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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.

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den commandirenden Officieren schrie kein Mann Vive "srpolson, dagegen waren
die Aeußerungen "Luelliz k-rres, cirrells oomeZre" sehr häufig bei deu herum¬
stehenden, nicht im Dienst befindlichen Soldaten zu vernehmen. Gestern nun
verlies die Sache ungefähr auf dieselbe Art; große Parade, Abends Illumination
der französischen Gebäude und Vertheilung von Gratificationen an die Mannschaft,
was natürlich die Wirthshäuser sehr anfüllte, da diese Franzosen mindestens eben
so viel Durst haben als die Deutschen, und man noch 'mehr Betrunkene .bei ihnen
sieht. Das war Alles, denn selbst in den Wirthshäusern habe ich zwar, wie
gesagt, viel Durst, aber gar keinen Enthusiasmus bemerkt.




Die Entwerthung des Goldes.

Die Frage, welchen Einfluß die so ungeheuer vermehrte Goldproduction in
Kalifornien und Australien aus den Werth dieses Metalles haben werde, ist eines
der interessantesten Probleme der Gegenwart. Gold und Silber sind so gut
Waare wie Getreide, Kaffee, Zucker oder Wolle, und ihr Preis hängt lediglich
Von der Lebhaftigkeit des Verlangens danach ab, mit anderen Worten, von dem
Verhältniß zwischen Vorrat!) und Bedarf, von dem verhältnißmäßigen Ueberfluß,
oder der verhältnismäßigen Seltenheit des edlen Metalles auf dem Markte. Nur
dadurch geuießeii diese beiden Metalle einen Vorzug vor anderen Waaren, daß
wegen ihrer Schönheit und Dauerhaftigkeit ihr Werth auf der ganzen Erde gleich¬
mäßig anerkannt ist, was sie zum allgemeinen Tansctuniltel gemacht hat. Wenn
nun aber der jährliche Zufluß eines dieser Taus.dunkel sich plötzlich vervierfacht, so
muß man zu dem natürlichen Schlüsse kommen, daß der Werth dieses Tauschmittels
verhältnißmäßig sinken, und der Preis der dafür eingetauschten (damit bezahlten)
Waaren steigen müsse. Das ist jedoch bis jetzt nicht der Fall gewesen, und eben
so wenig hat sich der Cours des Silbers im Vergleich zu dem des Goldes we¬
sentlich verändert, obgleich dem Gewichte uach jetzt nur S -- 6mal mehr Si.ber
als Gold erzeugt wird, während in den legten Jahren vor der Entdeckung der
kalifornischen und australischen Gvlddistnete das Verhältniß ungefähr wie 1 ^n 20
war. Diese ^scheinbare Anomalie findet jedoch ihre Erklärung bei näherer Be¬
trachtung des Sachverhältnisses, und es läßt sich immer noch mir Sicherheit be¬
haupten, daß, wenn die vermehrte Zufuhr des Goldes nur noch einige Jahre an¬
hält, ein allmähliches Sinken des Gvldwertheö eintreten, und daß man für das¬
selbe Capital weniger Arbeit erhalte" wird, als bisher. Nur wird die Differenz
nicht so groß sein, als man auf deu ersten flüchtigen Blick meinen sollte.

Der hauptsächlichste bei der Lösung dieser wichtigen Frage zu beachtende Punkt,


den commandirenden Officieren schrie kein Mann Vive «srpolson, dagegen waren
die Aeußerungen „Luelliz k-rres, cirrells oomeZre" sehr häufig bei deu herum¬
stehenden, nicht im Dienst befindlichen Soldaten zu vernehmen. Gestern nun
verlies die Sache ungefähr auf dieselbe Art; große Parade, Abends Illumination
der französischen Gebäude und Vertheilung von Gratificationen an die Mannschaft,
was natürlich die Wirthshäuser sehr anfüllte, da diese Franzosen mindestens eben
so viel Durst haben als die Deutschen, und man noch 'mehr Betrunkene .bei ihnen
sieht. Das war Alles, denn selbst in den Wirthshäusern habe ich zwar, wie
gesagt, viel Durst, aber gar keinen Enthusiasmus bemerkt.




Die Entwerthung des Goldes.

Die Frage, welchen Einfluß die so ungeheuer vermehrte Goldproduction in
Kalifornien und Australien aus den Werth dieses Metalles haben werde, ist eines
der interessantesten Probleme der Gegenwart. Gold und Silber sind so gut
Waare wie Getreide, Kaffee, Zucker oder Wolle, und ihr Preis hängt lediglich
Von der Lebhaftigkeit des Verlangens danach ab, mit anderen Worten, von dem
Verhältniß zwischen Vorrat!) und Bedarf, von dem verhältnißmäßigen Ueberfluß,
oder der verhältnismäßigen Seltenheit des edlen Metalles auf dem Markte. Nur
dadurch geuießeii diese beiden Metalle einen Vorzug vor anderen Waaren, daß
wegen ihrer Schönheit und Dauerhaftigkeit ihr Werth auf der ganzen Erde gleich¬
mäßig anerkannt ist, was sie zum allgemeinen Tansctuniltel gemacht hat. Wenn
nun aber der jährliche Zufluß eines dieser Taus.dunkel sich plötzlich vervierfacht, so
muß man zu dem natürlichen Schlüsse kommen, daß der Werth dieses Tauschmittels
verhältnißmäßig sinken, und der Preis der dafür eingetauschten (damit bezahlten)
Waaren steigen müsse. Das ist jedoch bis jetzt nicht der Fall gewesen, und eben
so wenig hat sich der Cours des Silbers im Vergleich zu dem des Goldes we¬
sentlich verändert, obgleich dem Gewichte uach jetzt nur S — 6mal mehr Si.ber
als Gold erzeugt wird, während in den legten Jahren vor der Entdeckung der
kalifornischen und australischen Gvlddistnete das Verhältniß ungefähr wie 1 ^n 20
war. Diese ^scheinbare Anomalie findet jedoch ihre Erklärung bei näherer Be¬
trachtung des Sachverhältnisses, und es läßt sich immer noch mir Sicherheit be¬
haupten, daß, wenn die vermehrte Zufuhr des Goldes nur noch einige Jahre an¬
hält, ein allmähliches Sinken des Gvldwertheö eintreten, und daß man für das¬
selbe Capital weniger Arbeit erhalte» wird, als bisher. Nur wird die Differenz
nicht so groß sein, als man auf deu ersten flüchtigen Blick meinen sollte.

Der hauptsächlichste bei der Lösung dieser wichtigen Frage zu beachtende Punkt,


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[0432] den commandirenden Officieren schrie kein Mann Vive «srpolson, dagegen waren die Aeußerungen „Luelliz k-rres, cirrells oomeZre" sehr häufig bei deu herum¬ stehenden, nicht im Dienst befindlichen Soldaten zu vernehmen. Gestern nun verlies die Sache ungefähr auf dieselbe Art; große Parade, Abends Illumination der französischen Gebäude und Vertheilung von Gratificationen an die Mannschaft, was natürlich die Wirthshäuser sehr anfüllte, da diese Franzosen mindestens eben so viel Durst haben als die Deutschen, und man noch 'mehr Betrunkene .bei ihnen sieht. Das war Alles, denn selbst in den Wirthshäusern habe ich zwar, wie gesagt, viel Durst, aber gar keinen Enthusiasmus bemerkt. Die Entwerthung des Goldes. Die Frage, welchen Einfluß die so ungeheuer vermehrte Goldproduction in Kalifornien und Australien aus den Werth dieses Metalles haben werde, ist eines der interessantesten Probleme der Gegenwart. Gold und Silber sind so gut Waare wie Getreide, Kaffee, Zucker oder Wolle, und ihr Preis hängt lediglich Von der Lebhaftigkeit des Verlangens danach ab, mit anderen Worten, von dem Verhältniß zwischen Vorrat!) und Bedarf, von dem verhältnißmäßigen Ueberfluß, oder der verhältnismäßigen Seltenheit des edlen Metalles auf dem Markte. Nur dadurch geuießeii diese beiden Metalle einen Vorzug vor anderen Waaren, daß wegen ihrer Schönheit und Dauerhaftigkeit ihr Werth auf der ganzen Erde gleich¬ mäßig anerkannt ist, was sie zum allgemeinen Tansctuniltel gemacht hat. Wenn nun aber der jährliche Zufluß eines dieser Taus.dunkel sich plötzlich vervierfacht, so muß man zu dem natürlichen Schlüsse kommen, daß der Werth dieses Tauschmittels verhältnißmäßig sinken, und der Preis der dafür eingetauschten (damit bezahlten) Waaren steigen müsse. Das ist jedoch bis jetzt nicht der Fall gewesen, und eben so wenig hat sich der Cours des Silbers im Vergleich zu dem des Goldes we¬ sentlich verändert, obgleich dem Gewichte uach jetzt nur S — 6mal mehr Si.ber als Gold erzeugt wird, während in den legten Jahren vor der Entdeckung der kalifornischen und australischen Gvlddistnete das Verhältniß ungefähr wie 1 ^n 20 war. Diese ^scheinbare Anomalie findet jedoch ihre Erklärung bei näherer Be¬ trachtung des Sachverhältnisses, und es läßt sich immer noch mir Sicherheit be¬ haupten, daß, wenn die vermehrte Zufuhr des Goldes nur noch einige Jahre an¬ hält, ein allmähliches Sinken des Gvldwertheö eintreten, und daß man für das¬ selbe Capital weniger Arbeit erhalte» wird, als bisher. Nur wird die Differenz nicht so groß sein, als man auf deu ersten flüchtigen Blick meinen sollte. Der hauptsächlichste bei der Lösung dieser wichtigen Frage zu beachtende Punkt,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440/432>, abgerufen am 21.12.2024.