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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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irgend ein Princip gewählten Advocaten, Bauern, Kaufleute, Beamte u. s. w. sol¬
len über Fragen des Rechts und der Administration ihre Entscheidung geben, von
denen die größere Zahl nichts versteht. Die Jnconvenienz eines solchen Verfah¬
rens hat aus den Begriff des Zweikammersystems geführt, durch welches aber die
Sache um nichts gebessert wird, so lange die erste Kammer aus denselben Ele¬
menten besteht, als die zweite, auch wenn ihre Mitglieder älter und wohlhaben¬
der sein sollten als die eigentlichen Volksvertreter. Was eigentlich eine erste Kam^
mer soll, haben wir in unserm Programme aus einander gesetzt; sie soll die tech¬
nische Grundlage bilden, nach welcher die Geschwornen der zweiten Kammer ihr
Urtheil abzugeben habe". Sie soll ein Staatsrath sein, bestehend aus den De¬
putaten der Handelskammern, der Domäueiwerwaltnng, der Gerichte, des Gene¬
ralstabs u. s. w., deren Berathung für jede bestimmte Frage das Material abgibt^
welches durch den Beschluß der zweiten Kammer seine formale Erledigung findet.
Jede andere Form ist nur Palliativ.

Adieu, Friedmann. Ihrer ganzen Gesinnung nach gehören Sie uns an. "Ihre
Partei" hat keine Zukunft, auch wenn Vieles von den entsprechenden Einfällen,
die ihr eiuen Augenblick über den andern kommen, in Erfüllung gehen sollte. Dem
Betrunkenen geht es eben so; darum ist die einzige Zukunft des Rausches doch
nur der Katzenjammer. Trauen Sie darin einem alten Praktikus.


Auf Wiedersehen. .
Julian Schmidt.


Der Aufstand der Moldau-Walachen



Im 47. Hefte der Grenzboten sind im Allgemeinen die Ereignisse in der Moldau
und Walachei erwähnt worden, welche zum Zweck hatten, diese Länder dem russischen
Einfluß zu entziehn; die bekannte Note des russischen Cabinets an die Mächte Europa'S,
welche die Romaine" als einen Haufen Communisten schildert, macht ein näheres Ein¬
gehen auf die derartigen Verhältnisse mit Bezug auf Deutschland nothwendig. Die
Romainen sind durchaus nicht Rebellen; sie haben gegen ihren Souverän, den Groß-
sultan nichts unternommen, im Gegentheil war ihre Bewegung dazu geeignet, der
Pforte Kräftigung gegen ihren gefährlichsten Feind, Nußland, zu gewähren. Auch
hatten die Moldau-Walachei, durchaus keine Beschwerden gegen die Pforte; sie erhielt


irgend ein Princip gewählten Advocaten, Bauern, Kaufleute, Beamte u. s. w. sol¬
len über Fragen des Rechts und der Administration ihre Entscheidung geben, von
denen die größere Zahl nichts versteht. Die Jnconvenienz eines solchen Verfah¬
rens hat aus den Begriff des Zweikammersystems geführt, durch welches aber die
Sache um nichts gebessert wird, so lange die erste Kammer aus denselben Ele¬
menten besteht, als die zweite, auch wenn ihre Mitglieder älter und wohlhaben¬
der sein sollten als die eigentlichen Volksvertreter. Was eigentlich eine erste Kam^
mer soll, haben wir in unserm Programme aus einander gesetzt; sie soll die tech¬
nische Grundlage bilden, nach welcher die Geschwornen der zweiten Kammer ihr
Urtheil abzugeben habe». Sie soll ein Staatsrath sein, bestehend aus den De¬
putaten der Handelskammern, der Domäueiwerwaltnng, der Gerichte, des Gene¬
ralstabs u. s. w., deren Berathung für jede bestimmte Frage das Material abgibt^
welches durch den Beschluß der zweiten Kammer seine formale Erledigung findet.
Jede andere Form ist nur Palliativ.

Adieu, Friedmann. Ihrer ganzen Gesinnung nach gehören Sie uns an. „Ihre
Partei" hat keine Zukunft, auch wenn Vieles von den entsprechenden Einfällen,
die ihr eiuen Augenblick über den andern kommen, in Erfüllung gehen sollte. Dem
Betrunkenen geht es eben so; darum ist die einzige Zukunft des Rausches doch
nur der Katzenjammer. Trauen Sie darin einem alten Praktikus.


Auf Wiedersehen. .
Julian Schmidt.


Der Aufstand der Moldau-Walachen



Im 47. Hefte der Grenzboten sind im Allgemeinen die Ereignisse in der Moldau
und Walachei erwähnt worden, welche zum Zweck hatten, diese Länder dem russischen
Einfluß zu entziehn; die bekannte Note des russischen Cabinets an die Mächte Europa'S,
welche die Romaine» als einen Haufen Communisten schildert, macht ein näheres Ein¬
gehen auf die derartigen Verhältnisse mit Bezug auf Deutschland nothwendig. Die
Romainen sind durchaus nicht Rebellen; sie haben gegen ihren Souverän, den Groß-
sultan nichts unternommen, im Gegentheil war ihre Bewegung dazu geeignet, der
Pforte Kräftigung gegen ihren gefährlichsten Feind, Nußland, zu gewähren. Auch
hatten die Moldau-Walachei, durchaus keine Beschwerden gegen die Pforte; sie erhielt


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[0451] irgend ein Princip gewählten Advocaten, Bauern, Kaufleute, Beamte u. s. w. sol¬ len über Fragen des Rechts und der Administration ihre Entscheidung geben, von denen die größere Zahl nichts versteht. Die Jnconvenienz eines solchen Verfah¬ rens hat aus den Begriff des Zweikammersystems geführt, durch welches aber die Sache um nichts gebessert wird, so lange die erste Kammer aus denselben Ele¬ menten besteht, als die zweite, auch wenn ihre Mitglieder älter und wohlhaben¬ der sein sollten als die eigentlichen Volksvertreter. Was eigentlich eine erste Kam^ mer soll, haben wir in unserm Programme aus einander gesetzt; sie soll die tech¬ nische Grundlage bilden, nach welcher die Geschwornen der zweiten Kammer ihr Urtheil abzugeben habe». Sie soll ein Staatsrath sein, bestehend aus den De¬ putaten der Handelskammern, der Domäueiwerwaltnng, der Gerichte, des Gene¬ ralstabs u. s. w., deren Berathung für jede bestimmte Frage das Material abgibt^ welches durch den Beschluß der zweiten Kammer seine formale Erledigung findet. Jede andere Form ist nur Palliativ. Adieu, Friedmann. Ihrer ganzen Gesinnung nach gehören Sie uns an. „Ihre Partei" hat keine Zukunft, auch wenn Vieles von den entsprechenden Einfällen, die ihr eiuen Augenblick über den andern kommen, in Erfüllung gehen sollte. Dem Betrunkenen geht es eben so; darum ist die einzige Zukunft des Rausches doch nur der Katzenjammer. Trauen Sie darin einem alten Praktikus. Auf Wiedersehen. . Julian Schmidt. Der Aufstand der Moldau-Walachen Im 47. Hefte der Grenzboten sind im Allgemeinen die Ereignisse in der Moldau und Walachei erwähnt worden, welche zum Zweck hatten, diese Länder dem russischen Einfluß zu entziehn; die bekannte Note des russischen Cabinets an die Mächte Europa'S, welche die Romaine» als einen Haufen Communisten schildert, macht ein näheres Ein¬ gehen auf die derartigen Verhältnisse mit Bezug auf Deutschland nothwendig. Die Romainen sind durchaus nicht Rebellen; sie haben gegen ihren Souverän, den Groß- sultan nichts unternommen, im Gegentheil war ihre Bewegung dazu geeignet, der Pforte Kräftigung gegen ihren gefährlichsten Feind, Nußland, zu gewähren. Auch hatten die Moldau-Walachei, durchaus keine Beschwerden gegen die Pforte; sie erhielt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/451>, abgerufen am 24.12.2024.