungen hatte, in Beziehung auf die Natur der angewandten Substanzen.
Ein Bund Platten ans Sandpapicr, Leim, Glas, Gyps, Staniol, Kartenpapicr,
Guttapercha, vulcauisirtcm Gummi, Holz und harzigem Cement wurde deshalb ange¬
fertigt und zusammengebunden, und wenn es auf den Tisch unter die Hand des
Expcrimentirenden gelegt wurde, so hinderte es die Uebertragung der Kraft nicht; der
Tisch drehte oder bewegte sich genau so, als wenn das Bündel nicht vorhanden gewesen
wäre. Der Versuch wurde mit verschiedenen Substanzen und Personen zu verschiedenen
Zeiten mit constantem Erfolg wiederholt, so daß an der Benutzung dieser Substanzen
für die Construction des Apparats kein Anstoß genommen werden konnte. Hiernächst
war nun der Ort und die Quelle der Bewegung zu bestimmen, d. h. ob der Tisch
die Hand bewegte, oder die Hand den Tisch. Zu diesem Zwecke wurden Indicatoren
construirt. Einer dieser bestand aus einem leichten Hebel, der seinen Stützpunkt auf
dem Tisch hatte, dessen kürzerer Arm vermittelst einer Nadel mit Kartenpapicr in Ver¬
bindung gesetzt war, welches auf der Fläche des Tisches fortgleiten konnte, und dessen
längerer Arm als Zeiger für die Bewegung diente. Es ist einleuchtend, daß wenn der
Expcrimentirende wollte, daß der Tisch sich nach links bewegte und wenn die Bewegung
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