Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.für ihn erfolglos, und für die Kunst schädlich, wenn er sich von seinen liebedienerischen Aermchen in Tharan, Drama in zwei Auszügen. Schwetschke, Halle Die Sagen des Spessarts, von Adalbert von Herrlein. Krebs, Neuigkeiten der französischen und englischen Literatur. -- Die Form der Dorfgeschichte breitet sich in der französischen Literatur nach allen Sei¬ für ihn erfolglos, und für die Kunst schädlich, wenn er sich von seinen liebedienerischen Aermchen in Tharan, Drama in zwei Auszügen. Schwetschke, Halle Die Sagen des Spessarts, von Adalbert von Herrlein. Krebs, Neuigkeiten der französischen und englischen Literatur. — Die Form der Dorfgeschichte breitet sich in der französischen Literatur nach allen Sei¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0249" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/93614"/> <p xml:id="ID_689" prev="#ID_688"> für ihn erfolglos, und für die Kunst schädlich, wenn er sich von seinen liebedienerischen<lb/> Freunden verleiten läßt, über dieses Maß hinauszugehen, und durch eine falsche Ver-<lb/> zllgemeinerung das Wesen der Kunst, das nur die endliche Schönheit umfassen kann,<lb/> an verkümmern</p><lb/> <p xml:id="ID_690"> Aermchen in Tharan, Drama in zwei Auszügen. Schwetschke, Halle<lb/> 18L2. — Ein kleines, harmloses Dichterdrama, welches Styl und Form eines Ge-<lb/> legenheitsstückcs hat. Simon Dach und andere Mitglieder der Gesellschaft zu Kürbis¬<lb/> hütte treten auf; Dach liebt und leidet, der große Kurfürst kommt dazu, dieser schätzt<lb/> natürlich den Dichter Simon Dach und deutsche Dichtkunst, er spricht das nöthige<lb/> gute Wort bei dem alten Hans, v. Tharan, der zwar ein politisch Mißvergnügter, aber<lb/> ein biederer Mann ist, und Aermchen von Tharan wird zuletzt ohne große Kämpfe mit<lb/> dem Dichter Dach verlobt. Es versteht sich, daß das betreffende schöne Lied von Si¬<lb/> mon Dach, und das andere bekannte „Die Sonne läuft mit Pranger", anmuthige Ru-<lb/> hepunkte bilden, auch Opitzens berühmtes Lied, in welchem er sein Grauen vor Plato<lb/> und seine Freude an Fischern, welche Netze stellen, und am Weine so liebenswürdig<lb/> ausspricht, durfte nicht fehlen. Für die Bühne ist das Stück nicht brauchbar, weil<lb/> die sehr einfache Handlung die Theilung in zwei Aufzüge nicht verträgt; durch Streichen<lb/> und Zusammenziehen kann es aber zu einem unterhaltenden Genrebild bei einer Privat¬<lb/> aufführung in gebildeten Kreisen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_691" next="#ID_692"> Die Sagen des Spessarts, von Adalbert von Herrlein. Krebs,<lb/> Aschaffenburg 1831. — Eine reiche Sammlung der Localsagen aus einer sagenreichen<lb/> Gegend. Vieles ist aus Chroniken genommen, Mehreres aus dem Volksmunde sehr<lb/> sorgfältig gesammelt und verständig erzählt. Was wir wegwünschen, sind die Motto's<lb/> in Versen, welche vor den einzelnen Sägen stehen; wie Gartenblumen, die mit Feld¬<lb/> blüthen zusammengebunden sind, stören sie die Wirkung' der Gabe, welche sie empfehlen<lb/> sollen. Die Sammlung ist sowol für den Reisenden, als für den deutschen Forscher<lb/> gut zu gebrauchen, und das sollte die Aufgabe aller ähnlichen Unternehmungen sein.<lb/> Die Brüder Grimm haben in den Hausmärchen gezeigt, wie man es machen muß,<lb/> um die sehr verschiedenartigen Ansprüche solcher, welche Unterhaltung suchen, und derer,<lb/> welche an ,dem Sagestoff ein wissenschaftliches Interesse nehmen, zu vereinigen.</p><lb/> <div n="2"> <head> Neuigkeiten der französischen und englischen Literatur. —</head><lb/> <p xml:id="ID_692" prev="#ID_691" next="#ID_693"> Die Form der Dorfgeschichte breitet sich in der französischen Literatur nach allen Sei¬<lb/> ten hin aus. Auch Jules Janin hat sich in dieser Modcwaare versucht. In seinem<lb/> neuen Roman: I.es Z-ulvs enamxvires hat er die sogenannte Natur in derselben schwül¬<lb/> stigen und angeblich geistreichen Weise behandelt, die seine früheren Schilderungen aus<lb/> der Gesellschaft charakterisirt. Die Natur nimmt bei ihm immer die Gestalt einer par-<lb/> fümirten Grisette an. — Mehr in das Gebiet der höhern Romantik fällt die Sammlung<lb/> von Emile Souvestre: I^es äermers pg^ssns; diese letzten Bauern erscheinen unge¬<lb/> fähr wie Cooper's letzte Mohikaner als die ehrwürdigen Trümmer einer untergehenden<lb/> Welt. In früherer Zeit hat sich Emile Souvestre mit Erfolg als Vorfechter der bür¬<lb/> gerlichen Vorstellungen gegen die romantischen Ueberschwänglichkeiten geberdet; zur Ab¬<lb/> wechselung nimmt er sich wieder einmal der Romantik an. — Henri Murger, der<lb/> ni seinen beiden früheren Schriften: Lolivmv, und Lesmes as I» vie 6e ^ermesse, mit<lb/> großem Talent das liederliche Treiben der Pariser Rouv's, namentlich der Literaten, ge¬<lb/> schildert hat, ist'in seinem neuesten Roman: xa^s latin, zu den Studenten und<lb/> Grisetten übergegangen und .hat sich daraus eine ganz niedliche Geschichte erdacht. Die¬<lb/> ser Dichter, dessen gracieuse Liederlichkeit an Alfred de Musset erinnert, hat bereits einen<lb/> Schüler gefunden, Gabriel Richard, dessen Roman: Vo^aZe autour as ma msttresso,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0249]
für ihn erfolglos, und für die Kunst schädlich, wenn er sich von seinen liebedienerischen
Freunden verleiten läßt, über dieses Maß hinauszugehen, und durch eine falsche Ver-
zllgemeinerung das Wesen der Kunst, das nur die endliche Schönheit umfassen kann,
an verkümmern
Aermchen in Tharan, Drama in zwei Auszügen. Schwetschke, Halle
18L2. — Ein kleines, harmloses Dichterdrama, welches Styl und Form eines Ge-
legenheitsstückcs hat. Simon Dach und andere Mitglieder der Gesellschaft zu Kürbis¬
hütte treten auf; Dach liebt und leidet, der große Kurfürst kommt dazu, dieser schätzt
natürlich den Dichter Simon Dach und deutsche Dichtkunst, er spricht das nöthige
gute Wort bei dem alten Hans, v. Tharan, der zwar ein politisch Mißvergnügter, aber
ein biederer Mann ist, und Aermchen von Tharan wird zuletzt ohne große Kämpfe mit
dem Dichter Dach verlobt. Es versteht sich, daß das betreffende schöne Lied von Si¬
mon Dach, und das andere bekannte „Die Sonne läuft mit Pranger", anmuthige Ru-
hepunkte bilden, auch Opitzens berühmtes Lied, in welchem er sein Grauen vor Plato
und seine Freude an Fischern, welche Netze stellen, und am Weine so liebenswürdig
ausspricht, durfte nicht fehlen. Für die Bühne ist das Stück nicht brauchbar, weil
die sehr einfache Handlung die Theilung in zwei Aufzüge nicht verträgt; durch Streichen
und Zusammenziehen kann es aber zu einem unterhaltenden Genrebild bei einer Privat¬
aufführung in gebildeten Kreisen werden.
Die Sagen des Spessarts, von Adalbert von Herrlein. Krebs,
Aschaffenburg 1831. — Eine reiche Sammlung der Localsagen aus einer sagenreichen
Gegend. Vieles ist aus Chroniken genommen, Mehreres aus dem Volksmunde sehr
sorgfältig gesammelt und verständig erzählt. Was wir wegwünschen, sind die Motto's
in Versen, welche vor den einzelnen Sägen stehen; wie Gartenblumen, die mit Feld¬
blüthen zusammengebunden sind, stören sie die Wirkung' der Gabe, welche sie empfehlen
sollen. Die Sammlung ist sowol für den Reisenden, als für den deutschen Forscher
gut zu gebrauchen, und das sollte die Aufgabe aller ähnlichen Unternehmungen sein.
Die Brüder Grimm haben in den Hausmärchen gezeigt, wie man es machen muß,
um die sehr verschiedenartigen Ansprüche solcher, welche Unterhaltung suchen, und derer,
welche an ,dem Sagestoff ein wissenschaftliches Interesse nehmen, zu vereinigen.
Neuigkeiten der französischen und englischen Literatur. —
Die Form der Dorfgeschichte breitet sich in der französischen Literatur nach allen Sei¬
ten hin aus. Auch Jules Janin hat sich in dieser Modcwaare versucht. In seinem
neuen Roman: I.es Z-ulvs enamxvires hat er die sogenannte Natur in derselben schwül¬
stigen und angeblich geistreichen Weise behandelt, die seine früheren Schilderungen aus
der Gesellschaft charakterisirt. Die Natur nimmt bei ihm immer die Gestalt einer par-
fümirten Grisette an. — Mehr in das Gebiet der höhern Romantik fällt die Sammlung
von Emile Souvestre: I^es äermers pg^ssns; diese letzten Bauern erscheinen unge¬
fähr wie Cooper's letzte Mohikaner als die ehrwürdigen Trümmer einer untergehenden
Welt. In früherer Zeit hat sich Emile Souvestre mit Erfolg als Vorfechter der bür¬
gerlichen Vorstellungen gegen die romantischen Ueberschwänglichkeiten geberdet; zur Ab¬
wechselung nimmt er sich wieder einmal der Romantik an. — Henri Murger, der
ni seinen beiden früheren Schriften: Lolivmv, und Lesmes as I» vie 6e ^ermesse, mit
großem Talent das liederliche Treiben der Pariser Rouv's, namentlich der Literaten, ge¬
schildert hat, ist'in seinem neuesten Roman: xa^s latin, zu den Studenten und
Grisetten übergegangen und .hat sich daraus eine ganz niedliche Geschichte erdacht. Die¬
ser Dichter, dessen gracieuse Liederlichkeit an Alfred de Musset erinnert, hat bereits einen
Schüler gefunden, Gabriel Richard, dessen Roman: Vo^aZe autour as ma msttresso,
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