Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.scheint es doch richtig, daß die französische Katastrophe durch das unmittelbare Gewicht, -- Auch hier hat die Freisprechung des Professor Dr. Eberhardt Herausgegeben von Gustav Fveytag und Julian Schmidt. Als verautwortl. Redacteur legitimirt: F. W. Grunow. -- Verlag von F. L. Hevbig tu Leipzig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig. scheint es doch richtig, daß die französische Katastrophe durch das unmittelbare Gewicht, — Auch hier hat die Freisprechung des Professor Dr. Eberhardt Herausgegeben von Gustav Fveytag und Julian Schmidt. Als verautwortl. Redacteur legitimirt: F. W. Grunow. — Verlag von F. L. Hevbig tu Leipzig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0170" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/93535"/> <p xml:id="ID_480" prev="#ID_479"> scheint es doch richtig, daß die französische Katastrophe durch das unmittelbare Gewicht,<lb/> welches sie der Alten-Alliancen-Frage gab, seinen Sturz beschleunigt hat. Seit dem<lb/> I/i-. December hat der Globe, jetzt Granville's Organ, das Elysve mit ominösen Still¬<lb/> schweigen behandelt, während Times, welche keiner Sache seind bleibt, die Aussicht auf<lb/> Erfolg hat, eine Ladung nach der andern gegen den krönungölustigen Dictator abfeuert.<lb/> Wofür sie einer stabilen und legitimen Negierung nach kurzem Schmollen Absolution<lb/> gäbe, dafür verurtheilt sie Louis Napoleon zu ewiger Verdammnis;. So macht sie aus<lb/> ihrem Vortheil eine Tugend, und rettet ihren arg gefährdeten Ruf, während sie zugleich<lb/> ihrer altursprünglichen Politik das Oberwasser verschafft. stillschweigend ist das Bünd-<lb/> niß Englands mit den nordischen Mächten gegen den Buonapartismus wieder hergestellt;<lb/> ob es in ein lautes und thätiges übergehen soll, wird von der Haltung Frankreichs ge¬<lb/> gen Louis Napoleon abhängen. Man glaubt hier allgemein, daß er bald, sehr bald<lb/> den Kaisermantel umhängen wird, aber die Aufgabe, ihm den Purpur von den Schul¬<lb/> tern zu reißen, möchte man keinem französischen Verrina überlassen. Ein Loup ä'sol,<lb/> welcher das lächerliche Kaiserthum in ein ernstes Königthum -verwandelte, fände augen¬<lb/> blickliche und freudige Anerkennung. Wie aber, wenn der Neffe, welcher in der Regel<lb/> das Gegentheil von dem thut, was seiue Programme versprechen, aus Verzweiflung die<lb/> Adler fliegen läßt? — Das wäre ein Schlag, der nicht nur den Kontinent um 20<lb/> Jahre zurückwerfen, sondern auch auf dieser Insel die prächtigsten Reformen in der<lb/> Knospe tödten würde. Und doch kann dieser Donnerschlag jeden Augenblick aus der<lb/> Wolke fallen, ja Viele halten ihn für gewiß bevorstehend. Wenn ein Mensch Jahre<lb/> lang kränkelt, ohne zu erliegen, pflegen die Leute sein Unwohlsein gering zu achten, und<lb/> sprechen, als würde er sicherlich an diesem Uebel nicht sterben, da er seit 20 bis 30<lb/> Jahren daran gewöhnt sei; bis zuletzt der elende Schnupfen, ohne den er nicht leben<lb/> zu können schien, ihn glücklich wegrafft. Ein solcher Invalid ist der europäische Friede.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> </head> <p xml:id="ID_481"> — Auch hier hat die Freisprechung des Professor Dr. Eberhardt<lb/> Richter aus Dresden bei seinen zahlreichen literarischen und persönlichen Freunden<lb/> große Freude gebracht. In den Dresdner Maitagen von -1849 hatte der redliche und<lb/> gewissenhafte Mann es für Pflicht gehalten, in seiner Eigenschaft als Stadtverordneter<lb/> während des wilden Treibens in Dresden zum Schutze der Stadt und des Eigenthums<lb/> seiner Bürger gegenüber den revolutionairen Anführern zu sprechen und zu handeln.<lb/> Diese Thätigkeit wurde später als eine politische denuncirt, und eine langwierige Unter¬<lb/> suchungshaft, so wie Suspension vom Amte war die Folge der eingeleiteten Untersuchung.<lb/> Der Schluß deö Jahres 1831 hat dem wackern Mann die vollständige Frei¬<lb/> sprechung durch das Gericht gebracht. Was er als guter und menschenfreundlicher<lb/> Arzt, als medicinischer Gelehrter und Hauptredactcur der Schmidt'schen Jahrbücher<lb/> leistet, ist auch außerhalb Sachsen anerkannt. Dieses Blatt aber erfüllt eine Freundes¬<lb/> pflicht, wenn es dem Leser die glückliche Wendung in dem Geschick eines bedeutenden<lb/> Mannes mittheilt, da es ihn mit Vergnügen zu seinen Mitarbeitern zählt. Außer an¬<lb/> deren wissenschaftlichen Artikeln sandte er uns aus seinem Untcrsuchungsgesängniß die<lb/> kleine Abhandlung: „Der Fanatismus eine Krankheit", welche außer ihrem Inhalt noch<lb/> ein fast rührendes Interesse dadurch gewann, daß sie von einem Manne geschrieben war,<lb/> der zu derselben Zeit wegen Hochverrath aus Fanatismus hart angeklagt selbst im Kerker saß.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Herausgegeben von Gustav Fveytag und Julian Schmidt.<lb/> Als verautwortl. Redacteur legitimirt: F. W. Grunow. — Verlag von F. L. 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scheint es doch richtig, daß die französische Katastrophe durch das unmittelbare Gewicht,
welches sie der Alten-Alliancen-Frage gab, seinen Sturz beschleunigt hat. Seit dem
I/i-. December hat der Globe, jetzt Granville's Organ, das Elysve mit ominösen Still¬
schweigen behandelt, während Times, welche keiner Sache seind bleibt, die Aussicht auf
Erfolg hat, eine Ladung nach der andern gegen den krönungölustigen Dictator abfeuert.
Wofür sie einer stabilen und legitimen Negierung nach kurzem Schmollen Absolution
gäbe, dafür verurtheilt sie Louis Napoleon zu ewiger Verdammnis;. So macht sie aus
ihrem Vortheil eine Tugend, und rettet ihren arg gefährdeten Ruf, während sie zugleich
ihrer altursprünglichen Politik das Oberwasser verschafft. stillschweigend ist das Bünd-
niß Englands mit den nordischen Mächten gegen den Buonapartismus wieder hergestellt;
ob es in ein lautes und thätiges übergehen soll, wird von der Haltung Frankreichs ge¬
gen Louis Napoleon abhängen. Man glaubt hier allgemein, daß er bald, sehr bald
den Kaisermantel umhängen wird, aber die Aufgabe, ihm den Purpur von den Schul¬
tern zu reißen, möchte man keinem französischen Verrina überlassen. Ein Loup ä'sol,
welcher das lächerliche Kaiserthum in ein ernstes Königthum -verwandelte, fände augen¬
blickliche und freudige Anerkennung. Wie aber, wenn der Neffe, welcher in der Regel
das Gegentheil von dem thut, was seiue Programme versprechen, aus Verzweiflung die
Adler fliegen läßt? — Das wäre ein Schlag, der nicht nur den Kontinent um 20
Jahre zurückwerfen, sondern auch auf dieser Insel die prächtigsten Reformen in der
Knospe tödten würde. Und doch kann dieser Donnerschlag jeden Augenblick aus der
Wolke fallen, ja Viele halten ihn für gewiß bevorstehend. Wenn ein Mensch Jahre
lang kränkelt, ohne zu erliegen, pflegen die Leute sein Unwohlsein gering zu achten, und
sprechen, als würde er sicherlich an diesem Uebel nicht sterben, da er seit 20 bis 30
Jahren daran gewöhnt sei; bis zuletzt der elende Schnupfen, ohne den er nicht leben
zu können schien, ihn glücklich wegrafft. Ein solcher Invalid ist der europäische Friede.
— Auch hier hat die Freisprechung des Professor Dr. Eberhardt
Richter aus Dresden bei seinen zahlreichen literarischen und persönlichen Freunden
große Freude gebracht. In den Dresdner Maitagen von -1849 hatte der redliche und
gewissenhafte Mann es für Pflicht gehalten, in seiner Eigenschaft als Stadtverordneter
während des wilden Treibens in Dresden zum Schutze der Stadt und des Eigenthums
seiner Bürger gegenüber den revolutionairen Anführern zu sprechen und zu handeln.
Diese Thätigkeit wurde später als eine politische denuncirt, und eine langwierige Unter¬
suchungshaft, so wie Suspension vom Amte war die Folge der eingeleiteten Untersuchung.
Der Schluß deö Jahres 1831 hat dem wackern Mann die vollständige Frei¬
sprechung durch das Gericht gebracht. Was er als guter und menschenfreundlicher
Arzt, als medicinischer Gelehrter und Hauptredactcur der Schmidt'schen Jahrbücher
leistet, ist auch außerhalb Sachsen anerkannt. Dieses Blatt aber erfüllt eine Freundes¬
pflicht, wenn es dem Leser die glückliche Wendung in dem Geschick eines bedeutenden
Mannes mittheilt, da es ihn mit Vergnügen zu seinen Mitarbeitern zählt. Außer an¬
deren wissenschaftlichen Artikeln sandte er uns aus seinem Untcrsuchungsgesängniß die
kleine Abhandlung: „Der Fanatismus eine Krankheit", welche außer ihrem Inhalt noch
ein fast rührendes Interesse dadurch gewann, daß sie von einem Manne geschrieben war,
der zu derselben Zeit wegen Hochverrath aus Fanatismus hart angeklagt selbst im Kerker saß.
Herausgegeben von Gustav Fveytag und Julian Schmidt.
Als verautwortl. Redacteur legitimirt: F. W. Grunow. — Verlag von F. L. Hevbig
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