Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. III. Band.nichts als ein trauriger Hanswurst in einer steifleinenen Jacke von Zeituugsphra- O es ist sehr traurig; mit heiterer Verehrung fing ich an und mit gräulicher Erinnerungen aus Altöstreich. ^ ' Zum böhmischen Dornbusch. Franz Hvlweg führte mich nach einem Wirthshäuschen an der Moldau, wo ") Die stockböhmischen Bauer"; von der Frage uoxak (was?), mit der sie dem Fremden
antworten. nichts als ein trauriger Hanswurst in einer steifleinenen Jacke von Zeituugsphra- O es ist sehr traurig; mit heiterer Verehrung fing ich an und mit gräulicher Erinnerungen aus Altöstreich. ^ ' Zum böhmischen Dornbusch. Franz Hvlweg führte mich nach einem Wirthshäuschen an der Moldau, wo ») Die stockböhmischen Bauer»; von der Frage uoxak (was?), mit der sie dem Fremden
antworten. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0124" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/277554"/> <p xml:id="ID_378" prev="#ID_377"> nichts als ein trauriger Hanswurst in einer steifleinenen Jacke von Zeituugsphra-<lb/> sen. Solche Ungereimtheiten könnten Sie eben so gut behaupten, als Ihre eigene<lb/> Unschuld.</p><lb/> <p xml:id="ID_379"> O es ist sehr traurig; mit heiterer Verehrung fing ich an und mit gräulicher<lb/> Anklage muß ick schließen. — Magistrat von Hannover, wie Ihre und Ihrer<lb/> Stadtcasse Rechnung steht, das müssen Sie selbst am besten wissen; haben Sie<lb/> im Uebermuth wilder Jugend gefehlt, vielleicht, daß lebenslängliche Neue den<lb/> erzürnten Geist des Jahrhunderts versöhnt, haben Sie gehandelt mit dem Be¬<lb/> wußtsein, eine verhängnißvolle That zu ihn», so wird Ihr Namen aufgezeichnet<lb/> werden hinter Dschingischan, Batnchan, Robespierre und andern Geißeln, welche<lb/> bestimmt waren die Völker zu züchtige». Und so mich schmerzvoll in meinen<lb/> Mantel sullent, überlasse ich Sie Ihrem Geschick. Mein letzter Wunsch aber<lb/> Ihnen gegenüber ist, daß es diesen Zeilen gelingen möge, die beleidigte Mensch¬<lb/> heit an Ihnen zu rächen nach dem alten Spruch: Auge um Auge, Zahn um Zahn.<lb/> Sie sind Ursache, daß eine Pantomime die Welt in Verwirrung gesetzt hat, mögen<lb/> diese Zeilen die Wirkung haben, daß Sie dieselbe Pantomime noch einmal machen<lb/><note type="byline"> None.</note> — an sich selbst. </p><lb/> </div> <div n="1"> <head> Erinnerungen aus Altöstreich.</head><lb/> <div n="2"> <head> ^ '<lb/> Zum böhmischen Dornbusch.</head><lb/> <p xml:id="ID_380" next="#ID_381"> Franz Hvlweg führte mich nach einem Wirthshäuschen an der Moldau, wo<lb/> ich seine czechischen Freunde beisammen finden sollte. Während des langen Weges<lb/> dachte ich fortwährend an seinen Vater; und ich erinnere mich jetzt noch lebhaft<lb/> des kleinen rund- und kahlköpfigen Mannes, der als Witzbold und munterer Ge¬<lb/> sellschafter das Entzücken aller lebenslustigen Pfarrer der Umgegend war, so daß<lb/> er selten bei einem geistlichen Gelage fehlte. Muße hatte er vollauf, trotz seiner<lb/> ärztlichen Anstellung auf deu Gütern des Grafen K.; seine Geschicklicht'eit rühmte<lb/> man weit.und breit, er aber nicht seine Praxis, denn, wie er zu sagen pflegte,<lb/> wenn nicht bald die Cholera Morbus wiederkommt, so kann ich das ganze Jahr<lb/> bei deu frommen Herrn Krippen reiten; die Herrschaften auf dein Lande lassen<lb/> beim leisesten Schimpfen ein Professorenconsilium aus Prag kommen und die<lb/> „Zopaken"*) find so ungebildet, daß sie keine andere Krankheit kennen als die</p><lb/> <note xml:id="FID_7" place="foot"> ») Die stockböhmischen Bauer»; von der Frage uoxak (was?), mit der sie dem Fremden<lb/> antworten.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0124]
nichts als ein trauriger Hanswurst in einer steifleinenen Jacke von Zeituugsphra-
sen. Solche Ungereimtheiten könnten Sie eben so gut behaupten, als Ihre eigene
Unschuld.
O es ist sehr traurig; mit heiterer Verehrung fing ich an und mit gräulicher
Anklage muß ick schließen. — Magistrat von Hannover, wie Ihre und Ihrer
Stadtcasse Rechnung steht, das müssen Sie selbst am besten wissen; haben Sie
im Uebermuth wilder Jugend gefehlt, vielleicht, daß lebenslängliche Neue den
erzürnten Geist des Jahrhunderts versöhnt, haben Sie gehandelt mit dem Be¬
wußtsein, eine verhängnißvolle That zu ihn», so wird Ihr Namen aufgezeichnet
werden hinter Dschingischan, Batnchan, Robespierre und andern Geißeln, welche
bestimmt waren die Völker zu züchtige». Und so mich schmerzvoll in meinen
Mantel sullent, überlasse ich Sie Ihrem Geschick. Mein letzter Wunsch aber
Ihnen gegenüber ist, daß es diesen Zeilen gelingen möge, die beleidigte Mensch¬
heit an Ihnen zu rächen nach dem alten Spruch: Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Sie sind Ursache, daß eine Pantomime die Welt in Verwirrung gesetzt hat, mögen
diese Zeilen die Wirkung haben, daß Sie dieselbe Pantomime noch einmal machen
None. — an sich selbst.
Erinnerungen aus Altöstreich.
^ '
Zum böhmischen Dornbusch.
Franz Hvlweg führte mich nach einem Wirthshäuschen an der Moldau, wo
ich seine czechischen Freunde beisammen finden sollte. Während des langen Weges
dachte ich fortwährend an seinen Vater; und ich erinnere mich jetzt noch lebhaft
des kleinen rund- und kahlköpfigen Mannes, der als Witzbold und munterer Ge¬
sellschafter das Entzücken aller lebenslustigen Pfarrer der Umgegend war, so daß
er selten bei einem geistlichen Gelage fehlte. Muße hatte er vollauf, trotz seiner
ärztlichen Anstellung auf deu Gütern des Grafen K.; seine Geschicklicht'eit rühmte
man weit.und breit, er aber nicht seine Praxis, denn, wie er zu sagen pflegte,
wenn nicht bald die Cholera Morbus wiederkommt, so kann ich das ganze Jahr
bei deu frommen Herrn Krippen reiten; die Herrschaften auf dein Lande lassen
beim leisesten Schimpfen ein Professorenconsilium aus Prag kommen und die
„Zopaken"*) find so ungebildet, daß sie keine andere Krankheit kennen als die
») Die stockböhmischen Bauer»; von der Frage uoxak (was?), mit der sie dem Fremden
antworten.
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