Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.es sich um Politik bekümmert, den Ruf eines ehrlichen Mannes und schlechten Porträts der Berliner Universität. 1. Crendelenburg. Der Gelehrte, dem diese Skizze gewidmet ist, hat sowohl in der philologi¬ Trendelenburg hat sich eines Glückes zu rühme", wie es Philosophen oft Man sagt, daß er seine rasche Beförderung in der akademischen Laufbahn es sich um Politik bekümmert, den Ruf eines ehrlichen Mannes und schlechten Porträts der Berliner Universität. 1. Crendelenburg. Der Gelehrte, dem diese Skizze gewidmet ist, hat sowohl in der philologi¬ Trendelenburg hat sich eines Glückes zu rühme», wie es Philosophen oft Man sagt, daß er seine rasche Beförderung in der akademischen Laufbahn <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0104" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278614"/> <p xml:id="ID_323" prev="#ID_322"> es sich um Politik bekümmert, den Ruf eines ehrlichen Mannes und schlechten<lb/> Musikanten genießt; Dr. Jung, bekannt durch seine Geschichte des Judenthums,<lb/> der in seiner Rede meinte: „Wann wir uns die ganze bisherige Generation als<lb/> eine einzige Mutter denken, so soll die folgende Generation die Tochter sein, und<lb/> die Mutter wendet ihre ganze Anstrengung an, daß diese Tochter besser, gerechter<lb/> als sie werde, und also auch glücklicher; mit einem Wort, es ist die Ausführung<lb/> der Idee, das Schöne des Himmels der Erde zuzuführen!" Endlich<lb/> Bruno Ban er, von dem ich mir vorbehalte, bei Besprechung seines neuesten<lb/> Werks über die „bürgerliche" Revolution des letzten Jahres eine ausführliche Cha¬<lb/> rakteristik zu geben, Theodor Munde, Dr. Virchow, Nees v. Essen deck<lb/> und Hoffmann v. Fallersleben. Auch auf diese werden wir Gelegenheit finden,<lb/> zurückzukommen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Porträts der Berliner Universität.</head><lb/> <div n="2"> <head> 1. Crendelenburg.</head><lb/> <p xml:id="ID_324"> Der Gelehrte, dem diese Skizze gewidmet ist, hat sowohl in der philologi¬<lb/> schen als in der philosophischen Welt el^im geachteten Namen.</p><lb/> <p xml:id="ID_325"> Trendelenburg hat sich eines Glückes zu rühme», wie es Philosophen oft<lb/> nicht zu Theil wird. Sehr jung gelangte er zu einer ordentliche'.: Professur an<lb/> der Berliner Universität. Schon seit vielen Jahren beherrscht er durch seine<lb/> Stellung als Examinator sowohl bei dem höhern Schnlcxamen als bei den Pro¬<lb/> motionen die philosophischen Studien bei der Jugend. Obgleich er erst wenig<lb/> über vierzig Jahre alt ist, ist er schon zwei oder drei Mal Decan der philoso¬<lb/> phischen Fakultät und einmal Rector gewesen. Seine Wahl zum Rector erregte<lb/> allgemeine Zufriedenheit, weil sein öfteres Auftreten der Art ist, daß es nach kei¬<lb/> ner Seite hin verletzt. Vor etwa zwei Jahren wurde er Mitglied der Akademie.<lb/> Bald nach seiner Aufnahme hielt Raumer den bekannten Vortrag über Friedlich<lb/> den Großen, der sein Ausscheiden zur Folge hatte. In seine Stelle wählte man<lb/> Trendelenburg zum Secretär der Akademie.</p><lb/> <p xml:id="ID_326" next="#ID_327"> Man sagt, daß er seine rasche Beförderung in der akademischen Laufbahn<lb/> seiner Bekanntschaft mit Nagler verdankt. Ich weiß nicht, was daran wahr sein<lb/> mag; doch hat er schon früh sich dnrch zwei kleine Abhandlungen, die sich aus<lb/> Punkte der platonischen und aristotelischen Philosophie bezogen, vortheilhaft be¬<lb/> kannt gemacht. Ueberhaupt kam seine philosophische Richtung der frühern Regie¬<lb/> rung erwünscht, theils weil er eine scharfe und glückliche Kritik an den Hegelia¬<lb/> nern übte, theils weil er den Principien des germanisch-christlichen Staates näher<lb/> stand, als die meisten andern Philosophen. Er liebt nicht die wohlfeile höhnende<lb/> Opposition gegen alles Bestehende, mit der selbst Universität-Docenten oft um</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0104]
es sich um Politik bekümmert, den Ruf eines ehrlichen Mannes und schlechten
Musikanten genießt; Dr. Jung, bekannt durch seine Geschichte des Judenthums,
der in seiner Rede meinte: „Wann wir uns die ganze bisherige Generation als
eine einzige Mutter denken, so soll die folgende Generation die Tochter sein, und
die Mutter wendet ihre ganze Anstrengung an, daß diese Tochter besser, gerechter
als sie werde, und also auch glücklicher; mit einem Wort, es ist die Ausführung
der Idee, das Schöne des Himmels der Erde zuzuführen!" Endlich
Bruno Ban er, von dem ich mir vorbehalte, bei Besprechung seines neuesten
Werks über die „bürgerliche" Revolution des letzten Jahres eine ausführliche Cha¬
rakteristik zu geben, Theodor Munde, Dr. Virchow, Nees v. Essen deck
und Hoffmann v. Fallersleben. Auch auf diese werden wir Gelegenheit finden,
zurückzukommen.
Porträts der Berliner Universität.
1. Crendelenburg.
Der Gelehrte, dem diese Skizze gewidmet ist, hat sowohl in der philologi¬
schen als in der philosophischen Welt el^im geachteten Namen.
Trendelenburg hat sich eines Glückes zu rühme», wie es Philosophen oft
nicht zu Theil wird. Sehr jung gelangte er zu einer ordentliche'.: Professur an
der Berliner Universität. Schon seit vielen Jahren beherrscht er durch seine
Stellung als Examinator sowohl bei dem höhern Schnlcxamen als bei den Pro¬
motionen die philosophischen Studien bei der Jugend. Obgleich er erst wenig
über vierzig Jahre alt ist, ist er schon zwei oder drei Mal Decan der philoso¬
phischen Fakultät und einmal Rector gewesen. Seine Wahl zum Rector erregte
allgemeine Zufriedenheit, weil sein öfteres Auftreten der Art ist, daß es nach kei¬
ner Seite hin verletzt. Vor etwa zwei Jahren wurde er Mitglied der Akademie.
Bald nach seiner Aufnahme hielt Raumer den bekannten Vortrag über Friedlich
den Großen, der sein Ausscheiden zur Folge hatte. In seine Stelle wählte man
Trendelenburg zum Secretär der Akademie.
Man sagt, daß er seine rasche Beförderung in der akademischen Laufbahn
seiner Bekanntschaft mit Nagler verdankt. Ich weiß nicht, was daran wahr sein
mag; doch hat er schon früh sich dnrch zwei kleine Abhandlungen, die sich aus
Punkte der platonischen und aristotelischen Philosophie bezogen, vortheilhaft be¬
kannt gemacht. Ueberhaupt kam seine philosophische Richtung der frühern Regie¬
rung erwünscht, theils weil er eine scharfe und glückliche Kritik an den Hegelia¬
nern übte, theils weil er den Principien des germanisch-christlichen Staates näher
stand, als die meisten andern Philosophen. Er liebt nicht die wohlfeile höhnende
Opposition gegen alles Bestehende, mit der selbst Universität-Docenten oft um
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