Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.gefecht verbraucht, und es fehlt ihr nun eine parlamentarische Macht, wie Schüler, Vor der Hand verlassen anch wir das Münchener Ständehaus. Vielleicht Gin deutscher Gelehrter als Farmer in Texas. Ueber den Schollen zum Homer überfiel mich die Sehnsucht nach der gefecht verbraucht, und es fehlt ihr nun eine parlamentarische Macht, wie Schüler, Vor der Hand verlassen anch wir das Münchener Ständehaus. Vielleicht Gin deutscher Gelehrter als Farmer in Texas. Ueber den Schollen zum Homer überfiel mich die Sehnsucht nach der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0028" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/93393"/> <p xml:id="ID_43" prev="#ID_42"> gefecht verbraucht, und es fehlt ihr nun eine parlamentarische Macht, wie Schüler,<lb/> um im eigentlichen Schlachtgetümmel die versprengten Kräfte neugesammelt vor¬<lb/> zuführen. Geschieht dann vollends das Unglück, daß Herr l)r. Schmidt aus<lb/> Würzburg oder der Abg. Reinhardt von Neustadt die Schleußenwerke ihres<lb/> Redestromes öffnen, so kann man sicher sein, die ganze Attaque bleibt bis zum<lb/> Punkte über dem I erfolglos und eindruckslos. Nachher ist nichts weiter übrig,<lb/> als bei der Abstimmung ein principielles Nein; dieses ändert an der Sache nichts,<lb/> und erscheint dem Fernerstehenden oft nur als Eigensinn, wenn nicht als Renom-<lb/> misterei. Denn was noch etwa in unbefangenen Hörern von Neigung und Bil¬<lb/> ligung der oppositionellen Gründe gegen den einen oder andern speciellen Fall<lb/> stehen geblieben war, das hat die formlose, gedankenarme, phrasenreiche Recla-<lb/> mation des or. Schmidt, das hat die Bierbankanschauung des Hrn. Reinhardt<lb/> sicher und gründlich niedergerissen. Solches Unglück wäre jedoch unmöglich, wenn<lb/> der Führer der Linken, wenn ihre Mitglieder an der Grundlage alles parlamen¬<lb/> tarischen Parteilebens festhielten, an der Parteidisciplin. Formlosigkeit ertödtet<lb/> dagegen im öffentlichen Leben die Stellung eines Menschen und eines Systems<lb/> sicherer, als selbst der Mangel massenhafter Sympathien; Lächerlichkeit ist ver¬<lb/> nichtender, als politische Sünden und declamatorische Phantastereien. Je kleiner<lb/> ein Haufe, desto geschlossener muß er kämpfe». Erkämpft er keinen Sieg, so doch<lb/> Achtung, und die Achtung vor der Vertretung eines Princips ist der Beginn<lb/> zu dessen neuem Machterwerbe. Die parlamentarische Demokratie Bayerns hat<lb/> keine Zukunft.</p><lb/> <p xml:id="ID_44"> Vor der Hand verlassen anch wir das Münchener Ständehaus. Vielleicht<lb/> kommet 18si- eine Zeit, wo wieder über neue Gruppen, Redner und Reden zu<lb/> berichten ist.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Gin deutscher Gelehrter als Farmer<lb/> in Texas.</head><lb/> <div n="2"> <head/><lb/> <p xml:id="ID_45" next="#ID_46"> Ueber den Schollen zum Homer überfiel mich die Sehnsucht nach der<lb/> Fremde, uach einem Leben voll praktischer Thätigkeit und einem regen Verkehr<lb/> mit anderen Menschen. Ich verließ Deutschland, noch bevor es in die große Auf¬<lb/> regung kam, und sah aus dem Mastkorb eiues Amerikaners die niedrige Küste<lb/> von Texas gerade zu derselben Zeit, in welcher meine Freunde in Deutschland<lb/> ihre Lexica zum Barricadenbau gemißbraucht sahen. Aus der Galveston Bai uach<lb/> Houston, von Houston mit Eisenbahn, Pferd, Ochsenfuhre, und zuletzt auf einem<lb/> Maulthier bis in die Nähe der Farm von Mr. N., dem Gatten meiner Schwester.<lb/> Die letzten Meilen meines Wegs führten mich durch einen stete» Wechsel von<lb/> niedrigen Bergen und flachen Thälern, von Prairie und von Wald, so daß das</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0028]
gefecht verbraucht, und es fehlt ihr nun eine parlamentarische Macht, wie Schüler,
um im eigentlichen Schlachtgetümmel die versprengten Kräfte neugesammelt vor¬
zuführen. Geschieht dann vollends das Unglück, daß Herr l)r. Schmidt aus
Würzburg oder der Abg. Reinhardt von Neustadt die Schleußenwerke ihres
Redestromes öffnen, so kann man sicher sein, die ganze Attaque bleibt bis zum
Punkte über dem I erfolglos und eindruckslos. Nachher ist nichts weiter übrig,
als bei der Abstimmung ein principielles Nein; dieses ändert an der Sache nichts,
und erscheint dem Fernerstehenden oft nur als Eigensinn, wenn nicht als Renom-
misterei. Denn was noch etwa in unbefangenen Hörern von Neigung und Bil¬
ligung der oppositionellen Gründe gegen den einen oder andern speciellen Fall
stehen geblieben war, das hat die formlose, gedankenarme, phrasenreiche Recla-
mation des or. Schmidt, das hat die Bierbankanschauung des Hrn. Reinhardt
sicher und gründlich niedergerissen. Solches Unglück wäre jedoch unmöglich, wenn
der Führer der Linken, wenn ihre Mitglieder an der Grundlage alles parlamen¬
tarischen Parteilebens festhielten, an der Parteidisciplin. Formlosigkeit ertödtet
dagegen im öffentlichen Leben die Stellung eines Menschen und eines Systems
sicherer, als selbst der Mangel massenhafter Sympathien; Lächerlichkeit ist ver¬
nichtender, als politische Sünden und declamatorische Phantastereien. Je kleiner
ein Haufe, desto geschlossener muß er kämpfe». Erkämpft er keinen Sieg, so doch
Achtung, und die Achtung vor der Vertretung eines Princips ist der Beginn
zu dessen neuem Machterwerbe. Die parlamentarische Demokratie Bayerns hat
keine Zukunft.
Vor der Hand verlassen anch wir das Münchener Ständehaus. Vielleicht
kommet 18si- eine Zeit, wo wieder über neue Gruppen, Redner und Reden zu
berichten ist.
Gin deutscher Gelehrter als Farmer
in Texas.
Ueber den Schollen zum Homer überfiel mich die Sehnsucht nach der
Fremde, uach einem Leben voll praktischer Thätigkeit und einem regen Verkehr
mit anderen Menschen. Ich verließ Deutschland, noch bevor es in die große Auf¬
regung kam, und sah aus dem Mastkorb eiues Amerikaners die niedrige Küste
von Texas gerade zu derselben Zeit, in welcher meine Freunde in Deutschland
ihre Lexica zum Barricadenbau gemißbraucht sahen. Aus der Galveston Bai uach
Houston, von Houston mit Eisenbahn, Pferd, Ochsenfuhre, und zuletzt auf einem
Maulthier bis in die Nähe der Farm von Mr. N., dem Gatten meiner Schwester.
Die letzten Meilen meines Wegs führten mich durch einen stete» Wechsel von
niedrigen Bergen und flachen Thälern, von Prairie und von Wald, so daß das
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