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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.

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zogen waren, erschien eine walachische Deputation und Ehrengeschenken und neuem
Proviant, die Schweden erwiederten dieselben ans der gemachten Beute und
200 schwedische Reiter gaben der walachischen Deputation das Ehrengeleite bis
in ihre Berge. Bald darauf erschien Kowär selbst an der Spitze eines wohl-
gerüsteten walachischen Haufens zu Olmütz, und verlangte, ankämpfen zu dürfen
im. schwedischen Heere. General Patkul antwortete, die Walachen müßten erst durch
eine wackere Kriegsthat beweisen, daß sie würdig seien, uuter Schwedens Löwen¬
banner zu fechten. Zwei Meilen von Olmütz lag das alte, feste Schloß Hlubvka,
wohl bewehrt und mit guten Truppen besetzt, eine stattliche Zufluchtsstätte der
vermöglichern Umwohner, welche ihre bestes Habe vor dem Feinde dahin gerettet
hatten. Dies Schloß sollten die Walachen einnehmen, um sich die Aufnahme in
das schwedische Heer zu verdienen. Köw-ir und sein Volk erstiegen Hluboka in
einer Nacht, plünderten und zerstörten es. Auf ihrem sicgeStruukeueu Rückzug
überfiel sie ein übermächtiger östreichischer Heereshaufen uuter Puchheim's Commando.
Die Walachen wurden nach wüthender Gegenwehr überwunden und zusammengebaut",
und nur 30 Reiter entkamen mit Kowär nach Olmütz. Kowär warb neue Leute in
seinen Bergen und nahm Theil an mehren Waffenthaten der Schweden in Mähren,
z. B. bei der Belagerung von Kremsier. Die Kaiserlichen, waren äußerst erbittert
gegen die Walachen; keinem derselben gaben sie Pardon, ein gefangener Walach
mußte den andern selbst aufhängen. Schlimmer noch ging es den Walachen uach
der Schweden Abzug. Graf Notal führte eine Exeentivnsarmee gegen sie und
bezwang sie nach langer Gegenwehr. Alle Walachen, die Waffen führen konnten,
wurden hingerichtet durch Rad, Pfahl und Scheiterhaufen. Kowär und sein Sohn
starben zu Brünn aus dem Rad. El" polnischer Priester, Paul Kempa, machte
die Walachen später, unterstützt vou ein paar kaiserlichen Dragonerregimcntcrn,
gilt katholisch. Roman, der Greis, überlebte seines Volkes Fall, den viele Na¬
tionallieder gar kläglich beweinen. Eines beginnt:

ein Anderes:

(1 Koimmv, o lion-mo,
"5^ ^VgI-1S8ki^ KiZpolgllv.
,,?iislj lioi^ Walassi,
M lioMMVVV SÄlllSSi,

In den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts empörten sich die Walachen
" 5^ wieder und wurden blutig niedergedrückt.




Oestreiehisehe Finanzen.



Das Verwaltungsjahr wird in Oestreich vom 1. November bis letzten October
gerechnet. Der Finanzminister hat zu wiederholtenmalen die Erklärung abgegeben,
daß nach dem Schlüsse eiues jeden Monates regelmäßig der Ausweis über den
Stand der Staats-Ausgaben und -Einnahmen veröffentlicht werden soll. Diese,


zogen waren, erschien eine walachische Deputation und Ehrengeschenken und neuem
Proviant, die Schweden erwiederten dieselben ans der gemachten Beute und
200 schwedische Reiter gaben der walachischen Deputation das Ehrengeleite bis
in ihre Berge. Bald darauf erschien Kowär selbst an der Spitze eines wohl-
gerüsteten walachischen Haufens zu Olmütz, und verlangte, ankämpfen zu dürfen
im. schwedischen Heere. General Patkul antwortete, die Walachen müßten erst durch
eine wackere Kriegsthat beweisen, daß sie würdig seien, uuter Schwedens Löwen¬
banner zu fechten. Zwei Meilen von Olmütz lag das alte, feste Schloß Hlubvka,
wohl bewehrt und mit guten Truppen besetzt, eine stattliche Zufluchtsstätte der
vermöglichern Umwohner, welche ihre bestes Habe vor dem Feinde dahin gerettet
hatten. Dies Schloß sollten die Walachen einnehmen, um sich die Aufnahme in
das schwedische Heer zu verdienen. Köw-ir und sein Volk erstiegen Hluboka in
einer Nacht, plünderten und zerstörten es. Auf ihrem sicgeStruukeueu Rückzug
überfiel sie ein übermächtiger östreichischer Heereshaufen uuter Puchheim's Commando.
Die Walachen wurden nach wüthender Gegenwehr überwunden und zusammengebaut»,
und nur 30 Reiter entkamen mit Kowär nach Olmütz. Kowär warb neue Leute in
seinen Bergen und nahm Theil an mehren Waffenthaten der Schweden in Mähren,
z. B. bei der Belagerung von Kremsier. Die Kaiserlichen, waren äußerst erbittert
gegen die Walachen; keinem derselben gaben sie Pardon, ein gefangener Walach
mußte den andern selbst aufhängen. Schlimmer noch ging es den Walachen uach
der Schweden Abzug. Graf Notal führte eine Exeentivnsarmee gegen sie und
bezwang sie nach langer Gegenwehr. Alle Walachen, die Waffen führen konnten,
wurden hingerichtet durch Rad, Pfahl und Scheiterhaufen. Kowär und sein Sohn
starben zu Brünn aus dem Rad. El» polnischer Priester, Paul Kempa, machte
die Walachen später, unterstützt vou ein paar kaiserlichen Dragonerregimcntcrn,
gilt katholisch. Roman, der Greis, überlebte seines Volkes Fall, den viele Na¬
tionallieder gar kläglich beweinen. Eines beginnt:

ein Anderes:

(1 Koimmv, o lion-mo,
"5^ ^VgI-1S8ki^ KiZpolgllv.
,,?iislj lioi^ Walassi,
M lioMMVVV SÄlllSSi,

In den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts empörten sich die Walachen
" 5^ wieder und wurden blutig niedergedrückt.




Oestreiehisehe Finanzen.



Das Verwaltungsjahr wird in Oestreich vom 1. November bis letzten October
gerechnet. Der Finanzminister hat zu wiederholtenmalen die Erklärung abgegeben,
daß nach dem Schlüsse eiues jeden Monates regelmäßig der Ausweis über den
Stand der Staats-Ausgaben und -Einnahmen veröffentlicht werden soll. Diese,


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[0508] zogen waren, erschien eine walachische Deputation und Ehrengeschenken und neuem Proviant, die Schweden erwiederten dieselben ans der gemachten Beute und 200 schwedische Reiter gaben der walachischen Deputation das Ehrengeleite bis in ihre Berge. Bald darauf erschien Kowär selbst an der Spitze eines wohl- gerüsteten walachischen Haufens zu Olmütz, und verlangte, ankämpfen zu dürfen im. schwedischen Heere. General Patkul antwortete, die Walachen müßten erst durch eine wackere Kriegsthat beweisen, daß sie würdig seien, uuter Schwedens Löwen¬ banner zu fechten. Zwei Meilen von Olmütz lag das alte, feste Schloß Hlubvka, wohl bewehrt und mit guten Truppen besetzt, eine stattliche Zufluchtsstätte der vermöglichern Umwohner, welche ihre bestes Habe vor dem Feinde dahin gerettet hatten. Dies Schloß sollten die Walachen einnehmen, um sich die Aufnahme in das schwedische Heer zu verdienen. Köw-ir und sein Volk erstiegen Hluboka in einer Nacht, plünderten und zerstörten es. Auf ihrem sicgeStruukeueu Rückzug überfiel sie ein übermächtiger östreichischer Heereshaufen uuter Puchheim's Commando. Die Walachen wurden nach wüthender Gegenwehr überwunden und zusammengebaut», und nur 30 Reiter entkamen mit Kowär nach Olmütz. Kowär warb neue Leute in seinen Bergen und nahm Theil an mehren Waffenthaten der Schweden in Mähren, z. B. bei der Belagerung von Kremsier. Die Kaiserlichen, waren äußerst erbittert gegen die Walachen; keinem derselben gaben sie Pardon, ein gefangener Walach mußte den andern selbst aufhängen. Schlimmer noch ging es den Walachen uach der Schweden Abzug. Graf Notal führte eine Exeentivnsarmee gegen sie und bezwang sie nach langer Gegenwehr. Alle Walachen, die Waffen führen konnten, wurden hingerichtet durch Rad, Pfahl und Scheiterhaufen. Kowär und sein Sohn starben zu Brünn aus dem Rad. El» polnischer Priester, Paul Kempa, machte die Walachen später, unterstützt vou ein paar kaiserlichen Dragonerregimcntcrn, gilt katholisch. Roman, der Greis, überlebte seines Volkes Fall, den viele Na¬ tionallieder gar kläglich beweinen. Eines beginnt: ein Anderes: (1 Koimmv, o lion-mo, "5^ ^VgI-1S8ki^ KiZpolgllv. ,,?iislj lioi^ Walassi, M lioMMVVV SÄlllSSi, In den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts empörten sich die Walachen " 5^ wieder und wurden blutig niedergedrückt. Oestreiehisehe Finanzen. Das Verwaltungsjahr wird in Oestreich vom 1. November bis letzten October gerechnet. Der Finanzminister hat zu wiederholtenmalen die Erklärung abgegeben, daß nach dem Schlüsse eiues jeden Monates regelmäßig der Ausweis über den Stand der Staats-Ausgaben und -Einnahmen veröffentlicht werden soll. Diese,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/508>, abgerufen am 22.07.2024.