Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.ausrief: "Ach! wie schadet die Unsittlichkeit meiner Jugend jetzt der Gegen Ende September 1789 fragte Mirabeau, wenn er vom Hofe sprach: Sah sein Scharfsinn damals die scheußlichen Ereignisse vom ö. und 6. Oktober "Mirabeau brachte den Nachmittag des ü. Octobers bis sechs Uhr Abends bei Die Literatur der Faustsage bis Ende des Jahres 1850, systematisch zu¬ Herausgegeben von Gustav Freytiig n"d Julian Schmidt. Als verantwort!. Ncvactenr legitimirt: F. W. Grnnow. - Verlag von F. L. Hcrbig in Leipzig. Druck von (5. (S. Elben in Leipzig. ausrief: „Ach! wie schadet die Unsittlichkeit meiner Jugend jetzt der Gegen Ende September 1789 fragte Mirabeau, wenn er vom Hofe sprach: Sah sein Scharfsinn damals die scheußlichen Ereignisse vom ö. und 6. Oktober „Mirabeau brachte den Nachmittag des ü. Octobers bis sechs Uhr Abends bei Die Literatur der Faustsage bis Ende des Jahres 1850, systematisch zu¬ Herausgegeben von Gustav Freytiig n»d Julian Schmidt. Als verantwort!. Ncvactenr legitimirt: F. W. Grnnow. - Verlag von F. L. Hcrbig in Leipzig. Druck von (5. (S. Elben in Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0244" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280861"/> <p xml:id="ID_743" prev="#ID_742"> ausrief: „Ach! wie schadet die Unsittlichkeit meiner Jugend jetzt der<lb/> öffentlich en Sache!"</p><lb/> <p xml:id="ID_744"> Gegen Ende September 1789 fragte Mirabeau, wenn er vom Hofe sprach:<lb/> „Woran denken denn diese Leute? Sehen sie die Abgründe nicht, die<lb/> sich unter ihren Füßen graben?" Einmal sogar, wo er heftiger aufgeregt war<lb/> als gewöhnlich, schrie er: „Alles ist verloren! der König und die Königin<lb/> werden umkommen, und sie sollen es sehen: der Pöbel wird mit ihren<lb/> Leichen das Pflaster schlagen!" — Er bemerkte das Entsetzen, das mir dieser<lb/> Ausdruck verursachte. — „Ja, ja," wiederholte er, „man wird das Pflaster mit<lb/> ihren Leichen schlagen; sie kennen nicht die Gefahren ihrer Stellung;<lb/> man müßte sie doch damit bekannt machen."</p><lb/> <p xml:id="ID_745"> Sah sein Scharfsinn damals die scheußlichen Ereignisse vom ö. und 6. Oktober<lb/> voraus? — Mau darf dieses annehmen. Aber nicht blos gegen mich sprach er sich<lb/> so ans; vor Niemandem verbarg er seine Ansichten und Besorgnisse. Darum habe»<lb/> seine Feinde, und vielleicht auch Viele, die nicht seine Feinde waren, gesagt, er habe selbst<lb/> die Bewegung vom ü. October vorbereitet und die Hauptrolle darin gespielt.</p><lb/> <p xml:id="ID_746"> „Mirabeau brachte den Nachmittag des ü. Octobers bis sechs Uhr Abends bei<lb/> mir zu. Wir speisten allein mit einander; die Zeit füllten Gespräche über die unver¬<lb/> meidlichen Gefahren des von dem Hofe befolgten Systems und der in Paris herrschen¬<lb/> den Aufregung. Wir wußten indessen noch nicht, was man dort für diesen Tag vor¬<lb/> bereitete. Alle Reden Mirabeau's hierüber bezogen sich auf die Gewandtheit und Energie<lb/> welche die Umstände erheischten, und wol wäre es zu Wünschen gewesen, man hätte<lb/> diesen Gegenstand im Rathe des Königs so besprochen, wie Mirabeau ihn bei no'<lb/> besprach. Weit entfernt, sich in seinen Bemerkungen und in der Art, wie er sie ent¬<lb/> wickelte, aufrührerisch zu zeigen, sprach er wie ein großer Bürger. Auch erkläre ich<lb/> aus der Fülle meines Gewissens, daß er, in Gesinnungen und Handlungen, jenen Um¬<lb/> trieben durchaus fremd war, die eine so heftige Gährung in Paris erregten. Ich w»ß<lb/> allerdings zugestehen, daß die Aufrührer sich der Reden und Grundsätze bedienten, welche<lb/> seine revolutionaire Beredtsamkeit, gleich zu Anfange der Versammlung, von der Tribune<lb/> herab hatte ertönen lassen. In diesem Sinne, aber auch nur in diesem, kann man ih»><lb/> vorwerfen, daß er zur Entflammung der Geister in Frankreich, und besonders in Paris,<lb/> beigetragen hat.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Die Literatur der Faustsage</head> <p xml:id="ID_747"> bis Ende des Jahres 1850, systematisch zu¬<lb/> sammengestellt von Franz Peter. Zweite Auflage. Leipzig, Voigt. — Die ältere<lb/> Literatur, auf die es hier allein ankommt, ist vollständig ! bei der neuen war eine se'lebe<lb/> Vollständigkeit kaum zu erreichen, und so sind in derselben denn manche Lücken geblieben,<lb/> die aber im Wesentlichen nicht viel zu bedeuten haben. Der Verfasser hätte sich 'ibe>-<lb/> haupt in diesem zweiten Theile mir ans die bedeutenden Sachen beschränken und bu<lb/> denselben kurz angeben sollen, was man darin zu suchen hat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Herausgegeben von Gustav Freytiig n»d Julian Schmidt.<lb/> Als verantwort!. Ncvactenr legitimirt: F. W. Grnnow. - Verlag von F. L. Hcrbig<lb/> in Leipzig.<lb/> Druck von (5. (S. Elben in Leipzig.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0244]
ausrief: „Ach! wie schadet die Unsittlichkeit meiner Jugend jetzt der
öffentlich en Sache!"
Gegen Ende September 1789 fragte Mirabeau, wenn er vom Hofe sprach:
„Woran denken denn diese Leute? Sehen sie die Abgründe nicht, die
sich unter ihren Füßen graben?" Einmal sogar, wo er heftiger aufgeregt war
als gewöhnlich, schrie er: „Alles ist verloren! der König und die Königin
werden umkommen, und sie sollen es sehen: der Pöbel wird mit ihren
Leichen das Pflaster schlagen!" — Er bemerkte das Entsetzen, das mir dieser
Ausdruck verursachte. — „Ja, ja," wiederholte er, „man wird das Pflaster mit
ihren Leichen schlagen; sie kennen nicht die Gefahren ihrer Stellung;
man müßte sie doch damit bekannt machen."
Sah sein Scharfsinn damals die scheußlichen Ereignisse vom ö. und 6. Oktober
voraus? — Mau darf dieses annehmen. Aber nicht blos gegen mich sprach er sich
so ans; vor Niemandem verbarg er seine Ansichten und Besorgnisse. Darum habe»
seine Feinde, und vielleicht auch Viele, die nicht seine Feinde waren, gesagt, er habe selbst
die Bewegung vom ü. October vorbereitet und die Hauptrolle darin gespielt.
„Mirabeau brachte den Nachmittag des ü. Octobers bis sechs Uhr Abends bei
mir zu. Wir speisten allein mit einander; die Zeit füllten Gespräche über die unver¬
meidlichen Gefahren des von dem Hofe befolgten Systems und der in Paris herrschen¬
den Aufregung. Wir wußten indessen noch nicht, was man dort für diesen Tag vor¬
bereitete. Alle Reden Mirabeau's hierüber bezogen sich auf die Gewandtheit und Energie
welche die Umstände erheischten, und wol wäre es zu Wünschen gewesen, man hätte
diesen Gegenstand im Rathe des Königs so besprochen, wie Mirabeau ihn bei no'
besprach. Weit entfernt, sich in seinen Bemerkungen und in der Art, wie er sie ent¬
wickelte, aufrührerisch zu zeigen, sprach er wie ein großer Bürger. Auch erkläre ich
aus der Fülle meines Gewissens, daß er, in Gesinnungen und Handlungen, jenen Um¬
trieben durchaus fremd war, die eine so heftige Gährung in Paris erregten. Ich w»ß
allerdings zugestehen, daß die Aufrührer sich der Reden und Grundsätze bedienten, welche
seine revolutionaire Beredtsamkeit, gleich zu Anfange der Versammlung, von der Tribune
herab hatte ertönen lassen. In diesem Sinne, aber auch nur in diesem, kann man ih»>
vorwerfen, daß er zur Entflammung der Geister in Frankreich, und besonders in Paris,
beigetragen hat.
Die Literatur der Faustsage bis Ende des Jahres 1850, systematisch zu¬
sammengestellt von Franz Peter. Zweite Auflage. Leipzig, Voigt. — Die ältere
Literatur, auf die es hier allein ankommt, ist vollständig ! bei der neuen war eine se'lebe
Vollständigkeit kaum zu erreichen, und so sind in derselben denn manche Lücken geblieben,
die aber im Wesentlichen nicht viel zu bedeuten haben. Der Verfasser hätte sich 'ibe>-
haupt in diesem zweiten Theile mir ans die bedeutenden Sachen beschränken und bu
denselben kurz angeben sollen, was man darin zu suchen hat.
Herausgegeben von Gustav Freytiig n»d Julian Schmidt.
Als verantwort!. Ncvactenr legitimirt: F. W. Grnnow. - Verlag von F. L. Hcrbig
in Leipzig.
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