Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.des Palastes von einem Schauplatz zurück, ans dem er das Andenken einer glän¬ Wochenb e richt. Politische Tagesfragel". -- Am 13. August ist in den meisten bedeutenderen ii*
des Palastes von einem Schauplatz zurück, ans dem er das Andenken einer glän¬ Wochenb e richt. Politische Tagesfragel». — Am 13. August ist in den meisten bedeutenderen ii*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0359" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94800"/> <p xml:id="ID_1087" prev="#ID_1086"> des Palastes von einem Schauplatz zurück, ans dem er das Andenken einer glän¬<lb/> zenden, wenn auch nicht vorwurfsfreie!? Wirksamkeit hinterläßt. Der Sturm<lb/> einer Europa erschütternden Umwälzung, der Groll Englands, der Haß mächti¬<lb/> ger Parteien hatten seine eiserne Energie nicht besiegen können. Es war bisher<lb/> stets sein Loos, nachdem er seine offenen Gegner überwunden, vor den tückischen<lb/> Streichen seiner heimlichen Feinde zu fallen. Uuläugbare Fehler, die er in der<lb/> letzten Hälfte seines im Ganzen ruhmvollen Ministeriums beging, machten es<lb/> allerdings möglich, ihn zu stürzen; immerhin ist es ein beklagenswerther Beweis,<lb/> wie wenig selbst nach den Kämpfen mehrerer Jahrzehende die Rcpräsentativregie-<lb/> rung in Spanien gefestigt ist, daß es möglich war. Nach allem Ermessen jedoch<lb/> ist die Rolle des Herzogs v. Valencia noch nicht ausgespielt. Und sollte er noch<lb/> einmal auf die Bühne berufen werden, ans der er so, eminente Erfolge errungen,<lb/> so dürfte ihm dann vorbehalten sein, seine Fehler zu sühnen und seinem Lande<lb/> noch größere Dienste z» leisten, als es ihm schon zu danken hat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Wochenb e richt.</head><lb/> <div n="2"> <head> Politische Tagesfragel». </head> <p xml:id="ID_1088" next="#ID_1089"> — Am 13. August ist in den meisten bedeutenderen<lb/> Städten Deutschlands von den dort sich aufhaltenden Franzosen das NapoleouSfest<lb/> gefeiert worden. Wir haben nichts dagegen, daß auch im Auslande die nationalen<lb/> Erinnerungen festlich begangen werden, aber die Ostentativ», mit der es betrieben<lb/> worden ist, hat doch für Deutschland etwas Peinliches. Das Fest gilt den Erinnerungen<lb/> an die schlimmste Zeit Deutschlands und ist zu Ehren des Mannes, den wir als den<lb/> schlimmsten Feind Deutschlands betrachten müssen. Eine von den deutschen Regierungen<lb/> autorisirte Adoratipn des Kaiser Napoleon bleibt immer ein sonderbares Ereigniß.<lb/> Ueberbaupt geht die Connivenz gegen den gegenwärtigen Machthaber in Frankreich nach<lb/> unsrem Ermessen zu weit. Zwar sind wir der festen Ueberzeugung, daß die deutschen<lb/> Regierungen am zweckmäßigsten handeln, wenn sie die inneren Angelegenheiten Frankreichs<lb/> ohne Umstände so acceptiren, wie sie in der Wirklichkeit sind. An directe Interventionen<lb/> wird überhaupt nicht gedacht werden können, und daß ein indircctes Feindscligkcitsver-<lb/> hältniß, wie mau es von Seiten unsrer Höfe eine lange Zeit hindurch der jetzigen<lb/> spanischen Dynastie gegenüber beobachtet hat, zu gar.keinem Ziele führt, wird jetzt wol<lb/> auch außer Zweifel stehen. Die Regierungen handeln also ganz zweckmäßig, wenn sie<lb/> die Republik anerkennen^ und sie würden eben so zweckmäßig handeln, wenn sie<lb/> auch gegen das Kaiserreich keine Einwendung machten. Allein die Art und Weise, wie<lb/> man gegenwärtig den Prinz-Präsidenten gegen die Angriffe der deutschen Presse in<lb/> Schutz nimmt, dürfte wenigstens vorläufig schwer zu rechtfertigen sein. Louis Napoleon<lb/> ist noch immer kein wirklicher Monarch, und die Heiligkeit des monarchischen Princips<lb/> kann ihm also noch keine Sicherheit gegen die Angriffe der Presse gewähren, denen sich<lb/> alle Regierungen aussetzen müssen. — Das Beispiel einer einfachen, aber nicht unbe¬<lb/> deutenden Demonstration gegen die etwa weiter gehenden Absichten Louis Napoleons hat</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> ii*</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0359]
des Palastes von einem Schauplatz zurück, ans dem er das Andenken einer glän¬
zenden, wenn auch nicht vorwurfsfreie!? Wirksamkeit hinterläßt. Der Sturm
einer Europa erschütternden Umwälzung, der Groll Englands, der Haß mächti¬
ger Parteien hatten seine eiserne Energie nicht besiegen können. Es war bisher
stets sein Loos, nachdem er seine offenen Gegner überwunden, vor den tückischen
Streichen seiner heimlichen Feinde zu fallen. Uuläugbare Fehler, die er in der
letzten Hälfte seines im Ganzen ruhmvollen Ministeriums beging, machten es
allerdings möglich, ihn zu stürzen; immerhin ist es ein beklagenswerther Beweis,
wie wenig selbst nach den Kämpfen mehrerer Jahrzehende die Rcpräsentativregie-
rung in Spanien gefestigt ist, daß es möglich war. Nach allem Ermessen jedoch
ist die Rolle des Herzogs v. Valencia noch nicht ausgespielt. Und sollte er noch
einmal auf die Bühne berufen werden, ans der er so, eminente Erfolge errungen,
so dürfte ihm dann vorbehalten sein, seine Fehler zu sühnen und seinem Lande
noch größere Dienste z» leisten, als es ihm schon zu danken hat.
Wochenb e richt.
Politische Tagesfragel». — Am 13. August ist in den meisten bedeutenderen
Städten Deutschlands von den dort sich aufhaltenden Franzosen das NapoleouSfest
gefeiert worden. Wir haben nichts dagegen, daß auch im Auslande die nationalen
Erinnerungen festlich begangen werden, aber die Ostentativ», mit der es betrieben
worden ist, hat doch für Deutschland etwas Peinliches. Das Fest gilt den Erinnerungen
an die schlimmste Zeit Deutschlands und ist zu Ehren des Mannes, den wir als den
schlimmsten Feind Deutschlands betrachten müssen. Eine von den deutschen Regierungen
autorisirte Adoratipn des Kaiser Napoleon bleibt immer ein sonderbares Ereigniß.
Ueberbaupt geht die Connivenz gegen den gegenwärtigen Machthaber in Frankreich nach
unsrem Ermessen zu weit. Zwar sind wir der festen Ueberzeugung, daß die deutschen
Regierungen am zweckmäßigsten handeln, wenn sie die inneren Angelegenheiten Frankreichs
ohne Umstände so acceptiren, wie sie in der Wirklichkeit sind. An directe Interventionen
wird überhaupt nicht gedacht werden können, und daß ein indircctes Feindscligkcitsver-
hältniß, wie mau es von Seiten unsrer Höfe eine lange Zeit hindurch der jetzigen
spanischen Dynastie gegenüber beobachtet hat, zu gar.keinem Ziele führt, wird jetzt wol
auch außer Zweifel stehen. Die Regierungen handeln also ganz zweckmäßig, wenn sie
die Republik anerkennen^ und sie würden eben so zweckmäßig handeln, wenn sie
auch gegen das Kaiserreich keine Einwendung machten. Allein die Art und Weise, wie
man gegenwärtig den Prinz-Präsidenten gegen die Angriffe der deutschen Presse in
Schutz nimmt, dürfte wenigstens vorläufig schwer zu rechtfertigen sein. Louis Napoleon
ist noch immer kein wirklicher Monarch, und die Heiligkeit des monarchischen Princips
kann ihm also noch keine Sicherheit gegen die Angriffe der Presse gewähren, denen sich
alle Regierungen aussetzen müssen. — Das Beispiel einer einfachen, aber nicht unbe¬
deutenden Demonstration gegen die etwa weiter gehenden Absichten Louis Napoleons hat
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