Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.Preußens Theilnahme zur nothwendigen Voraussetzung hatten, und daß^mit dem Weg¬ Die Sache scheint so klar zu sein, daß jeder Anspruch von Seiten Oestreichs Wenn wir aber auf die kriegerische Stimmung der Kreuzzeitung nicht viel geben, Romane. -- Albrecht Holm, eine Geschichte aus der Reformationszeit, von Preußens Theilnahme zur nothwendigen Voraussetzung hatten, und daß^mit dem Weg¬ Die Sache scheint so klar zu sein, daß jeder Anspruch von Seiten Oestreichs Wenn wir aber auf die kriegerische Stimmung der Kreuzzeitung nicht viel geben, Romane. — Albrecht Holm, eine Geschichte aus der Reformationszeit, von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0483" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94924"/> <p xml:id="ID_1431" prev="#ID_1430"> Preußens Theilnahme zur nothwendigen Voraussetzung hatten, und daß^mit dem Weg¬<lb/> fall dieser Voraussetzung alle einzelnen Bestimmungen dieses Vertrags, d. h. der Ver¬<lb/> trag selbst aufgehoben ist. Ans den Umstand, daß der Zollverein nicht durch einen<lb/> Kongreß der sämmtlichen einzelnen dabei betheiligten Staaten, sondern durch allmähliche<lb/> Verträge dieser einzelnen Staaten mit Preußen gebildet worden ist, wollen wir hier<lb/> kein gioßcs Gewicht legen, obgleich auch dieser Umstand nicht unberücksichtigt bleiben<lb/> darf. Aber mit dem Austritt Preußens hört die ganze materielle Basis des Zollvereins<lb/> auf, und wenn auch Niemand den übrigen dabei betheiligten Staaten das Recht ab¬<lb/> streiten wird, mit Zugrundelegung dieses alten Vertrags und mit Berücksichtigung der<lb/> neu eingetretenen Verhältnisse einen neuen Zollverein abzuschließen und demselben den<lb/> alten Namen zu lassen, so kann doch eben so wenig für irgend einen der früher dabei<lb/> betheiligten Staaten die Pflicht erwachsen, sich diesem neuen Vertrage anzuschließen.<lb/> Vollends unerklärlich ist es, was der Bundestag bei der Sache zu thun haben soll.<lb/> Der Zollverein ist niemals eine Bundcssache gewesen; er ist ein freier Vertrag einzel¬<lb/> ner Staaten, der mit der allgemeinen Verfassung Deutschlands Nichts zu thun hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1432"> Die Sache scheint so klar zu sein, daß jeder Anspruch von Seiten Oestreichs<lb/> und der Koalition nach dieser Richtung hin von den Großmächten als ein Bruch des<lb/> allgemeinen Friedens aufgefaßt werden müßte. Unter diesen Voraussetzungen liegt also<lb/> wol die Möglichkeit eines Krieges ganz außerhalb aller Berechnung, und wenn wir<lb/> auch den kriegerischen Geist des preußischen Volkes bei einer wirklichen Gefahr auf alle<lb/> Weise angeregt zu sehen wünschten, so scheint es uns doch nicht angemessen, jetzt vlna<lb/> alle Noth an die große Glocke zu schlagen. Zur Zeit von Olmütz wäre es zweckmäßi¬<lb/> ger gewesen. Damals sott freilich die Nachgiebigkeit Preußens, wenigstens zum Theil,<lb/> dadurch herbeigeführt worden sein, daß es mit seinen militärischen Vorbereitungen sehr<lb/> kläglich aussah. Wir wissen nicht, bis zu welchem Umfang dieser Vorwurf gegründet<lb/> mag. jedenfalls sind wir aber von Herrn v. Bonin überzeugt, daß unter seiner<lb/> Verwaltung etwas Derartiges nicht vorkommen wird, und daß wir also gegen einen<lb/> abenteuerlichen Ueberfall, wenn so etwas im Bereiche der Möglichkeit liegen sollte, ge¬<lb/> rüstet sein werden. An einen allgemeinen dauernden Krieg kann, wie gesagt, nicht zu<lb/> denke» sein, und wenn ähnliche Drohungen wirklich in diplomatischen Kreisen vorgekom¬<lb/> men sein sollten, so kann darin mir eine Speculation auf Preußens Schwäche gesucht<lb/> werden, der man mit ruhiger und gelassener Entschiedenheit antworten müsse.</p><lb/> <p xml:id="ID_1433"> Wenn wir aber auf die kriegerische Stimmung der Kreuzzeitung nicht viel geben,<lb/> und sie ihren Privatstreit mit dem Ministerium als eine Familiensache für sich abmachen<lb/> lassen, so können wir im Uebrigen doch ihre Haltung in der Zollfrage «ur entschieden<lb/> billigen; sie ist energisch, fest, und entspricht in der Sache vollkommen unsrer Ausfassung.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Romane. </head> <p xml:id="ID_1434" next="#ID_1435"> — Albrecht Holm, eine Geschichte aus der Reformationszeit, von<lb/> Friedrich v. Ucchtritz (Berlin, Alexander Dunker). — Wir haben diesen Roman schon<lb/> früher erwähnt und bcachsichtigtcn damals, das Urtheil bis zur Vollendung des Ganzen<lb/> hinauszuschieben. Da aber die vier Bände, welche uns vorliegen, bereits einen wenig¬<lb/> stens ziemlich vollständigen Einblick in die Art und Weise der Dichtung verstatten, so<lb/> wollen wir schon jetzt'einige Bemerkungen darüber machen, indem wir etwaige Modifi¬<lb/> kationen dem weitern Erscheinen des Buchs vorbehalten. Der Verfasser hat sich eine<lb/> «roßc und umfassende Aufgabe gesetzt; er will das Zeitalter der Reformation bis in</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0483]
Preußens Theilnahme zur nothwendigen Voraussetzung hatten, und daß^mit dem Weg¬
fall dieser Voraussetzung alle einzelnen Bestimmungen dieses Vertrags, d. h. der Ver¬
trag selbst aufgehoben ist. Ans den Umstand, daß der Zollverein nicht durch einen
Kongreß der sämmtlichen einzelnen dabei betheiligten Staaten, sondern durch allmähliche
Verträge dieser einzelnen Staaten mit Preußen gebildet worden ist, wollen wir hier
kein gioßcs Gewicht legen, obgleich auch dieser Umstand nicht unberücksichtigt bleiben
darf. Aber mit dem Austritt Preußens hört die ganze materielle Basis des Zollvereins
auf, und wenn auch Niemand den übrigen dabei betheiligten Staaten das Recht ab¬
streiten wird, mit Zugrundelegung dieses alten Vertrags und mit Berücksichtigung der
neu eingetretenen Verhältnisse einen neuen Zollverein abzuschließen und demselben den
alten Namen zu lassen, so kann doch eben so wenig für irgend einen der früher dabei
betheiligten Staaten die Pflicht erwachsen, sich diesem neuen Vertrage anzuschließen.
Vollends unerklärlich ist es, was der Bundestag bei der Sache zu thun haben soll.
Der Zollverein ist niemals eine Bundcssache gewesen; er ist ein freier Vertrag einzel¬
ner Staaten, der mit der allgemeinen Verfassung Deutschlands Nichts zu thun hat.
Die Sache scheint so klar zu sein, daß jeder Anspruch von Seiten Oestreichs
und der Koalition nach dieser Richtung hin von den Großmächten als ein Bruch des
allgemeinen Friedens aufgefaßt werden müßte. Unter diesen Voraussetzungen liegt also
wol die Möglichkeit eines Krieges ganz außerhalb aller Berechnung, und wenn wir
auch den kriegerischen Geist des preußischen Volkes bei einer wirklichen Gefahr auf alle
Weise angeregt zu sehen wünschten, so scheint es uns doch nicht angemessen, jetzt vlna
alle Noth an die große Glocke zu schlagen. Zur Zeit von Olmütz wäre es zweckmäßi¬
ger gewesen. Damals sott freilich die Nachgiebigkeit Preußens, wenigstens zum Theil,
dadurch herbeigeführt worden sein, daß es mit seinen militärischen Vorbereitungen sehr
kläglich aussah. Wir wissen nicht, bis zu welchem Umfang dieser Vorwurf gegründet
mag. jedenfalls sind wir aber von Herrn v. Bonin überzeugt, daß unter seiner
Verwaltung etwas Derartiges nicht vorkommen wird, und daß wir also gegen einen
abenteuerlichen Ueberfall, wenn so etwas im Bereiche der Möglichkeit liegen sollte, ge¬
rüstet sein werden. An einen allgemeinen dauernden Krieg kann, wie gesagt, nicht zu
denke» sein, und wenn ähnliche Drohungen wirklich in diplomatischen Kreisen vorgekom¬
men sein sollten, so kann darin mir eine Speculation auf Preußens Schwäche gesucht
werden, der man mit ruhiger und gelassener Entschiedenheit antworten müsse.
Wenn wir aber auf die kriegerische Stimmung der Kreuzzeitung nicht viel geben,
und sie ihren Privatstreit mit dem Ministerium als eine Familiensache für sich abmachen
lassen, so können wir im Uebrigen doch ihre Haltung in der Zollfrage «ur entschieden
billigen; sie ist energisch, fest, und entspricht in der Sache vollkommen unsrer Ausfassung.
Romane. — Albrecht Holm, eine Geschichte aus der Reformationszeit, von
Friedrich v. Ucchtritz (Berlin, Alexander Dunker). — Wir haben diesen Roman schon
früher erwähnt und bcachsichtigtcn damals, das Urtheil bis zur Vollendung des Ganzen
hinauszuschieben. Da aber die vier Bände, welche uns vorliegen, bereits einen wenig¬
stens ziemlich vollständigen Einblick in die Art und Weise der Dichtung verstatten, so
wollen wir schon jetzt'einige Bemerkungen darüber machen, indem wir etwaige Modifi¬
kationen dem weitern Erscheinen des Buchs vorbehalten. Der Verfasser hat sich eine
«roßc und umfassende Aufgabe gesetzt; er will das Zeitalter der Reformation bis in
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