Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.bis 1852 Regisseur des Lustspiels, ist er in einer Reihe von Jahren als Künstler und -- Therese Milanollo hat in der letzten Woche noch drei Concerte Literatur'. Neue periodische Schriften. Außer den atlantischen Stu¬ Korrespondenz - Blatt des Gcsammtvercins der deutschen Ge¬ bis 1852 Regisseur des Lustspiels, ist er in einer Reihe von Jahren als Künstler und — Therese Milanollo hat in der letzten Woche noch drei Concerte Literatur'. Neue periodische Schriften. Außer den atlantischen Stu¬ Korrespondenz - Blatt des Gcsammtvercins der deutschen Ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0446" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186322"/> <p xml:id="ID_1400" prev="#ID_1399"> bis 1852 Regisseur des Lustspiels, ist er in einer Reihe von Jahren als Künstler und<lb/> Beamter des Instituts eine Zierde und ein Stolz desselben gewesen. Er war keine<lb/> geniale Kraft, ein schwaches Organ und ein kränklicher Körper beschränkten seine Thätig¬<lb/> keit; aber in seinen komischen und gemüthlichen Charaktervoller war er ein von keinem<lb/> Jüngeren erreichtes Vorbild. Als Mensch war er nicht weniger achtungswerth. Von<lb/> seinen Kollegen geliebt, von dem Publicum hochgeachtet, fühlte er sich doch als Künstler<lb/> in den letzten Lebensjahren in der großen Stadt recht einsam. Das unsichere, eitle<lb/> Treiben, der rohe Dilettantismus und die Charlatanerie des neuen Berlins, und der<lb/> Verfall der deutschen Bühne waren ihm ein großer Schmerz, den er gegen Solche,<lb/> denen er Vertraue» schenken konnte, zuweilen mit rührender Lebhaftigkeit aussprach.<lb/> Die Erinnerung an ihn wird aus dem Spiel der Jüngeren nicht so lauge zu erkennen<lb/> sein, als die Ueberlieferungen der glorreichen Hamburger Zeit durch ihn lebendig erhalten<lb/> wurden, aber in der Geschichte des deutschen Theaters wird er sür immer als Einer<lb/> von den Guten und Edlen erwähnt werden, deren Verhängnis, es war, in ihren Per¬<lb/> sonen und in ihrer Kunstbildung das Ende einer schönen Kunstepoche darzustelle».</p><lb/> <p xml:id="ID_1401"> — Therese Milanollo hat in der letzten Woche noch drei Concerte<lb/> gegeben, die sich eines gleichen Beifalls, wie die früher» zu erfreuen hatten. Das<lb/> Opernhaus wird jetzt durch die wiederholten Aufführungen von Ander's Fecusee, oder<lb/> vielmehr durch die glänzenden Decorationen dazu^ gefüllt; es hält sehr schwer, ein<lb/> Billet zu bekommen. Da jetzt auch Marie Taglioni vo» ihrem Gastspiel in Wien<lb/> wieder zurückgekehrt, und schon für morgen das Ballet Satanclla wieder angesetzt ist,<lb/> so werden voraussichtlich Diejenigen, welche i» der Oper mehr ihrem Ohr als ihrem<lb/> Auge wohlthu» wolle», bei der zu erwartende» Abwechselung, zwischen Satanella und<lb/> dem Fecusee sehr schlecht fortkommen. — Eine sür Frl. Wagner von Truhn componirte<lb/> Scene, „Kleopatra", ist ziemlich beifällig aufgenommen worden. — Karl Formes ist hier<lb/> eingetroffen und wird zunächst im KönigSstädtcr Theater einige Lieder singen. Es<lb/> wäre zu wünschen, daß unsere Hoffnung, ihn in Figaro's Hochzeit zu hören, dieses<lb/> Mal nicht vereitelt werden möchte. — Das Schauspielhaus soll in 1i Tagen mit<lb/> den Piccolomini eröffnet werden.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Literatur'. Neue periodische Schriften.</head> <p xml:id="ID_1402"> Außer den atlantischen Stu¬<lb/> dien, welche in der letzten Nummer angezeigt wurden, ist unter dem Titel Atlantis,<lb/> Zeitschrift für Leben und Literatur in England und Amerika, herausgegeben von<lb/> Dr. Karl Elze, das 1. Heft einer billigen Zeitschrift erschienen, welche sich die Ausgabe<lb/> stellt, in ähnlicher Weise, wie die Grenzboten ihnn, die Kenntniß englische» und<lb/> amerikanischen Lebens bei uns zu verbreiten. Außer einem Einleitungscapitel: der an¬<lb/> gelsächsische Stamm und seine Sprache, sind Artikel über öffentliche Bibliotheken in<lb/> England, das englische Weihnachtsfest, außerdem literarische Kritiken, Biographien und<lb/> Miscellen in dem Probehefte enthalten. Das Unternehmen erscheint gediegen und der<lb/> Beachtung des deutschen Publikums in hohem Grade werth.</p><lb/> <p xml:id="ID_1403" next="#ID_1404"> Korrespondenz - Blatt des Gcsammtvercins der deutschen Ge¬<lb/> schieht s- und Alterthums vereine. Im Auftrage des Directoriums vom Prof.<lb/> M. L. Löwe. Im vergangenen Jahr haben die deutschen Geschichts- und AlterthumS-<lb/> vcreine den Anfang gemacht, sich zu einer Einheit zu constituiren. Aus den Ver¬<lb/> sammlungen zu Dresden und Mainz wurden Statuten festgestellt, die Gründung eines<lb/> Corrcsspondcnzblattes beschlossen, und eine Menge vo» Anträgen gemacht, unter denen<lb/> einige z. B. die Gründung eines allgemeine» deutsche» Museums für Alterthümer sich<lb/> bereits in erfreulicher Weise verwirklichen. Das vorliegende Blatt, welches moiiatlich<lb/> erscheine» soll, wird das Cctttralorga» dieser Verewigung. Und diese Vereinigung<lb/> selbst ist ein Unternehme» von der größte» Bedeutung. Bei dem Mangel an politischer<lb/> Einheit Deutschlands ist eine Concentration seiner ideelle» Interesse» i» alle» Gebieten</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0446]
bis 1852 Regisseur des Lustspiels, ist er in einer Reihe von Jahren als Künstler und
Beamter des Instituts eine Zierde und ein Stolz desselben gewesen. Er war keine
geniale Kraft, ein schwaches Organ und ein kränklicher Körper beschränkten seine Thätig¬
keit; aber in seinen komischen und gemüthlichen Charaktervoller war er ein von keinem
Jüngeren erreichtes Vorbild. Als Mensch war er nicht weniger achtungswerth. Von
seinen Kollegen geliebt, von dem Publicum hochgeachtet, fühlte er sich doch als Künstler
in den letzten Lebensjahren in der großen Stadt recht einsam. Das unsichere, eitle
Treiben, der rohe Dilettantismus und die Charlatanerie des neuen Berlins, und der
Verfall der deutschen Bühne waren ihm ein großer Schmerz, den er gegen Solche,
denen er Vertraue» schenken konnte, zuweilen mit rührender Lebhaftigkeit aussprach.
Die Erinnerung an ihn wird aus dem Spiel der Jüngeren nicht so lauge zu erkennen
sein, als die Ueberlieferungen der glorreichen Hamburger Zeit durch ihn lebendig erhalten
wurden, aber in der Geschichte des deutschen Theaters wird er sür immer als Einer
von den Guten und Edlen erwähnt werden, deren Verhängnis, es war, in ihren Per¬
sonen und in ihrer Kunstbildung das Ende einer schönen Kunstepoche darzustelle».
— Therese Milanollo hat in der letzten Woche noch drei Concerte
gegeben, die sich eines gleichen Beifalls, wie die früher» zu erfreuen hatten. Das
Opernhaus wird jetzt durch die wiederholten Aufführungen von Ander's Fecusee, oder
vielmehr durch die glänzenden Decorationen dazu^ gefüllt; es hält sehr schwer, ein
Billet zu bekommen. Da jetzt auch Marie Taglioni vo» ihrem Gastspiel in Wien
wieder zurückgekehrt, und schon für morgen das Ballet Satanclla wieder angesetzt ist,
so werden voraussichtlich Diejenigen, welche i» der Oper mehr ihrem Ohr als ihrem
Auge wohlthu» wolle», bei der zu erwartende» Abwechselung, zwischen Satanella und
dem Fecusee sehr schlecht fortkommen. — Eine sür Frl. Wagner von Truhn componirte
Scene, „Kleopatra", ist ziemlich beifällig aufgenommen worden. — Karl Formes ist hier
eingetroffen und wird zunächst im KönigSstädtcr Theater einige Lieder singen. Es
wäre zu wünschen, daß unsere Hoffnung, ihn in Figaro's Hochzeit zu hören, dieses
Mal nicht vereitelt werden möchte. — Das Schauspielhaus soll in 1i Tagen mit
den Piccolomini eröffnet werden.
Literatur'. Neue periodische Schriften. Außer den atlantischen Stu¬
dien, welche in der letzten Nummer angezeigt wurden, ist unter dem Titel Atlantis,
Zeitschrift für Leben und Literatur in England und Amerika, herausgegeben von
Dr. Karl Elze, das 1. Heft einer billigen Zeitschrift erschienen, welche sich die Ausgabe
stellt, in ähnlicher Weise, wie die Grenzboten ihnn, die Kenntniß englische» und
amerikanischen Lebens bei uns zu verbreiten. Außer einem Einleitungscapitel: der an¬
gelsächsische Stamm und seine Sprache, sind Artikel über öffentliche Bibliotheken in
England, das englische Weihnachtsfest, außerdem literarische Kritiken, Biographien und
Miscellen in dem Probehefte enthalten. Das Unternehmen erscheint gediegen und der
Beachtung des deutschen Publikums in hohem Grade werth.
Korrespondenz - Blatt des Gcsammtvercins der deutschen Ge¬
schieht s- und Alterthums vereine. Im Auftrage des Directoriums vom Prof.
M. L. Löwe. Im vergangenen Jahr haben die deutschen Geschichts- und AlterthumS-
vcreine den Anfang gemacht, sich zu einer Einheit zu constituiren. Aus den Ver¬
sammlungen zu Dresden und Mainz wurden Statuten festgestellt, die Gründung eines
Corrcsspondcnzblattes beschlossen, und eine Menge vo» Anträgen gemacht, unter denen
einige z. B. die Gründung eines allgemeine» deutsche» Museums für Alterthümer sich
bereits in erfreulicher Weise verwirklichen. Das vorliegende Blatt, welches moiiatlich
erscheine» soll, wird das Cctttralorga» dieser Verewigung. Und diese Vereinigung
selbst ist ein Unternehme» von der größte» Bedeutung. Bei dem Mangel an politischer
Einheit Deutschlands ist eine Concentration seiner ideelle» Interesse» i» alle» Gebieten
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